Dienstag, 2. Dezember 2025

Entspannter Alpakaspaziergang mit Andy Bonetti

 

Blogstuff 1241

„Überwuchert mit Eiterbeueln / nötigt er die Schwangere / zum Fleischreiben / sein Pech / dass sein Schwanz platzt / ihr Pech / dass warmer Eiter ihren Unterleib / überflutet / und das Kind ersäuft.“ (Wolfram Weimer: Unglück)

Mainz 05 stand am 9. März 2025, nach dem 25 Spieltag, auf Platz 3 der Tabelle. Jetzt sind sie Letzter. Ich begreife immer noch nicht, was da passiert ist.

Ein ganz normaler Samstag mit Holgi: Nach dem Jazz-Brunch geht er auf den Bauernmarkt, kauft alten Gouda und Fünfkornbrot aus Guben, dann besucht er ein Antiquariat und einen türkischen Delikatessenladen, aus dem er schwarze Oliven und Baba Ganoush mitnimmt. Sei wie Holgi! Oder wenigstens wie Du-Darfst-Dörte.

Ich kann mich noch erinnern, als ich als Jugendlicher mal mit meinem Vater bei „Farben Werner“ in Ingelheim war. Da wir damals die ersten Graffiti an den Schulwänden hatten, wollte ich wissen, wieviel eine Dose Sprühfarbe kostete. Fast zehn Mark! In den Achtzigern etwa so viel wie ein Kasten Bier. Ich kannte drei der Sprayer persönlich: Der Erste war der Sohn einer Ärztin und eines Arztes, die zweite war die Tochter eines Professors und der dritte der Sohn eines ZDF-Redakteurs. Renitente Sprücheklopferei war damals das Metier des gehobenen Bürgertums, das Proletariat konnte sich die Produktionsmittel gar nicht leisten. Sie wurden übrigens bald darauf bei einer nächtlichen Polizeikontrolle erwischt, als sie die Farbdosen noch im Auto und Farbe an den Fingern hatten. Doof und reich. Es hat sich nicht viel geändert.

Man ist ja irgendwie auch sein eigener Dompteur. Auf meinem Schreibtisch gibt es immer Wein und Süßigkeiten. Stünden sie an meinem Bett, würde ich ja gar nicht mehr aufstehen.

Tage ohne Rechtschreibfehler: 127.

Als ich zwanzig Jahre alt war, habe ich mit der Schule aufgehört, mit dem Elternhaus und mit dem Fahrrad. Als ich vierzig war, habe ich mit dem Rauchen aufgehört, mit dem Sport, mit der Karriere und mit den Frauen. Nächstes Jahr werde ich sechzig. Mit was soll ich noch aufhören?

Wann wir die Formel 1 zum letzten Mal so spannend? Beim WM-Finale am Sonntag können noch drei Fahrer Weltmeister werden, alle haben in dieser Saison sieben Rennen gewonnen. So knapp war es zuletzt 2007 (Räikkönen, Hamilton, Alonso) und 2010 (Vettel, Alonso, Webber).

„Melanie, du machst mir jetzt einen Liter Cappuccino und servierst ihn mir in einem Blumenkasten, Paul, du räumst die leeren Weinflaschen in Gang 7 weg, die ich dort hinterlassen habe. Und übrigens: Ich bin gar nicht der neue Praktikant, sondern Andy Bonetti, der Geschäftsführer von diesem Laden. Willkommen bei ‚Undercover Boss‘.“ – „Ach, deswegen die vielen Kameras und Scheinwerfer.“

Montag, 1. Dezember 2025

Neid-Rider


Blogstuff 1240

„Ich habe das Glück, und es ist nicht mehr als Glück und Zufall gewesen, nur das, im Westen geboren, im Westen groß geworden zu sein.“ (King of Fettnäpfchen Friedrich Merz in Magdeburg)

Jetzt auch auf sächsisch: Da Düden.

Bonettis Gesicht spricht in Kalbsleder gebundene Prachtbände.

6 Scheiben Serrano-Schinken, 4 Scheiben Roastbeef, 2 Scheiben Leberkäse. 15,85 Euro! Metzger verdienen inzwischen mehr als Drogenhändler.

Die Ex auf Social Media fertigmachen? Zu meiner Zeit hat man ihre Telefonnummer an sämtliche Kneipenklowände der Umgebung geschrieben. Ruf! Mich! An!

Typisch asiatischer Name: Andrangmagangdrang Kim-Nguyen.

Ich war neulich bei einem Ultimate Challenge Boot Camp für Extremsportler. Auf der Homepage.

AfC (Alternative zu Christus): Am 23.12. erscheint der heilige Burrito. Aber nur denjenigen, die an ihn glauben. Nur echt mit Guacamole, Sour Cream und Salsa Roja.

Was macht eigentlich Heinz Pralinski? Er schmuggelt Kokain von Miami nach Kolumbien und hat gerade seine erste Million gemacht.

„Entschuldigung, könnten Sie uns bitte bevorzugt bedienen? Das ist ein Geschäftsessen.“

Du bist nur einmal jung. Das stimmt. Aber du bist auch nur einmal alt. Zum Glück.

Abenteuer heute: Bestellen Sie in einer Berliner Eckkneipe einen „Heurigen“.

Bonetti Media gibt bekannt: Die geliebte und verehrte Sonne des Volkes tritt nur noch in Las Vegas auf. Flankiert von weißen Tigern wird er auf der Bühne aus seinem neuen Werk „Leserbriefe eines untervögelten Studienrats“ vorlesen.

Jeder wird in seiner Jugend auf eine Musikrichtung geprägt wie Entenküken auf ihre Mutter. Da machst du nichts. Bei mir ist es Achtziger-Mucke und Neue Deutsche Welle bzw. New Wave, bei meiner Oma war es Peter Alexander.

Die Faschos 2.0 wie die AfD, die Rasselbande National, die Meloni-Spackos, Orban und Farage haben aus den Fehlern ihrer Vorgänger gelernt. Also fordern sie Massendeportation von rassenfremden Elementen und nicht Massenmord, sie verbieten ihren Opfern nicht die Benutzung von Bürgersteigen und Schwimmbädern wie die Nazis den Juden, sondern kürzen ihnen die Sozialleistungen. Das reicht offenbar schon, um sie wählbar zu machen.



Das ideale Weihnachtsgeschenk: der Ghetto Defender 3000. Jetzt für nur 39,90 € bei Bonetti Media.

 

Sonntag, 30. November 2025

Die Abrechnung

 

In der Rheinsteinstraße in Karlshorst gibt es einen winzigen Laden, in dem man auch heute noch Stalinkugeln aus sibirischem Marzipan, ummantelt von köstlichem Schokoladenersatz, tschetschenisch-tschechische Knallfrösche und usbekische Zigarren kaufen kann. Wenn drei Kunden gleichzeitig im Geschäft sind, ist es überfüllt. Hinter der Kasse hängt immer noch ein alter Prawda-Kalender von 1973 mit Olga, dem Playmate des Jahres. Davor kauert der „schöne Dimitri“, wie ihn die Nachbarn nennen. Ein Auge ist neben dem Nasenflügel, eines über der Augenbraue, sein Gebiss ist eine Ruinenlandschaft, Berlin 1945 nix dagegen, er hat einen Buckel und ein Holzbein. Aber Dimitris Geschäft ist ein anderes: Er kauft und verkauft Informationen.

***

Die Masse seines Leibs lag hingegossen auf einer Parkbank am Landwehrkanal. Er trug einen braunen Anzug und sein gewaltiger Schädel wurde von einem Pepitahut gekrönt. Der Mann hatte die Hände über dem beeindruckenden Bauchmassiv gefaltet und schlief. Der tiefe Basston seines Schnarchens klang, als käme er direkt aus der Unterwelt. In seinem Pass stand „Andreas Bonetzki“, aber das war nicht sein richtiger Name. Als er aufwachte, schaute er auf seine Uhr und stand auf. Einige Zeit später stand er in Dimitris Laden.

„Ich wollte ein Paket abholen.“

„Haben Sie die Benachrichtigung dabei?“ fragte Dimitri und lächelte.

