Dienstag, 28. Oktober 2025

Machete bloggt nicht

 

Blogstuff 1219

„Herodes, wir wissen, wo dein Streitwagen steht.“ (Graffito der Judäischen Volksfront)

Mit jeder hirnlosen Äußerung zum Thema Migration adelt Merz die AfD und bestätigt die Wähler dieser rechtsradikalen Partei, alles richtig zu machen. Entweder er ist ein Vollidiot oder er bereitet einer Koalition mit der AfD ab 2029 den Boden. Das wäre der österreichische Weg.

Was für eine Formel-1-WM. Acht Wochen nach dem niederländischen Grand Prix, als Piastri 34 Punkte Vorsprung auf Norris und 104 Punkte Vorsprung auf Verstappen hatte, liegt Norris jetzt in Führung und Verstappen hat als Dritter nur noch 35 Punkte Rückstand auf Piastri – und 36 auf Norris.

Hiermit beantrage ich Titelschutz für „Bonetti, der Autoflüsterer“, „Bonetti, der Start-up-Flüsterer“ und „Bonetti, der Seelenflüsterer“.

„Am Montagmorgen / Muss die Arbeit wohl grenzenlos sein / Alle Ängste, alle Sorgen / Sagt man / Sind darin geborgen“, gesungen zur Melodie von Reinhard Meys „Über den Wolken“.

„Zu viele Kalorien kombiniert mit mangelnder Bewegung“, so erklärt die BILD-KI meinen Bierbauch. Nein. Doch. Oh.

Man will den wenigen „Totalverweigerern“ beim Bürgergeld alle Zahlungen streichen. Aber diese Leute hören und lesen auch die Nachrichten. Was ist, wenn sie ab jetzt einfach wieder die Termine im Job-Center wahrnehmen? Man hört sich eine Viertelstunde das Gelaber eines Sachbearbeiters an und bekommt weiterhin sein Geld.

Neulich im Stadtbild / auf der Parkbank. Zufallsbekanntschaft einer Bolivianerin und eines Brasilianers. Er: „Da sind wir ja Nachbarn“. Sogar im doppelten Sinne.

Hätten Sie’s gewusst? Das Rad wurde in der Steinzeit erfunden, der Rollstuhl erst 1595 (für den damaligen König von Spanien).

Die Bahn hat jetzt ein neues Konzept gegen Verspätungen. Ab jetzt gibt es Erste-Klasse-Züge und Zweite-Klasse-Züge. Die Erste-Klasse-Züge kommen immer pünktlich an, weil alle anderen Züge vorher auf ein Nebengleis gelotst werden.

Trump will vom Justizministerium 230 Millionen Dollar Schadenersatz für die Ermittlungen, die es in der Vergangenheit gegen ihn gab. Zum Glück sind seine ehemaligen Anwälte jetzt die Chefs im Justizministerium. So korrupt ist noch nicht mal Putin oder irgendein Diktator in der Dritten Welt.

Es heißt, man könne einen Regenwurm durchschneiden und beide Teile würden weiterleben. Erkennen sich die Teile wieder, wenn sie sich ein Jahr später begegnen?

Sensationeller Durchbruch in der Kryptologie: erste Arztunterschrift entziffert.

Montag, 27. Oktober 2025

Vögelgruppe statt Vogelgrippe

 

Blogstuff 1218   

Jedes Jahr freue ich mich auf den Gänsebraten im November, der in unserem Stammlokal unübertroffen ist. Wochenlang denkt man danach noch an das köstliche Mahl, den Rest der Zeit freut man sich auf den nächsten November. Aber jetzt steht alles auf der Kippe. Wir haben letzte Woche beim Essen dem Wirt schon vorgeschlagen, die Gänsebratenzeit vorzuziehen, bevor sein Lieferant in Brandenburg alle Tiere keulen muss. Das hätte es zu Helmut Schmidts Zeiten nicht gegeben. Danke, Merz!

Was ist eigentlich das Stadtbild? In Berlin sieht es in Zehlendorf oder Frohnau anders aus als in der Sonnenallee oder der Gropiusstadt. Macht ein hoher Arieranteil die Straße automatisch sicherer? Was mich am meisten stört, ist die Deichmannisierung der Innenstadt. Für mich sind Einkaufsstraßen nicht gefährlich, sondern einfach nur öde.

