Das
Beispiel USA zeigt, wie schnell eine multikulturelle und multiethnische
Gesellschaft kippen kann, wenn rechtsradikale Ideologen an die Macht kommen und
ihre rassistische Ideologie in die Tat umsetzen können. Trump lässt Menschen
jagen, ohne richterlichen Beschluss in Lager stecken oder deportieren. Das
Ergebnis: Spaltung der Gesellschaft und ökonomischer Schaden.
In
Deutschland will die AfD dieselben Methoden anwenden und nennt es
„Remigration“. Knapp ein Viertel der Bevölkerung dieses Landes hat einen
Migrationshintergrund, manchmal ist es ein Elternteil, manchmal beide Eltern,
andere wiederum sind gerade erst in dieses Land gekommen. Würde man ihnen allen
mit Abschiebung drohen, würde man jeden einzelnen von ihnen ausgrenzen, wären
Jahrzehnte der Integration mit einem Schlag zerstört. Die Gesellschaft wäre
nicht nur entlang kultureller und ethnischer Unterschiede gespalten, auch die autochthone
Bevölkerung würde sich in Befürworter und Gegner dieser Politik spalten.
Gerade
die Zuwanderer sind im Vergleich zur alteingesessenen Bevölkerung im
Durchschnitt jünger und leistungsfähiger. Sie suchen sich Arbeit, für die sich
kaum noch Deutsche finden lassen: Gastronomie, Hotellerie, Handel, Landwirtschaft,
Baugewerbe, Pflege oder Industrie. Man stelle sich vor, wir würden auf einen
Schlag ein Viertel unserer Arbeitskräfte verlieren. Das BIP und die
Steuereinnahmen gingen nicht nur um ein Viertel zurück, die gesamte Wirtschaft
würde sich nicht mehr von diesem Verlust an Arbeitskräften und Konsumenten
erholen.
Aber
es gibt auch juristische Hindernisse, von denen der rechtsextremistische
Stammtisch nichts weiß. Viele Migranten sind längst deutsche Staatsbürger,
außerdem gibt es innerhalb der EU Niederlassungsfreiheit und
Arbeitnehmerfreizügigkeit. Man kann nicht einfach Franzosen oder Griechen zurück
in ihre Herkunftsländer schicken. Viele gehen sowieso schon jetzt. Zum ersten
Mal seit über dreißig Jahren ist beispielsweise das Wanderungssaldo zwischen
Deutschland und Polen negativ. 82.000 Polen kamen 2024, 90.000 gingen. Grund:
Rezession in Deutschland, wachsender Lebensstandard und bessere Jobchancen in
Polen.
Von
der kulturellen Bereicherung durch andere Menschen brauchen wir erst gar nicht
zu reden. Man stelle sich nur vor, es gäbe in Deutschland nur deutsches Essen
und deutsche Musik. Dort, wo die AfD die Mehrheitsmeinung vertritt und man
Migranten als unerwünschte Fremde betrachtet, sinken die Einwohnerzahl und die
Wirtschaftsleistung. Wer sich jetzt über einen Rückgang der Asylanträge freut
und von Dobrindts „Erfolg“ spricht, hat noch nicht begriffen, dass Deutschland
längst im globalen Konkurrenzkampf um Fachkräfte steht. Wenn die
geburtenstarken Boomer-Jahrgänge in Rente gehen, fallen bis 2039 knapp ein
Drittel der jetzigen Arbeitskräfte weg. Es werden die Kinder der
Aldi-Kassiererin und des Paketzustellers sein, die wir hier zu Fachkräften
ausbilden und die diese Lücke schließen.
PS:
Gerade wurden von Auswanderern die freundlichsten Städte der Welt gewählt.
Letzter Platz: München, vorletzter Platz: Hamburg, drittletzter Platz: Berlin,
viertletzter Platz: Frankfurt. Noch Fragen?
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