Samstag, 5. Juli 2025

Der Rucksack

 

A: Also, Giovanni, erzähl mir die Geschichte von Anfang an.

B: Alles begann mit dem Rucksack, den ich im Bus gefunden habe.

A: Was hast du mit ihm gemacht?

B: Ich habe ihn mit nach Hause genommen.

A: Und was war in dem Rucksack?

B: Ein Pfund Parmaschinken, hauchdünn geschnitten, und ein Pfund Kokain.

A: Das Kokain hättest du zur Polizei bringen müssen.

B: Ich weiß, Commissario.

A: Was hast du stattdessen getan?

B: In der Wohnung wollte ich es nicht haben. Das war mir zu gefährlich. Also habe ich es zu meinem Freund Luigi, dem Ladenbesitzer, gebracht.

A: Und was hat er mit dem Kokain gemacht?

B: Er hat es in ein Regal neben die Nationaltrikots gelegt. Am Anfang haben wir aus Spaß eine Scheibe Schinken mit Koks eingepudert, sie zusammengerollt und gegessen. Ich kam mehrmals am Tag und Luigi schenkte mir ein Trikot.

A: Wieso ist die Sache dann eskaliert?

B: Ich habe Freunden davon erzählt. Sie gingen zu Luigi und machten das gleiche. Da sie auch etwas kaufen wollten, hatte bald jeder von ihnen ein Trikot an. Wir erkannten uns auf der Straße und grinsten uns an.

A: Wie ging es weiter?

B: Als erstes war der Schinken alle, aber das Kokain hielt noch eine Weile. Als nächstes kauften die Leute Strohhüte und dann Eis am Stiel. Immer wenn man jemanden in dem blauen Trikot und einem Strohhut sah, der ein Eis aß, wusste man Bescheid.

A: Aber wieso kam es zu einer Massenschlägerei?

B: Als das Kokain alle war, beschwerten sie sich bei Luigi. Er schmiss sie aus dem Laden. Die Leute hatten Entzugserscheinungen und dann genügte ein Funke, um das Viertel explodieren zu lassen.

A: Das ist die dämlichste Geschichte, die ich je gehört habe.

B: Komme ich jetzt ins Gefängnis?

A: Nein. Drogenkonsum ist nicht strafbar und einen nachweisbaren Besitzer hat das Kokain nie gehabt. Du kannst nach Hause gehen, Giovanni. Das blaue Auge ist Strafe genug.

B: Danke, Commissario.

 

2 Kommentare:

  1. So ähnlich lief das bei Konstantin W. auch. Damals.

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  2. "Konstantin W" ... er war jung und brauchte das Geld nicht ...
    ein Freund

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