Es war ein verstörender und
mitleiderregender Auftritt, den Bundesfamilienministerin Anne Spiegel am Sonntag
aufs Berliner Parkett gelegt hat. Ungewöhnlich der Auftritt, Frau Spiegel war
offensichtlich angespannt und nervlich am Ende, ungewöhnlich auch der
Zeitpunkt. Was verkündet man am Sonntag um 21 Uhr, was man nicht auch am Montag
um zehn Uhr verkünden könnte? Ungewöhnlich auch das Thema: Sie berichtete von
ihrer persönlichen Überforderung mit einem kranken Ehemann und vier kleinen
Kindern in Corona-Zeiten. Ihre Work-Life-Balance war durch die Erkrankung des
Ehepartners, der sie in ihrem Job nicht mehr entlasten konnte, und den
Hausunterricht aufgrund der Pandemie durcheinandergeraten. Das komplexe Gefüge
aus Privat- und Berufsleben war zerbrochen.
Jetzt ist sie zurückgetreten und
in die alte Falle geraten, die für viele Frauen verhängnisvoll ist: die
Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Zu diesem Thema habe ich im Auftrag der
Hans-Böckler-Stiftung vor einigen Jahren mit drei Kollegen ein
Forschungsprojekt durchgeführt. Das Buch zum Projekt nannten wir „Prekäre
Balancen“. Die moderne Arbeitswelt verlangt eine hohe Flexibilität, permanente
Erreichbarkeit, Bereitschaft zu Mehrarbeit und Priorisierung der Arbeit. Gerade
in Führungspositionen. Daran scheitern nicht die Männer. Sie delegieren die
Familien- und Hausarbeit an ihre Gattin, an Putzfrauen und Kindermädchen. Natürlich
ist Frau Spiegel in erster Linie an der unglücklichen Wahl ihres Urlaubstermins
direkt nach der Flutkatastrophe im Ahrtal und an ihren Lügen bezüglich der
Teilnahme an Kabinettssitzungen gescheitert. Aber eigentlich scheiterte sie an
der Überforderung durch einen anspruchsvollen Fulltime-Job und ein
Fulltime-Familienleben.
Es hat ihre Kräfte erschöpft.
Sie wirkte am Sonntag, als wäre sie ausgebrannt, obwohl sie erst 41 Jahre alt
ist. Sicher lebt sie in materiellem Wohlstand. Aber ein hoher Lebensstandard
garantiert noch keine hohe Lebensqualität. Zu letzterem gehört frei verfügbare
Zeit, für sich selbst, für eigene Interessen, zur Erholung. Die Berliner Journaille,
der politische Gegner und zuletzt ihre eigene Partei haben ihren Kopf
gefordert. Sie haben ihn bekommen. Ihre Karriere ist beendet. Viele Frauen werden
diesen Vorgang aufmerksam beobachtet haben. In der Ferne lacht Andi Scheuer.
Wem es in der Küche zu heiss ist, sollte kein Ponyhof betreten. Oder so.
AntwortenLöschenChauvi.
Löschenwie recht du hast, lieber matthias. wer solche parteifreunde hat, braucht keine feinde. die private situation war bestimmt manchen "freunden und freundinnen" bekannt, da hätte ja auch mal jemand hilfe vermitteln können, oder einen tipp geben. aber war ja konkurrenz. die nullnummern wie scheuer, dobrinth, v. guttenberg und co. können sich auf ihre leute verlassen. schade, hoffentlich lernen die frauen daraus besser miteinander zu netzwerken.
AntwortenLöschenS C H A D E P U P A D E... 💃🏼
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