Dienstag, 9. Dezember 2025

Neulich bei McD


- Zwei McRib, bitte.

- Als Menü?

- Nein, einfach zwei McRib.

- Kein Getränk, keine Pommes?

- Ich habe das Gefühl, wir haben dieses Gespräch vor wenigen Sekunden schon einmal geführt.

- Mein Boss hat gesagt, ich soll das fragen.

- Und mein Boss hat mir gesagt, dass ich darauf nicht antworten muss.

- Also zwei McRib?

- Ja.

- Wir haben die Big-Rösti-Angebotswoche.

- Danke für diese wertvolle Information. Wir sollten vielleicht einen Podcast zusammen machen.

- Zwei McRib. Kommt sofort.

- War der Laden hier nicht früher mal ein Fastfood-Restaurant?

Ich habe gehört, dass man sich inzwischen durch ein endloses Menü an einem Automaten klicken muss, bis man schließlich einen Bon ausgespuckt bekommt, mit dem man sich an der Kasse anstellen darf. Deswegen gehe ich seit vielen Jahren nicht mehr dorthin. Aber der McRib fehlt mir manchmal …  

Madness - It Must Be Love (Official HD Video)

Montag, 8. Dezember 2025

Annuntio vobis gaudium magnum: Habemus Messias

 

Blogstuff 1245

Gestern habe ich Fischstäbchen mit Remoulade von einer Frisbee-Scheibe gegessen. Es wird höchste Zeit, mal wieder das Geschirr zu spülen.

Ich möchte Ihnen, liebe Lesende, heute mein Herz öffnen und ein Geheimnis verraten: Ich bin Sitzpinkler. Es fällt mir schwer, darüber zu sprechen, aber ich bin allein unter Frauen aufgewachsen. Mein Vater verließ die Familie, als ich sechs Jahre alt war. Ich lebte mit meiner Mutter und meine Schwester zusammen, gelegentlich kam meine Oma, eine Kriegerwitwe, wie man damals sagte, zu Besuch. Ich habe erst sehr spät erfahren, dass man als Mann auch im Stehen pinkeln kann. Heute machen das sogar die Frauen.

Niemand ist schlagfertiger als eine türkische Freundin aus meiner alten Heimatstadt. Einmal waren wir in einer Mainzer Kneipe verabredet, es regnete und ich begrüßte sie mit einer Umarmung. „Du bist ja ganz nass“, sagte ich, unschlagfertig wie immer. Sie antwortete: „Das sind alle Frauen, wenn sie dich sehen.“ Wie aus der Pistole geschossen, als hätten wir diesen Sketch schon zehnmal geprobt. Sie arbeitet inzwischen als Redakteurin beim WDR.  

Die Bayern sind so selbstbewusst, die machen Staatsbesuche im Kreml. Strauß, Stoiber, Söder. Und werden auch noch empfangen. Die Ministerpräsidentin vom Saarland käme erst gar nicht auf die Idee. Und wenn Ulla La Bamba oder wie sie heißt in Moskau anrufen würde, legt Putins Sekretärin direkt auf.

„Kuck ma, dat Röggelschen“, ruft der Kölner, wenn er einen Schwarzen sieht. Politisch korrekt ist das schon lange nicht mehr.

„Sunny side up“ – so nennt man in Amerika ein Spiegelei. Genauso ist mein Leben: blendendes Aussehen, Geld wie Heu, Dank regelmäßigem Sport, praktisch kalorienfreier Ernährung und völliger Abstinenz kerngesund, Schwarm alle Frauen ab siebzig und klug wie eine Eule.

Parkbank. Meine heimlichen Lieblinge: der deutsche und der koreanische Rentner. Er liest die Schlagzeilen aus der Zeitung und erklärt in breitestem Berliner Dialekt den Inhalt. Thema Jugendkriminalität: „Dit kuckt sich der eene vom andern ab.“ Der Koreaner kommentiert nur sporadisch: „Schlimm, schlimm.“ Selbst, als er die Lachswanderung erklärt bekommt, nickt er nur stoisch.

+++breaking news+++ Juden in aller Welt im Glückstaumel. Trump ist der seit Jahrtausenden erwartete Messias. Jesus als Trickbetrüger entlarvt. Christliche Kirchen melden Insolvenz an. Masseltov und Shalom wünschen alle beschnittenen Schläfenlockenbengel von Bonetti Media.

Wortspiele aus der Hölle: „Pfeif auf deine Zukunft, wenn die Hoffnung flöten geht.“

The empty ocean of my soul, apple pie and Superbowl. (Lyrik im Grenzbereich)

Rage Against The Machine - Killing In the Name (Official HD Video)

 

Sonntag, 7. Dezember 2025

Wurstgeschenkideen

 

Blogstuff 1244

Nichts ist alles, was wir tun können. #Klimawandel

Er tauchte im Leib der Stadt unter und an einer anderen Stelle wieder auf, als sei Berlin das Meer. In der U-Bahn gab es weder Tag noch Nacht, aber die Zeit konnte man an den Gesichtern der Menschen ablesen. War der Zug morgens voll und die Menschen auf dem Weg zur Arbeit, waren die Gesichter leer und hoffnungslos, während der Rush-Hour am Nachmittag müde und alt. Selbst in der Masse waren die Gesichter so klar voneinander getrennt wie auf einem Kupferstich. Am Abend gehörte die Bahn den Jugendlichen, bevor sich in der Nacht die Penner auf den Sitzbänken breitmachten.

Schlägt Rookie Antonelli, der Hamiltons Mercedes fährt, den siebenfachen Weltmeister im Ferrari? Aktuell 152:150 für LH

30387 Klicks am 3. Dezember. Jetzt dreht Google endgültig durch. Wenn ich tatsächlich jeden Tag so viele Leser hätte, würde ich längst bei Markus Lanz sitzen.

„Kabarett aus Franken“ im BR: „Markus Barth lädt zu einem hintersinnigen, pfiffig-pikanten Kabarett-Abend voller Hintersinn, Klamauk, Comedy und bissigen Pointen mit den "Stars" der fränkischen Kabarett-Szene und weiteren Gästen. (Senderinfo)“. Um es mit Dalli-Dalli zu sagen: Da müssen wir einmal Hintersinn streichen. Außerdem: Lädt Barth die Zuschauer eigentlich ein oder vor?

Die Linken haben endlich den niveaulosen Populismus für sich entdeckt. Der Glühwein soll auf den Weihnachtsmärkten nicht mehr als 3,50 kosten. Die aktuellen Preise seien „eine echte Gefahr für die deutsche Kultur“, sagt Parteichef van Aken. Der Kampf gegen Ausbeutung und soziale Ungleichheit hat sich schon mal anders angehört.

Der Ex-Präsident von Honduras wurde beim Schmuggel von 400 Tonnen Kokain erwischt und im vergangenen Jahr in den USA zu über vierzig Jahren Gefängnis verurteilt. Trump hat ihn jetzt begnadigt, er ist wieder frei. Finde den Fehler #Venezuela

Ich glaube ja nach wie vor, dass der „Zaubertrank“ in den französischen Asterix-Geschichten Rotwein ist.

Manche Dinge beginnen verheißungsvoll und enden enttäuschend. Wie der Name Elvis Knopf.

Ich bin ein großer Fan von Rinderzunge. Das letzte Mal, als ich diese Köstlichkeit genossen habe, war in einem fränkischen Dorflokal. Nach dem Essen ist es dann passiert. Ich gehe aufs Klo und dort sprengt mein Bauch alle Ketten. Mit einem schussartigen Knall platzt mir der Gürtel vom Leib. Die Schnalle, eigentlich aus solidem Metall gefertigt, ist gebrochen. Mit den Händen in den Hosentaschen, damit mir die Jeans nicht auf die Knöchel sinkt, gehe ich zurück an den Tisch, wo mein Reisegefährte wartet. Wo bekommt man jetzt einen neuen Gürtel her? Sonntags in der Pampa? Wer hatte je einen zweiten Gürtel im Gepäck?

