Niemand
suchte ihn. Aber dann wurde er doch gefunden. Die Polizei hatte eigentlich kein
Interesse an dem Fall, aber leider handelte es sich um Mord. Man hatte ihn in
der Saubucht gefunden, einer sumpfigen Ecke im Grunewald, nicht weit vom
Aussichtsturm entfernt. Füchse, Krähen und Maden hatten ihm bereits arg
zugesetzt.
Der
Gerichtsmediziner stellte fest, dass der Tote mit einem stumpfen Gegenstand
erschlagen wurde. Aber nicht an diesem Ort. Den Todeszeitpunkt konnte er
natürlich nicht mehr exakt ermitteln. Die Leiche lag aber wohl seit etwa zehn
Tagen an dieser Stelle.
Papiere
hatte der Tote keine bei sich, niemand, auf den seine Beschreibung – 1,88 groß,
weiß, männlich, untätowiert und ca. fünfzig Jahre alt – passte, wurde als
vermisst gemeldet. Die Hose führte die Ermittler auf eine Spur: Größe 70 mit
Gummizug.
Kommissar
Sommerfeld fuhr zum Bekleidungsgeschäft für Übergrößen an der Karl-Liebknecht-Straße
und sprach mit dem Geschäftsführer. Er sah in seiner Kundendatei nach und fand
acht Personen, die Hosen in dieser Größe bestellt hatten. Drei Frauen schieden
von vornherein aus. Sommerfeld notierte sich die Namen der fünf Männer und fuhr
in die Keithstraße, Heimat des LKA 1, zurück.
Fünf
Telefonanrufe später wusste er Bescheid. Vier Männer hatte er erreicht, einen
nicht. Er besorgte sich einen Untersuchungsbeschluss und fuhr mit einer
Streifenwagenbesatzung nach Kreuzberg in die Katzbachstraße. Als sie die Tür im
vierten Stock geöffnet hatten, bot sich ihnen ein Bild des Grauens.
Die
Luft war stickig, alle Rollläden waren geschlossen. Überall stapelten sich
Bücher und Zeitschriften, in der Spüle schimmelte das Geschirr still vor sich hin.
Im Wohnzimmer hing ein riesiges Poster von Andy Bonetti, aus dem die Augen
ausgeschnitten waren. Die Wände waren mit Bonetti-Interviews aller großen
Tageszeitungen dieser Welt und weiteren Porträtfotos tapeziert.
Dazwischen
hatte der Mieter, sein Name war Arco von Assmannshausen, mit einem roten Edding
wüste Schmähungen gekrakelt:
„Verrecke,
elender Saukrüppel!“
„Bonetti
muss sterben, damit ich leben kann.“
„Du
hast alles von mir geklaut! Auch Heinz Pralinski!!“
Hatte
der Tote einen Mordanschlag geplant? Musste er deswegen sterben?
Lesen Sie mehr in der morgigen Fortsetzung, wenn Sie
Andy Bonetti brüllen hören: „Bringt mir den Kopf von Arco von Assmannshausen!“
Und was ist mit der Geliebten des Pianisten?
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