Beim Bau eines Swimmingpools in unserem Garten wird eine Leiche gefunden. Kommissar: „Wo waren Sie zwischen 1632 und 1634?“

Hätten Sie’s gewusst? Zikaden leben als Larven 13 oder 17 Jahre unter der Erde, bevor sie schlüpfen, sich fortpflanzen und dann sterben. Was für ein langweiliges Leben.

Im Kanzleramt hatten wir sechzehn Jahre eine Frau, vier Frauen waren bzw. sind Bundestagspräsidentin (Renger, Süßmuth, Bas, Klöckner), aber es gab noch nie eine Bundespräsidentin. Eine Frau soll nach Steinmeier ins Schloss Bellevue einziehen, das ist Konsens in der Koalition. Dazu kommt, dass die Union nach der SPD mit der Besetzung der Position wieder dran ist. Welche Frau wird es 2027 sein? Ilse Aigner (die CSU hat noch nie den Bundespräsidenten gestellt), Karin Prien? Bitte nicht Klöckner oder von der Leyen.


CDU-Frauen (Symbolbild)


Merz wurde uns als Politiker mit Wirtschaftskompetenz verkauft. Aber er saß für BlackRock nur in Aufsichtsräten. Das Unternehmen wird bekanntlich vom Vorstand geleitet. Der Aufsichtsrat trifft sich nur viermal im Jahr zu einer Sitzung und nickt für ein hohes Honorar die Entscheidungen des Vorstands ab. Noch nie hat ein Aufsichtsrat einen Industrieskandal aufgedeckt. Merz hat von betrieblichen Abläufen, von Produktentwicklung oder Marketing nicht den blassesten Dunst. Er war nur ein von allen Fachleuten belächelter Grußaugust, leider wissen das die Wähler nicht.

Ich hatte von 1980 bis 1985 Russisch-Unterricht am Gymnasium. Freiwillig, als dritte Fremdsprache nach Englisch und Französisch. Ich dachte, es kann nicht schaden, wenn der Russe kommt. 1945 wurden in meiner alten Heimat Leute Bürgermeister, nur weil sie Englisch konnten. 1985, in dem Jahr, in dem ich Abitur machte, kam Gorbatschow an die Macht. Bald darauf war der Kalte Krieg vorbei. Jetzt lerne ich wieder Vokabeln. Druschba!

Man versprach uns einen Herbst der Reformen und wir bekamen eine Stadtbild-Debatte.

 

Sonntag, 26. Oktober 2025

Die Schläferzelle II

 

Es hat die ganze Nacht geregnet. Als die Dämmerung bleigrau anbricht, setzt er sich auf die Holzbank auf seiner schmalen Veranda und blickt ins Tal. Undurchdringlicher Nebel zieht auf und verschluckt das Dorf, schließlich auch die Kirchturmspitze. Er hat das Gefühl, aus einem Flugzeug über die Wolken zu blicken.

Um sieben Uhr steht er auf und geht auf einem Feldweg durch den tropfnassen Wald ins Dorf hinunter. Auf dem Bahnsteig sieht er wie an jedem Werktag die vier Menschen, die auch nach Winterthur zur Arbeit fahren. Etwas abseits steht ein Fremder, den er noch nie gesehen hat.

Der Zug kommt pünktlich. Er setzt sich an seinen üblichen Platz am Fenster des mittleren Wagens. Seit zwanzig Jahren das gleiche Ritual. An dieser Station sind die Pendlerzüge noch fast leer, die Fahrt in die Stadt dauert eine halbe Stunde. Der Fremde setzt sich auf die andere Seite, eine Reihe hinter ihm.

Als sie in Winterthur ankommen, geht er zu seiner Bushaltestelle. Es gibt auf dem Bahnhofsplatz zehn Bushaltestellen, mehr als vor dem Berliner Hauptbahnhof. Er steht an der Haltestelle H, wo er auf den Bus 670 wartet. Der Fremde ist nur wenige Schritte von ihm entfernt und betrachtet die Fassade des gegenüberliegenden Gebäudes, in dem eine Postfiliale untergebracht ist.

Der Bus kommt, er zeigt dem Fahrer seine Monatskarte und setzt sich in die letzte Reihe. Er will niemanden hinter sich haben, weil er misstrauisch geworden ist. Der Fremde steigt als Letzter ein und geht durch den ganzen Bus nach hinten. Er ist um die sechzig, sein eisengraues Haar ist dünn und liegt auf seinem breiten Schädel wie eine Kappe. Der Mann trägt einen dunkelblauen Stoffmantel und einen braunen Schal.

Er betrachtet ihn aufmerksam, als er immer näherkommt. Die tiefen Furchen in seinem Gesicht erinnern ihn an den späten Lee Marvin. Der Fremde setzt sich ebenfalls in die letzte Reihe, aber auf die andere Seite, und sieht mit ausdruckslosem Gesicht aus dem Fenster. Haltestelle folgt auf Haltestelle. Bald wird er in der Stadtverwaltung sein, das Büro erscheint ihm plötzlich als der sicherste Ort der Welt.

Der Fremde dreht seinen Kopf zu ihm. „Heute ist der Tag.“

„Was?“

„Sie werden aktiviert.“

„Wie meinen Sie das?“

„Sie werden heute nicht ins Büro gehen. Sie fahren nach Zürich und fliegen von dort nach Budapest.“

„Was soll ich denn da?“

„Ihren Auftrag entgegennehmen. Ich kenne den Inhalt nicht. Hier sind die Flugtickets und der Ausweis mit Ihrer neuen Identität.“

„Sie sind doch völlig wahnsinnig.“

„Ich nenne Ihnen jetzt den Aktivierungscode. Bonetti Blau Zikade.“

„Muss Elon Musk töten. Muss Elon Musk töten.“

Samstag, 25. Oktober 2025

Der zwölfte Geburtstag

 

Wenn man auf der Rolltreppe nach unten fährt, muss man bis zum Tiefpunkt warten, bevor man die Richtung wechseln kann. Am 27. Mai 2013 hatte er diesen Punkt erreicht, als man ihn in Handschellen in die Psychiatrie brachte, und er stand am 2. Oktober 2013 auf der Rolltreppe nach oben, als er sechshundert Kilometer entfernt auf einer Intensivstation aufwachte. Dazwischen war er in der Hölle.  

Bonettis Morgenandacht in der Vertriebsabteilung


„Seht ihr diese Geräte auf euren Tischen? Das sind Telefone. Sie sind nutzlos, wenn sie nicht bedient werden. Was ist ein Gewehr ohne einen Schützen, der den Abzug drückt? Ihr seid meine Killer. Ihr akzeptiert kein Nein. Kaltakquise ist der heiße Scheiß. Bonetti Media braucht neue Abonnenten. Ihr seid Krieger, ihr überzeugt die Kunden oder ihr werdet sterben.

Ich habe als armer Mensch bei McDonald’s angefangen und mache heute meine Geschäfte auf dem Rücksitz meiner Limousine. Meine Uhr ist so teuer wie eine Eigentumswohnung. Ihr könnt es auch schaffen. Ich zahle keinen Mindestlohn, aber fette Provisionen für jeden Neukunden. Ihr verlasst diesen Raum nicht, bevor ihr heute zweihundert neue Kunden gewonnen habt.

Seht euch die Person neben euch an. In einem Jahr fährt dieser Typ einen Porsche und hat eine vollbusige Blondine auf dem Beifahrersitz. Oder er sitzt vor dem Supermarkt und du wirfst ihm zehn Cent in den Becher. Ich kann euch reicher machen als jeder andere Unternehmer in diesem gottverdammten Land.

Und jetzt setzt euch ans Telefon und wählt die erste Nummer. Heute ist der beste Tag deiner Woche, heute ist der beste Tag deines Lebens.“

Freitag, 24. Oktober 2025

Welches Bild haben wir von der Stadt?

 

Blogstuff 1217

Wenn ich an Einsamkeit denke, habe ich ein Bild im Kopf. Es war 1995 und wir waren sechs Wochen in Brasilien unterwegs. Bei einer Busfahrt im Hinterland, in der Chapada Diamantina, sehe ich ein kleines Haus, nicht mehr als ein Raum, kein Keller, kein erster Stock, kleiner als die Häuser, die Kinder in Deutschland malen. Rundherum, im Umkreis von vielen Kilometern, kein anderes Haus. Davor sitzen ein Mann, eine Frau und zwei Kinder. Die Kinder winken dem Bus zu. Ich winke zurück. Kein Strom, also auch kein Kühlschrank, kein Fernseher, keine Waschmaschine, keine Klimaanlage. Woher bekommen sie in dieser staubtrockenen Einöde ihr Wasser? Sie sitzen einfach da. Auf der Straße vor uns ist kein einziges Fahrzeug zu sehen. Das ist Einsamkeit.