Bonetzki schob ihm einen dicken Umschlag über den Tresen. Er bekam einen klobigen messingfarbenen Schlüssel, den er in der Mitte auseinanderschob. Ein Stick. Er nickte Dimitri zu und ging.

***  

Bonetzki stand vor dem Haus, in dem sie den Russen untergebracht hatten. Im Tiergarten hatte er einen Landsmann erschossen, jetzt sollte er gegen einen deutschen Agenten ausgetauscht werden, der in Moskau aufgeflogen war, als er Putins Post aus seinem Briefkasten klauen wollte. Man bekam heutzutage einfach keine guten Leute mehr.

Natürlich konnte es Bonetzki nicht zulassen, dass ein Mörder ungeschoren davonkam. Den BND-Mann vor dem Haus lockte er mit einer Batterie Silvesterraketen in den hinteren Teil des Gartens und setzte ihn dann mit einem Handkantenschlag gegen den Kehlkopf außer Gefecht.

Er öffnete die Haustür mit einem Dietrich. Der zweite BND-Mann saß im Wohnzimmer und hörte Musik über seine Kopfhörer. Er hatte nichts mitbekommen. Bonetzki schlich durchs Haus und fand den Russen unter der Dusche.

Das Leben ist ein langer ruhiger Strom, aber das Wasser fließt immer abwärts. Manchmal fließt es auch ganz schnell und vermischt sich mit Blut. Ein sanftes Plop-Plop aus seiner Luger mit Schalldämpfer. Keine große Sache. Eine halbe Stunde später saß er am Tresen seiner Stammkneipe.

 

Samstag, 29. November 2025

Untergegangene Kulturen XIII: Deutschland

 

Blogstuff 1239

Der Taliban, der Taliban

Der schaut mich ziemlich traurig an

Ich lache, weil ich’s eben kann

Zu mir kommt bald der Weihnachtsmann

Ich bin ja schon gespannt, ob die aufmüpfigen Bürschchen von der Jungen Gruppe der Union bei der Rentenreform wirklich gegen die eigene Partei stimmen (Amthor natürlich immer ausgenommen). Helmut Kohl und Franz Josef Strauß hatten ihre Parteien noch im Griff. Da hätte man dem Nachwuchs klar gemacht, dass er seine Karriere vergessen kann, wenn er die Fraktionsdisziplin nicht einhält. Wer absichtlich ein Eigentor schießt, verbringt den Rest seines Fußballerlebens auf der Tribüne. Aber Merz und Spahn haben eben nicht den Arsch in der Hose, um sich bei den eigenen Leuten durchzusetzen.  

Die Metallindustrie geht gerade den Bach runter. Wird Schwaben der neue Ruhrpott?

Hätten Sie’s gewusst? Bonetti ist immer das erste Rad am Wagen.

Kindle? Kennt der Berliner nur als Bier.

Gelegentlich wird mir einseitige Ernährung vorgeworfen. Natürlich esse ich Salat! Fleischsalat, Wurstsalat, Hühnersalat, Eiersalat, Kartoffelsalat mit Würstchen. Wichtig ist: Es darf nichts Grünes dabei sein. Kopfsalat ist kein Nahrungsmittel.

Aus gegebenem Anlass, weil ich gerade im Internet einen Leberkäs-Salat mit Paprika und anderem Gemüse gesehen habe. Leberkäse im Backofen bräunen, bis er kross ist, und ausschließlich mit süßem Senf, nie mit anderem Senf essen. Händlmaier o muerte, wie schon Fidel Castro wusste.

Warum hat die neue Regierung das Heizungsgesetz, das Lieferkettengesetz und die irrsinnigen Berichtspflichten für Unternehmen nicht längst abgeschafft? Manchmal helfen „Reformen“ nicht. Wenn du aus Scheiße im Kabinett Scheiße light machst, werden die Dinge nicht besser.  

„Benötigst Du Besteck...

0,75 €

eine kleine Tüte beinhaltet eine Serviette, Suppenlöffel, Gabel und Messer (Plastik)“

Genialer Lieferservice. Hat sonst keiner. „RussischEssen“ in Berlin.

Born to be alive - Patrick Hernandez Am besten gefällt mir der italienische Handwerker. „Salvatore, wo isse deine Werkzeuge-Kaste?“ Aber auch Kostas ist klasse, er tanzt einen Souvlaki.

Freitag, 28. November 2025

Akku leer, Birne leer


Blogstuff 1238

„Was man am deutschen Brot hat, merkt man immer wieder, wenn man im Ausland ist. Gestern Morgen in Luanda am Frühstücksbuffet hab’ ich gesucht, wo ist ein ordentliches Stück Brot – und keins gefunden.“ (Friedrich Merz)

Die alte Leier des deutschen Touristen, wenn er aus dem Urlaub zurückkommt. Tolles Land, aber das Brot. Augenrollen, Kopfschütteln. Angeblich gibt es dreitausend Brotsorten in Deutschland. Mein Bäcker hat zehn davon, von denen neun gleich schmecken. Das andere ist Vollkornbrot, dass außer hardcore-deutschen Gesundheitsfanatikern niemand essen würde. Unser Brot ist nicht gut. Das ist unsere Lebenslüge: das beste Brot, die beste Wurst, die besten Autos. Völliger Schwachsinn, Größenwahn. Das beste Brot, das ich je gegessen habe, war von Lenôtre, der französischen Bäckerei im KaDeWe (gibt es seit einem Jahr nicht mehr). Das beste deutsche Brot habe ich 1975 bei einem Ferienaufenthalt auf einem Bauernhof am Bodensee gegessen, wo die Bäuerinnen einmal die Woche mit ihrem Teig zum Backes (einem Ofen für die Allgemeinheit) ins Dorf gingen und während des Backens den neuesten Dorftratsch austauschten. Meine Schwester und ich gingen mit, das noch warme Brot mit ein wenig Butter war eine unglaubliche Köstlichkeit, von der heutige Aufbäcker weit entfernt sind.

Den besten Schinken gibt es übrigens in Spanien, Italien und Frankreich. Deutscher Schinken ist drittklassig.  

Warum sterben die Tauben und Krähen in meinem Kiez nicht an Vogelgrippe?

Jedes Mal, wenn Mark Hamill in ein Taxi steigt: „Ich bin dein Fahrer, Luke.“ Jedes Mal.

Kleiner Tipp für paranoide Leser: Verhalte dich immer so, als würdest du gerade abgehört und als würden irgendwo Kameras installiert sein.

„Lachsfilet Franz Kafka Art“. Leider kann ich aus diesem Grund die Prager Hopfenstuben nicht mehr betreten.

„Wasser für alle!“ Das ist der Titel eines Dokumentarfilms über die deutsche Wassermafia. Zu Wort kommen unter anderem Günter Wallraff, Jan Böhmermann und der Wasser-Mao Holgi.

Wenn wir bei der WM-Auslosung Glück haben, spielen wir in der Gruppenphase gegen Ecuador, Usbekistan und Curacao.

Hätten Sie’s gewusst? Der Influencer Andrej Bonetikov wurde als russischer Spion enttarnt. Er zeigte sich nach seiner Verhaftung erleichtert: „Das viele Geld, jede Nacht bedeutungsloser Sex – ich bin froh, dass es vorbei ist.“

Als Rüdiger in der Berliner S-Bahn eingeschlafen war, fehlten ihm nach dem Aufwachen Handy, Brieftasche und Schuhe. Außerdem hatte ihm jemand aufs Shirt gekotzt und sein Hosenstall stand offen.

Donnerstag, 27. November 2025

Der erste Tag


Ich war nervös. Zwanzig Jahre sind eine lange Zeit. Sie hatten mir einen Anzug gegeben, der aussah, als wäre er aus dem Fundus der Edgar-Wallace-Filme, dazu ein Hemd und zerschlissene Lederschuhe mit schiefgelaufenen Absätzen. Den Schlips, den Gürtel und die Schnürsenkel wollten sie mir erst morgen geben. Wie lächerlich. Als ob ich mir in der letzten Nacht noch etwas antun würde. Auf dem Tisch lagen 735 Euro. Zwanzig Jahre lang hatte ich in der Werkstatt für fünf Cent die Stunde Festplatten für einen chinesischen Auftraggeber montiert. Das war alles, was nach Abzug der Einkommenssteuer übriggeblieben war.

