Freitag, 12. Februar 2016

Passiv-aggressiv – Deutschland auf der Couch

„Bevor du dir selbst eine Depression oder einen Minderwertigkeitskomplex diagnostizierst, stelle sicher, dass du nicht einfach nur von Arschlöchern umgeben bist.“ (Sigmund Freud)
Es ist nur eine Idee von unserem ewigen Redaktionspraktikanten Heinz Pralinski. Regen Sie sich bitte nicht auf! Wir wissen selbst nicht, was wir davon halten sollen, veröffentlichen den Text aber trotzdem, weil wir im erbarmungslosen Krieg um Aufmerksamkeit gegen die Catcontent-Mafia, die Boulevardpresse und wahre Orgien an kostenloser Musik und Pornographie bestehen müssen. Übrigens, lieber Heinz: Nach sieben Jahren beim Kiezschreiber könntest du dir endlich mal einen richtigen Job suchen und im Hotel Mama auschecken. Verstanden?!
Heinz findet, ganz Deutschland ist wie Mutti. Also nicht wie Merkel, das vielleicht auch. Aber hauptsächlich wie seine eigene Mutti. Und die hat eine passiv-aggressive Persönlichkeitsstörung. Und plötzlich ergibt der deutsche Alleingang in der Flüchtlingsfrage einen Sinn. Denn die deutsche Politik folgt einer geradezu perfiden Strategie. Alle anderen Staaten setzen auf plumpe Abschottung und Abschreckung. Deutschland lässt alle Flüchtlinge mit einem scheinbar harmlosen Lächeln und einer geradezu kindlichen Folklore, die Gastfreundschaft simulieren soll, ins Land.
Und hier werden der Syrer und seine Reisefreunde systematisch zermürbt. „Zu den charakteristischen Verhaltensweisen der passiv-aggressiven Persönlichkeitsstörung zählen absichtliches Verzögern oder Vergessen, mangelnde Anstrengung oder Eigensinnigkeit bei Aufgaben, bei denen andere von der Arbeit der Person abhängig sind und durch deren kontraproduktives Verhalten behindert werden“, lese ich dazu im Internet (https://www.psycheplus.de/wissen/erkrankungen/passiv-aggressive-persoenlichkeitsstoerung/charakteristische-merkmale). Dazu fällt mir spontan das LaGeSo in Berlin ein und das gesamte Asylverfahren in unserem Land. Was in der Schweiz zwei Tage dauert, nimmt hier schnell zwei Jahre in Anspruch. Es ist, als wenn man hundert Leute zu einer Party einlädt und nur einen Kasten Bier und eine Tüte Chips kauft. Man ist die Gäste schnell wieder los, kann aber immer behaupten, die Party hätte stattgefunden. Man lässt Millionen Menschen ins Land, die dann Schulter an Schulter auf Pritschen in einer Turnhalle wohnen, die nach alten Socken und Männerschweiß riecht. War der Libanon wirklich schlimmer? Eine Rundreise durch die deutsche Bürokratie bringt ja schon jeden einheimischen Steuerzahler an den Rand der Verzweiflung. Aber probieren Sie das mal ohne Kenntnis der hiesigen (Amts-)Sprache und des Alphabets.
„Personen mit einer passiv-aggressiven Persönlichkeitsstörung sind zudem schnell nachtragend, fühlen sich betrogen, missachtet, unverstanden und beklagen sich ständig bei anderen. Sie sind des Öfteren leicht reizbar, ungeduldig, streitsüchtig, skeptisch und mürrisch. Für ihre Fehler oder Missgeschicke finden sie meist andere Schuldige. Schon bei der kleinsten Kritik z.B. an ihrer Arbeit, reagieren passiv-aggressive Menschen mit verbalen Feindseligkeiten (…).Auch zeigen Personen mit einer passiv-aggressiven Persönlichkeitsstörung eine negative Einstellung bezüglich der Zukunft. Im Allgemeinen bauen sie nur sehr langsam enge und stabile Beziehungen zu nur wenigen, ‚handverlesenen‘ Interaktionspartnern auf. Zu anderen bleiben passiv-aggressive Personen distanziert“ (ebenda). Kommt Ihnen als Deutscher alles bekannt vor, oder?
Heinz hat auch noch mal bei Wikipedia nachgeschlagen: „das geringe Selbstwertgefühl, das aus einer solchen Einstellung entsteht (ständige Fremd-Abwertung schlägt zuletzt in eine verheerende Selbst-Abwertung um), führen oft zu Auseinandersetzungen und Streitigkeiten mit der Umwelt. Persönliche Enttäuschungen werden häufig auf andere projiziert.“ Na bitte, passt alles. Eigentlich kann man damit nicht nur das komplette rechtsradikale Geschwafel, sondern auch das gesamte 20. Jahrhundert aus Sicht der Deutschen und zwei überflüssige Weltkriege erklären.
Also: Heinz meint, die Syrer und alle anderen – es sei denn, sie haben Nerven wie Drahtseile und die Geduld eines tibetanischen Heiligen – werden das Land bald wieder verlassen. Und wir werden unschuldig hinter ihnen herrufen: „Kommt bald mal wieder zu Besuch! War doch schön hier, gell?“
Moby - We Are All Made of Stars. https://www.youtube.com/watch?v=x1rFAaAKpVc
Lektüre zur letzten Flüchtlingswelle: „Wieso kommen die noch?“ Der Spiegel 8/1990: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13507374.html

