Donnerstag, 11. April 2024

The Bloodhound Inn

 

Es ist die verrückteste und angesagteste Bar von ganz Berlin. Jeder will dorthin, aber nur wenige kennen den Weg.

Man fährt auf ein verlassenes Industriegelände in Adlershof. Hier hat früher der VEB Plaste und Elaste die Kondome für den halben osteuropäischen Markt hergestellt. Man sucht das Verwaltungsgebäude und fährt in den dritten Hinterhof. Dort gibt es eine Stahltür, an die man klopfen muss.

Ein schmales Schiebefenster öffnet sich. Dann sagt man das Passwort, für das viele in der Berliner Undergroundszene morden würden und das nie ein Tourist erfahren wird: „Bier.“

Schon ist man drin. Im Eingangsbereich sind eine Reihe crazy Haken angebracht, an die man seine Jacken hängen kann. Die ganze Inneneinrichtung ist extrem abgefahren. Auf der linken Seite ist ein langer Holztresen mit Hockern, rechts sind bequeme Clubsessel und kleine Cocktailtischchen. Um die Beleuchtung geheimnisvoller zu machen, wurden nur 50-Watt-Birnen verwendet.

Die Musik ist sicher nicht jedermanns Geschmack, aber damit muss man in einer Avantgarde-Bar rechnen. Die größten Hits der achtziger und neunziger Jahre. Zwischen elf und zwölf Uhr ist die DJ-Bobo-Hour. Die Songs laufen auf Zimmerlautstärke, so dass man sich gut unterhalten kann.

Der Barkeeper ist ein alter Hase, der schon Harald Juhnke seine Drinks gemixt hat. Er ist um die sechzig, korpulent, hat immer ein Geschirrtuch über der Schulter und benutzt Worte wie „verhohnepipeln“ und „knorke“. Formulierungen von geradezu zauberischem Glanz.

Man trinkt hier am liebsten Wodka-O, Gin Tonic, Whisky-Cola und Berliner Kindl. Für die ganz Verwegenen gibt es auch noch Jägermeister mit Red Bull. Hinter den Toiletten ist der sogenannte Darkroom, der nicht ganz so hell ist. Hier kann man Karaoke singen oder Tischfußball spielen.

Ich bin schon ein bisschen stolz, zu diesem elitären Publikum zu gehören. Habe ich schon die kostenlosen Salzstangen und Erdnüsse erwähnt?

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