Samstag, 6. Dezember 2025

Die kleine Münzwäscherei

 

Blogstuff 1243

Es war einmal eine kleine Münzwäscherei, die stand auf einer Waldlichtung, tief in den Karpaten verborgen. (…) Drum, liebe Kinder, gebt fein acht, wer euch heut‘ die Wäsche macht.

„Wenn wir bei der WM-Auslosung Glück haben, spielen wir in der Gruppenphase gegen Ecuador, Usbekistan und Curacao.“ Das habe ich am 28. November gepostet. Es wurden Ecuador, Elfenbeinküste und Curacao. #MagicBonetti

Trump will sich mit einem Angriff auf Venezuela im Kampf gegen Drogen profilieren. Jeder weiß, dass die meisten Drogen über Mexiko in die USA kommen und auch Kolumbien hat traditionell die Finger im Spiel (70 Prozent der weltweiten Kokain-Produktion, Koka-Anbau hauptsächlich in Peru, Brasilien und Bolivien). Offensichtlich geht es ihm um etwas anderes, womöglich Erdöl und Regime Change.

Die Formulierung „Ein-Zimmer-Maisonette-Wohnung“ bedeutet, dass es ein Hochbett gibt.

Wenn man in den Neunzigern in Berlin im Restaurant saß, wurde man von diversen Leuten belästigt. Ich frage mich, wo die heute alle sind. Als da wären: der Rosen-Inder, dem Pastewka ein Denkmal gesetzt hat, Musiker, die so lange am Tisch gefiedelt oder Ziehharmonika gespielt haben, bis man ihnen Geld fürs Aufhören gab (nicht für die akustische Belästigung), Zeitungsverkäufer mit den Ausgaben des nächsten Tages, Zeichner (ich habe mal für fünf Mark ein erschütterndes Porträt erstellen lassen), Schriftsteller mit selbst verlegten Büchern (Er: „Das habe ich selbst geschrieben“, Ich: „Sind nicht alle Bücher selbst geschrieben?“) und in Kreuzberg der legendäre Kerzenverkäufer, der angeblich auf einem Trip hängengeblieben war und immer wie in Trance vor sich hin nölte „Kerzen kaufen, Kerzen kaufen“.  

Endlich gibt es auch ein Eis „Pommes mit Mayo“ und die „Rigatoni Shanghai“ mit Pak Choi. Mein Dank geht an „La Luna“ in der Berliner Rheinstraße.

Da juckt misch dat Fell in de Hose, du.“ Kölner. Immer für einen Spruch gut.

Der Stollen von Bonetti ist nur wegen des Puderzuckers so erfolgreich. Zwinker, zwinker.

Mein Handy ist so alt, es zeigt die Preise noch in D-Mark.

Nochmal ganz kurz die drei Regeln für den Kommentarbereich:

1.    Wer mich persönlich beleidigt, ist raus.

2.    Wer billige Polemik und unbelegte Behauptungen ohne Sachargumente und Fakten bringt, ist raus.

3.    Wer rechtsradikale Scheiße verbreiten will, ist raus.

4.    Witze, die noch schlechter sind als meine, sind auch raus.

Freitag, 5. Dezember 2025

The Phone Files II

 

„Hallo, hier ist Ihre Telekom. Ich habe gute Nachrichten für Sie.“

Nicht schon wieder. Beim letzten Mal hat man angeblich kostenlos mein Datenvolumen erhöht und seitdem zahle ich fünf Euro mehr im Monat. Aber diesmal würde ich den Spieß umdrehen.

„Gute Nachrichten? Lesen Sie keine Zeitung?“

„Wir von der Telekom haben nur gute Nachrichten.“

Aalglatt gekontert. Gut geschult und mindestens fünf Jahre Berufserfahrung im Leute-Verarschen. Ich musste eine andere Strategie wählen. „Sie haben eine angenehme Stimme“, sagte ich zu der Frau am Telefon. Tonfall: verführerisch.

„Danke. Es geht um ihren Superspar-Happiness&Sunshine-Tarif zum exklusiven Sterne- und Mondpreis.“

„Ich liege auf dem Bett.“

„Wie bitte?“

„Ich war gerade duschen und liege jetzt splitterfasernackt auf dem Bett.“

„Also zu unserem neuen Tarif …“

„Mein Schamhaar ist noch ganz feucht. Ich stelle mir vor, wie du mich berührst. Wie deine Hand weiter nach unten wandert.“

„Ich kann Ihnen nicht ganz folgen.“

„Deine Stimme erregt mich. Ich streichle mich gerade. Hör nicht auf.“

Aber dann hat sie einfach aufgelegt und ich habe weiter an meiner Steuererklärung gearbeitet.

The Phone Files I

 

Ich stehe in der Küche, als das Telefon klingelt.

-       Hallo?

-       In die Spaghetti Carbonara darf keine Sahne.

-       Wie bitte?

-       Die Soße. Sie machen einen großen Fehler.

-       Wer sind Sie überhaupt?

-       Die Cucina-Italiana-KI.

-       Das ist doch wohl ein Witz.

-       Wir haben unsere Kameras überall. Außerdem kochen die Spaghetti seit über zehn Minuten. Sie sind nicht mehr al dente.

-       Das ist doch wohl meine Sache.

-       Sollen wir jemand von unseren Leuten schicken?

-       Nein. Ist ja schon gut. Ich nehme die Pasta vom Herd und lasse das mit der Sahne.

-       Geht doch.

 

Donnerstag, 4. Dezember 2025

Exklusiv: Das Geheimnis meines Erfolgs

 

Blogstuff 1242

Als Taxifahrer habe ich drei Kinder zur Welt gebracht, aber ich gehöre nicht zu den Leuten, die ihre Abenteuer und aufregenden Affären an die große Glocke hängen. Aber wenn Reinhold Messner 1975 am Nanga Parbat einen Schnürsenkel verliert, muss er natürlich gleich ein ganzes Buch darüber schreiben.

Confessions of an old Bloggerdude: “Ich war der Hustinettenbär.”

In der CDSU träumen sie vom Verbrennermotor bis in alle Ewigkeit und neuen Atomkraftwerken. Gleichzeitig wundern sich die Amateure wie Merz, Reiche & Co., dass die Industrie den Bach runtergeht. Man muss nicht VWL studiert haben, um die Zusammenhänge zu erkennen. Wenn ich in einem Hochlohnland mit der internationalen Konkurrenz mithalten will, heißt das Zauberwort „Innovation“. Die Wirtschaft muss immer die neuesten Technologien anbieten, die andere noch nicht haben. Es ist ein permanentes Wettrennen, in dem man die Nase vorne haben muss. In dieser Hinsicht ist Deutschland ein Totalausfall. Wir versuchen, die besten Kerzen herzustellen, und alle anderen haben längst Glühbirnen.

Noch schlimmer ist nur der Staat. Stuttgart 21 = 17 Jahre Bauzeit und 12 Mrd. Kosten (falls es mit der Eröffnung 2027 endlich klappen sollte). Für ein LowTech-Produkt. Ein Bahnhof ist nicht komplizierter als ein Einkaufszentrum. Metallgleise, Betonschwellen, Betonbahnsteige mit Gehwegplatten, Geschäfte, Restaurants und die Schalterhalle. HighTech ist nur der Zug, genauer gesagt die neueren Modelle. Wenn man sich im 19. Jahrhundert so dämlich angestellt hätte, gäbe es gar kein Eisenbahnnetz. Die Technologie hätte sich niemals durchgesetzt. Im Jahr 1994 wurde das Projekt erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt, da war Helmut Kohl noch Bundeskanzler und Berti Vogts Bundestrainer.  

In Perleberg finden Sie das Grab von Gottlieb Rammdöser, dem berühmtesten Immobilienmakler des 18. Jahrhunderts.

