Letzte Woche habe ich mich mit
einer Freundin lange über den Einfluss der Familie auf das Leben - selbst im
hohen Alter, wenn die Eltern längst tot sind - unterhalten. Sie hat mir das
Buch „...
Familie sein dagegen sehr“ von Robin Skynner und John Cleese gegeben, das ich
gerade gelesen habe.
Warum gibt es zum Beispiel diesen hartnäckigen Mythos von
der guten alten Zeit, in der alles besser war als heute? Die Nummer findet sich
ja schon in der Bibel: Wir waren im Paradies und wurden daraus vertrieben,
fortan waren Mühsal und Leid unsere täglichen Begleiter auf dem Weg zum sicheren
Tod. Skynner sagt, unsere Kleinkindphase, als wir umsorgt, unbeschwert,
glücklich und unschuldig waren (jedenfalls die meisten von uns), wäre das
verlorene Paradies bzw. die gute alte Zeit. Es ist tragisch, denn das Glück liegt
in diesem Fall immer hinter uns und nie vor uns.
Im Buch geht es auch um Bindungen und das wir unbewusst Freunde
wählen, die uns ähnlich sind. Ich habe eine halbe Stunde lang angestrengt
gegrübelt und eine Liste aufgestellt. Von der ersten Klasse bis heute war ich
mit 38 Menschen befreundet, dreißig Männer und acht Frauen. Es gab kein
Jahrzehnt, in dem keine neuen Freunde dazukamen oder alte verlorengingen. Ich
selbst habe keine Kinder und wollte auch nie eine Familie gründen, also habe
ich sie in drei Gruppen eingeteilt: ohne Kinder, mit Kindern und keine Ahnung (Kontakt
endete in der Kindheit oder Jugend). Tatsächlich hat die Mehrheit, nämlich
zwanzig von ihnen, keine Kinder, elf haben Kinder und bei sieben weiß ich es
nicht. Selbst in meiner Kindheit habe ich also hauptsächlich Freunde gehabt,
die biographisch denselben Weg eingeschlagen haben wie ich. Knapp zwanzig
Prozent der deutschen Frauen bleiben kinderlos, aber fünfzig Prozent meiner
Freundinnen. Bei den Freunden steht es 16 zu 7, d.h. 69,5 Prozent sind
kinderlos geblieben (rechnet man mich ein, sind es sogar 70,8 Prozent) – obwohl
ich die meisten von ihnen schon in meiner Kindheit und Jugend kennengelernt
habe, als Familiengründung überhaupt kein Thema war. Ein Beleg für die These
von Skynner und Cleese.
In der Pubertät schließt man, im
Gegensatz zur frühen Kindheit, langfristige Freundschaften, um einen stabilen Personenkreis
außerhalb der eigenen Familie zu haben, wenn man sich von seinen Eltern und
Geschwistern abnabelt. Gründet man später eine eigene Familie, tritt dieser
Freundeskreis in den Hintergrund. Kafka sagte, ein verheirateter Freund sei
kein Freund. In meinem Fall war es anders. Die Freunde spielten lange Zeit eine
größere Rolle als bei den verheirateten Menschen, die ich kenne. Aber
irgendwann sind ihre Kinder aus dem Haus und bei mir sind es die Freunde. Alleinsein
ist keine Belastung, sondern eine Befreiung. Dazu kommt, dass ich keinen zeit-
und energiefressenden Beruf habe.
... irgendwo las ich, dass man mit Mitte/Ende 20 den größten Freundeskreis hat.
AntwortenLöschenDas "mit Kinder - ohne Kinder -Kinder aus dem Haus" stimmt hundertprozentig.
Ich schätze ab 60 will man nur noch seine Ruhe haben - a. Und b - hat man inzwischen soviel Arschlöcher erlebt, dass diese Antennen nun sehr feinfühlig geworden sind und deshalb mit nem kleinen oder keinem Freundeskreis zufrieden ist.
Gruß, ein Freund
Ich habe schon vor Jahren gedacht: Wenn ich mal meine Memoiren schreibe, heißt das Buch "Meine Ruhe". Ist wichtiger als alles andere.
LöschenIch habe exakt zwei Freunde. Den einen seit 1986, den andern seit 1994. Mit beiden hatte ich vor langer Zeit Sex. Seit 1968 hab ich auch natürlich auch noch meine Mutter, zu der ich ein durchaus freundschaftliches, jedoch kein von sexueller Anziehung geprägtes Verhältnis habe. Falls das auch zählt, dann wären es sogar drei!
AntwortenLöschenIch komme auf vier. Zwei davon sehe ich aber nur 2 -3 x im Jahr.
LöschenIch hätte es wissen müssen: Bonetti gewinnt immer!
AntwortenLöschenEs geht hier ja nicht um Wettbewerb. Aber wenn du zwei sagst, sage ich vier :o)))
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