Montag, 14. Juli 2025

Baulöwen und Kredithaie

 

Blogstuff 1158

„Sie haben als Gastro-Nutte bei McDonald’s angefangen, dann haben sie sich piercen lassen und heute gucken sie in der Sports Bar Bundesliga. #GenerationFrühstückImBus.“ Diesen Satz habe ich geträumt, kein Witz. Ich kiffe mit einem alten Freund, seine Frau trinkt Gin pur auf Eis und wir sitzen am späten Vormittag in ihrem Wohnzimmer. Was sie wohl heute machen?

Putins Strategie im Ukrainekrieg wirkt zunehmend hilflos. Zahllose kleine Drohnen und Raketen regnen täglich auf die Wohngebiete großer Städte. Sachschaden, ein paar tote Zivilisten und keinen Millimeter Landgewinn. In einem Jahr wird dieser Krieg länger gedauert haben als der Erste Weltkrieg und genau wie damals ist die Front wie in Stein gemeißelt. Wie lange will Russland, dessen Bevölkerung längst genauso kriegsmüde ist wie die Menschen in der Ukraine, mit dieser sinnlosen Materialschlacht weitermachen? Bis Putin an Altersschwäche stirbt? Oder bis er bei einem Fenstersturz ums Leben kommt? Und während der alte Mann verzweifelt versucht, sein Land durch Eroberungen auf der Landkarte etwas größer erscheinen zu lassen, erobern die Chinesen den Weltmarkt. Kapitalismus 2.0 kommt ohne Imperialismus aus. Es reicht, den Menschen das Geld aus der Tasche zu ziehen, Krieg und Besatzung sind reine Geldverschwendung.

Da lacht der Fußballfan: Als Vorbereitung für die Fußball-EM im eigenen Land hat die Schweizer Nationalmannschaft der Frauen gegen die Jungs von der U15 des FC Luzern gespielt. Wohlgemerkt Luzern, nicht Real, PSG oder Liverpool. Ergebnis: 7:1 für die Kinder. Hier wurde natürlich der Schadenfreude Tür und Tor geöffnet und so mancher Schenkelklopfer fand seinen Weg in die sozialen Medien. „Mein Sohn ist in der U11, falls ihr nach einem Coach sucht.“ Sei’s drum, Schwamm drüber. Die deutschen Frauen haben als amtierende Weltmeisterinnen auch mal 0:3 gegen die B-Jugend des VfB Stuttgart verloren. Ich habe von dieser Petitesse nur durch den Artikel einer wütenden und verbitterten Taz-Redakteurin erfahren, die sich nicht entblödet hat, sämtlichen Kommentatoren Frauenfeindlichkeit, Frustration, Minderwertigkeitskomplexe und Profilneurosen zu unterstellen, am Ende aber von einem Tennisspiel aus dem Jahr 1973 (!) berichtet, als eine Frau in einem Schaukampf gegen einen Mann gewonnen hat.  

Fun Fact: Was uns Ruth Lang Fuentes in ihrer Suada dezent verschweigt, ist die Tatsache, dass Bobby Riggs, der Weltranglistenerste und Wimbledon-Sieger von 1939, im Jahr 1973 bereits 55 Jahre alt war. Die „Battle of the Sexes“ bestand aus zwei Spielen. Die erste Partie gewann Riggs gegen die damalige Nummer 1 im Frauentennis, die 30-jährige Margaret Court, mit 6:2 und 6:1. Das Spiel ging als „Muttertagsmassaker“ in die Tennisgeschichte ein. Die zweite Partie gegen Billy Jean King verlor er in drei Sätzen. Frustration, Minderwertigkeitskomplexe und Profilneurosen sind nicht offenbar auf Männer beschränkt.

 

11 Kommentare:

  1. Plottwist. Irgendwer kann nicht schlafen, obwohl sein liebeskranker Hund durch lauthals gefiepte Sehnsuchtsbekundungen ihn am Wochenende um das Nachholen versäumter Nachtruhe gebracht hatte.

    Im Delirium halluziniert der Schlaflose, dass in der Ukraine nicht der Westen gegen Russland, sondern, in einem monströsen Stellvertreterkrieg, China gegen den Westen kämpft, um diesen durch Totrüsten niederzuringen wie einst die USA unter Reagan die UdSSR.
    Dabei war es gar nicht Putins Absicht, in ein Kriegsabenteuer einzutreten. Er ist den Ränken der Großmächte mit der Annexion der Krim und des rohstoffreichen Donbas schlicht in die Falle gelaufen, wie einst Sadam Hussein mit Kuwait, wo das Öl noch munter aus der Erde sprudelte und ihr nicht mühsam abgepresst werden musste, wie im Irak...

