Mittwoch, 6. August 2025

Vivaldis fünfte Jahreszeit

 

„Herr Richter, jetzt muss ich aber doch widersprechen. Was heißt denn hier Professor? Das wussten wir ja nicht und an der Sache hätte es sowieso nichts geändert. Ich erzähle ihnen jetzt mal, wie es wirklich gewesen ist. Wir haben uns am Rosenmontag vor dem Mainzer Bahnhof getroffen. Klaus-Dieter und ich sind mit dem Zug aus Ingelheim gekommen. Auf der Fahrt hatten wir schon ein oder zwei Bier getrunken. Wir haben uns mit Peter und Frank getroffen. Da es an diesem Tag recht kühl war, haben wir uns mit einer Flasche Ouzo aufgewärmt. Man nennt es auch „Vorglühen“, was an diesem nasskalten Tag sehr wichtig war. Dann sind wir in ein Weinzelt gegangen. Nach sechs oder sieben Schoppen waren wir guter Dinge, im Zelt spielte Musik und bei „Fiesta Mexicana“ haben wir alle „Hossa“ geschrien. Da setzt sich dieser kleine Mann in einem dunklen Anzug, also völlig ohne jegliche Verkleidung, noch nicht einmal eine Pappnase hat er getragen, an unseren Tisch. Jetzt frage ich Sie, Herr Richter: Was macht ein Inder eigentlich bei der Meenzer Fassenacht? Schließlich ist es doch auch irgendwie ein christliches Fest. Und dann hat er angefangen, uns zu provozieren. Bei der Kellnerin hat er einen Yogi-Tee bestellt. Die hat ihn ausgelacht und ist einfach weitergegangen. Wir haben uns kaputtgelacht und gleich eine Runde Obstler in Auftrag gegeben. Als die Kellnerin mit unseren Schnäpsen kam, hat er bei ihr ein stilles Mineralwasser bestellt. Ein Wasser! Das ist doch eine Unverschämtheit! In Mainz. Am Rosenmontag. Ich würde es nicht glauben, wenn ich nicht selbst dabei gewesen wäre. Und da klopft ihm der Klaus-Dieter ganz freundlich auf den Rücken, schiebt ihm sein Weinglas rüber und sagt: „Jetzt nimmst du erst mal einen ordentlichen Schluck.“ Dagegen ist doch nichts zu sagen. Das ist gelebte rheinhessische Gastfreundschaft. Aber der Inder, der angebliche Professor, hat abgelehnt. Und da ist der Peter aufgestanden, weil es eine Unverschämtheit von diesem Mann gewesen ist, und fasst ihn ganz leicht, wirklich nur ganz leicht an der Schulter und zieht ihn von der Bank. Offenbar hat sich der Inder bei dieser Gelegenheit das Schultergelenk ausgekugelt und als er vor dem Zelt war, hat er dann nach einem minimalen Klaps das Gleichgewicht verloren und ist in der Pfütze gelandet. Herr Richter, jetzt sagen Sie doch mal selbst: Alles andere als ein Freispruch kommt in diesem Fall doch gar nicht in Frage.“

8 Kommentare:

  1. ... jaja die deutsche Gemütlichkeit — Sie lebe 3 mal hoch — Tusch — Trara.
    ein Freund

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  2. Die Welt zu Gast bei Freunden. Trotzdem: Kinder statt Inder! Erstere regen sich nämlich nicht auf, wenn sie mal in eine Pfütze fallen, sie freuen sich sogar drüber.

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  3. Dios mío!! Wir wär´s denn mal mit ein paar Absätzen zwischen den Zeilen?

    Oder ist die Leertaste weg geflogen?



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    1. Der Platz im Blog wird langsam knapp. Ab morgen verwende ich auch kleinere Buchstaben ;o)

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    2. Tano, wie alt bist du Kiffergreis eigentlich inzwischen? Ich war gerade auf deinem Blog. Du machst ja nach jedem Satz einen Absatz. NACH JEDEM! Dagegen wirkt selbst die BILD wie Thomas Mann. Bei direkter Rede macht man eigentlich keine Absätze - und diese halbe Seite ist ja wirklich nicht lang.

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    3. Mein Alter steht hier irgendwo kurz erwähnt https://tanoscederquist-lounge.blogspot.com/2025/05/schon-wieder-ich-habe-schon-wieder.html .

      Ich hab einige Jahre nicht gekifft. Mir war nicht danach. Seitdem ich es von meinen Ärzten verschrieben bekomme und meine Apotheke es mir ins Haus liefert, habe ich vor etwa 4 Monaten wieder gaaanz moderat damit angefangen.

      Wer keinen Hausarzt hat? Das geht auch extrem einfach und flott übers Web. Doktor ABC und https://flowzz.com.

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  4. Der Polt schreibt hier ab, aufpassen.
    https://www.youtube.com/watch?v=QiHPa4ERn8w

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