„Der
Verbrecher produziert nicht nur Verbrechen, sondern auch das Kriminalrecht und
damit auch den Professor, der Vorlesungen über das Kriminalrecht hält, und
zudem das unvermeidliche Kompendium, worin dieser selbe Professor seine
Vorträge als ‚Ware‘ auf den allgemeinen Markt wirft. (…) Der Verbrecher
produziert ferner die ganze Polizei und Kriminaljustiz, Schergen, Richter,
Henker, Geschworene usw.; und alle diese verschiednen Gewerbszweige, die ebenso
viele Kategorien der gesellschaftlichen Teilung der Arbeit bilden, entwickeln
verschiedne Fähigkeiten des menschlichen Geistes, schafffen neue Bedürfnisse
und neue Weisen ihrer Befriedigung. Die Tortur allein hat zu den sinnreichsten
mechanischen Erfindungen Anlaß gegeben und in der Produktion ihrer Werkzeuge
eine Masse ehrsamer Handwerksleute beschäftigt. (…) Er produziert nicht nur
Kompendien über das Kriminalrecht, nicht nur Strafgesetzbücher und damit
Strafgesetzgeber, sondern auch Kunst, schöne Literatur, Romane und sogar
Tragödien (…) Der Verbrecher unterbricht die Monotonie und Alltagssicherheit
des bürgerlichen Lebens. Er bewahrt es damit vor Stagnation und ruft jene
unruhige Spannung und Beweglichkeit hervor, ohne die selbst der Stachel der
Konkurrenz abstumpfen würde. (…) Wären Schlösser je zu ihrer jetzigen
Vollkommenheit gediehn, wenn es keine Diebe gäbe? Wäre die Fabrikation von
Banknoten zu ihrer gegenwärtigen Vollendung gediehn, gäbe es keine Falschmünzer? (...)
Das Verbrechen, durch die stets neuen Mittel des Angriffs auf das Eigentum,
ruft stets neue Verteidigungsmittel ins Leben.“
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