Donnerstag, 7. April 2022

Wohlstand verdienen

 

Unter den vielen Beleidigungen, die mir als Betreiber dieses Webauftritts schon zuteilwurden, war häufig die, ich sei sicher so ein reicher Schnösel, der noch nie gearbeitet hat, ein Bonze eben. Das kann ich bei dieser Gelegenheit einmal kurz korrigieren:

Ich habe nie den Porsche-Notruf oder die Flugbereitschaft der Arbeitsgemeinschaft deutscher Millionäre in Anspruch genommen, immer das Leben genossen, teils in liegender Position, war einige Jahre ausschließlich bekifft, habe häusliche Pflege durch mein Dienstpersonal in Anspruch genommen, war alleintrinkend und habe an Universitäten herumgelungert. Meine Lebensleistung kann sich absolut sehen lassen.

Disziplin in der Villa Bonetti

Derart verdient, lege ich mich freilich nicht aufs Ruhekissen und gebe mich der Dekadenz hin in der Ansicht, wer ein Bohémien sei, dürfe auch verlottern. Im Gegenteil. Ich lebe gesund, mache Sport und ernähre mich bewusst. Meine hervorragende körperliche Gesundheit ist das Resultat der Disziplin auch und gerade im privaten Bereich.

Beispielsweise sehe ich jede Woche die Sportschau und winke beim Morgenbier den Joggern vom Fensterbrett zu. Während Fußballweltmeisterschaften ernähre ich mich strikt vegan, also von Kartoffelchips und Salzstangen. Vom Küchenpersonal lasse ich mir Gerichte zubereiten, die mit hochwertigen Produkten hergestellt werden, die mir die lehnspflichtigen Biobauern aus der Umgebung regelmäßig liefern müssen. Ich höre förmlich das Lachen der glücklichen Kuh, wenn ich in meinen Vollkorn-Cheeseburger beiße. Auch die Zutaten für meine berühmte Gourmet-Pizza und die Lafer-Pommes mit Trüffelmayonnaise sind Fairtrade, Bio und hastenichgesehen.

Nun höre ich allenthalben, Armut mache krank, Arme stürben früher und hätten häufiger chronische Krankheiten. Sie hängen herum, fressen Müll, nutzen die ihnen zur Verfügung stehende Zeit nicht einmal dazu, sich etwas Frisches zu kochen, sondern werfen sich für teures Geld Fast Food ein oder wärmen sich Fertigfraß auf. Ihre allgemeine Neigung zu passiven Beschäftigungen, vor allem Schwachsinn-Bloggen, macht sie fett und träge. An Sport ist da gar nicht mehr zu denken. Sie sterben früher – an ihrer Arroganz.

Anreiz und Konsequenzen

Man könnte z.B. den ALG II-Satz erhöhen, aber sie müssten sich den vollen Tagessatz durch gesunde Ernährung und Sport verdienen, wovon sie doppelt profitieren. Jeden Morgen fünfzig Sit-ups, von einer App des Job-Centers überwacht. Arbeit auf den Spargelfeldern. Die gebückte Tätigkeit bereitet sie auf das Leben im Kapitalismus vor – und zwar am unteren Ende der Nahrungskette. Fernsehverbot für das Prekariat. Keine Zigaretten, kein Alkohol. Eine Fußfessel kontrolliert, ob sie Fastfood-Restaurants betreten. Bei Zuwiderhandlung trifft sie ein Stromschlag.

Es lebe Marx, es lebe Putin!

Steilvorlage des Jahres: Feynsinn » Gesundheit verdienen

 

 

7 Kommentare:

  1. Events im April 2022
    7 Do

    Weltgesundheitstag
    Keine-Hausarbeit-Tag
    Karamell-Popcorn-Tag
    Internationaler Tag des Gedenkens an den Völkermord in Ruanda
    New Beer's Eve

    ... korrekter BLOG - Beitrag zu den heutigen EVENTS weltweit.... DANKE 🥂🥙🍟🍰🦪🍔🌯🥃

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  2. Mir fehlt ehrlich gesagt das Durchhaltevermögen (geschweige denn die Muße), mir den als Ideengeber für diesen Post dienenden Blog bis in seine Urzeiten zurückzuverfolgen.

    Aber was ich – in den letzten zwei Jahren und vor allem in den letzten Wochen – bei „Feynsinn“ gelesen habe, führt mich zu der Ansicht, dass man die dort üblicherweise vorgebrachten Argumente mit den folgenden Stichworten umschreiben könnte:

    - Biste gegen mich, haste nix verstanden
    - Du bist ein Schlafschaf/US-Knecht/unter meinem (gottgleichen) Niveau
    - Was ein valides Argument ist, entscheide ich allein
    - Böse EU und böse Vereinigte Staaten (= böser Westen)
    - Autokratie ist geil, solange außerhalb EUSRAEL stattfindend/„westliche Demokratien“ = Mordor
    - Moralische Diskussionen sind dämlich, weil ich schlau bin/Moral ist sowieso nur eine beliebige und böse West-Konstruktion
    - Schritt 1: ?, Schritt 2: ?, Schritt 3: Friede, Freude, Eierkuchen
    - Aber die anderen: blablabla

    Praktisch jedes Mal, wenn ich Flatters Ergüsse lese, schäme ich mich dafür, dass ich in meiner (noch nicht so lange zurückliegenden) Jugend linksradikal war. Das zu schaffen, ist gar nicht so einfach. Man kann imho das „westliche“ System kritisieren, so viel man möchte (es bietet ja auch unbestritten reichlich Angriffsfläche!), aber eine dualistisch orientierte Grundhaltung ist dafür nicht zielführend (finde ich zumindest).

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    1. Arroganz und Aggression ersetzen Argumente. Die mangelnde Empathie mit Kriegsopfern und Hartz-IV-Empfängern ist möglicherweise ein Hinweis auf eine narzisstische Persönlichkeitsstörung. Dazu gehört auch die Prahlerei mit seinem Lebenslauf und die permanente Selbstüberschätzung als angeblicher Universalexperte. Peinlich. Wie sein großes Vorbild Putin duldet er nur noch Claqueure in seinem Umfeld.

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  3. Warum arbeitet ihr euch so an dem ab ?
    Ist ja auch lächerlich.
    Ihr gebt ihm genau die Aufmerksamkeit, die er will.
    Ich täte den halt labern lassen..
    Wie so viele andere auch.

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  4. Flatters Text besteht aus drei Teilen. Der erste Teil ist ernst gemeint. Der dritte Teil ist klar Ironie. Im grossen mittleren Teil ist mE nichts klar. So kann er dann in gewohnter Hütchenspieler-Manier agieren und argumentieren. Er tut mir nur noch leid.

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  5. To whom it may concern:

    Erdmanns Kommentariat hat hier Hausverbot. Wann lernt ihr das endlich? Jeden Tag muss ich die langweiligen Hasskomentare löschen.

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  6. @ DKT

    Seit Kriegsbeginn hast du genau einen Kommentar hier abgeliefert, gestern zum Thema Bier. Heute bist du mir mit drei Kommentaren und deiner Stinklaune auf den Nerv gegangen. Tu mir einen Gefallen: Geh wieder rüber, dort gehörst du hin.

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