    Nächster Plottwist.
    Irgendwer sitzt eigentlich mitten in Russland und die Militärpolizei tritt seine Tür ein. Während der Hund so zu seiner angebeteten Nachbarin entkommt, teilt die Militärpolizei mit, dass irgendwer wegen despektierlicher Äußerungen in den Fokus der Rekrutierungsbehörde gelangt sei.
    Nun wird er mobilisiert und erhält nach 3 Wochen Grundausbildung Gelegenheit, sich von der Ordnungsmäßigkeit des russischen Befreiungskampfs gegen den ukrainischen Faschismus höchstpersönlich an vorderster Front zu überzeugen.

    Die werte Gattin fragt mit tränenerstickter Stimme, wie lange die Auszahlung der Todesfallprämie wohl dauern würde, wenn sie dann ganz auf sich allein gestellt sei. Der Staat müsse sie ja unterstützen, da sie als Frau ja am meisten unter dem Krieg leiden müsse.

    Die Militärpolizisten zucken mit den Schultern, informieren aber vorsichtshalber den FSB, weil die Gattin von einem ominösen Krieg fabulierte und westliche Narrative verbreitet habe.

    Epilog.
    Der Militärpolizist hat sich durch die Verwendung des Terminus "Narrativ" in der Meldung an den FSB eine Versetzung eingehandelt.
    Als er 3 Wochen später zum Sturmangriff eingeteilt wird und zu schluchzen beginnt, muss irgendwer lächeln. Endlich bald schlafen.
    Das Lächeln gefriert ihm, als ein weiterer Verdammter hoffnungsfroh über das Konzept der Reinkarnation zu referieren beginnt und das Shakespearische "...was in dem Schlaf für Träume kommen mögen..." rezitiert...
    Das Signal zum Angriff ertönt.

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  2. "Und während der alte Mann verzweifelt versucht, sein Land durch Eroberungen auf der Landkarte etwas größer erscheinen zu lassen, erobern die Chinesen den Weltmarkt. Kapitalismus 2.0 kommt ohne Imperialismus aus. Es reicht, den Menschen das Geld aus der Tasche zu ziehen, Krieg und Besatzung sind reine Geldverschwendung"
    ... genau so funktioniert es: Das schnäppchenjagende Prekariat dieses Planeten kauft begeistert den "ab-Werk-schon-kaputt" Billigschrott aus dem fernen Chinesien. Vom staatlich tolerierten Einfuhrzoll-Betrug via Teemu und Konsorten ganz abgesehen.
    ein Freund

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  3. "Sachschaden, ein paar tote Zivilisten und keinen Millimeter Landgewinn." Das ist fein beobachtet, würde Loriot sagen. Jeder einzelne mittelschwere Angiff anglo-amerikanischer Bombergeschwader auf deutsche Städte im WK II hat mehr zivile Opfer und mehr Bausubstanz gekostet als Putin es bisher im gesamten Ukrainekrieg hingekriegt hat. Und die vorangegangenen deutschen Luftangriffe auf Rotterdam, Coventry und London waren ja auch nicht ohne.
    Wahrscheinlich ist Putin wie so viele doofe Russen einfach furchtbar schwer von Begriff und muss noch lernen, wie man es richtig macht. Ich empfehle ihm ein Telefonat mit Herrn Netanjahu, der kann ihm bestimmt ein paar wertvolle Tipps zu Best-Practice-Methoden im modernen Luft- und Bodenkrieg geben. Denn was die Zahl erlegter Zivilisten und plattgemachter Wohnhäuser angeht haben Bibis Spezialoperierende (siehe auch: "Enthamaisierung des Gazastreifens" bzw. "Nur ein toter Kameltreibender ist ein guter Kameltreibender") definitiv die Nase ganz weit vorn.

    PS.
    Gestern hat die IDF wieder einen Marktplatz bombardiert. Es gab aber nur ein Dutzend Tote oder so. Das erschien mir zunächst etwas mager, aber dann kam die Erklärung der IDF-Pressestelle. Es soll sich um einen "technischen Fehler" gehandelt haben. Na dann.

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    1. Der kommunistische Russe ist in kürzester Zeit von der Wolga bis an die Elbe marschiert, der kapitalistische Russe schafft es nicht mal, eine abtrünnige Provinz zurückzuerobern. Stalin würde sich im Grab umdrehen, wenn er das wüsste.

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    2. Zwei Jahre, zwei Monate und 23 Tage (Zeitraum von Kapitulation der 6. Armee in Stalingrad bis zum Eintreffen der ersten Rotarmisten am Elbufer bei Torgau) sind nun aber nicht unbedingt "kürzeste Zeit", oder?