Mein Flehen wurde erhöht. Es gibt Bananeneis. Ben & Jerry’s „Oh My! Banoffee Pie!”

In den Achtzigern war ich regelmäßig auf der Frankfurter Buchmesse. Einmal nahm ich einen Freund und dessen Vater mit, beide hatten keinen Führerschein. Der Vater war Kulturredakteur beim ZDF und Erfinder des längst vergessenen „Kleinen Fernsehspiels“. Es war merkwürdig, diesen distinguierten älteren Herrn in meiner schäbigen Studentenrostlaube sitzen zu haben, der freundlich, aber bestimmt zu mir sagte, ich solle auf der Fahrt die Musik ausstellen. Er hat sich wahrscheinlich auf der Messe mit Autoren getroffen, während ich nur Prospekte und Freiexemplare (es war der letzte Tag, nur für Fachpublikum, zu dem der Redakteur und seine Entourage gehörten) in meine Plastiktüte stopfte. Heute würde ich das Geld für Sprit und Eintrittskarte direkt in Bücher investieren. Gerade habe ich den neuen Roman von Bodo Kirchhoff gelesen, ein Geburtstagsgeschenk, aktuell lese ich Mick Herrons „Slow Horses“, ein Tipp vom Kollegen Kurbjuhn.   

Es gibt italienische Städte, von denen wir erwarten, dass sie schön sind. Venedig, Florenz, Rom. Aber es gibt Städte, deren Namen in Deutschland unbekannt sind und uns mit ihrer Schönheit überraschen. Die Altstadt von Bergamo auf einem Felsvorsprung. Mit einer uralten Zahnradbahn fährt man hinunter in die belanglose Neustadt. Einer meiner Lieblingsautoren, Eckard Henscheid, lässt in dieser Altstadt einen ganzen Roman spielen: „Dolce Madonna Bionda“. Der Erzähler verliebt sich in eine fremde Frau und versucht, sie wiederzusehen. Abends sitzt er im Restaurant „Zum goldenen Lamm“ und hält Ausschau nach ihr. Oder Mantua. Die Altstadt ist von kleinen Seen umgeben. Über einen Damm fährt man auf die Stadt zu und hat den Eindruck, die letzten fünfhundert Jahre hätten gar nicht stattgefunden. Trifft man hier noch die Medici oder Michelangelo auf der Straße? Ein winziges Nuvolari-Museum. Der vielleicht beste Rennfahrer der Vorkriegszeit trat mit unterlegenem Material in den 1930ern gegen Mercedes an. Damals hatte man immer einen Mechaniker auf dem Beifahrersitz. Es heißt, bei einem Rennen hätte Nuvolaris Beifahrer während des gesamten Rennens vor Angst geschrien. Nuvolari hat bei seinen halsbrecherischen Fahrten den Tod einfach ignoriert. Massa Maritima. Keine große Diva, aber eine kleine Perle. Wie eine Frau, deren Schönheit man erst auf den zweiten oder dritten Blick erkennt.  

Donnerstag, 23. Oktober 2025

Die wandelnde Amphore


Blogstuff 1216

„Wer in einem gewissen Alter nicht merkt, dass er hauptsächlich von Idioten umgeben ist, merkt es aus einem gewissen Grunde nicht.“ (Curt Goetz)

Wenn du allein bist, musst du nicht darüber nachdenken, was für ein Mensch du bist.

Wir kriegen den Klimawandel durch Verhaltensänderungen und Verzicht nicht in den Griff. Da macht keiner mit. Also müssen wir uns dem Klimawandel anpassen. Pflanzen aus dem mediterranen Raum, später aus dem subtropischen Raum, ersetzen die heimische Flora. Palmengesäumte Promenaden an der Spree, Kaffeeplantagen und Spreewald-Mangos. Und dann kommt irgendwann die AfD und sagt: „Deutsche! Kauft deutsche Bananen!“

Laut Donald Trump fordern die Demokraten eine Eisenbahnstrecke nach Hawaii. Kannst du dir nicht ausdenken.

Manche Leute erkennen in Wolken irgendwelche Figuren. Für mich sehen sie alle aus wie Schafe.

Warum gibt es in Supermärkten keinen fertigen Kaffee, den man sich zuhause in der Mikrowelle warmmachen kann?