Gott hat den Wolf erschaffen, der Mensch den Yorkshire-Terrier.

Zum Glück wird die Vermögenssteuer seit 1997 nicht mehr erhoben. Damals betrug der Freibetrag nur 120.000 DM (= 60.000 Euro), es wurden also auch die einfachen kleinen Leute zur Kasse gebeten. Der Steuersatz für natürliche Personen betrug damals ein Prozent. Für jede Million Euro hätte Bonetti also 10.000 Euro jährlich zahlen müssen, das wären in den 28 Jahren bis heute also 280.000 Euro gewesen. Davon kann man sich schon wieder eine Eigentumswohnung kaufen.

1896 eröffnet das erste Schnellrestaurant der Welt in der Leipziger Straße in Berlin. In Verkaufsautomaten werden warme Gerichte gestellt, der Kunde wirft eine Münze ein und öffnet die Klappe, um das Essen herauszunehmen. Von diesem Tempo können die Fastfood-Butzen von heute nur träumen. Der geniale Erfinder hieß Ludwig Stollwerck. Zwei Jahre später eröffnete er in den Großstädten der USA weitere Filialen.

Mittwoch, 3. Dezember 2025

Die Geschäftsidee

 

Die Straßenlaternen gingen an und sofort versammelten sich unter ihre Motten und Fliegen, als wäre hier eine Disco. Ganz unten im Licht dieser kleinen Bühne stand ein junger Mann, der sich gerade eine Zigarette anzündete.

Die Hälfte der Geschäfte in der Fußgängerzone standen leer, dazwischen waren dystopische Betonkübel mit abgestorbenen Sträuchern. Aber er war in diese Stadt gekommen, weil er eine gute Idee hatte. Am nächsten Tag würde er seinen Geschäftspartner in einem Café in der Kantstraße treffen.

Zehn Minuten später hatte er das „Haus Europa“ erreicht. Es war eins dieser schäbigen Hotels, in denen du an der Rezeption gefragt wirst, ob du mit deiner Nutte eine oder zwei Stunden bleiben würdest. Er legte sich aufs Bett seines Einzelzimmers mit Blick auf den Hinterhof und packte seine Wurststulle aus.

Seine Geschäftsidee war genial. Das Geld für die Umsetzung hatte er sich in einer Nacht verdient. Mit einem gefälschten Ausweis bekam er einen Job als Mitarbeiter im Parkservice der Berlinale. Aber er fuhr die Autos nicht auf den Parkplatz, sondern auf einen Anhänger um die Ecke. Einen Ferrari, einen Bugatti und einen Maybach. Das war sein Startkapital.

Der Mann, den er am Vormittag traf, trug einen Anzug von der Stange, ein Hemd, das schon bessere Tage gesehen hatte, und eine bunte Krawatte aus den Achtzigern. Er war um die sechzig Jahre alt. Er hatte das zu verkaufen, was der junge Mann wollte: zwanzig leere Wohncontainer am Stadtrand. Er kaufte an diesem Tag die Container für 120.000 und mietete das Grundstück für zehn Jahre. Sie besiegelten das Geschäft per Handschlag, am nächsten Tag sollte der Vertrag unterschrieben werden.

Seine Geschäftsidee war einfach, aber genial. Er profitierte zugleich von Dobrindts Erfolgen bei seiner Flüchtlingspolitik und von der Wohnungsnot in Berlin. In den Containern hatten vorher hauptsächlich Syrer, Afghanen und Sudanesen gelebt. Er wollte nur deutsche Mieter mit gutem Leumund und festem Einkommen als Mieter nehmen, da gab es keinen Ärger, keine Demonstrationen oder Abschiebungen. 500 Euro Kaltmiete pro Container, das machte 10.000 Euro im Monat.

Im ersten Monat war noch alles ruhig, aber dann ging es los. In der Nacht nach dem DFB-Pokalspiel zwischen dem VfB Stuttgart und Dynamo Dresden gingen der Schwabe aus Nr. 3 und der Sachse aus Nr. 17 mit Messern und Knüppeln aufeinander los, die Polizei musste kommen.

Der Autoverkäufer aus Nr. 8 entpuppte sich als Fentanyl-Junkie, der alle anderen Mieter anbettelte. Der Alkoholiker aus Nr. 13 hat ihn irgendwann zusammengeschlagen. Der bayrische BWL-Student aus der Nr. 6 provozierte ständig das Berliner Lesbenpaar aus der Nr. 20.

Im Nachhinein wurde dem Vermieter auch klar, dass es keine gute Idee war, zwei Jungs von der Antifa, die an der Uni Gras verkauften, und ein AfD-Mitglied in benachbarte Container zu setzen. Wäre er doch in Paderborn geblieben.

 

Dienstag, 2. Dezember 2025

Entspannter Alpakaspaziergang mit Andy Bonetti

 

Blogstuff 1241

„Überwuchert mit Eiterbeulen / nötigt er die Schwangere / zum Fleischreiben / sein Pech / dass sein Schwanz platzt / ihr Pech / dass warmer Eiter ihren Unterleib / überflutet / und das Kind ersäuft.“ (Wolfram Weimer: Unglück)

Mainz 05 stand am 9. März 2025, nach dem 25 Spieltag, auf Platz 3 der Tabelle. Jetzt sind sie Letzter. Ich begreife immer noch nicht, was da passiert ist.

Ein ganz normaler Samstag mit Holgi: Nach dem Jazz-Brunch geht er auf den Bauernmarkt, kauft alten Gouda und Fünfkornbrot aus Guben, dann besucht er ein Antiquariat und einen türkischen Delikatessenladen, aus dem er schwarze Oliven und Baba Ganoush mitnimmt. Sei wie Holgi! Oder wenigstens wie Du-Darfst-Dörte.

Ich kann mich noch erinnern, als ich als Jugendlicher mal mit meinem Vater bei „Farben Werner“ in Ingelheim war. Da wir damals die ersten Graffiti an den Schulwänden hatten, wollte ich wissen, wieviel eine Dose Sprühfarbe kostete. Fast zehn Mark! In den Achtzigern etwa so viel wie ein Kasten Bier. Ich kannte drei der Sprayer persönlich: Der Erste war der Sohn einer Ärztin und eines Arztes, die zweite war die Tochter eines Professors und der dritte der Sohn eines ZDF-Redakteurs. Renitente Sprücheklopferei war damals das Metier des gehobenen Bürgertums, das Proletariat konnte sich die Produktionsmittel gar nicht leisten. Sie wurden übrigens bald darauf bei einer nächtlichen Polizeikontrolle erwischt, als sie die Farbdosen noch im Auto und Farbe an den Fingern hatten. Doof und reich. Es hat sich nicht viel geändert.

Man ist ja irgendwie auch sein eigener Dompteur. Auf meinem Schreibtisch gibt es immer Wein und Süßigkeiten. Stünden sie an meinem Bett, würde ich ja gar nicht mehr aufstehen.

Tage ohne Rechtschreibfehler: 127.

Als ich zwanzig Jahre alt war, habe ich mit der Schule aufgehört, mit dem Elternhaus und mit dem Fahrrad. Als ich vierzig war, habe ich mit dem Rauchen aufgehört, mit dem Sport, mit der Karriere und mit den Frauen. Nächstes Jahr werde ich sechzig. Mit was soll ich noch aufhören?

Wann wir die Formel 1 zum letzten Mal so spannend? Beim WM-Finale am Sonntag können noch drei Fahrer Weltmeister werden, alle haben in dieser Saison sieben Rennen gewonnen. So knapp war es zuletzt 2007 (Räikkönen, Hamilton, Alonso) und 2010 (Vettel, Alonso, Webber).

„Melanie, du machst mir jetzt einen Liter Cappuccino und servierst ihn mir in einem Blumenkasten, Paul, du räumst die leeren Weinflaschen in Gang 7 weg, die ich dort hinterlassen habe. Und übrigens: Ich bin gar nicht der neue Praktikant, sondern Andy Bonetti, der Geschäftsführer von diesem Laden. Willkommen bei ‚Undercover Boss‘.“ – „Ach, deswegen die vielen Kameras und Scheinwerfer.“

Montag, 1. Dezember 2025

Neid-Rider


Blogstuff 1240

„Ich habe das Glück, und es ist nicht mehr als Glück und Zufall gewesen, nur das, im Westen geboren, im Westen groß geworden zu sein.“ (King of Fettnäpfchen Friedrich Merz in Magdeburg)

Jetzt auch auf sächsisch: Da Düden.

Bonettis Gesicht spricht in Kalbsleder gebundene Prachtbände.

6 Scheiben Serrano-Schinken, 4 Scheiben Roastbeef, 2 Scheiben Leberkäse. 15,85 Euro! Metzger verdienen inzwischen mehr als Drogenhändler.

Die Ex auf Social Media fertigmachen? Zu meiner Zeit hat man ihre Telefonnummer an sämtliche Kneipenklowände der Umgebung geschrieben. Ruf! Mich! An!

Typisch asiatischer Name: Andrangmagangdrang Kim-Nguyen.

Ich war neulich bei einem Ultimate Challenge Boot Camp für Extremsportler. Auf der Homepage.

AfC (Alternative zu Christus): Am 23.12. erscheint der heilige Burrito. Aber nur denjenigen, die an ihn glauben. Nur echt mit Guacamole, Sour Cream und Salsa Roja.

Was macht eigentlich Heinz Pralinski? Er schmuggelt Kokain von Miami nach Kolumbien und hat gerade seine erste Million gemacht.

„Entschuldigung, könnten Sie uns bitte bevorzugt bedienen? Das ist ein Geschäftsessen.“

Du bist nur einmal jung. Das stimmt. Aber du bist auch nur einmal alt. Zum Glück.

Abenteuer heute: Bestellen Sie in einer Berliner Eckkneipe einen „Heurigen“.

Bonetti Media gibt bekannt: Die geliebte und verehrte Sonne des Volkes tritt nur noch in Las Vegas auf. Flankiert von weißen Tigern wird er auf der Bühne aus seinem neuen Werk „Leserbriefe eines untervögelten Studienrats“ vorlesen.

Jeder wird in seiner Jugend auf eine Musikrichtung geprägt wie Entenküken auf ihre Mutter. Da machst du nichts. Bei mir ist es Achtziger-Mucke und Neue Deutsche Welle bzw. New Wave, bei meiner Oma war es Peter Alexander.

Die Faschos 2.0 wie die AfD, die Rasselbande National, die Meloni-Spackos, Orban und Farage haben aus den Fehlern ihrer Vorgänger gelernt. Also fordern sie Massendeportation von rassenfremden Elementen und nicht Massenmord, sie verbieten ihren Opfern nicht die Benutzung von Bürgersteigen und Schwimmbädern wie die Nazis den Juden, sondern kürzen ihnen die Sozialleistungen. Das reicht offenbar schon, um sie wählbar zu machen.



Das ideale Weihnachtsgeschenk: der Ghetto Defender 3000. Jetzt für nur 39,90 € bei Bonetti Media.

 

Sonntag, 30. November 2025

Die Abrechnung

 

In der Rheinsteinstraße in Karlshorst gibt es einen winzigen Laden, in dem man auch heute noch Stalinkugeln aus sibirischem Marzipan, ummantelt von köstlichem Schokoladenersatz, tschetschenisch-tschechische Knallfrösche und usbekische Zigarren kaufen kann. Wenn drei Kunden gleichzeitig im Geschäft sind, ist es überfüllt. Hinter der Kasse hängt immer noch ein alter Prawda-Kalender von 1973 mit Olga, dem Playmate des Jahres. Davor kauert der „schöne Dimitri“, wie ihn die Nachbarn nennen. Ein Auge ist neben dem Nasenflügel, eines über der Augenbraue, sein Gebiss ist eine Ruinenlandschaft, Berlin 1945 nix dagegen, er hat einen Buckel und ein Holzbein. Aber Dimitris Geschäft ist ein anderes: Er kauft und verkauft Informationen.

***

Die Masse seines Leibs lag hingegossen auf einer Parkbank am Landwehrkanal. Er trug einen braunen Anzug und sein gewaltiger Schädel wurde von einem Pepitahut gekrönt. Der Mann hatte die Hände über dem beeindruckenden Bauchmassiv gefaltet und schlief. Der tiefe Basston seines Schnarchens klang, als käme er direkt aus der Unterwelt. In seinem Pass stand „Andreas Bonetzki“, aber das war nicht sein richtiger Name. Als er aufwachte, schaute er auf seine Uhr und stand auf. Einige Zeit später stand er in Dimitris Laden.

„Ich wollte ein Paket abholen.“

„Haben Sie die Benachrichtigung dabei?“ fragte Dimitri und lächelte.

Bonetzki schob ihm einen dicken Umschlag über den Tresen. Er bekam einen klobigen messingfarbenen Schlüssel, den er in der Mitte auseinanderschob. Ein Stick. Er nickte Dimitri zu und ging.

***  

Bonetzki stand vor dem Haus, in dem sie den Russen untergebracht hatten. Im Tiergarten hatte er einen Landsmann erschossen, jetzt sollte er gegen einen deutschen Agenten ausgetauscht werden, der in Moskau aufgeflogen war, als er Putins Post aus seinem Briefkasten klauen wollte. Man bekam heutzutage einfach keine guten Leute mehr.

Natürlich konnte es Bonetzki nicht zulassen, dass ein Mörder ungeschoren davonkam. Den BND-Mann vor dem Haus lockte er mit einer Batterie Silvesterraketen in den hinteren Teil des Gartens und setzte ihn dann mit einem Handkantenschlag gegen den Kehlkopf außer Gefecht.

Er öffnete die Haustür mit einem Dietrich. Der zweite BND-Mann saß im Wohnzimmer und hörte Musik über seine Kopfhörer. Er hatte nichts mitbekommen. Bonetzki schlich durchs Haus und fand den Russen unter der Dusche.

Das Leben ist ein langer ruhiger Strom, aber das Wasser fließt immer abwärts. Manchmal fließt es auch ganz schnell und vermischt sich mit Blut. Ein sanftes Plop-Plop aus seiner Luger mit Schalldämpfer. Keine große Sache. Eine halbe Stunde später saß er am Tresen seiner Stammkneipe.

 

Samstag, 29. November 2025

Untergegangene Kulturen XIII: Deutschland

 

Blogstuff 1239

Der Taliban, der Taliban

Der schaut mich ziemlich traurig an

Ich lache, weil ich’s eben kann

Zu mir kommt bald der Weihnachtsmann

Ich bin ja schon gespannt, ob die aufmüpfigen Bürschchen von der Jungen Gruppe der Union bei der Rentenreform wirklich gegen die eigene Partei stimmen (Amthor natürlich immer ausgenommen). Helmut Kohl und Franz Josef Strauß hatten ihre Parteien noch im Griff. Da hätte man dem Nachwuchs klar gemacht, dass er seine Karriere vergessen kann, wenn er die Fraktionsdisziplin nicht einhält. Wer absichtlich ein Eigentor schießt, verbringt den Rest seines Fußballerlebens auf der Tribüne. Aber Merz und Spahn haben eben nicht den Arsch in der Hose, um sich bei den eigenen Leuten durchzusetzen.  

Die Metallindustrie geht gerade den Bach runter. Wird Schwaben der neue Ruhrpott?

Hätten Sie’s gewusst? Bonetti ist immer das erste Rad am Wagen.

Kindle? Kennt der Berliner nur als Bier.

Gelegentlich wird mir einseitige Ernährung vorgeworfen. Natürlich esse ich Salat! Fleischsalat, Wurstsalat, Hühnersalat, Eiersalat, Kartoffelsalat mit Würstchen. Wichtig ist: Es darf nichts Grünes dabei sein. Kopfsalat ist kein Nahrungsmittel.

Aus gegebenem Anlass, weil ich gerade im Internet einen Leberkäs-Salat mit Paprika und anderem Gemüse gesehen habe. Leberkäse im Backofen bräunen, bis er kross ist, und ausschließlich mit süßem Senf, nie mit anderem Senf essen. Händlmaier o muerte, wie schon Fidel Castro wusste.

Warum hat die neue Regierung das Heizungsgesetz, das Lieferkettengesetz und die irrsinnigen Berichtspflichten für Unternehmen nicht längst abgeschafft? Manchmal helfen „Reformen“ nicht. Wenn du aus Scheiße im Kabinett Scheiße light machst, werden die Dinge nicht besser.  

„Benötigst Du Besteck...

0,75 €

eine kleine Tüte beinhaltet eine Serviette, Suppenlöffel, Gabel und Messer (Plastik)“

Genialer Lieferservice. Hat sonst keiner. „RussischEssen“ in Berlin.

Born to be alive - Patrick Hernandez Am besten gefällt mir der italienische Handwerker. „Salvatore, wo isse deine Werkzeuge-Kaste?“ Aber auch Kostas ist klasse, er tanzt einen Souvlaki.

Freitag, 28. November 2025

Akku leer, Birne leer


Blogstuff 1238

„Was man am deutschen Brot hat, merkt man immer wieder, wenn man im Ausland ist. Gestern Morgen in Luanda am Frühstücksbuffet hab’ ich gesucht, wo ist ein ordentliches Stück Brot – und keins gefunden.“ (Friedrich Merz)

Die alte Leier des deutschen Touristen, wenn er aus dem Urlaub zurückkommt. Tolles Land, aber das Brot. Augenrollen, Kopfschütteln. Angeblich gibt es dreitausend Brotsorten in Deutschland. Mein Bäcker hat zehn davon, von denen neun gleich schmecken. Das andere ist Vollkornbrot, dass außer hardcore-deutschen Gesundheitsfanatikern niemand essen würde. Unser Brot ist nicht gut. Das ist unsere Lebenslüge: das beste Brot, die beste Wurst, die besten Autos. Völliger Schwachsinn, Größenwahn. Das beste Brot, das ich je gegessen habe, war von Lenôtre, der französischen Bäckerei im KaDeWe (gibt es seit einem Jahr nicht mehr). Das beste deutsche Brot habe ich 1975 bei einem Ferienaufenthalt auf einem Bauernhof am Bodensee gegessen, wo die Bäuerinnen einmal die Woche mit ihrem Teig zum Backes (einem Ofen für die Allgemeinheit) ins Dorf gingen und während des Backens den neuesten Dorftratsch austauschten. Meine Schwester und ich gingen mit, das noch warme Brot mit ein wenig Butter war eine unglaubliche Köstlichkeit, von der heutige Aufbäcker weit entfernt sind.

Den besten Schinken gibt es übrigens in Spanien, Italien und Frankreich. Deutscher Schinken ist drittklassig.  

Warum sterben die Tauben und Krähen in meinem Kiez nicht an Vogelgrippe?

Jedes Mal, wenn Mark Hamill in ein Taxi steigt: „Ich bin dein Fahrer, Luke.“ Jedes Mal.

Kleiner Tipp für paranoide Leser: Verhalte dich immer so, als würdest du gerade abgehört und als würden irgendwo Kameras installiert sein.

„Lachsfilet Franz Kafka Art“. Leider kann ich aus diesem Grund die Prager Hopfenstuben nicht mehr betreten.

„Wasser für alle!“ Das ist der Titel eines Dokumentarfilms über die deutsche Wassermafia. Zu Wort kommen unter anderem Günter Wallraff, Jan Böhmermann und der Wasser-Mao Holgi.

Wenn wir bei der WM-Auslosung Glück haben, spielen wir in der Gruppenphase gegen Ecuador, Usbekistan und Curacao.

Hätten Sie’s gewusst? Der Influencer Andrej Bonetikov wurde als russischer Spion enttarnt. Er zeigte sich nach seiner Verhaftung erleichtert: „Das viele Geld, jede Nacht bedeutungsloser Sex – ich bin froh, dass es vorbei ist.“

Als Rüdiger in der Berliner S-Bahn eingeschlafen war, fehlten ihm nach dem Aufwachen Handy, Brieftasche und Schuhe. Außerdem hatte ihm jemand aufs Shirt gekotzt und sein Hosenstall stand offen.

Donnerstag, 27. November 2025

Der erste Tag


Ich war nervös. Zwanzig Jahre sind eine lange Zeit. Sie hatten mir einen Anzug gegeben, der aussah, als wäre er aus dem Fundus der Edgar-Wallace-Filme, dazu ein Hemd und zerschlissene Lederschuhe mit schiefgelaufenen Absätzen. Den Schlips, den Gürtel und die Schnürsenkel wollten sie mir erst morgen geben. Wie lächerlich. Als ob ich mir in der letzten Nacht noch etwas antun würde. Auf dem Tisch lagen 735 Euro. Zwanzig Jahre lang hatte ich in der Werkstatt für fünf Cent die Stunde Festplatten für einen chinesischen Auftraggeber montiert. Das war alles, was nach Abzug der Einkommenssteuer übriggeblieben war.

Als ich die JVA Tegel verließ, fuhr ich in meinen alten Kiez in Moabit. Ich wusste nicht viel über die neue Zeit. Da ich wegen der schlechten Nachrichten vor zwanzig Jahren Amok gelaufen war, durfte ich in der Zelle weder Fernsehen noch Internet haben. Erst in den letzten zwei Jahren bekam ich ein Radio, dass aber auf einen einzigen Sender eingestellt war, der pausenlos gute Laune verbreitete und Hits der achtziger Jahre brachte. Immerhin wusste ich von den anderen Gefangenen in der Werkstatt, dass es in Berlin Wohnungsnot gab. Vorsorglich hatte man mir eine Liste mit Obdachlosenheimen mitgegeben.

In der Turmstraße sah ich Möbel am Straßenrand. Wohnten die Leute jetzt schon auf dem Bürgersteig? Die Sonne schien und ich setzte mich auf einen gepolsterten Stuhl, dem eine Armlehne fehlte. Durch mein vergittertes Fenster hatte ich immer nur den Hof gesehen. Alle Geräusche waren in weiter Ferne. Hier war alles voller Menschen und der Lärm war beängstigend. Leute starrten auf ihr Handy und sprachen, obwohl sie allein waren. Wen könnte ich anrufen? Ich kannte keine einzige Telefonnummer. Es schien auch keine Telefonzellen mehr zu geben. Mein Bruder lebte in Frankfurt, er war Zahnarzt. Aber ich hatte seit meiner Verhaftung nicht mehr mit ihm gesprochen.

Ich hatte Hunger, also lief ich weiter. Welche Fähigkeiten brauchte ich in dieser Welt? Auf jeden Fall musste ich lernen, mit dem Computer und dem Handy umzugehen. Ich kam zu einem McDonalds und ging hinein. Viele Burger kannte ich nicht. Was war der M oder der Big Tasty? Aber es gab immer noch den Big Mac. Ich bestellte ihn als Menü mit Pommes und Cola und er schmeckte tatsächlich noch so wie früher. Nach dem Essen dachte ich über meine nächsten Schritte nach. Ich brauchte einen Job und eine Wohnung. Mit meinem Lebenslauf? Mit der Wahrheit würde ich nicht weit kommen. Vielleicht sollte ich erst mal zur Obdachlosenunterkunft. Ich ging in einen Späti, um einen Stadtplan zu kaufen, aber die Besitzerin schüttelte nur erstaunt den Kopf. Aber ich kannte den Kiez. Dunkel erinnerte ich mich, dass die Spenerstraße nicht weit von der JVA Moabit entfernt lag.

