„Wann haben Sie Ihren Mann
zuletzt gesehen?“
„Oh, ich sehe ihn jeden Tag.“
„Und wo?“
Sie zeigt mir das Fotoalbum.
„Nein, wann haben Sie Ihren Mann
zuletzt getroffen, Frau Schmidt?“
„Das weiß ich nicht. Deswegen
sollen Sie ihn ja suchen.“
Ich sehe die Urne auf der
Kommode. Aufschrift: „Herr Schmidt“.
„Ich mache mich gleich auf die
Suche.“
„Das freut mich. Ich vermisse
ihn sehr.“
Mein
Name ist Raider-Jonas Delgado. Ich bin nicht
stolz auf meinen Job. Auf meiner Visitenkarte steht „Privatdetektiv“. Obwohl
ich keinerlei Ausbildung habe. Ich suche mir meine Kundschaft in Altersheimen.
Auch Katzen und Hunde werden gerne vermisst, selbst wenn sie schon lange tot
sind. Demenz ist eine echte Marktlücke. Ich bekomme zweihundert Euro pro Tag.
Mein erster Fall war eine
Nachbarin. Ich habe ihr die Einkaufstüten in den zweiten Stock getragen. Dann bat
sie mich, alles in den Kühlschrank und die Speisekammer zu räumen. Danach hat
sie mir noch einen Kaffee gekocht und wir sind ins Gespräch gekommen.
Ihren Mann habe ich nach einer
Minute im Internet entdeckt. Die meisten Todesanzeigen gibt es ja heute auch
schon online. Gianlucca di Melanzane war
bereits vor drei Jahren gestorben. Ich habe ihr eine volle Woche berechnet. Ein
halbes Jahr später nochmal.
Warum
sollte ich das Geld nicht nehmen? Herr Schmidt ist übrigens auf Dienstreise in
Mexiko.
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