6 Kommentare:

  1. Hat Sigmund Freud wirklich "Arschlöcher" gesagt?

    Und zu Deinem Text: ehrlich gesagt, habe ich von Anfang an gedacht, dass es genauso ablaufen wird. Nichts tun, aussitzen, zermürben, kein Geld bereitstellen, gucken wie lange es so läuft und hoffen, dass die armen Säue bald wieder von selbst verschwinden.

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    1. Das Zitat findet sich so auf vielen Internetseiten - was natürlich nichts heißt. Bis zum Beweis des Gegenteils sehe ich es als authentisch an.

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  2. Wow!!! Digger, Alter!
    Guter Text, in mehrfacher Hinsicht.
    1) Jetzt weiß ich endlich, was ich in Fragebögen bei „Erkrankungen“ kurz und knackig hinschreiben kann.
    2) S. Freud hat tatsächlich „Arschlöcher“ gesagt! Das war, als SE Andy Bonetti, damals(!) noch nicht so exzellentenhaft, in Wien sein Imperium als Postkartenmaler aufzubauen begann. Anlässlich eines Treffens zu (sehr) fortgeschrittener Stunde am Prater, unter Einfluss etlicher „Viertel“, sprach Freud jene denkwürdigen Worte zu A. Bonetti. Die folgende Rechnung, betitelt mit: „LEBENSHILFE - Patientenbesuch“ beglich Signore Bonetti aber nie.
    3) Katzen, Lamas, überhaupt Fotos von vierbeinigen Geschöpfen generieren Kommentare in „Hülle und Fülle“. Themen mit Tiefgang, die die gesellschaftliche Verrohung und politische Mißstände treffend bewerten, kommen dagegen auf 2 Kommentare, oder so. Es muss dann doch an mir und meiner „passiv-agressiven Persönlichkeitsstörung“ und anderen, noch nicht ausreichend erforschten Defiziten liegen, das ich die Dramatik neoliberalen Tuns völlig überbewerte. Das muss ich ändern, schließlich will ich auch „dazu gehören“. Ach ja, das geht ja nicht! Wegen „p-a-P“. Dank an die Redaktion.

    Ich schrieb schon vor einiger Zeit, es war kein Zufall, sondern ausgefeilte Strategie, den Obersklavenaufseher Frank-Jürgen Weise (CDU, Oberst d. R., Controller) noch zusätzlich zu den 13 Mio. HARTZ IV-Gedemütigten die 1-2 Millionen Asylsuchenden „verwalten“ zu lassen.
    Schicksale sind dem Typen völlig egal, ein Zahlen-kotzender Roboter, williger Büttel und Vollstrecker neoliberaler Sozialverbrechen. Mit Elend, Entrechtung in großem Stil kennt der sich aus, wie kein Anderer.

    Matthias, Du hast es richtig niedergeschrieben, das alles ist Kalkül. Denn das perfide System HARTZ IV und seine Instrumente sind auch ganz bequem auf Flüchtlinge und kriegsgebeutelte Menschen anzuwenden.

    So, und nun schnell ein paar Katzenbilder, denn eigentlich ist ja doch alles OK bei uns!

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    1. Ganz richtig, allein die Tatsache, dass Weise das BAMF noch nebenher macht, sagt schon alles. Und das Lageso haben sie einem McKinsey-Mann gegeben, der da mit seinen Jobkillern eingeritten ist. Der wird vermutlich noch Profit mit dem Laden machen, indem er die Flüchtlinge als Ein-Euro-Jobber verhökert. An der gleichen Idee werden Weise und Nahles vermutlich auch gerade arbeiten. Dann brauchen wir auch keine Jeans aus Bangladesh mehr, machen wir alles schön selbst mit unseren syrischen Schutzbefohlenen. Wo wollen sie denn auch hin? Sie sind uns ausgeliefert ... und auf der Straße werden sie noch angepöbelt wie die Zwangsarbeiter im Zweiten Weltkrieg.