Die Stadt ist groß und weit. Ich war schon lange nicht mehr solche Strecken gelaufen, also setzte ich mich im Park, der zwischen der Turmstraße und Alt-Moabit liegt, auf eine Bank.

„Gerhard?“

Erschrocken und irritiert sah ich zu dem Mann auf. Meinen Vornamen hatte ich schon lange nicht mehr gehört. Im Gefängnis war ich 176-671 gewesen.

„Hast du nicht damals die Flippers auf offener Bühne erschossen?“

„Ich bin nicht stolz drauf.“

„Komm, ich gebe dir ein Bier aus. Ich habe da einen todsicheren Job und brauche noch jemanden, der mir hilft. Es wird mein letzter großer Coup, bevor ich mich zur Ruhe setze.“

Jeder kann sich vorstellen, wie diese Geschichte endete. Gerhard lebte danach in einem Strandhaus in Bahia. Nachmittags saß er auf seiner Terrasse, blickte aufs Meer und schlürfte eine Caipirinha durch einen echten Plastikstrohhalm. So hätte er glücklich bis ans Ende seiner Tage leben können, als plötzlich … plötzlich „Die rote Sonne von Barbados“ von den Flippers aus dem Nachbarhaus schallte.

 

Mittwoch, 26. November 2025

Vom Lesen und Schreiben

 

Blogstuff 1237

„Ich bin auch dafür, dass man Klimaschutz macht und so weiter. Aber Luisa Neubauer muss begreifen, dass sie aufpassen muss, dass sie in zehn Jahren nicht in einem Schützengraben in Polen liegt.“ (Uli Hoeneß)

Es ist erst der 26. November und Bonetti haut den 365. Blogpost des Jahres raus? Andere Blogger würden unter diesem Druck zerbrechen, aber Bonetti blüht unter Druck regelrecht auf.

Deniz Undav – Du machst mit ‘nem Doppelpass jeden Gegner nass.

Würde Jesus auf einen Weihnachtsmarkt gehen? Ja! Und er würde Wasser in Glühwein verwandeln, trockenes Graubrot in Lebkuchenherzen und es wären der Leib und das Blut Christi. Halleluja.

Meine Metzgerei geht mit der Zeit. Hier ein paar Zitate der Fachverkäuferin: „Kunden die Bierschinken gekauft haben, kauften auch Jagdwurst“, „25 Prozent Rabatt auf die zweite Sorte Fleisch“ und „Sparen Sie mit der Metzger-Card“. Jetzt fehlt eigentlich nur noch Tofu im Angebot.

Was mich an Comedians stört, ist ihr Bekenntniszwang, wenn sie zu einer Minderheit gehören. „Ich bin homosexuell / behindert / Migrant.“ Bei jedem Auftritt. Leute, ich weiß es und es ist nicht witzig.

Hat man mal wieder ein paar BWL-Fuzzies eingestellt, die alles „effizienter“ machen sollen, d.h. schlechter für die Kunden und die Mitarbeiter (neudeutsch für Arbeiter)? Erste Buchlieferung in diesem Monat: leerer Umschlag + „Beweisfoto“ von meinem Briefkasten nach „erfolgreicher“ Zustellung; nach Beschwerde kommen zwei Tage später die beiden Bücher. Zweite Buchlieferung: komplett verschollen, Geld immerhin rückerstattet. Dritte Buchlieferung: Angeblich war ich nicht zuhause, war ich aber doch, musste ich selbst beim Späti abholen. Vierte Buchlieferung: ich warte seit zwei Wochen und bekomme immer wieder neue Liefertermine. Leute, euer Geschäftsmodell ist „Ware bis zur Wohnungstür bringen“. Ansonsten ist in dreihundert Metern Entfernung eine nette Buchhandlung und wir sind geschiedene Leute, capisce?

„Ich hätte gerne einen White Chocolate Triple Salmon McDuffy Hubba Bubba New York Style Shiva Shake, aber bitte mit laktosefreier Alpakamilch.“

Mein Karnevalsschlager von 1985 darf nicht mehr gespielt werden, weil der Refrain angeblich politisch unkorrekt ist: „Du bist so schwul wie ein Rudel Friseure / So schwul wie ein Rudel Friseure.“

Wenn wir an unsere Kindheit denken, sehen wir den festlich geschmückten Weihnachtsbaum und die vielen Geschenke vor uns. Es ist schöner als alles, was wir in jenem Jahr in unserem Haus gesehen haben. Was wir vergessen haben: Der Baum wird irgendwann abgeschmückt und weggeworfen, ein neues trostloses Jahr beginnt.

Dienstag, 25. November 2025

Wenn im Darkroom das Licht angeht


Blogstuff 1236

Der alte Mann mit Pferdeschwanz hat eine Rechnung von 18,88 Euro. Nur Zufall? Aber ich verkneife mir eine Bemerkung.

Ich bin seit 14 Jahren berufsuntätig. Dafür habe ich ein Attest vom Arzt. Da muss ich selbst schmunzeln.

Jetzt sind schon 48 Mannschaften bei der Fußball-WM und die Riesenländer China und Indien sind immer noch nicht dabei. Können drei Milliarden Menschen nicht Fußball spielen?

Wer hat eigentlich noch Schuhspanner?

Helmut Schmidt forderte in den Siebzigern mal einen fernsehfreien Tag pro Woche. Wie wäre es mit einem internetfreien Tag pro Woche?

Es gibt jetzt auch eine vegane Variante der WC-Ente.

Ab jetzt muss ich improvisieren, weil es live ist.

Es ist irritierend und zugleich bezeichnend, wie die Macht Chinas in unseren Medien ausgeblendet wird. Da wird Wadephul nach einer chinakritischen Rede quasi ausgeladen und tritt die Dienstreise erst gar nicht an – die der Schleimscheißer Klingbeil dann einige Tage später nachholt – und die deutsche Wirtschaft bekommt mit der verweigerten Lieferung von Halbleitern mal kurz die Daumenschrauben angelegt. Kurzarbeit, Entlassungen. Was machen wir, wenn Xi eines Tages mal richtig ernst macht? Warum unterstützen die Chinesen Putin? Wegen der Ukraine? Die kann ihnen egal sein. Es schwächt die EU und die NATO. Und von der anderen Seite hilft ein selbstverliebter Amateur namens Trump bei diesem Vorhaben, ohne zu merken, wie er mit der Demütigung seiner Bündnispartner seinen Gegnern hilft. Was macht Europa? Apathisch zuschauen und in Brüssel das Lieferkettengesetz und die Antriebsformen von Autos diskutieren. Ich bestelle nur noch bei Temu. Da bin ich für die Zukunft auf der sicheren Seite.

Der „Stein der Weisen“ ist eine Idee, die vor knapp zweitausend Jahren entwickelt wurde. Er soll unedle Metalle in Gold und Silber verwandeln. Wie profan. Was ist daran weise?

Sperrmüll? Packe ich in mein Wohnmobil, fahre sonntags in ein Gewerbegebiet und schmeiße alles raus. Problem gelöst.

Wer Autorität hat, muss nicht autoritär wirken. Aber das müssen Julia & Fritz noch lernen.

23.11.2025: Wann haben Sie zum letzten Mal Schneeketten aufgezogen?

24.11.2025: Der erste Schnee in Berlin. Winter is coming. So schnell kann’s gehen.

Montag, 24. November 2025

Das Gasthaus zum bitteren Ende

 

Blogstuff 1235

„Qiet, piggy“ (McDonald Trump zu einer Journalistin)

„Mieten, kaufen, erobern“ – die neue Immobilien-Soap aus der Ukraine. Ab 27.11.2025 bei Vox.