Als ich die JVA Tegel verließ, fuhr ich in meinen alten Kiez in Moabit. Ich wusste nicht viel über die neue Zeit. Da ich wegen der schlechten Nachrichten vor zwanzig Jahren Amok gelaufen war, durfte ich in der Zelle weder Fernsehen noch Internet haben. Erst in den letzten zwei Jahren bekam ich ein Radio, dass aber auf einen einzigen Sender eingestellt war, der pausenlos gute Laune verbreitete und Hits der achtziger Jahre brachte. Immerhin wusste ich von den anderen Gefangenen in der Werkstatt, dass es in Berlin Wohnungsnot gab. Vorsorglich hatte man mir eine Liste mit Obdachlosenheimen mitgegeben.

In der Turmstraße sah ich Möbel am Straßenrand. Wohnten die Leute jetzt schon auf dem Bürgersteig? Die Sonne schien und ich setzte mich auf einen gepolsterten Stuhl, dem eine Armlehne fehlte. Durch mein vergittertes Fenster hatte ich immer nur den Hof gesehen. Alle Geräusche waren in weiter Ferne. Hier war alles voller Menschen und der Lärm war beängstigend. Leute starrten auf ihr Handy und sprachen, obwohl sie allein waren. Wen könnte ich anrufen? Ich kannte keine einzige Telefonnummer. Es schien auch keine Telefonzellen mehr zu geben. Mein Bruder lebte in Frankfurt, er war Zahnarzt. Aber ich hatte seit meiner Verhaftung nicht mehr mit ihm gesprochen.

Ich hatte Hunger, also lief ich weiter. Welche Fähigkeiten brauchte ich in dieser Welt? Auf jeden Fall musste ich lernen, mit dem Computer und dem Handy umzugehen. Ich kam zu einem McDonalds und ging hinein. Viele Burger kannte ich nicht. Was war der M oder der Big Tasty? Aber es gab immer noch den Big Mac. Ich bestellte ihn als Menü mit Pommes und Cola und er schmeckte tatsächlich noch so wie früher. Nach dem Essen dachte ich über meine nächsten Schritte nach. Ich brauchte einen Job und eine Wohnung. Mit meinem Lebenslauf? Mit der Wahrheit würde ich nicht weit kommen. Vielleicht sollte ich erst mal zur Obdachlosenunterkunft. Ich ging in einen Späti, um einen Stadtplan zu kaufen, aber die Besitzerin schüttelte nur erstaunt den Kopf. Aber ich kannte den Kiez. Dunkel erinnerte ich mich, dass die Spenerstraße nicht weit von der JVA Moabit entfernt lag.

Die Stadt ist groß und weit. Ich war schon lange nicht mehr solche Strecken gelaufen, also setzte ich mich im Park, der zwischen der Turmstraße und Alt-Moabit liegt, auf eine Bank.

„Gerhard?“

Erschrocken und irritiert sah ich zu dem Mann auf. Meinen Vornamen hatte ich schon lange nicht mehr gehört. Im Gefängnis war ich 176-671 gewesen.

„Hast du nicht damals die Flippers auf offener Bühne erschossen?“

„Ich bin nicht stolz drauf.“

„Komm, ich gebe dir ein Bier aus. Ich habe da einen todsicheren Job und brauche noch jemanden, der mir hilft. Es wird mein letzter großer Coup, bevor ich mich zur Ruhe setze.“

Jeder kann sich vorstellen, wie diese Geschichte endete. Gerhard lebte danach in einem Strandhaus in Bahia. Nachmittags saß er auf seiner Terrasse, blickte aufs Meer und schlürfte eine Caipirinha durch einen echten Plastikstrohhalm. So hätte er glücklich bis ans Ende seiner Tage leben können, als plötzlich … plötzlich „Die rote Sonne von Barbados“ von den Flippers aus dem Nachbarhaus schallte.

 

Mittwoch, 26. November 2025

Vom Lesen und Schreiben

 

Blogstuff 1237

„Ich bin auch dafür, dass man Klimaschutz macht und so weiter. Aber Luisa Neubauer muss begreifen, dass sie aufpassen muss, dass sie in zehn Jahren nicht in einem Schützengraben in Polen liegt.“ (Uli Hoeneß)

Es ist erst der 26. November und Bonetti haut den 365. Blogpost des Jahres raus? Andere Blogger würden unter diesem Druck zerbrechen, aber Bonetti blüht unter Druck regelrecht auf.

Deniz Undav – Du machst mit ‘nem Doppelpass jeden Gegner nass.

Würde Jesus auf einen Weihnachtsmarkt gehen? Ja! Und er würde Wasser in Glühwein verwandeln, trockenes Graubrot in Lebkuchenherzen und es wären der Leib und das Blut Christi. Halleluja.

Meine Metzgerei geht mit der Zeit. Hier ein paar Zitate der Fachverkäuferin: „Kunden die Bierschinken gekauft haben, kauften auch Jagdwurst“, „25 Prozent Rabatt auf die zweite Sorte Fleisch“ und „Sparen Sie mit der Metzger-Card“. Jetzt fehlt eigentlich nur noch Tofu im Angebot.

Was mich an Comedians stört, ist ihr Bekenntniszwang, wenn sie zu einer Minderheit gehören. „Ich bin homosexuell / behindert / Migrant.“ Bei jedem Auftritt. Leute, ich weiß es und es ist nicht witzig.

Hat man mal wieder ein paar BWL-Fuzzies eingestellt, die alles „effizienter“ machen sollen, d.h. schlechter für die Kunden und die Mitarbeiter (neudeutsch für Arbeiter)? Erste Buchlieferung in diesem Monat: leerer Umschlag + „Beweisfoto“ von meinem Briefkasten nach „erfolgreicher“ Zustellung; nach Beschwerde kommen zwei Tage später die beiden Bücher. Zweite Buchlieferung: komplett verschollen, Geld immerhin rückerstattet. Dritte Buchlieferung: Angeblich war ich nicht zuhause, war ich aber doch, musste ich selbst beim Späti abholen. Vierte Buchlieferung: ich warte seit zwei Wochen und bekomme immer wieder neue Liefertermine. Leute, euer Geschäftsmodell ist „Ware bis zur Wohnungstür bringen“. Ansonsten ist in dreihundert Metern Entfernung eine nette Buchhandlung und wir sind geschiedene Leute, capisce?

„Ich hätte gerne einen White Chocolate Triple Salmon McDuffy Hubba Bubba New York Style Shiva Shake, aber bitte mit laktosefreier Alpakamilch.“

Mein Karnevalsschlager von 1985 darf nicht mehr gespielt werden, weil der Refrain angeblich politisch unkorrekt ist: „Du bist so schwul wie ein Rudel Friseure / So schwul wie ein Rudel Friseure.“

Wenn wir an unsere Kindheit denken, sehen wir den festlich geschmückten Weihnachtsbaum und die vielen Geschenke vor uns. Es ist schöner als alles, was wir in jenem Jahr in unserem Haus gesehen haben. Was wir vergessen haben: Der Baum wird irgendwann abgeschmückt und weggeworfen, ein neues trostloses Jahr beginnt.

Dienstag, 25. November 2025

Wenn im Darkroom das Licht angeht


Blogstuff 1236

Der alte Mann mit Pferdeschwanz hat eine Rechnung von 18,88 Euro. Nur Zufall? Aber ich verkneife mir eine Bemerkung.

Ich bin seit 14 Jahren berufsuntätig. Dafür habe ich ein Attest vom Arzt. Da muss ich selbst schmunzeln.

Jetzt sind schon 48 Mannschaften bei der Fußball-WM und die Riesenländer China und Indien sind immer noch nicht dabei. Können drei Milliarden Menschen nicht Fußball spielen?

Wer hat eigentlich noch Schuhspanner?

Helmut Schmidt forderte in den Siebzigern mal einen fernsehfreien Tag pro Woche. Wie wäre es mit einem internetfreien Tag pro Woche?

Es gibt jetzt auch eine vegane Variante der WC-Ente.

Ab jetzt muss ich improvisieren, weil es live ist.

