Sonntag, 4. Juni 2023

Bonetti bringt es auf den Punkt

 

Blogstuff 811

„Der Kreml behauptete oft, Russland habe die zweitstärkste Armee der Welt. Viele glaubten das. Heute betrachten viele Russlands Militär als das zweitstärkste in der Ukraine.“ (Anthony Blinken)

Als blutjunger Journalist arbeitete ich als Schiffskorrespondent für eine renommierte englische Tageszeitung am Hafen von Southampton. Damals gab es noch keine Linienflüge zwischen Europa und Amerika, die Gäste kamen auf Ozeanriesen in unser Land. Immer wenn ein Prominenter von Bord ging, man erkannte sie an den vielen Überseekoffern und Dienern, telegrafierte ich seinen Namen an die Redaktion des Swinehead Observer. Für jede Meldung bekam ich die unglaubliche Summe von fünf Pfund. Das war zu jener Zeit viel Geld. Ein frischgezapftes Pint kostete drei Shilling Twopence. 

Seit zehntausend Jahren befinden wir uns in einer Sackgasse, die wir hochtrabend Zivilisation nennen. Wir arbeiten. Wie blöd kann man sein? Wenn ein Affe Hunger hat, isst er eine Frucht. Wenn er Durst hat, trinkt er aus dem Fluss. Was machen wir? Schuften wie die Blöden, fahren dann in den Supermarkt, kaufen Wasser in Plastikflaschen und teures Obst. Selbst die „fleißigen Bienen“ sind nur sechs Stunden pro Tag unterwegs. Und welcher Tätigkeit gehen sie nach? Sie fliegen von Blume zu Blume und trinken süßen Nektar. So als ob wir von Bar zu Bar ziehen und überall einen Cocktail trinken. Ja, höre ich an dieser Stelle immer, aber wir werden alt. Aber wir werden auch krank. Schon mal ein krankes Tier im Wald gesehen? Die Viecher sind chronisch gesund. Ein Faultier kann überhaupt keinen Burn-Out bekommen. Es würde mich nicht wundern, wenn Krebs in der Tierwelt unbekannt wäre. Warum überhaupt alt werden? Ich habe mal ein Interview mit einer Hundertjährigen gesehen, die zum Reporter gesagt hat, sie wünschte, es wäre endlich alles vorbei. Ich bin 56 und denke manchmal: Eigentlich ist ja auch mal gut. Was soll im Alter noch kommen?

Er hieß Jupp Gerstäcker, aber alle nannten ihn Josef. Er arbeitete seit zwanzig Jahren für die Gesellschaft zur Verbesserung des Lebens mbH. Er wusste nicht genau, welchem Zweck das Unternehmen eigentlich diente. Er war für die Reisekostenabrechnungen zuständig. Offenbar gab es in Las Vegas, Miami, Monte Carlo und auf Bali viel zu verbessern.

„Bunt ist das Dasein und granatenstark“. Kann sich noch jemand an Bill und Ted erinnern? „Volle Kanne, Hoschi“ hieß im Original übrigens „Party on, dudes“. Auch schön: „Na, kommen wir vom Kakerlakenscheuchen, königlicher Nasengully?“

Ich habe mal in einem Forschungsprojekt mit zwei promovierten Wirtschaftswissenschaftlern zusammengearbeitet, die mir beide erzählt haben, sie würden diesen Job so gerne machen, dass sie auch ohne Bezahlung jeden Tag zur Arbeit ins Institut kämen. Ich habe sie dann gefragt, wie sie ihre Mieten und ihre Einkäufe finanzieren würden. Wer zu viel Theorie im Kopf hat, ist für die Praxis verloren.

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