Hätten Sie’s gewusst? Die Stollen Task Force der Hamas setzt deutsche Bäcker unter Druck, damit sie keine israelischen Rosinen verwenden.

Hat schon jemand den fränkischen Mundartwitz „Weihnachtsgrippe“ gemacht?

Egal was Pistorius macht, aus der TikTok-Bundeswehr an der Tofu-Front wird keine Wehrmacht. Und die AfD wird nie ein Viertes Reich erschaffen, selbst wenn sie den Bundeskanzler stellt. Wir können uns auf die deutsche Unfähigkeit und Lahmarschigkeit jederzeit verlassen.

Ich habe Angst vor Fliegen.

Bonetti zieht sich jetzt, wie Sahra Zarenknecht (ein letztes Mal sei mir das Wortspiel erlaubt), aus der Parteiführung zurück und ist nur noch in der Leberwertekommission aktiv.

Dominik Kohr von Mainz 05 hat mit neun roten Karten in der Bundesliga einen neuen Rekord aufgestellt.

König Charles lässt sich jeden Tag die Schnürsenkel bügeln. Sie dekadent ist Bonetti nicht.

Der Packungsinhalt wird bei gleichem Preis immer weniger? Aber jetzt schlagen wir zurück. Bei gleichem Lohn gehen wir nur noch vier Tage arbeiten.

Ein Steinzeitmensch hatte nicht viele Informationen zu verarbeiten: Auf dem Trampelpfad zum Fluss wuchsen jetzt links Pilze, Monika aus der Nachbarhöhle war schon wieder schwanger und eine Mammutherde zog durch das Tal in Richtung Sonnenaufgang. Aber der moderne Mensch steht unter einem Dauerbombardement von Nachrichten, die meistens völlig bedeutungslos für sein Leben sind. Irgendein Musiker war gestorben, auf der A 5 hatte es einen Autounfall gegeben und Politiker veranstalteten Gipfeltreffen, deren Ergebnisse niemanden interessierten. Leider hat sich das Gehirn sich mit der wachsenden Masse an Informationen (allein der ganze Schrott aus Schule und Studium!) nicht weiterentwickelt. Es ist noch das gleiche wie vor 100.000 Jahren. Es bleibt auch genauso viel im Gedächtnis. Zwei Beispiele:

1. Nennen Sie fünf Promis, die in diesem Jahr gestorben sind, ausgenommen im laufenden Monat.

2. Was haben Sie heute vor einer Woche zu Mittag gegessen?

Am 21.11.2025 wurde mein Blog 2230 x angeklickt. Zum Jahresende läuft die Leserschaft zu ganz großer Form auf.

Sonntag, 23. November 2025

Welkende Pracht

 

Über die Erzählung „Welkende Pracht“ von Andy Bonetti ist sicherlich schon vieles geschrieben worden. Sie entstammt dem Band „Bad Nauheimer Novellen“, der 2001 vom Verlag Bunter Vogel in Gütersloh veröffentlicht wurde. Dieser Novellenzyklus begründete den Ruhm Bonettis und hat ihm für alle Zeiten einen Platz in der deutschen Literaturgeschichte gesichert. Die Grundidee, von der die kurze Erzählung von der ersten bis zur letzten Zeile durchwoben ist, findet sich bereits in „Mein schönstes Ferienerlebnis“ (siehe: Bonetti, Andy: Frühe Werke – mein Leben in Geschichten, Mannheim 2012, S. 23-25).

Es ist immer wieder erstaunlich, über welche scharfe Beobachtungsgabe und intellektuelle Brillanz, über welche sprachliche und kompositorische Sicherheit der junge Bonetti bereits verfügt. Die berühmte Eröffnungsszene sei von Hitchcocks „Fenster zum Hof“ inspiriert gewesen, schreibt Bonetti in seiner Autobiographie „Viva Bad Nauheim“, aber es ist in dieser Szene auch der Einfluss Strindbergs und Puschkins spürbar. Scheinbar zufällig blickt der Protagonist, dessen Namen wir nicht erfahren, zum Fenster hinaus und entwickelt beim Anblick einer verwelkenden Rose eine gedankliche Assoziationskette, deren zarte Poesie und inhaltliche Klarheit den hellen Einsichten eines Schopenhauer oder Sokrates in nichts nachstehen. Die Vergänglichkeit des Lebens zieht sich als thematischer Generalbass durch die ganze Erzählung und findet in der leeren Pralinenschachtel am Ende ihren allegorischen Kontrapunkt.

Ursprünglich als Tierfabel angelegt, gilt „Welkende Pracht“ als Kronjuwel der „Bad Nauheimer Novellen“. Zum Zeitpunkt der Niederschrift arbeitete Bonetti in einem Kiosk am Bahnhof von Bad Nauheim, wo er Mettbrötchen und Flaschenbier an Reisende verkaufte. Nachts widmete er sich in einer kleinen Mansardenwohnung seinem dichterischen Werk. Bereits in seiner ersten Novelle „Alle Neune“, die das Leben eines einsamen Kegelspielers zum Gegenstand hat, der von Durchfall und seelischer Erschöpfung geplagt wird, begegnen wir der Vergänglichkeitsthematik, die den ganzen Novellenzyklus durchzieht. Das wird vor allem in den beiden Erzählungen „Bunte Bohnen“ und „Keller ohne Ausgang“ geradezu schmerzhaft deutlich. 

Umso bemerkenswerter ist es, dass er nie den Mut verlor, sondern den Novellenzyklus dennoch zum Abschluss gebracht hat. Ebenso konnte der junge Bonetti, als er „Welkende Pracht“ schrieb, noch nicht erkennen, dass er mit seinen „Bad Nauheimer Novellen“ die moderne Dichtkunst auf eine neue Stufe heben würde. Kommende Generationen werden es nicht für möglich halten, dass dieser geniale und zugleich äußerst bescheidene Mensch einmal unter uns gelebt hat.

Samstag, 22. November 2025

Jetzt übernimmt ChatGPT

 

Ich befehle dem KI-Knecht (und ich hoffe, ich werde diese Formulierung nicht eines Tages bereuen), er soll eine Geschichte über Mango-Lasse, den schwedischen Kriminellen, schreiben. Das ist das Resultat, inklusive IKEA. Was wäre bei Manga-Lasse rausgekommen? Die Überschrift ist allerdings äußerst schwach. „Todestango mit der Mango“ wäre das Mindeste gewesen.

 

Die Geschichte von Mango-Lasse, dem schwedischen Kriminellen

Es war ein düsterer, regnerischer Abend in Malmö. Der Himmel war mit Wolken bedeckt, die den Mond verbargen, und auf den Straßen glitzerten die Pfützen im schwachen Licht der Laternen. In einer kleinen, heruntergekommenen Wohnung an der Ecke einer verlassenen Straße saß Mango-Lasse, der berüchtigte Kriminelle, der in der Stadt fast genauso bekannt war wie das schwedische IKEA.

Mango-Lasse, mit seinem markanten, verwuschelten blonden Haar und der stets verschmitzten Miene, hatte seinen Spitznamen wegen seiner Liebe zu exotischen Früchten erhalten – insbesondere zu Mangos. In seiner Wohnung hatte er immer einen Vorrat dieser saftigen Früchte, die er in den seltsamsten Situationen aß, als wäre es seine einzige Freude im Leben. Aber hinter dieser vermeintlichen Unschuld verbarg sich ein Mann, der die Straßen von Malmö seit Jahren mit seinen kriminellen Machenschaften in Atem hielt.

Er war kein gewöhnlicher Gangster. Mango-Lasse war ein Meister der Tarnung, ein Mann, der es verstand, in den Schatten zu arbeiten, so dass die Polizei kaum je ein Foto von ihm hatte, geschweige denn harte Beweise. Er hatte ein Netzwerk von Informanten, die in den dunklen Ecken der Stadt arbeiteten, und ein Talent dafür, sich aus brenzligen Situationen herauszuwinden.

