Russland hat sich seit langem finanzpolitisch
auf den Konflikt mit dem Westen vorbereitet. Es hat den Dollaranteil der
Devisenreserven gesenkt und den Euro- bzw. Yuananteil erhöht. Derzeit ist wegen
der kriegsbedingten Sanktionen die Hälfte der Devisenreserven, ca. 250
Milliarden Dollar, für die russische Zentralbank nicht zugänglich.
Außerdem wurde die Goldreserve
von 400 Tonnen auf 2300 Tonnen massiv ausgebaut. Der Wert des Goldes beträgt 140
Milliarden Dollar, es liegt in russischen Tresoren. Die bedeutendsten
Handelsplätze für Gold, London und New York, sind jedoch für russisches Gold
geschlossen. Andere Handelsplätze können ein solches Volumen nicht aufnehmen,
Goldhändler in aller Welt zögern im Übrigen auch, weil russisches Gold auf dem
Weltmarkt nicht verkäuflich ist. Außerdem drohen Sekundärsanktionen des
Westens.
Die Barren einzuschmelzen und
mit neuen Markierungen zu versehen, funktioniert nur im kleinen Maßstab. Würde
z.B. China hundert oder gar tausend Tonnen russisches Gold kaufen, bliebe das
nicht unbemerkt. Kämen ein paar Wochen später hundert oder tausend Tonnen
„chinesisches“ Gold auf den Weltmarkt, würde jeder den Trick durchschauen.
Experten weisen darauf hin, dass der globale Goldmarkt ohnehin nicht 2300
Tonnen aufnehmen könne, selbst wenn es keine Sanktionen gäbe. Außerdem würde in
diesem Fall der Goldpreis abstürzen.
Ein Taschenspielertrick ist auch
die angebliche Goldbindung des Rubel. Bis Juni zahlt die russische Zentralbank
fünftausend Rubel pro Gramm Gold. Erstens liegt dieser Preis unter dem
Weltmarktpreis, es wäre also ein schlechtes Geschäft. Zweitens frage ich mich,
was ich mit Rubel soll. Drittens kann ich bei der Zentralbank Rubel nicht gegen
Gold tauschen. Damit ist die Grundbedingung für einen Goldstandard nicht
gegeben. Auch die russischen Goldminen stehen vor einem Dilemma, weil sie ihr
Gold aufgrund der Sanktionen nur an die eigene Zentralbank verkaufen können.
Man verkauft es sich also im Grunde selbst.
Der kleine Zar sitzt auf einem
riesigen Goldschatz, mit dem er nichts anfangen kann. Vielleicht können seine
Soldaten ja zukünftig mit goldenen Kugeln schießen? Sein Plan, sich vom
westlich dominierten Devisenmarkt unabhängig zu machen und liquide zu bleiben,
ist jedenfalls gescheitert.
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