Freitag, 17. Mai 2024

Schon wieder: Bonetti lässt den Nobelpreis im Bus liegen


Blogstuff 946

Andy “Wild Thing” Bonetti hat wieder freshe Beats, Loide!

Ich habe nur einmal im Leben an einer Siegerehrung teilgenommen. Malle, 1976. Ich war zehn Jahre alt. Neckermann Urlaubsreisen. Beim Segelkurs für Kinder haben nur zwei Jungs teilgenommen. Ich war einer davon. Am Ende des Kurses gab es eine Regatta. Natürlich wurde ich Zweiter. Richtig peinlich war die Siegerehrung am Abend. Bei den Erwachsenen haben über zehn Boote teilgenommen. Dann kamen wir Kinder dran. Der Sieger bekam einen tollen Preis und Applaus. Dann kam ich. Sie haben mir eine Kaffeetasse geschenkt, auf der ein Anker war. Ich hätte dem anderen Jungen das Scheißteil am liebsten an den Kopf geworfen. Ich war zehn! Ich durfte noch nicht mal Kaffee trinken! Dieses Mahnmal der Schande stand noch Jahrzehnte lang in unserem Wohnzimmerregal.

Das letzte Abenteuer, das man in Deutschland noch erleben kann, beginnt mit dem Kauf einer Zugfahrkarte. Hinfahrt Bingen-Hamburg: von Haustür zu Haustür zehneinhalb Stunden. Von neun Uhr bis 19:30 Uhr. Fünfzig Kilometer vor der Hansestadt bleibt der Zug liegen. Im Hamburger Hauptbahnhof ist ein Bauzug entgleist und gegen einen Pfeiler gedonnert, erfahre ich von meinem Smartphone-bewehrten Sitznachbarn. Eine S-Bahn ist in den Bauzug gerast und die verletzten Insassen müssen von der Feuerwehr befreit werden. Der Bahnhof wird gesperrt und sicherheitshalber wird der komplette Schienenverkehr in Hamburg (S- und U-Bahn) eingestellt. Unser ICE bleibt fünfzig Kilometer vor dem Hauptbahnhof in einem Ort namens Buchholz liegen. Dann kommt die Durchsage, die ich in meinem Leben noch nie gehört habe. „Wir öffnen alle Türen, damit Sie sich die Füße vertreten können“. Das scheint eine größere Sache zu sein. Ich laufe ein wenig herum und geselle mich dann wieder zu meinem rauchenden Sitznachbarn. Er hat die rettende Idee. Er ruft seine Frau in Hamburg-Altona an, die ihn holen soll. Mir bietet er großzügigerweise einen Platz an. Er heißt übrigens auch Matthias. Eine dreiviertel-Stunde später ist sie da, wir fahren nach Hamburg, natürlich stehen wir noch im Stau, dann holt mich der Freund, den ich besuche, mit dem Auto in Altona ab.   

Bei der Rückfahrt noch ein Novum. Wir hatten bereits in Berlin 35 Minuten Verspätung, bevor der Zug überhaupt losgefahren ist. Eigentlich sollte der ICE über Erfurt durch Hessen nach Frankfurt fahren, aber dann rollen wir im Schritttempo durch Aschaffenburg, das bekanntlich in Bayern liegt.

Man kennt das Essverhalten der Deutschen im Zug. Eine Frau öffnet ihre Tupperdose und holt ein Käsebrot heraus und löst damit eine Kettenreaktion heraus. Männer greifen zu Frikadellen und hartgekochten Eiern! Jetzt habe ich die Könige getroffen, eine alte indonesische Frau mit Kopftuch und ihren Sohn. Er holt zwei Plastikbecher mit Nudeln und zwei Löffel aus seinem Rucksack. Damit geht er ins Bord-Bistro und lässt sich die Becher mit kochendem Wasser füllen. Ich überlege, ob ich mir nicht beim nächsten Mal eine Tütensuppe und eine Thermoskanne mit heißem Wasser mitnehmen soll. Vielleicht auch eine Kochplatte, die ich in die Steckdose einstöpsele, um mir in einer Campingpfanne ein Schweinenackensteak zu braten, Welcome tot he next level.

 

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