Blogstuff 1146
„Die Friedhöfe der Welt sind voll von Menschen,
die sich für unentbehrlich hielten.“ (Georges Clemenceau)
Gestern hatte ich eine
interessante Diskussion mit meiner Anlageberaterin. Die junge Frau behauptet
selbstbewusst, nächstes Jahr würden die Leitzinsen der EZB sinken. Selbst Frau
Lagarde weiß nicht, wie hoch die Zinsen in einem Jahr sein werden. Bei Zinsen
gibt es immer drei Möglichkeiten: sie fallen, sie steigen oder sie bleiben
gleich. Nehmen wir nur mal ein Ereignis aus diesem Monat als Beispiel. Aus
heiterem Himmel greift Israel den Iran an. Wenn sich dieser Konflikt zu einem
richtigen Krieg entwickelt, in den weitere Staaten eingreifen und Bodentruppen
eingesetzt werden, wenn er Einfluss auf die Produktion und den Transport von
Erdöl und -gas hat, könnten die Energiepreise schnell um fünfzig Prozent
steigen. Dann steigen auch die Produktionskosten der europäischen Industrie,
die Unternehmen geben die Kosten an ihre Kunden weiter und in der Folge haben
wir eine hohe Inflation. Dieses Szenario hatten wir 2022. Die Zinsen stiegen
infolge des Ukraine-Kriegs und der stark gestiegenen Energiepreise bzw. der
Inflationsrate bis 2024 von null auf 4,5 Prozent. Niemand kennt die Zukunft,
auch die Sparkasse nicht.
Lustig sind in diesem
Zusammenhang auch immer die Prognosen der Wirtschaftsinstitute, die das
Wachstum des nächsten Jahres bis auf eine Stelle hinter dem Komma voraussagen.
Im Laufe des Jahres werden diese Prognosen immer wieder korrigiert. Ich weiß
nicht, wo man das Studienfach Hellseherei belegen kann, vermutlich in Hogwarts.
Allein in diesem Jahrzehnt haben Corona und Putin jede Prognose Makulatur
werden lassen. Es gibt Ereignisse, die niemand auf dem Radar haben kann. Trotzdem
werden die Zahlen jedes Mal wie eine geweihte Monstranz durch die Medien
getragen.
Ich scheine der Schwulenmagnet
meines Viertels zu sein. Offenbar liegt es an meiner zarten Schönheit und
stillen Intensität. Wieder auf meiner Parkbank. Er heißt Jörg und wir haben uns
neulich schon mal unterhalten. Im Gegensatz zu John, den ich nie wieder gesehen
habe, ist er seit fünfzig (!) Jahren in festen Händen und gebürtiger Berliner. Er
wohnt mit seinem Partner in einer riesigen Altbau-Maisonette-Wohnung für 900
Euro kalt. Er hat Operngesang studiert, am Theater gearbeitet, ist inzwischen
aber richtig runtergerockt. Irgendwann holt er die Wodkaflasche aus seinem
Rucksack und nimmt einen tiefen Schluck. Natürlich raucht er. Ich frage ihn, ob
er den Wodka bei Aldi kauft. Er nickt nur. Ich erzähle ihm, dass der 1,5-Liter
Tetra Pak Rotwein aus Spanien von 1,99 auf 1,89 € runtergesetzt wurde. Trinken
werde ja immer günstiger. Sein Partner ist gerade bei Freunden in Barcelona, da
wäre es vierzig Grad heiß. Wir loben das angenehme Berliner Wetter und stellen
fest, dass wir beide seit langem nicht mehr geflogen sind. Beim Abschied sagt
er, wir sollten ein Messingschild mit unseren Namen auf die Bank machen. Finde
ich süß.
P.S.: Als er von einem schwulen
Freund sprach, nannte er ihn „verzaubert“. Ist wohl ein Insider-Ausdruck.
„Ich würde mir eher eine Giftschlange in mein Hemd legen, als einen Vermögensberater zu engagieren.“
AntwortenLöschenCharlie Munger
So eine junge Frau kann ziemlich teuer werden...
Keine Sorge. Ich habe sämtliche Vorschläge abgelehnt und mich für Festgeld (1,7 % p.a.) entschieden. Bin seit 1976 Kunde der Sparkasse ;o)
LöschenSie wird verhungern, wenn Du sie nicht ab und zu zum Essen einlädst :)
LöschenIch habe ihr Foto im Internet gesehen ...
Löschen"Als er von einem schwulen Freund sprach, nannte er ihn „verzaubert“
AntwortenLöschen... es tut dabei nicht so weh ... eher ganz sanft.
ein Freund
Habe nur den Park gewechselt, Gruß John
AntwortenLöschen