Ich
stand in einer Tiefgarage in Tokio und schloss gerade meinen Opel Corsa ab. Um
mich herum Ferraris, Lamborghinis, Bentleys und ein Hummer direkt neben mir. Der
Fahrer blickte mich mitleidig an und fragte auf Englisch, was ich da fahren
würde.
„A car, you fucking dickhead.”
“Look at my car. It’s a Hummer.”
“Why do a damned wanker need a Hummer in
downtown Tokyo?”
“Cause it’s cool, man.”
“What’s your profession, motherfucker?”
“I’m a Broker. And a consultant for filthy
rich people. And you?”
“Boredom has a face, douchebag. And right now,
I watch it. I’m a drug dealer. The cops would remember a Hummer but never a
Corsa.”
Der
Scheiß-Ami lachte mich einfach aus, also brach ich ihm mit einem gezielten
Schlag das Nasenbein und als er auf dem Boden lag, genügte ein Tritt, um seine
Schneidezähne zu extrahieren.
Als
ich nach drei Tagen wegen guter Führung aus dem japanischen Gefängnis entlassen
wurde, sprach mich ein Geheimdienstmensch an. Ich dachte: Warum nicht? Ein
bisschen extra Spaß und bei meinen Geschäften wird auch mal ein Auge
zugedrückt.
Als
erstes musste ich einen arabischen Jugendlichen observieren. Das war nervig. Er
lebte in Neukölln, Gropiusstadt. Der Weg zu Schule. Dann endlos warten. Danach
hockte er mit seinen Kumpels in irgendeinem Park. Ich saß weit weg und verstand
kein einziges Wort. Wenn er mit dem Fahrrad fuhr, hechelte ich atemlos
hinterher. Mit dem Taxi im ersten Gang wurde es nicht besser. In der Shisha-Bar
war ich der einzige Deutsche und der einzige Nichtraucher. Wallah! Bier und
Schweinebraten hatten sie auch nicht. Mit der bleiernen Gleichgültigkeit einer
depressiven Hauskatze betrachtete ich die jungen Leute, deren Sprache ich nicht
verstand.
Anschließend
bekam ich den nächsten Auftrag. Es ging um einen guten Fang. Jaja. Habe ich
auch gedacht. Ich war den ganzen Tag in Schnäppchenmärkten unterwegs, bis ich
in einem Geschäft für gebrauchte Ming-Vasen zufällig von ihm hörte. Der gute
Fang war der Triaden-Boss von Zehlendorf, ein dicker Mann um die sechzig mit
öligem schwarzem Haar. Auf einer Party traf ich ihn und beeindruckte ihn
sofort, weil ich zehn hundertjährige Eier hintereinander aß, worauf ich einen
tausendjährigen Dünnpfiff bekam.
Er lud
mich in seine Villa ein. Wir saßen in seinem Wohnzimmer. Er trug einen
Bademantel aus dem Hongkong Hilton und Hausschuhe vom Shanghai Sheraton. Er
stellte eine sechzig Zentimeter hohe Bong aus dem Duty-Free-Headshop des
Flughafens in Kingston auf den Tisch. Die Mischung bestand aus einer Hälfte
Acapulco Gold und aus einer Hälfte peruanischem Hochlandkoks. Angeblich sei
mein Bericht ab dieser Stelle etwas unübersichtlich, monierte mein Führungsoffizier.
Den Rest des Abends hatte ich als grobkörnigen Schwarz-Weiß-Film ohne Ton in
Erinnerung. Vielleicht hatte mir Fang auch etwas in den Maotai getan, dem ich
reichlich zugesprochen hatte.
Inzwischen
lebe ich in einer WG in Friedrichshain und observiere die Untergrund-Szene der
Hauptstadt. Ich habe mich auf Kontrasubversion spezialisiert. Mein größter
Erfolg war eine Pro-Spahn-Demonstration vor dem Brandenburger Tor, zu der etwa
hundert Studenten kamen. Ich hatte ihnen die Sache als ironisches Projekt auf
Meta-Ebene verkauft und jedem noch fünfzig Euro in die Hand gedrückt. Nachts
sprühe ich „Merz rulez“ und „Rambo Zambo“ an die Häuserwände in meinem Kiez.
Die Sache nimmt langsam Fahrt auf.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen