Mittwoch, 10. April 2024

Ein Job mit Zukunft

 

„Wann haben Sie Ihren Mann zuletzt gesehen?“

„Oh, ich sehe ihn jeden Tag.“

„Und wo?“

Sie zeigt mir das Fotoalbum.

„Nein, wann haben Sie Ihren Mann zuletzt getroffen, Frau Schmidt?“

„Das weiß ich nicht. Deswegen sollen Sie ihn ja suchen.“

Ich sehe die Urne auf der Kommode. Aufschrift: „Herr Schmidt“.

„Ich mache mich gleich auf die Suche.“

„Das freut mich. Ich vermisse ihn sehr.“

Mein Name ist Raider-Jonas Delgado. Ich bin nicht stolz auf meinen Job. Auf meiner Visitenkarte steht „Privatdetektiv“. Obwohl ich keinerlei Ausbildung habe. Ich suche mir meine Kundschaft in Altersheimen. Auch Katzen und Hunde werden gerne vermisst, selbst wenn sie schon lange tot sind. Demenz ist eine echte Marktlücke. Ich bekomme zweihundert Euro pro Tag.

Mein erster Fall war eine Nachbarin. Ich habe ihr die Einkaufstüten in den zweiten Stock getragen. Dann bat sie mich, alles in den Kühlschrank und die Speisekammer zu räumen. Danach hat sie mir noch einen Kaffee gekocht und wir sind ins Gespräch gekommen.

Ihren Mann habe ich nach einer Minute im Internet entdeckt. Die meisten Todesanzeigen gibt es ja heute auch schon online. Gianlucca di Melanzane war bereits vor drei Jahren gestorben. Ich habe ihr eine volle Woche berechnet. Ein halbes Jahr später nochmal.

Warum sollte ich das Geld nicht nehmen? Herr Schmidt ist übrigens auf Dienstreise in Mexiko.

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