Es ist irritierend und zugleich bezeichnend, wie die Macht Chinas in unseren Medien ausgeblendet wird. Da wird Wadephul nach einer chinakritischen Rede quasi ausgeladen und tritt die Dienstreise erst gar nicht an – die der Schleimscheißer Klingbeil dann einige Tage später nachholt – und die deutsche Wirtschaft bekommt mit der verweigerten Lieferung von Halbleitern mal kurz die Daumenschrauben angelegt. Kurzarbeit, Entlassungen. Was machen wir, wenn Xi eines Tages mal richtig ernst macht? Warum unterstützen die Chinesen Putin? Wegen der Ukraine? Die kann ihnen egal sein. Es schwächt die EU und die NATO. Und von der anderen Seite hilft ein selbstverliebter Amateur namens Trump bei diesem Vorhaben, ohne zu merken, wie er mit der Demütigung seiner Bündnispartner seinen Gegnern hilft. Was macht Europa? Apathisch zuschauen und in Brüssel das Lieferkettengesetz und die Antriebsformen von Autos diskutieren. Ich bestelle nur noch bei Temu. Da bin ich für die Zukunft auf der sicheren Seite.

Der „Stein der Weisen“ ist eine Idee, die vor knapp zweitausend Jahren entwickelt wurde. Er soll unedle Metalle in Gold und Silber verwandeln. Wie profan. Was ist daran weise?

Sperrmüll? Packe ich in mein Wohnmobil, fahre sonntags in ein Gewerbegebiet und schmeiße alles raus. Problem gelöst.

Wer Autorität hat, muss nicht autoritär wirken. Aber das müssen Julia & Fritz noch lernen.

23.11.2025: Wann haben Sie zum letzten Mal Schneeketten aufgezogen?

24.11.2025: Der erste Schnee in Berlin. Winter is coming. So schnell kann’s gehen.

Montag, 24. November 2025

Das Gasthaus zum bitteren Ende

 

Blogstuff 1235

„Qiet, piggy“ (McDonald Trump zu einer Journalistin)

„Mieten, kaufen, erobern“ – die neue Immobilien-Soap aus der Ukraine. Ab 27.11.2025 bei Vox.

Hätten Sie’s gewusst? Die Stollen Task Force der Hamas setzt deutsche Bäcker unter Druck, damit sie keine israelischen Rosinen verwenden.

Hat schon jemand den fränkischen Mundartwitz „Weihnachtsgrippe“ gemacht?

Egal was Pistorius macht, aus der TikTok-Bundeswehr an der Tofu-Front wird keine Wehrmacht. Und die AfD wird nie ein Viertes Reich erschaffen, selbst wenn sie den Bundeskanzler stellt. Wir können uns auf die deutsche Unfähigkeit und Lahmarschigkeit jederzeit verlassen.

Ich habe Angst vor Fliegen.

Bonetti zieht sich jetzt, wie Sahra Zarenknecht (ein letztes Mal sei mir das Wortspiel erlaubt), aus der Parteiführung zurück und ist nur noch in der Leberwertekommission aktiv.

Dominik Kohr von Mainz 05 hat mit neun roten Karten in der Bundesliga einen neuen Rekord aufgestellt.

König Charles lässt sich jeden Tag die Schnürsenkel bügeln. Sie dekadent ist Bonetti nicht.

Der Packungsinhalt wird bei gleichem Preis immer weniger? Aber jetzt schlagen wir zurück. Bei gleichem Lohn gehen wir nur noch vier Tage arbeiten.

Ein Steinzeitmensch hatte nicht viele Informationen zu verarbeiten: Auf dem Trampelpfad zum Fluss wuchsen jetzt links Pilze, Monika aus der Nachbarhöhle war schon wieder schwanger und eine Mammutherde zog durch das Tal in Richtung Sonnenaufgang. Aber der moderne Mensch steht unter einem Dauerbombardement von Nachrichten, die meistens völlig bedeutungslos für sein Leben sind. Irgendein Musiker war gestorben, auf der A 5 hatte es einen Autounfall gegeben und Politiker veranstalteten Gipfeltreffen, deren Ergebnisse niemanden interessierten. Leider hat sich das Gehirn sich mit der wachsenden Masse an Informationen (allein der ganze Schrott aus Schule und Studium!) nicht weiterentwickelt. Es ist noch das gleiche wie vor 100.000 Jahren. Es bleibt auch genauso viel im Gedächtnis. Zwei Beispiele:

1. Nennen Sie fünf Promis, die in diesem Jahr gestorben sind, ausgenommen im laufenden Monat.

2. Was haben Sie heute vor einer Woche zu Mittag gegessen?

Am 21.11.2025 wurde mein Blog 2230 x angeklickt. Zum Jahresende läuft die Leserschaft zu ganz großer Form auf.

Sonntag, 23. November 2025

Welkende Pracht

 

Über die Erzählung „Welkende Pracht“ von Andy Bonetti ist sicherlich schon vieles geschrieben worden. Sie entstammt dem Band „Bad Nauheimer Novellen“, der 2001 vom Verlag Bunter Vogel in Gütersloh veröffentlicht wurde. Dieser Novellenzyklus begründete den Ruhm Bonettis und hat ihm für alle Zeiten einen Platz in der deutschen Literaturgeschichte gesichert. Die Grundidee, von der die kurze Erzählung von der ersten bis zur letzten Zeile durchwoben ist, findet sich bereits in „Mein schönstes Ferienerlebnis“ (siehe: Bonetti, Andy: Frühe Werke – mein Leben in Geschichten, Mannheim 2012, S. 23-25).

Es ist immer wieder erstaunlich, über welche scharfe Beobachtungsgabe und intellektuelle Brillanz, über welche sprachliche und kompositorische Sicherheit der junge Bonetti bereits verfügt. Die berühmte Eröffnungsszene sei von Hitchcocks „Fenster zum Hof“ inspiriert gewesen, schreibt Bonetti in seiner Autobiographie „Viva Bad Nauheim“, aber es ist in dieser Szene auch der Einfluss Strindbergs und Puschkins spürbar. Scheinbar zufällig blickt der Protagonist, dessen Namen wir nicht erfahren, zum Fenster hinaus und entwickelt beim Anblick einer verwelkenden Rose eine gedankliche Assoziationskette, deren zarte Poesie und inhaltliche Klarheit den hellen Einsichten eines Schopenhauer oder Sokrates in nichts nachstehen. Die Vergänglichkeit des Lebens zieht sich als thematischer Generalbass durch die ganze Erzählung und findet in der leeren Pralinenschachtel am Ende ihren allegorischen Kontrapunkt.

Ursprünglich als Tierfabel angelegt, gilt „Welkende Pracht“ als Kronjuwel der „Bad Nauheimer Novellen“. Zum Zeitpunkt der Niederschrift arbeitete Bonetti in einem Kiosk am Bahnhof von Bad Nauheim, wo er Mettbrötchen und Flaschenbier an Reisende verkaufte. Nachts widmete er sich in einer kleinen Mansardenwohnung seinem dichterischen Werk. Bereits in seiner ersten Novelle „Alle Neune“, die das Leben eines einsamen Kegelspielers zum Gegenstand hat, der von Durchfall und seelischer Erschöpfung geplagt wird, begegnen wir der Vergänglichkeitsthematik, die den ganzen Novellenzyklus durchzieht. Das wird vor allem in den beiden Erzählungen „Bunte Bohnen“ und „Keller ohne Ausgang“ geradezu schmerzhaft deutlich. 

Umso bemerkenswerter ist es, dass er nie den Mut verlor, sondern den Novellenzyklus dennoch zum Abschluss gebracht hat. Ebenso konnte der junge Bonetti, als er „Welkende Pracht“ schrieb, noch nicht erkennen, dass er mit seinen „Bad Nauheimer Novellen“ die moderne Dichtkunst auf eine neue Stufe heben würde. Kommende Generationen werden es nicht für möglich halten, dass dieser geniale und zugleich äußerst bescheidene Mensch einmal unter uns gelebt hat.

Samstag, 22. November 2025

Jetzt übernimmt ChatGPT

 

Ich befehle dem KI-Knecht (und ich hoffe, ich werde diese Formulierung nicht eines Tages bereuen), er soll eine Geschichte über Mango-Lasse, den schwedischen Kriminellen, schreiben. Das ist das Resultat, inklusive IKEA. Was wäre bei Manga-Lasse rausgekommen? Die Überschrift ist allerdings äußerst schwach. „Todestango mit der Mango“ wäre das Mindeste gewesen.