      Interessante Frage immerhin, wie der grimmige georgische Generalissimus mit einem Putin verfahren wäre, wäre der damals für die Befreiung der Ukraine verantwortlich gewesen und hätte - nicht wie Konjew und Schukow bloß knapp zehn Monate - mehr als drei Jahre dafür gebraucht. Aber vielleicht wärs für den kleinen Putin glimpflich ausgegangen. Stalin mochte zwar keine Versager, aber noch viel weniger mochte er wirklich kluge Leute in hohen Positionen. Man hatte größere Chancen, sich nicht in Workuta oder vor einem NKWD-Erschießungskommando wiederzufinden, wenn man ein Idiot war oder wenigstens so tat. Dass ein ausgemachter Trottel wie Marschall Woroschilow nicht das traurige Schicksal eines begabten Strategen wie z.B. das seines Kollegen Tuchatschewski (Kugel im Kopf, 1937) teilte, sondern Ende der 1960er friedlich im eigenen Bett starb, spricht jedenfalls für diese These.

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    3. Im Vergleich zu Putin ist das Eiltempo. Man darf ja auch nicht vergessen, dass die Rotarmisten die Strecke zu Fuß zurückgelegt haben.

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    4. Auch wieder wahr. Einige von den armen Fußlatschern durften aber immerhin hinten auf dem T 34 mitfahren, ein paar andere auf geschenkten Ami-LKW.
      Und es stimmt: Wenn der lahme Putin nicht bald einen ordentlichen Zahn zulegt, dann kann ich, vorausgesetzt, ich erreiche überhaupt mein versicherungstabellarisches Durchschnittsalter, meinen schon seit längerem gebunkerten Willkommenswodka (der gute "Putinka", versteht sich, nicht "Gorbatschow", ich bin ja nicht lebensmüde) schön alleine aussaufen.
      Aber wer weiß, vielleicht ist ja doch was dran an den Kiesewetterschen Kassandra-Rufen? Die weiße Fahne werd ich also auf jeden Fall erstmal behalten, sicher ist sicher.

      PS.
      Noch eine Frage: Was trinkt der Nordkoreaner eigentlich so am liebsten? Und was der Chinese?

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    5. Wolgograd - Torgau 2500 km. Belarussische Grenze - Kiew 100 km.

      Der nordkoreanische Landser ist froh, wenn er Wasser bekommt. Der beliebteste Schnaps in China ist Bai Jiu, ist aber sehr heftig (über 50 Umdrehungen). Der Wirt meinte, ich sollte nach dem Trinken nicht direkt aufstehen ;o)

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    6. Um ein kleines Gähnen unter die вода- und водка-Trinker zu bringen:
      Die ruhmreiche Sowjetarmee hatte nur eine Angriffs-*, aber keine adäquate Verteidigungsstrategie. (A.A.Gretschko, Geschichte des 2. Weltkriegs) Daher war es naturgemäß, dass die ermatteten Deutschen, denen die Nazis ein Ende der sozialistischen Traumwelt zugunsten der totalen Kriegswirtschaft lange nicht zumuten wollten und welche wiederherzustellen erst der jungen Bundesrepublik oblag, nach Stalingrad weiter und weiter zurückgeworfen wurden.

      *)Theorie der tiefen Operation nach W.K.Triandafillow

      Bei Stalingrad hatte die UdSSR quasi ihre gesamten Reserven und Ressourcen zusammengezogen. Im Anschluss wurde durch das Land&Lease-Gesetz seitens der Erzkapitalisten aus UdSA kräftig nachgeliefert, sowohl Fahrzeuge und Motoren als auch Rohstoffe.
      Googletipps hierzu wären "Geleitzug, Murmansk" oder "Persischer Korridor". Bei letzterem erhält man als Beifang den Teil der Geschichte Israels, der äußerst spärlich kommuniziert wird. (Spoiler: Der Grundstock der IDF kannte deutsche Soldaten eher vom Hörensagen, aber sowjetische Gulags umso besser.)

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  4. Ok, scheiß auf den blöden Russen. Ich bleib einfach so lange sitzen, bis der Chinese kommt.
    Im Voraus: Ganbei! Sowie Ruhm und Ehre allen fleißigen Schnapsbrennern und Schnapsbrennerinnen der Volksrepublik China!

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  5. "Stalin würde sich im Grab umdrehen, wenn er das wüsste"
    ... nette Idee: Putin wandert wegen erwiesener Unfähigkeit und Verrat am Volk in den Gulag.
    ein Freund

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