An diesem Abend jedoch hatte er einen Fehler gemacht.

Er hatte sich mit dem falschen Mann eingelassen.

Der Auftrag war klar: ein wertvoller Diamant, der in einem alten Banktresor in Göteborg lag, sollte in Lasses Besitz übergehen. Es war der Deal seines Lebens – oder zumindest das, was er für einen Deal hielt. Doch als er die Nacht in einem verrauchten Café mit seinem Partner, einem zwielichtigen Gestalten namens Kjell, verbrachte, merkte er, dass etwas nicht stimmte.

„Du bist sicher, dass der Diamant echt ist?“ fragte Lasse, während er mit einer Mango in der Hand an der Frucht knabberte, die er sich gerade aus einer Plastiktüte gezogen hatte.

Kjell zuckte mit den Schultern. „Was weiß ich schon von Diamanten? Aber was ich weiß, ist, dass der Mann, der ihn hat, viel zu viel zu verlieren hat. Wenn du es dir leisten kannst, dir so etwas zu schnappen, dann wirst du reich.“

Lasse nickte nachdenklich. Doch etwas in Kjells unruhigen Augen ließ ihn zweifeln. Ein Gedanke schlich sich in seinen Kopf, dass Kjell ihn möglicherweise hintergangen hatte. Er wusste, dass er nie völlig vertrauen konnte, aber er hatte gelernt, dass es manchmal nötig war, Risiken einzugehen.

„Also, was schlagen wir vor? Die Bank? Oder den alten Lagerraum?“ fragte Lasse, während er die Mango in zwei Hälften teilte und die Kerne vorsichtig entfernte.

„Die Bank ist zu riskant“, antwortete Kjell leise. „Der Lagerraum ist unser Ziel. Wir gehen nachts rein, holen das Ding raus und verschwinden.“

Doch in dem Moment, als sie die Pläne besprachen, öffnete sich die Tür des Cafés, und zwei Männer in dunklen Anzügen traten ein. Einer von ihnen hatte eine Narbe, die sich von seiner rechten Wange bis zum Hals zog. Er schien sofort nach Lasse und Kjell zu suchen, denn sein Blick blieb auf ihnen haften, als wäre er bereits über ihre Gespräche informiert.

„Wir haben gehört, dass ihr in etwas Großes verwickelt seid, Mango-Lasse“, sagte der Mann mit der Narbe, während er langsam auf sie zuschritt.

Lasse's Herz setzte für einen Moment aus. Der Mann sprach ruhig, aber es lag eine unmissverständliche Bedrohung in seiner Stimme. „Kommen wir gleich zur Sache: Ihr habt etwas, das uns gehört.“

Kjell stotterte etwas Unverständliches, doch Mango-Lasse behielt die Fassung. Mit einer gekonnten Bewegung griff er nach der letzten Mango auf dem Tisch und biss mit einem lauten Knacken hinein.

„Und was, wenn es uns nicht gehört?“ fragte Lasse gelassen. „Was willst du dann tun?“

Der Mann lächelte, doch es war kein freundliches Lächeln. „Dann wird dir bald klar, warum man dich Mango-Lasse nennt. Es wird das letzte Mal sein, dass du eine Mango in den Händen hältst.“

In diesem Moment wusste Lasse, dass der Fall komplizierter war, als er ursprünglich gedacht hatte. Er hatte sich in ein Spiel verstrickt, das er nicht ganz verstanden hatte. Doch er war nicht der Mann, der sich so leicht einschüchtern ließ. Er griff nach seiner Tasche und zog eine alte Pistole hervor.

„Ich wollte eigentlich heute Abend ruhig einen Film sehen“, sagte er mit einem entschuldigenden Blick, während er die Waffe in die Hand nahm. „Aber jetzt, wo wir schon dabei sind... lass uns die Sache klären.“

Der Schuss, der darauf folgte, hallte durch das Café. Aber Mango-Lasse wusste genau, dass das nur der Anfang war. Ein neues Kapitel in seiner kriminellen Karriere hatte begonnen – eines, das ihn auf eine gefährliche Reise durch das düstere Malmö führen würde, auf der Suche nach einem Diamanten, der weit mehr war als nur ein wertvoller Stein.

Und natürlich, auf der Suche nach den nächsten Mangos.

 

Freitag, 21. November 2025

Stuttgart 2100

 

Blogstuff 1234

„Meine Damen und Herren, wir leben in einer der schönsten Städte der Welt. Ich habe einige Journalisten, die mit mir in Berlin waren, letzte Woche gefragt: Wer von euch würde denn gerne hierbleiben? Da hat keiner die Hand gehoben. Die waren alle froh, dass wir von diesem Ort, an dem wir da waren, in der Nacht von Freitag auf Samstag wieder nach Wichtelbach zurückgekehrt sind.“ (Andy Bonetti)

Ich habe vier Reisen nach Brasilien gemacht, die längste 1995: sechs Wochen. Aber Deutschland ist natürlich viel schöner, da hat der Fritze schon recht. Wir haben den Rheinfall (bitte nie das H vergessen) bei Schaffhausen, Brasilien Iguazú. Wir haben den Bayrischen Wald, Brasilien den Amazonas-Dschungel. Wir haben den Strand von Usedom, Brasilien die Copacabana und Ipanema. Bommerlunder schmeckt viel besser als Caipirinha. Außerdem können die Brasilianer nicht Fußball spielen.

Ich glaube, das sinkende Vertrauen in die Wirtschaft und den Staat, die schlechte Laune und die fehlende Zuversicht, haben einen einzigen Grund: das liebe Geld. In den letzten fünf Jahren sind die Kosten für Lebensmittel, Energie und Mieten stark gestiegen, sehr viel stärker als die Einkommen. Das heißt konkret: Der Lebensstandard sinkt. Was nicht automatisch Armut bedeutet, aber Abstieg. Man kann sich nicht mehr alles leisten, das ist für viele eine neue Erfahrung. Selbst gutverdienende Ehepaare, die früher einmal in der Woche ins Restaurant gegangen sind, gehen jetzt nur noch einmal im Monat essen. Das hat wiederum Einfluss auf die Wirtschaft, so dass wir aktuell in einer Abwärtsspirale gefangen sind. Das sinkende Vertrauen macht es den populistischen Rattenfängern immer einfacher, die Wähler der Altparteien anzulocken.

Im „Gasthaus zur Linde“ in Ditzingen gibt es das „Schweinerückensteak Florida“ mit Banane, Pfirsich und Sauce Hollandaise überbacken – genauso wie in Miami.

1991 kam ich nach Berlin. Damals war die Stadt billig, die Wohnungen, das Bier und der Döner. Von überall her kamen junge Leute, es war der Ort, an dem man in den Neunzigern sein musste. Studenten, Hausbesetzer, Arbeitslose, Künstler – vor allem die östliche Innenstadt vibrierte vor Leben. Noch 2010 sinnierte die damalige Senatorin für Stadtentwicklung Junge-Reyer über den Abriss von Wohngebäuden, da es in Berlin Leerstand gab. Jetzt hat die Gentrifizierung die Innenstadt fest im Griff, die Kreativität sinkt mit jeder Mieterhöhung. Wäre ich heute jung, würde mich nichts mehr in diese Stadt ziehen. Sie wird durch den eigenen Erfolg stranguliert, da können die Einheimischen noch so viel Sperrmüll auf den Bürgersteig stellen, Graffiti sprühen, als Obdachlose und Junkies auf der Straße liegen oder Hundescheiße verteilen.

Curaçao (148.000 Einwohner) fährt zur Fußball-WM. Berlin ist flächenmäßig zweimal so groß wie die Karibikinsel.

In der Berliner U-Bahn macht die Bundeswehr in dieser Woche eine Militärübung. Im Hintergrund sehe ich das Schild „Jungfernheide“. Kommen die Russen mit der U 7 – oder doch mit der Ringbahn?