Donnerstag, 26. Januar 2023

Das Leben ist eine Reise

 

Robert Farle hat ganz links begonnen, in der DKP. Von 1975 bis 1992 war er für die Kommunisten im Ruhrpott aktiv. Er war DKP-Vorsitzender an der Uni Bochum und saß im Stadtrat von Gladbeck. In den achtziger Jahren war er als hauptamtlicher Funktionär in Essen tätig. Diese Stadt scheint ja ein richtiges Kommunistennest zu sein, wenn man sich z.B. in Kleinbloggersdorf umsieht. In dieser Zeit soll er verdeckte Zahlungen von der SED erhalten haben, die angeblich von Erich Honecker persönlich genehmigt wurden. Farle bestreitet das.

Nach dem Mauerfall nutzte er seine Kontakte „nach drüben“ und eröffnete in Halle ein Steuerberatungsbüro. Nach dem Untergang des real existierenden Sozialismus fand er offensichtlich sehr schnell Geschmack am Kapitalismus. Ein cleverer Schachzug, denn die Neubundesbürger hatten schließlich einen hohen Bedarf an Beratung in Fragen der westdeutschen Steuergesetze. Offenbar gab es nach seinem Umzug einen allmählichen Gesinnungswechsel, Farle trat 2015 in die AfD ein und saß ab 2016 im Landtag von Sachsen-Anhalt. Hufeisen, ick hör dir trapsen. Anfang 2021 schwurbelte er bereits prächtig und behauptete, Corona sei nur eine Erfindung.

2021 gewann er das Direktmandat im Landkreis Mansfeld (Sachsen-Anhalt) und zog in den Deutschen Bundestag ein. Inzwischen ist Farle aus der AfD ausgetreten und sitzt als fraktionsloser Abgeordneter im Bundestag. Zur Begründung sagte er, er wolle mehr Zeit für Demonstrationen haben, z.B. mit den rechtsradikalen Freien Sachsen, bei denen er als Redner auftritt. Außerdem sei die AfD russlandkritisch. Sie lehne zwar die Sanktionen gegen Russland ab, würde aber von einem Angriffskrieg gegen die Ukraine sprechen. Das sieht Farle, bis zum Ende moskautreu, ganz anders. Und an diesem Punkt ist er endlich wieder einer Meinung mit den Linken.


6 Kommentare:

  1. Ein Buch hat er auch noch veröffentlicht... ;)

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  2. Zwar halte ich die Hufeisentheorie für ein deppert unterkomplexes Erklärungsmodell, aber es ist schon auffallend, wie viele (Alt-)Linke ihre autoritären Seiten nie wirklich aufgearbeitet zu haben scheinen.

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    1. Alles nur Einzelfälle ;o)

      Die Kontinuität ist der Extremismus und die Staatsfeindlichkeit.

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  3. ... dagegen bin ja eine eher tragische Figur. Das Linke sitzt noch meistens tief drin. FDP Themen finde ich manchmal gut und Gendersprech zum Kotzen.
    Was ist und bleibt ist Jeff Beck!
    Auweia ...

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  4. Tja, auch hier gilt wohl der Grundsatz: " Reisende soll man nicht aufhalten "? Aber: DKP und ganz links??? Was war dann denn der KBW.??? Die KPD / ML ??? Der KB??? Wie viele Dinge im Leben auch, könnte es eine reine Ansichtssache sein??? Ich habe die DKP - Spießer allerdings eher als angepasstes Grüppchen unter vielen Sektierern in Erinnerung.

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    1. Ihre Ideologie und ihre Ziele gleichen sich aber. Ich kenne mich mit den ganzen Splittergruppen allerdings auch nicht gut aus. Volksfront von Judäa :o)

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