 

Die Geschichte von Mango-Lasse, dem schwedischen Kriminellen

Es war ein düsterer, regnerischer Abend in Malmö. Der Himmel war mit Wolken bedeckt, die den Mond verbargen, und auf den Straßen glitzerten die Pfützen im schwachen Licht der Laternen. In einer kleinen, heruntergekommenen Wohnung an der Ecke einer verlassenen Straße saß Mango-Lasse, der berüchtigte Kriminelle, der in der Stadt fast genauso bekannt war wie das schwedische IKEA.

Mango-Lasse, mit seinem markanten, verwuschelten blonden Haar und der stets verschmitzten Miene, hatte seinen Spitznamen wegen seiner Liebe zu exotischen Früchten erhalten – insbesondere zu Mangos. In seiner Wohnung hatte er immer einen Vorrat dieser saftigen Früchte, die er in den seltsamsten Situationen aß, als wäre es seine einzige Freude im Leben. Aber hinter dieser vermeintlichen Unschuld verbarg sich ein Mann, der die Straßen von Malmö seit Jahren mit seinen kriminellen Machenschaften in Atem hielt.

Er war kein gewöhnlicher Gangster. Mango-Lasse war ein Meister der Tarnung, ein Mann, der es verstand, in den Schatten zu arbeiten, so dass die Polizei kaum je ein Foto von ihm hatte, geschweige denn harte Beweise. Er hatte ein Netzwerk von Informanten, die in den dunklen Ecken der Stadt arbeiteten, und ein Talent dafür, sich aus brenzligen Situationen herauszuwinden.

An diesem Abend jedoch hatte er einen Fehler gemacht.

Er hatte sich mit dem falschen Mann eingelassen.

Der Auftrag war klar: ein wertvoller Diamant, der in einem alten Banktresor in Göteborg lag, sollte in Lasses Besitz übergehen. Es war der Deal seines Lebens – oder zumindest das, was er für einen Deal hielt. Doch als er die Nacht in einem verrauchten Café mit seinem Partner, einem zwielichtigen Gestalten namens Kjell, verbrachte, merkte er, dass etwas nicht stimmte.

„Du bist sicher, dass der Diamant echt ist?“ fragte Lasse, während er mit einer Mango in der Hand an der Frucht knabberte, die er sich gerade aus einer Plastiktüte gezogen hatte.

Kjell zuckte mit den Schultern. „Was weiß ich schon von Diamanten? Aber was ich weiß, ist, dass der Mann, der ihn hat, viel zu viel zu verlieren hat. Wenn du es dir leisten kannst, dir so etwas zu schnappen, dann wirst du reich.“

Lasse nickte nachdenklich. Doch etwas in Kjells unruhigen Augen ließ ihn zweifeln. Ein Gedanke schlich sich in seinen Kopf, dass Kjell ihn möglicherweise hintergangen hatte. Er wusste, dass er nie völlig vertrauen konnte, aber er hatte gelernt, dass es manchmal nötig war, Risiken einzugehen.

„Also, was schlagen wir vor? Die Bank? Oder den alten Lagerraum?“ fragte Lasse, während er die Mango in zwei Hälften teilte und die Kerne vorsichtig entfernte.

„Die Bank ist zu riskant“, antwortete Kjell leise. „Der Lagerraum ist unser Ziel. Wir gehen nachts rein, holen das Ding raus und verschwinden.“

Doch in dem Moment, als sie die Pläne besprachen, öffnete sich die Tür des Cafés, und zwei Männer in dunklen Anzügen traten ein. Einer von ihnen hatte eine Narbe, die sich von seiner rechten Wange bis zum Hals zog. Er schien sofort nach Lasse und Kjell zu suchen, denn sein Blick blieb auf ihnen haften, als wäre er bereits über ihre Gespräche informiert.

„Wir haben gehört, dass ihr in etwas Großes verwickelt seid, Mango-Lasse“, sagte der Mann mit der Narbe, während er langsam auf sie zuschritt.

Lasse's Herz setzte für einen Moment aus. Der Mann sprach ruhig, aber es lag eine unmissverständliche Bedrohung in seiner Stimme. „Kommen wir gleich zur Sache: Ihr habt etwas, das uns gehört.“

Kjell stotterte etwas Unverständliches, doch Mango-Lasse behielt die Fassung. Mit einer gekonnten Bewegung griff er nach der letzten Mango auf dem Tisch und biss mit einem lauten Knacken hinein.

„Und was, wenn es uns nicht gehört?“ fragte Lasse gelassen. „Was willst du dann tun?“

Der Mann lächelte, doch es war kein freundliches Lächeln. „Dann wird dir bald klar, warum man dich Mango-Lasse nennt. Es wird das letzte Mal sein, dass du eine Mango in den Händen hältst.“

In diesem Moment wusste Lasse, dass der Fall komplizierter war, als er ursprünglich gedacht hatte. Er hatte sich in ein Spiel verstrickt, das er nicht ganz verstanden hatte. Doch er war nicht der Mann, der sich so leicht einschüchtern ließ. Er griff nach seiner Tasche und zog eine alte Pistole hervor.

„Ich wollte eigentlich heute Abend ruhig einen Film sehen“, sagte er mit einem entschuldigenden Blick, während er die Waffe in die Hand nahm. „Aber jetzt, wo wir schon dabei sind... lass uns die Sache klären.“

Der Schuss, der darauf folgte, hallte durch das Café. Aber Mango-Lasse wusste genau, dass das nur der Anfang war. Ein neues Kapitel in seiner kriminellen Karriere hatte begonnen – eines, das ihn auf eine gefährliche Reise durch das düstere Malmö führen würde, auf der Suche nach einem Diamanten, der weit mehr war als nur ein wertvoller Stein.

Und natürlich, auf der Suche nach den nächsten Mangos.

 

Freitag, 21. November 2025

Stuttgart 2100

 

Blogstuff 1234

„Meine Damen und Herren, wir leben in einer der schönsten Städte der Welt. Ich habe einige Journalisten, die mit mir in Berlin waren, letzte Woche gefragt: Wer von euch würde denn gerne hierbleiben? Da hat keiner die Hand gehoben. Die waren alle froh, dass wir von diesem Ort, an dem wir da waren, in der Nacht von Freitag auf Samstag wieder nach Wichtelbach zurückgekehrt sind.“ (Andy Bonetti)

Ich habe vier Reisen nach Brasilien gemacht, die längste 1995: sechs Wochen. Aber Deutschland ist natürlich viel schöner, da hat der Fritze schon recht. Wir haben den Rheinfall (bitte nie das H vergessen) bei Schaffhausen, Brasilien Iguazú. Wir haben den Bayrischen Wald, Brasilien den Amazonas-Dschungel. Wir haben den Strand von Usedom, Brasilien die Copacabana und Ipanema. Bommerlunder schmeckt viel besser als Caipirinha. Außerdem können die Brasilianer nicht Fußball spielen.

Ich glaube, das sinkende Vertrauen in die Wirtschaft und den Staat, die schlechte Laune und die fehlende Zuversicht, haben einen einzigen Grund: das liebe Geld. In den letzten fünf Jahren sind die Kosten für Lebensmittel, Energie und Mieten stark gestiegen, sehr viel stärker als die Einkommen. Das heißt konkret: Der Lebensstandard sinkt. Was nicht automatisch Armut bedeutet, aber Abstieg. Man kann sich nicht mehr alles leisten, das ist für viele eine neue Erfahrung. Selbst gutverdienende Ehepaare, die früher einmal in der Woche ins Restaurant gegangen sind, gehen jetzt nur noch einmal im Monat essen. Das hat wiederum Einfluss auf die Wirtschaft, so dass wir aktuell in einer Abwärtsspirale gefangen sind. Das sinkende Vertrauen macht es den populistischen Rattenfängern immer einfacher, die Wähler der Altparteien anzulocken.

Im „Gasthaus zur Linde“ in Ditzingen gibt es das „Schweinerückensteak Florida“ mit Banane, Pfirsich und Sauce Hollandaise überbacken – genauso wie in Miami.

