Donnerstag, 30. Mai 2024

Eine tiefschürfende Analyse des deutschen Fußballs

 

Ancelotti steht mit Real Madrid vor dem fünften Champions-League-Erfolg seiner Trainerkarriere. Beim FC Bayern haben sie ihn im September 2017 rausgeschmissen, obwohl er gerade in seiner ersten Saison in München die deutsche Meisterschaft gewonnen hatte. Bis heute hält sich die folgende Begründung, die leider sehr deutsch ist: Er habe nicht zur Mannschaft gepasst, weil er nicht hart genug trainiert habe. Robben hätte berichtet, dass das Training seines Sohnes bei der D-Jugend des FC Bayern härter sei als sein eigenes.

In Deutschland ist es Tradition, die Mannschaft von Montag bis Freitag wie auf einem Kasernenhof schuften zu lassen. Magath und seine Medizinbälle sind eine Legende. Er hat Leistungssportler so geschunden, dass sie kotzen mussten. Das gilt in diesem Land als gute Trainingsarbeit. Wenn man sich mal über die ganze Saison die Verletzungen der Bundesligaspieler anschaut, so fällt auf, dass die wenigsten auf brutale Fouls zurückzuführen sind. Man hört unter der Woche von Verletzungen, die im Training entstanden sind. Manche Spieler brechen auch plötzlich ohne Einwirkung des Gegners auf dem Platz zusammen und sind für Wochen verletzt. Die Ursache: Überlastung im Training. Ich schätze mal, dass 95 Prozent der Verletzungen nicht in Punktspielen entstanden sind.

Warum waren Ausnahmefußballer wie Messi oder Ronaldo nie schwer verletzt? Weil man sie im Training geschont hat, damit sie am Wochenende volle Leistung bringen konnten. Durch zwanzig Sprints mehr pro Tag macht man Leute wie Musiala oder Wirtz nicht zu besseren Fußballern. Man gefährdet sie nur durch sinnlose Schleiferei von teutonischen Fußballfeldwebeln. Diese Erkenntnis kam mir auf meinen Brasilienreisen. Am Nachmittag wird das Training der Top-Mannschaften live im Fernsehen übertragen. Da sind mir die Augen übergegangen. Spieler stehen im Kreis und unterhalten sich, es fehlen nur noch die Bierflaschen. Andere jonglieren minutenlang mit dem Ball, obwohl das in einem Spiel überhaupt nicht gebraucht wird. Dann gibt es ein Trainingsspiel, ganz locker, ohne Blutgrätsche und falschen Ehrgeiz. Brasilien ist mit fünf Titeln Rekordweltmeister.

Das gleiche Phänomen kann man bei den taktischen Schulungen beobachten. Trainer benehmen sich wie Schullehrer und wollen gestandenen Profis jeden Spielzug einbläuen. Als Nagelsmann letztes Jahr als frischgebackener Bundestrainer ein Interview gegeben hat und es um Taktik ging, habe ich kein Wort verstanden. Als hätte ein Physikprofessor gesprochen. Die DFB-Auswahl hat gegen Länder wie Österreich und die Türkei verloren. In diesem Jahr klang es anders. Die Spieler sollten einfach kicken. Schließlich hat man Weltklassespieler im Kader und großartige Talente. Schon gab es Siege gegen Frankreich und die Niederlande. Beckenbauer wusste das schon 1990: „Gehts raus und spuilts Fußball.“ Es bringt nichts, Wirtz zu erklären, dass man gegen drei Gegner nicht ins Dribbling geht. Es ist allemal besser, als weitere Kurzpässe im Halbkreis um den gegnerischen Strafraum zu spielen, als sei man beim Handball.

Locker trainieren, den Spielern ihre Freiheit lassen – so können wir es bis ins Viertelfinale schaffen. Ab dann hilft uns nur der liebe Gott.    

2 Kommentare:

  1. Locker??? Einfach machen lassen??? Hammwajanochniesogemacht! Wokommwadenndahin? Wärjawohlnochschöner! Die sind zum ARBEITEN da! Was kommt als nächstes? Untergebene wie Erwachsene behandeln?

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    1. Meine Rede. Wer auf der faulen Haut liegen will, soll zu Real Madrid oder Atalanta Bergamo gehen!

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