Samstag, 18. Mai 2024

Der erste Venedig-Marathon


Blogstuff 947

Woher weiß ich, dass ich nicht in der Matrix lebe? In der Matrix wären die Politiker besser.

Zum Glück akzeptieren meine Familie und mein Freundeskreis meinen Lebensstil, der vom Standardmodell abweicht. Ich fahre weder Auto noch Fahrrad und ich gehe keiner geregelten Erwerbsarbeit nach. Seit vierzig Jahren habe ich kein Fahrrad, seit dreißig Jahren kein Auto und seit 13 Jahren keinen Arbeitsvertrag. Aber im Laufe des Lebens trifft man auf notorische Klugscheißer und Besserwisser, die einem mit der Hartnäckigkeit von Zeugen Jehovas und dem ekelhaften Eifer von Missionaren ungefragt gute Ratschläge zur Optimierung des Lebens geben. Hätte ich ihren Rat jedes Mal befolgt, wäre ich jetzt Besitzer diverser Autos, hätte ein gut gefülltes Fahrradparkhaus, eine eigene Hundepension, 17 Berufe und drei Hunde.

Hätten Sie’s gewusst? Der Pragmatismus wurde in Prag erfunden.

Ich wache heute noch schreiend auf, wenn ich an diese Szene denke. Ich sitze mit dem Lottoschein vor dem Fernseher, die ersten drei Zahlen sind richtig. In einem einzigen Kästchen! Dann ruft dieses dusselige Mondkalb aus der Küche: „Na, wie läuft’s?“ Natürlich kam dann nix mehr. Zehn Jahre habe ich mit dieser nichtsnutzigen Trulla verbracht. Und so viele Jahrzehnte hat man als gutaussehender junger Mann nicht.

Atomkrieg. Das war die Zukunftsangst meiner Jugend. In einer Minute wird wie mit einem einzigen Fausthieb die gesamte Menschheit ausgelöscht. Die Klimakatastrophe findet in Zeitlupe statt und wird mich vermutlich nicht mehr treffen. Deswegen gehen die Entscheidungsträger, die hauptsächlich aus meiner Generation stammen, auch so gelassen mit dieser Bedrohung um.

Nach dem Ende des Kommunismus hat sich der Kapitalismus weltweit durchgesetzt, die Demokratie nicht.

Als Exhibitionist bin ich ein Anfänger, ich übe noch an Bäumen.

Live Aid war vor fast vierzig Jahren. Damals wurde für die Hungersnot in Äthiopien so viel Geld gesammelt, dass die Leute dort heute noch an Übergewicht leiden.

Ich folge den Lehren Epikurs und reduziere meine Bedürfnisse auf das Wesentliche und Notwendige: Essen, Trinken, Schlafen. Arbeit, Luxusgüter, Reisen usw. gehören nicht dazu.

Lyotard sprach bereits Ende der siebziger Jahre in „Das postmoderne Wissen“ vom Ende der großen Erzählungen: Demokratie, Freiheit, Fortschritt, Religion, Wissenschaft, Kultur. Die großen Erzählungen schufen eine Gemeinschaft. Heute irrt der Einzelne durch ein Labyrinth kleiner und kleinster Erzählungen und wir verstehen einander nicht mehr.

Wer hat nicht alles die Meere um Europa beherrscht: Phönizier, Karthager, Römer, Araber, Wikinger, Spanier, Briten, Genuesen und Venezianer. Nur die friedlichen Rheinhessen haben nie nach der Seeherrschaft gestrebt. Sie pflegen bis heute ihre Weinberge und sind damit zufrieden.

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