Samstag, 19. Juli 2025

Colonel Skyrocket – Wie alles begann

 

Ich stand in einer Tiefgarage in Tokio und schloss gerade meinen Opel Corsa ab. Um mich herum Ferraris, Lamborghinis, Bentleys und ein Hummer direkt neben mir. Der Fahrer blickte mich mitleidig an und fragte auf Englisch, was ich da fahren würde.

„A car, you fucking dickhead.”

“Look at my car. It’s a Hummer.”

“Why do a damned wanker need a Hummer in downtown Tokyo?”

“Cause it’s cool, man.”

“What’s your profession, motherfucker?”

“I’m a Broker. And a consultant for filthy rich people. And you?”

“Boredom has a face, douchebag. And right now, I watch it. I’m a drug dealer. The cops would remember a Hummer but never a Corsa.”

Der Scheiß-Ami lachte mich einfach aus, also brach ich ihm mit einem gezielten Schlag das Nasenbein und als er auf dem Boden lag, genügte ein Tritt, um seine Schneidezähne zu extrahieren.

Als ich nach drei Tagen wegen guter Führung aus dem japanischen Gefängnis entlassen wurde, sprach mich ein Geheimdienstmensch an. Ich dachte: Warum nicht? Ein bisschen extra Spaß und bei meinen Geschäften wird auch mal ein Auge zugedrückt.

Als erstes musste ich einen arabischen Jugendlichen observieren. Das war nervig. Er lebte in Neukölln, Gropiusstadt. Der Weg zu Schule. Dann endlos warten. Danach hockte er mit seinen Kumpels in irgendeinem Park. Ich saß weit weg und verstand kein einziges Wort. Wenn er mit dem Fahrrad fuhr, hechelte ich atemlos hinterher. Mit dem Taxi im ersten Gang wurde es nicht besser. In der Shisha-Bar war ich der einzige Deutsche und der einzige Nichtraucher. Wallah! Bier und Schweinebraten hatten sie auch nicht. Mit der bleiernen Gleichgültigkeit einer depressiven Hauskatze betrachtete ich die jungen Leute, deren Sprache ich nicht verstand.      

Anschließend bekam ich den nächsten Auftrag. Es ging um einen guten Fang. Jaja. Habe ich auch gedacht. Ich war den ganzen Tag in Schnäppchenmärkten unterwegs, bis ich in einem Geschäft für gebrauchte Ming-Vasen zufällig von ihm hörte. Der gute Fang war der Triaden-Boss von Zehlendorf, ein dicker Mann um die sechzig mit öligem schwarzem Haar. Auf einer Party traf ich ihn und beeindruckte ihn sofort, weil ich zehn hundertjährige Eier hintereinander aß, worauf ich einen tausendjährigen Dünnpfiff bekam.

Er lud mich in seine Villa ein. Wir saßen in seinem Wohnzimmer. Er trug einen Bademantel aus dem Hongkong Hilton und Hausschuhe vom Shanghai Sheraton. Er stellte eine sechzig Zentimeter hohe Bong aus dem Duty-Free-Headshop des Flughafens in Kingston auf den Tisch. Die Mischung bestand aus einer Hälfte Acapulco Gold und aus einer Hälfte peruanischem Hochlandkoks. Angeblich sei mein Bericht ab dieser Stelle etwas unübersichtlich, monierte mein Führungsoffizier. Den Rest des Abends hatte ich als grobkörnigen Schwarz-Weiß-Film ohne Ton in Erinnerung. Vielleicht hatte mir Fang auch etwas in den Maotai getan, dem ich reichlich zugesprochen hatte.

Inzwischen lebe ich in einer WG in Friedrichshain und observiere die Untergrund-Szene der Hauptstadt. Ich habe mich auf Kontrasubversion spezialisiert. Mein größter Erfolg war eine Pro-Spahn-Demonstration vor dem Brandenburger Tor, zu der etwa hundert Studenten kamen. Ich hatte ihnen die Sache als ironisches Projekt auf Meta-Ebene verkauft und jedem noch fünfzig Euro in die Hand gedrückt. Nachts sprühe ich „Merz rulez“ und „Rambo Zambo“ an die Häuserwände in meinem Kiez. Die Sache nimmt langsam Fahrt auf.

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