„Niemand weiß, was der Tod ist, nicht einmal, ob er
nicht für den Menschen das größte ist unter allen Gütern. Sie fürchten ihn
aber, als wüssten sie gewiss, dass er das größte Übel ist.“ (Sokrates)
Alles
begann, als es an meiner Haustür klingelte. Viele meiner Geschichten beginnen
so, weil ich nur selten das Haus verlasse. Ich war gerade mit meiner
Briefmarkensammlung beschäftigt, mein Spezialgebiet sind lateinamerikanische Marken
mit Blumenmotiven. Ich legte also Lupe und Pinzette zur Seite und ging zur Tür.
Als
ich sie öffnete, stand Martin Luther vor mir.
„Ich
möchte mit Ihnen über Gott sprechen.“
Tür
wieder zu.
Eine
Stunde später wollte ich einkaufen gehen. Auf dem Bürgersteig traf ich Lassie.
Er bellte mich an und lief ein Stück. Dann drehte er sich um und bellte wieder.
Ich sollte ihm wohl folgen. Wir gingen bis zum Marktplatz, wo Franz Josef
Strauß gerade eine Rede hielt. Hitchcock lief kurz durchs Bild.
„Wir
würden vor uns selber ausspucken müssen, wenn wir nicht mehr das Wort ‚National‘
und den Begriff eines ‚Nationalbewusstseins‘ für unser Volk als gerechtfertigt
anerkennen würden. Die Sozialdemokraten sollten sich hüten, mit den Kommunisten
immer mehr Gemeinsamkeiten aufzuweisen, diese Linksfaschisten mit ihrem
marxistischen Glaubensbekenntnis. Schließlich war der Nationalsozialismus auch
eine Variante des Sozialismus.“
Ich
ging in den Supermarkt. Ach, war das schön! Twix hieß wieder Raider und es gab
Kosakenkaffee. An der Kasse saß Clementine und lächelte mich an.
Auf
dem Weg nach Hause ging ich noch in meiner Kneipe vorbei. Goethe saß, sichtlich
angetrunken, bei einer Flasche Wein am Fenster, während Thomas Mann ihm aus
seinem „Zauberberg“ vorlas. Newton und Einstein hockten am Tresen und redeten
irgendwelchen unverständlichen Quatsch, während sie Bierdeckel mit Formeln
beschmierten. Ich ließ mir von Heinz Schenk einen Äppelwoi einschenken.
Zuhause
machte ich den Fernseher an. Ich hatte es fast schon geahnt. „Am laufenden
Band“ mit Rudi Carrell. Vorher kam die Tagesschau mit Karl-Heinz Köpcke und
dann eine kurze Ansprache von Hindenburg. Wer würde heute Abend bei Alfred
Biolek in der Talkshow sitzen? Willy Brandt und Helmut Kohl? Napoleon? Julius
Cäsar?
Ich
holte das Telefonbuch und wählte die Nummer von Aleister Crowley.
„Crowley
am Apparat.“
„Hi
Al, hier ist Bonetti. Wir haben uns neulich bei einer Séance getroffen. Sag
mal, hier sind lauter Tote unterwegs. Steckst du dahinter?“
„Ich
beobachte das Treiben auf der Erde schon eine Weile und mir passt die ganze
Richtung nicht. Also habe ich einen Zauberspruch aus dem Necronomicon des
Kollegen Lovecraft verwendet, um ein paar Tote in die Welt zu schicken.
Vorläufig nur die VIPs, aber wenn es nicht besser wird, kommen alle. Dann wird
es lustig, Andy. Richtig lustig.“
„Ist
Lovecraft auch hier?“
„Nein,
er ist in der Hölle geblieben, wo er an einem Dart-Turnier gegen Hitler, Stalin,
Caligula und Dschingis Khan teilnimmt.“
... schöne Zeitreise — "von Lassie zu Caligula" zwischendurch Hitchcock als "Kirsche obendrauf.
AntwortenLöschenein Freund
Crowley und Lovecraft dürften nicht jedem bekannt sein, aber es gibt ja Suchmaschinen.
Löschen... jeder, der sich ein wenig mit LedZep beschäftigte, weiß Bescheid. Robert hat die Crowley-Bude doch gekauft
Löschenein Freund