1991 kam ich nach Berlin. Damals war die Stadt billig, die Wohnungen, das Bier und der Döner. Von überall her kamen junge Leute, es war der Ort, an dem man in den Neunzigern sein musste. Studenten, Hausbesetzer, Arbeitslose, Künstler – vor allem die östliche Innenstadt vibrierte vor Leben. Noch 2010 sinnierte die damalige Senatorin für Stadtentwicklung Junge-Reyer über den Abriss von Wohngebäuden, da es in Berlin Leerstand gab. Jetzt hat die Gentrifizierung die Innenstadt fest im Griff, die Kreativität sinkt mit jeder Mieterhöhung. Wäre ich heute jung, würde mich nichts mehr in diese Stadt ziehen. Sie wird durch den eigenen Erfolg stranguliert, da können die Einheimischen noch so viel Sperrmüll auf den Bürgersteig stellen, Graffiti sprühen, als Obdachlose und Junkies auf der Straße liegen oder Hundescheiße verteilen.

Curaçao (148.000 Einwohner) fährt zur Fußball-WM. Berlin ist flächenmäßig zweimal so groß wie die Karibikinsel.

In der Berliner U-Bahn macht die Bundeswehr in dieser Woche eine Militärübung. Im Hintergrund sehe ich das Schild „Jungfernheide“. Kommen die Russen mit der U 7 – oder doch mit der Ringbahn?

Donnerstag, 20. November 2025

Ausgemerzt

 

Blogstuff 1233

Kennen Sie den Nationalen Normenkontrollrat? Klingt nach großer Bedeutung und viel Einfluss. Er wurde vor zwanzig Jahren vom ersten Kabinett Merkel ins Leben gerufen. Er berät die Regierung in Fragen der Folgekosten von Gesetzen und der Bürokratiekosten. Vorsitzender ist ein gewisser Lutz Goebel, früherer Präsident des Lobbyverbands Die Familienunternehmer, dessen Präsidium er weiterhin angehört.

In Berlin ist alles Show – oft auch umgekehrt. Wenn ich nach Hause komme, ziehe ich die billigen KIK-Klamotten und den Fatsuit aus und ziehe meinen seidenen bordeauxroten Morgenmantel von Chanel und die Krokodillederslipper an, setze mich in meinen Chesterfield-Art-déco-Sessel und lasse mir von meinem Kammerdiener Johann einen Alabama Slammer servieren.

Supermarktkasse. Zwei Jungs mit einem Sixpack, die beide während des Wartens ein Schultheiß trinken. Ich packe meine drei Flaschen Wein aufs Band und wir kommen ins Gespräch. „Reicht euch ein Sixpack für den ganzen Abend?“ – „Wir haben schon drei oder vier getrunken.“ – „Da bin ich ja beruhigt.“ Sie kommen aus Duisburg und sind seit einer Woche da. Curry 36 und Kreuzberg stehen für den nächsten Tag auf dem Programm. Clubs finden sie scheiße, sie stehen auf Kneipen. Sehr sympathisch.  

Es gibt die Idee einer CDSU-Minderheitsregierung, die mit wechselnden Mehrheiten regiert. Bitte, macht es! Bei jedem Gesetz gehen Merz und Spahn im Bundestag mit dem Hut rum. „Eine Spende für die Armen, eine Spende für die Armen.“ Die AfD und die anderen Parteien werden Gegenleistungen für ihre Zustimmung verlangen. Eine permanente Demütigung, bei der die Partei von Adenauer und Kohl endgültig ihr Gesicht verlieren wird. Ich freue mich jetzt schon. Vielleicht bricht Merz im nächsten Jahr den Rekord für die kürzeste Kanzlerschaft aller Zeiten.

 Wie süß! Und das erfahre ich erst jetzt. In den 1980er und 1990er gab es eine Gruppierung namens „Roter Maulwurf“, eine trotzkistische Jugendorganisation mit maximal 90 Mitgliedern, die zur Partei „Gruppe internationaler Marxisten“ gehörte. Sie setzte sich für Nicaragua und die 35-Stunden-Woche ein. Was wurde aus den Kommi-Kids?

Hätten Sie’s gewusst? Der Begriff Begeisterung hat nichts mit Geistern zu tun, sondern bedeutet „vom Geist beseelt“. Etymologie, so wichtig.

Was wurde eigentlich aus den selbstfahrenden Autos?

Brigitte Speer wanderte 1999 in die USA aus und machte als Britney Spears Karriere.

„Das Fernsehen ist eine Scheinwelt und die Leute, die da sind, sind ganz oft totale Arschlöcher.“ Danke für diese Erkenntnis, Serdar Somuncu. Dieser Satz hat mir die Augen geöffnet. Es ist sehr mutig, so etwas öffentlich zu äußern, nachdem man nicht mehr zu Fernsehauftritten eingeladen wird.

Mittwoch, 19. November 2025

Die ewige Litanei menschlicher Belanglosigkeit

 

Blogstuff 1232

„Man kann nicht gut denken, gut lieben, gut schlafen, wenn man nicht gut gegessen hat.“ (Virginia Woolf)

2021 hatte die Union bei der Bundestagswahl das schlechteste Ergebnis seit Gründung der Partei mit 24,1 Prozent. Wo steht die CDSU heute? Bei 25,8 Prozent, wenn man den Durchschnitt der aktuellen Meinungsumfragen nimmt. Die AfD kam 2021 auf 10,4 Prozent, jetzt ist sie in den Umfragen bei 25,6 Prozent. Und alles, was den schwarzen Schwachköpfen einfällt, ist, sich inhaltlich an die Faschisten ranzuwanzen. So lost wie die SPD. Der drastische Rückgang der Asylanträge hat keine einzige Wählerstimme gebracht.

Das Länderspiel gegen die Slowakei war ein historisches Ereignis. Nicht nur wegen der erfolgreichen WM-Qualifikation und des sensationellen Spiels der Mannschaft. Am Ende standen für Deutschland acht Schwarze und drei Weiße auf dem Platz. Das gab es noch nie. Bei Anpfiff waren es acht Weiße und drei Schwarze. Bei jeder Einwechslung hatte ich meinen Spaß. Ich dachte an die AfD-Nazis, die nach und nach den Fernseher abgestellt und in ihrem Zorn die Knabbermischung aus dem Fenster geworfen haben.

Im Grunde genommen war die Hinrichtung das Beste, was Jesus passieren konnte. Wäre er mit fünfzig an einer Blutvergiftung gestorben oder mit siebzig an Altersschwäche, hätte man ihn längst vergessen. Die Evangelien wären nie geschrieben worden und wir würden noch heute Odin anbeten. Ein guter Christ sollte also Pontius Pilatus dankbar sein.

Wie erging es den Eltern von Jesus? Josef soll im Beisein von Maria und Jesus gestorben sein. Angeblich hätte er in Ägypten gelebt. Sein Tod wird in der Bibel nicht einmal erwähnt. Maria starb in hohem Alter eines natürlichen Todes. Was sie nach Jesus‘ Tod gemacht hat und wovon sie gelebt hat, ist nicht bekannt. Schade, dass die Bibel dieses Thema so stiefmütterlich behandelt. Immerhin war Maria die Mutter des Heilands und Josef hat als Zimmermann die Familie ernährt, auch wenn er nicht der leibliche Vater von Jesus war.

Was macht eigentlich Heinz Pralinski? Er spielt jetzt zweite Tuba bei den „Frozen Nannies“ und war letzte Woche in der Stefan Raab Show (50.000 Zuschauer).

Die Junge Gruppe in der Unionsfraktion hat angekündigt, gegen das Rentenpaket der Regierung zu stimmen. Es gibt auch noch andere Gegner in der Fraktion. Kann Fraktionschef Spahn die Abstimmungsniederlage (Regierungsmehrheit: 12 Stimmen, Junge Gruppe: 18 Stimmen) verhindern? Wenn nicht, wäre es nach der ersten Abstimmung zur Kanzlerwahl und der Verfassungsrichterwahl im Sommer die dritte Niederlage. Spahn sägt auf diese Weise am Stuhl des Kanzlers, dessen Autorität immer weiter untergraben wird. Sein Ziel ist das Kanzleramt. Als Fraktionschef ist er in der besseren Position als jeder CDU-Minister. Merz hat damals unwissentlich den Bock zum Gärtner gemacht.

