Zum
ersten Mal in meinem Leben war ich pleite. Was sollte ich machen? Arbeiten? No
way. Ein banges Herz, gefangen in einem dunklen Fettkerker.
Als
ich die Sparkasse im Nachbardorf überfallen wollte, erklärte mir der
Schalterbeamte, sie hätten weder Bargeld noch einen Tresor. Ob er mich jetzt
mit leeren Händen wieder heimschicken wolle, fragte ich ihn. Er verwies mich
auf den Bankautomaten im Vorraum.
„Damit
machen Sie sich doch selbst arbeitslos“, schrie ich.
Er
zuckte nur mit den Schultern.
Also
fuhr ich in die Kreisstadt. Es wurde nicht besser. Mit dem erbeuteten
Portemonnaie des Filialleiters floh ich durch die Innenstadt.
Bald
hatte ich drei Streifenwagen, eine Hundestaffel und einen Hubschrauber hinter
mir. Also floh ich in den einsamsten Ort der Welt: die Bibliothek. Niemand
liest mehr.
Ich
ging hinein und schaute eine Weile in die Karteikästen, bis die Bibliothekarin
wieder in Minecraft vertieft war. Dann schlich ich mich zu den Bücherregalen
und ging auf Zehenspitzen die Treppe hinauf bis in den zweiten Stock.
Hier
herrschte eine himmlische Ruhe. Ich nahm mir einen der formidablen Romane von
Andy Bonetti und setzte mich in einen alten Ledersessel. Es wurde Abend, es
wurde Nacht.
Ich
musste eingeschlafen sein, denn ich wurde von einer Putzfrau geweckt. Sie
sprach kein Wort, aber ich wusste, was zu tun war. Ich verließ die Bibliothek
und frühstückte beim Bäcker gegenüber. Dann kaufte ich Wein und ging zur
Bibliothek zurück.
Hier
lebe ich heute noch. Keine Miete, saubere Toiletten und genug zu lesen.
P.S.:
Ich habe ein Babyphon in der Polizeidienststelle versteckt. Wenn sie die Suche
nach mir aufgeben, fange ich ein neues Leben an.
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