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  3. Noch etwas aus der eigenen Gedankenküche, nicht nur um weitere Clicks für Bonetti Enterprises zu generieren und wichtige Themen zahlenmäßig in die Nähe von Katzenfotos zu hieven. (Was in dieser Gesellschaft sowieso ein Unterfangen darstellt, gegen das die Bemühungen eines Herrn Sisyphos als lächerliche Freizeitbeschäftigung wirken muss).
    Zunächst; Deine Frage: „Wo sollen sie denn hin?“.
    Genau damit hast Du einen ganz wichtigen Dreh- und Angelpunkt aller neoliberalen Gedankengänge beschrieben. Das klappte schon mit HARTZ-IV-Sklaven, denn auch die gehen nicht einfach nach Italien, Schweden, Österreich, Frankreich, Slowakei, Polen(ok, ok) oder sogar ganz aus Europa raus. Obwohl viele der „Leistungsbezieher“ (mein Eimer....) vorher ein besseres Leben kannten, bevor es per „Sozialgesetz“ zerschossen und entrechtet wurde. Sie scheinen zu hoffen.
    Mit den Kriegsflüchtlingen ist es genauso, zuvor ein ausgeglichenes Leben, Familie, Freunde, Arbeit, dann Krieg, Zerstörung, Hunger, Flucht, jetzt zunächst einmal „durchatmen“ (und keiner der ähnliche Situationen erlebt hat, weiss was das bedeutet), aber nicht wissend und ahnend, was dieses „Asylland“ vorhat, welche Giftpfeile da noch im Köcher stecken.
    Wenn ich McKinsey und „Roland Berger“ höre/lese, dann fallen bei mir alle Schranken, erziehungstechnisch, moralisch und human gesehen. Für diese Banden gibt es nur eine Lösung. Sie gehören verboten, alles Vermögen, Firmen- und Privatvermögen jedes einzelnen „Mitarbeiters muss konfisziert werden. Lebenslanges Berufsverbot und ein Platz unter den Brücke.Schröder und seine Ministerriege aus Schröder/Fischer I und I ¾ haben mich schon dazu getrieben, einen irrationalen, vorher nicht gekannten und nicht an mich herangelassenen Hass auf Menschen zu entwickeln. „Berater“ toppen meine Negativ-Gefühle.
    Du schriebst darüber, das die anderen EU-Staaten plumpe Abschottungspolitik betreiben.
    Deutschland wird in der Presse gegenwärtig als „Aleingänger“ betitelt, um so noch mehr Antipathien gegen Humanismus, gegen Ausländer per se und für nationales, völkisches patriotisches Gewürge zu schüren.
    Ich bin mir sicher, das ist kein Alleingang von Frau Merkel. Die Frau ist alles andere als blöd. Das ist sorgfältig orchestriert. Merkelund ihre Strategen wissen um die wirtschaftlicheund somit politische Vormacht Deutschlands in der EU, das soll und darf auch nicht gefährdet werden.. England ist eine Insel, hat andere Vorraussetzungen um sich abzuscotten. Zumal sie genauso wie „La douce France“ eigene Probleme mit „Ausländern“ haben, bedingt durch das jahrhunderte wähende koloniale „Wirken“. Der Rest der EU ist wirklich zu schwach, zu instabil (Osteuropa, politisch und wirtschaftlich).
    Das ist der Plan: Deutschland stemmt die Millionen Flüchtlinge, grinst perfide und wird sie nach neoliberalen Gesetzmäßigkeiten verwerten (da hast Du recht), wie die HARTZer. Da haben wir jetzt 10 Jahre (Tusch!) Erfahrung und das best organisierteste Sozial-KZ.
    Die Medien beschäftigen den Pöbel mit Unsinn. Und selbst wenn „Mutti“ dabei über die politische Klinge in Deutschland springen sollte (Sie wird es nicht! Denn die CDU hat niemanden wirklich Präsentablen), egal, sie geht zur UN, als nächste Generalsekretärin. Die Dame ist noch lange noch nicht fertig mit ihrem Tun. Hand drauf...
    Jetzt auf „send“ geklickt und rasch noch den Boden aufgewischt.

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    1. Die Industrie bekommt ein Sklavenheer für lau, der Mindestlohn wird unterhöhlt, der Konkurrenzkampf um die Jobs wird härter. Alles gut für CDU/SPD/FDP/Grüne, die Bosse und ihre schmierigen Berater (gestern kam ein geiler Film zum Thema Berater auf Arte: "Zeit der Kannibalen"). Natürlich war nicht Humanität der Plan und planlos war es ohnehin nicht. Ökonomisch sinnvoll (Kosten der Integration werden sozialisiert, Nutzen privatisiert - kennen wir von der "Bankenrettung"), politisch sinnvoll, weil durch die Stärkung der AfD in den Parlamenten eine linke Mehrheit unmöglich gemacht wird. Heute in einem Monat, am 13.3., wirst du es in den drei Landtagswahlen sehen. Es ist alles so billig und durchschaubar - aber in den Medien kein Wort dazu.

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