PS: Warum hat Gott nicht einfach einen erwachsenen Jesus auf die Erde geschickt?

 

Dienstag, 18. November 2025

Curryking


Blogstuff 1231

Ich wuchs auf im finsteren Ghetto

Zwischen Cracknutten und ‘nem Netto

Die Kids waren alle ungezogen

Also wir sind einfach umgezogen

(aus meinem ersten Rap-Song)

Die Großstädte zeigen uns wie in einem Brennglas die Veränderung der Migration. Im 19. Jahrhundert wanderte man als Deutscher nach New York aus und schon die zweite Generation bestand aus Amerikanern. Polen kamen ins Ruhrgebiet, aus ihren Nachkommen wurden Deutsche. Heute leben in Berlin nicht nur typische Berliner, die der Dialekt, hemdsärmeliges Maulheldentum, Molle und Bulette miteinander verbindet, sondern hundert verschiedene Kulturen, die alle ihren Beitrag zum großen Puzzlespiel beitragen der Metropole. Vor zwanzig Jahren gab es hier keine syrischen und ukrainischen Restaurants, vor hundert Jahren gab es noch nicht einmal Pizza und Sushi.

Ich bin mir nie ganz sicher, ob Kritik an meinem Protagonisten Andy Bonetti noch Majestätsbeleidigung oder schon Gotteslästerung ist. Was würde Bonetti sagen, wenn es ihn wirklich gäbe?

Sahra W. will beruflich kürzertreten. Bitte? Die Frau ist 56.

Hätten Sie’s gewusst? Rockefeller machte sich im Alter von zwanzig Jahren 1859 selbständig und stieg ins Heu-Business ein.

Unser Flieger-Ass senkt die Ticketsteuer, die Tickets im ÖPNV werden teurer. Weiter so!

Abgesehen von dem Zwischenfall, wie hat Ihnen Dallas gefallen, Frau Kennedy?

Endlich habe ich auch einen Wikipedia-Eintrag. Beim ersten Satz „Der erfolgreiche Selfmade-Arbeitslose kam bei seiner Geburt auf die Welt“ ist allerdings noch Luft nach oben.

Warum reden Ostdeutsche immer über die Wände?

Wir alle wissen, dass die Parteien vom Staat alimentiert werden. Schließlich ist der Staatsapparat ja fest in der Hand der Parteien. Neu war mir, dass sie für jeden Euro an Mitgliedsbeiträgen 45 Cent und für Spenden natürlicher Personen bis zu einer Gesamthöhe von 3.300 Euro p.a. 45 Cent pro Euro bekommen. Schon klar: Beiträge und Spenden müssen nicht versteuert werden. Aber der Staat legt nochmal 45 Prozent auf die Einnahmen drauf? Das ist dreist.

Ich fordere: Ehe für keinen statt Ehe für alle. Schafft die Rituale ab.

Oma, haben wir noch curryking? 10 hours

 

Montag, 17. November 2025

Opa erzählt vom analogen Zeitalter (Urknall bis neulich)

 

 

Blogstuff 1230

Weltneuheit! Direkt vor Weihnachten präsentiert Bonetti Hardware den ersten Unisex-Kaffeevollautomaten der Welt. Das perfekte Geschenk für Ihre Liebsten.

Großbritannien hatte im vergangenen Jahr ein Wirtschaftswachstum von 1,1 Prozent, Deutschlands Wirtschaft schrumpfte um 0,2 Prozent. Verdammter Brexit!

Was macht eigentlich Heinz Pralinski? Er hat für eine Million Euro Lotto gespielt und nur zwanzig Euro gewonnen. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit für so viel Pech? 1:140 Millionen?

Mein Sternzeichen ist Sattelrobbe, Aszendent Faultier. Ich mag Spaziergänge am Strand und japanische Nudeln. (aus meinem Tinder-Profil)

+++breaking news+++ Polizei verhindert Anschlag friesischer Separatisten auf das „Wirtshaus“ in Kiel. Erdinger vom Fass, bayrisches Biergulasch, Münchner Wurstsalat und Wiesenbrotzeit sind eine unverzeihliche Provokation, die gerächt werden muss, heißt es im Bekennerschreiben, das zu früh online gestellt wurde.

Bei der zukünftigen Musterung der jungen Männer werden übrigens auch Kenntnisse beim Umgang mit Faxgeräten abgefragt.

Mein Plan für den Sommer: Einen Liter Cola trinken, zwei Mentos einwerfen und dann in ein Porsche-Cabrio kotzen.

Könnte man alkoholfreies Bier nicht Hopfenbrause nennen, um Verwechslungen zu vermeiden? Ich war in Franken mal in einem Supermarkt, da stand die Plörre nicht beim Bier, sondern bei den Softdrinks – wo es hingehört.

Die neuen Rekruten werden in Zukunft ausgelost. Warum machen wir das nicht auch mit den Abgeordneten des Bundestags? Nach jeder Wahl gäbe es einen neuen überraschenden Mix und ganz andere Mehrheiten.

1987 begann ich zu studieren, 1992 schrieb ich meine Magisterarbeit (auch in diesem Augenblick sitze ich an diesem Schreibtisch). Niemand kannte das World Wide Web (der Ausdruck „Internet“ setzte sich erst später durch), außer mir hatte nur einer in meinem Freundeskreis einen Computer. 1993 bis 1995 schrieb ich meine Doktorarbeit (auf meinem ersten Laptop), in dieser Zeit war ich zum ersten Mal im Netz. Copy & Paste gab es damals noch nicht, man ging bei Wind und Wetter in Bibliotheken und las ganze Bücher. Bibliotheken und Buchhandlungen faszinieren mich bis heute, ein echter Bücherwurm fühlt sich nur zwischen tausenden Büchern wohl. Aber ich kenne die Zeit vor und nach dem Siegeszug des Internets und weiß es durchaus zu schätzen, das Wissen der Welt in diesem kleinen Kasten zu haben. Optisch macht das Gerät im Vergleich zu meinen Bücherschränken nicht viel her, aber für einen neugierigen Menschen ist das Netz ein Paradies. Gleich nebenan, in den sozialen Medien, wartet die Hölle.

Sonntag, 16. November 2025

Der letzte Coup

 

Crackhead 3000 alias Alois Tiefenbrunner saß, an Händen und Füßen gefesselt, auf einem Holzschemel in einem Verhörraum, der etwa vier Quadratmeter klein war. Auf der anderen Seite einer Panzerglasscheibe saßen, etwa dreißig Zentimeter erhöht, damit sie auf ihn hinabblicken konnten, zwei Männer in dunklen Anzügen auf bequemen Drehstühlen. Die Wände ihres Zimmers lagen in weiter Ferne.

„Sie wissen, warum Sie hier sind?“

„Nein“, antwortete Tiefenbrunner.

„Vom zentralen Wertpapierdepot der Deutschen Bank sind drei Milliarden in US-Staatsanleihen verschoben worden. Erst nach Panama, dann nach Pjöngjang, von da aus auf die Cayman Islands und in Taschkent verliert sich die Spur.“

„Donnerwetter.“

„Es gibt nicht viele Hacker, die das können.“

„Was Sie nicht sagen.“

„Je früher Sie anfangen zu reden, umso früher sind wir hier fertig.“

„Meines Wissens können Sie mich nur 24 Stunden hier festhalten. Die sitze ich auf einer Arschbacke ab.“

„Das ist kein Verhör, Sie sind nicht verhaftet worden. Rein juristisch handelt es sich um eine Entführung und falls tatsächlich eines Tages die Polizei einer Vermisstenanzeige nachgeht, wird sie das Gelände des Bundesnachrichtendienstes sicher nicht betreten und diesen Keller schon mal gar nicht.“

„Dann muss ich mich wohl auf einen längeren Aufenthalt einstellen. Was gibt es zum Abendessen?“

Nach zwei Wochen konnte Tiefenbrunner wieder in seine Wohnung. Sämtliche Computer, externe Festplatten und Sticks waren verschwunden. Die Schubladen waren halb geöffnet und seine Klamotten lagen auf einem Haufen vor dem Kleiderschrank. Er prüfte mit einem speziellen Detektor, ob Wanzen und Kameras installiert waren. Aber das Haus war sauber.

Er ging zum Kaffeevollautomaten und tippte Cappuccino ein, direkt danach Espresso. Die vordere Verkleidung klappte auf und eine Tastatur fuhr heraus. Darüber war ein Monitor. Tiefenbrunner checkte, ob das Geld noch bei seiner Bank in Liechtenstein war. Kein Cent fehlte. Er überwies 2,9 Milliarden für wohltätige Zwecke an verschiedene Organisationen und buchte eine Million Euro auf sein Liechtensteiner Girokonto. Den Rest des Geldes legte er für zwei Prozent als Festgeld an. Dann lud er alle Daten auf einen Stick, löschte alle Dateien und schloss die Kaffeemaschine wieder.

Um vier Uhr nachts ging er zum Hauptbahnhof. Um diese Zeit sind die Straßen menschenleer und eine Observierung schwierig. Er ging durch den Park und kam um 4:45 Uhr am Berliner Hauptbahnhof an. Dort stieg er in ein Taxi und ließ sich zum Potsdamer Bahnhof fahren. Mit verschiedenen Pendlerzügen fuhr er am frühen Morgen nach Leipzig. Dort hatte das Reisecenter schon geöffnet und er bezahlte bar eine Fahrkarte nach Frankfurt. Dort kaufte er sich eine Fahrkarte nach Zürich.

Hier konnte er es wagen, mit Karte zu bezahlen. Er ging in ein für seine Diskretion bekanntes Fünf-Sterne-Hotel, buchte eine Suite, gönnte sich ein fürstliches Mahl und bestellte für den nächsten Morgen den hauseigenen Limo-Service. Er fuhr nach Liechtenstein, holte seine neue Karte ab und ließ sich anschließend zum Flughafen Zürich fahren, wo er mit seiner alten Karte einen Flug nach Miami buchte. Mit der neuen Karte buchte er den Flug, den er tatsächlich nahm. Wo ist Crackhead 3000 heute? Selbst der Nachrichtendienst weiß es nicht.    

 

Samstag, 15. November 2025

Ein Quantum Toast

 

Blogstuff 1229

„Der Weg zur Hölle ist mit schwachen Umsätzen gepflastert.“ (Christian Lindner)

Die Türkin Cansel Kiziltepe ist Senatorin für Arbeit & Gedöns (z.B. „Vielfalt“ – dass ich nicht lache). Berlin steht also kurz vor der Einführung der Scharia.

Kann es sein, dass Trump Krieg gegen Venezuela führt, weil die Venezolanerin María Corina Machado Parisca den Friedensnobelpreis bekommen hat, der seiner Meinung nach nur ihm zustünde?

In Braunschweig wurde heute das erste Enkeltrick-Call-Center von Bonetti Media eröffnet. Anfangs sollen fünfzig Mitarbeitende für Umsatz sorgen.

Christian Lindner verkauft jetzt Autos. Ich bin enttäuscht. Früher hatten abgehalfterte FDP-Politiker ein Dutzend Aufsichtsratsposten und verdienten mehr als in der Politik. Passt aber irgendwie zu einer Drei-Prozent-Partei.

Warum gehen eigentlich jedes Mal die Alarmanlagen der Autos an, wenn ich vorbeigehe. Wiege ich womöglich zu viel? Und wo liege ich auf der Richterskala?

Kohl hat einmal gesagt, ab einer Staatsquote von fünfzig Prozent beginnt der Sozialismus. Demnach sind Frankreich und Finnland (je 57 Prozent 2024) und Österreich (56 Prozent) klar dem sozialistischen Lager zuzuordnen. Auch Italien, Belgien und Schweden gehören dazu. Deutschland tritt dem Club in diesem Jahr bei. Schon während der Pandemie 2020/21 lag die Quote knapp über fünfzig Prozent. Jeder zweite Euro wird in diesem Land also von Politikern und ihren nachgeordneten Behörden ausgegeben. Und jetzt sehen wir uns mal die Leute an, die in der Deutschland AG im Vorstand sitzen …

Sahra Wagenknecht gibt den Parteivorsitz ab (freiwillig?) und ihr Name wird aus dem Parteinamen gestrichen. So erging es mal den Stalin- und später den Lenindenkmälern. Es ist sicher ein harter Schlag für diese Personifizierung von Eitelkeit und Narzissmus. Das BSW wird genauso scheitern wie zuvor ihre „Aufstehen“-Bewegung, für diese Prognose muss man kein Prophet sein. Sie möchte demnächst eine Grundwertekommission leiten. Diese Kommissionen sind unter Politikern aller Parteien gefürchtet, denn sie werden gerne als Abstellgleis genutzt, um „Parteifreunde“ von der Praxis, den Medien und hohen Ämtern fernzuhalten. Jahrelang verfasst man politische Poesie über das Wahre, Gute und Schöne, das aber nie in die Realität umgesetzt wird.

Ein Blick ins Vorwort des CDU-Grundsatzprogramms genügt. „Unsere Politik beruht auf der Verantwortung vor Gott und den Menschen. Für uns ist der Mensch von Gott nach seinem Bilde geschaffen. Unser Kompass ist das christliche Bild vom Menschen. (…) Wir begegnen der Welt in Demut, weil wir wissen, dass wir nicht die letzte Wahrheit kennen.“ Ich brauche ein Taschentuch. Was hat Jesus eigentlich zum Thema Unternehmensbesteuerung gesagt?

Und jetzt werfen Sie bitte einen Blick auf die Grundwertekommission der SPD. Wen kennen Sie? Grundwertekommission der SPD – Wikipedia

Freitag, 14. November 2025

Teufels Werk und Lohmüllers Beitrag


Das erste Band zeigte einen Mann, der die Hintertür eines Lieferwagens mit der Aufschrift „Edeka Lohmüller“ öffnete. Er lud einen Laptop und eine Drohne ein, an der ein Päckchen befestigt war. Uhrzeit: 6:15.

Das zweite Band zeigte Lohmüller in Nahaufnahme. Der Hintergrund sah aus wie das Innere eines Lieferwagens. Lohmüller blickte konzentriert auf etwas knapp unterhalb der Kamera und man hörte gelegentlich das Geräusch der Tastatur. Uhrzeit: 6:45.

Das dritte Band zeigte einen Wald aus etwa fünfzig Meter Höhe, dann ein paar Straßen mit Einfamilienhäusern. Dann erkannte man, dass sich die Kamera der Innenstadt von L. näherte. Dann flog die Kamera immer tiefer, um schließlich senkrecht auf das Reiterstandbild am Friedrichplatz zu rasen. Plötzlich war das Bild weg. Uhrzeit: 7:00.

Das vierte Band zeigte das Innere eines Parkhauses. Lohmüllers Lieferwagen passierte die Schranke und fuhr davon. Uhrzeit: 7:05.

Das fünfte Band zeigte das Innere eines Supermarkts. Eine Menschenmenge stürmte in den Laden, offenbar in Panik. Bereits im Eingangsbereich standen fünf Europaletten Klopapier, die regelrecht geplündert wurden. Außerdem wurden jede Menge Konserven, Nudeln, Mehl und Hefe gekauft. Uhrzeit: 8:00.

„Reicht das, Lohmüller?“

„Woher haben Sie die Aufnahmen?“

„Ich bin ein guter Hacker.“

„Woher wussten Sie von meinem Plan?“

„Sie haben das Semtex von meinem alten Knastkumpel Uwe gekauft. Er will übrigens auch beteiligt werden.“

„An was?“

„Stellen Sie sich nicht dumm. Wie viel Umsatz haben Sie mit den Hamsterkäufen nach dem Anschlag gemacht?“

„Etwa 10.000 Euro.“

„Sie haben nicht nur kriminelle Energie, sondern auch Humor. Im Lager hatten Sie weitere fünf Paletten Klopapier und zwei Paletten Ravioli. Natürlich habe ich mir auch die Zahlen ihres Kassensystems angesehen. Sie haben exakt 58.641 Euro eingenommen.“

„Wie viel wollen Sie?“

„20.000 für mich, 10.000 für Uwe. Sie wissen, was ansonsten passiert?“

„Gut. Sie bekommen das Geld.“