Ein Oktopus hat acht Tentakel, ein Mensch vier.

Eine Idee, die natürlich nie umgesetzt werden wird. Ich schreibe sie trotzdem auf. Um die endlosen langweiligen Serienmeisterschaften des FC Bayern zu verhindern, kommen alle Bundesligaspieler in der Sommerpause in einen Lostopf und werden den 18 Mannschaften zugelost. Bedingung: Keiner kommt zu seinem alten Verein. Plötzlich ist jede Saison eine Wundertüte voller Überraschungen.

„Die Frau hat einen Busen, aber zwei Titten.“ (Wikipedia: Weibliche Brust)

*** 

Es ist genau zwölf Uhr mittags, als der glatzköpfige Friseurmeister Hurzelmeier vor seinen Laden tritt und sich eine Zigarette anzündet. Einen Augenblick später tritt sein Konkurrent Moosburger vor seinen Laden im Haus gegenüber, um ebenfalls eine zu rauchen.

Hurzelmeier nickt ihm finster zu. „Moosburger.“

Moosburger sieht ihn an. „Hurzelmeier.“

Dann schweigen sie. Es ist ein unerbittliches Duell. Nur ein Friseurgeschäft kann in diesem Dorf überleben. Sie wissen es beide. Ein tödlicher Kampf in Zeitlupe.

Die alte Frau Biedermann kommt die Straße entlang gedackelt. Sie braucht dringend eine Dauerwelle. Für wen wird sie sich diesmal entscheiden?

Lesen Sie weiter in unserer neuen Serie „Scheren & Kämme“. Jetzt am Kiosk. 

 

Mittwoch, 22. Oktober 2025

Total zugedrohnt

 

Blogstuff 1215

„Froh zu sein bedarf es wenig,

und wer froh ist, ist ein König.“

Merz ist mit seiner Stadtbild-Scheiße ein Spalter. Wir leben alle zusammen in Berlin. Und wenn wir nicht mehr zusammenleben, wird es diese Stadt nicht mehr geben.

Die Ampelparteien haben bei der Wahl 2025 zusammen 210 Bundestagsmandate verloren. Das gab es bisher nicht allzu oft bei einem Regierungswechsel.

„Die drei WG-Genossen hatten, neben ihrer heruntergekommenen Hinterhofwohnung, noch andere Gemeinsamkeiten: Sie waren über vierzig und hatte alle Philosophie studiert, dazu kamen Perspektivlosigkeit, Geldmangel, Alkoholismus, Übergewicht, ein leerer Blick und schlechte Laune.“ (Beginn einer Novelle zum Thema Geisteswissenschaften)

Ach ja, da war doch noch die Sache mit dem Bürgergeld. Statt „viele Milliarden“ werden nächstes Jahr 86 Millionen eingespart. Da hat sich die wochenlange Diskussion und die Hetze gegen arbeitslose Menschen tatsächlich gelohnt.

Gut, Klimawandel und Faschismus sind menschengemacht, Zitronenkuchen und Grauburgunder aber auch.

Contrary Opinion, Folge 61. Ich sage: Bebaut das Tempelhofer Feld. Vier Quadratkilometer Innenstadt in Zeiten der Wohnungsnot. Und was machen die Leute da? Es ist eine Unkrautwiese und Hundeklo, Skater und Radfahrer bevölkern die ehemaligen Landebahnen. Dazu das „Urban Gardening“ in Hochbeeten, da der Boden mit Kerosin, Öl usw. verseucht ist. Etwa drei Quadratmeter pro Akademikerin, die glaubt, sie könnte hier den Vitaminbedarf ihres Haushalts decken. Kaum sind zweieinhalb Kohlrabi geerntet, wird gefachsimpelt und auf der nächsten Versammlung gibt es Applaus. Eine dieser Frauen war mal meine Kollegin. Die hatte alles: vegan, lesbisch, öko. Wenn euch die Natur so wichtig ist, holt euch die Natur nicht ins Wohngebiet, sondern zieht aufs Land – da gibt’s genug davon. Mein Vorschlag: Dreiviertel der Fläche Wohngebiet, ein Viertel ein schön angelegter Park in der Mitte.

Die Villa Bonetti ist so groß, dass es manchmal auf der einen Seite regnet und auf der anderen nicht.

Es gibt zwei Arten von Lebewesen, die ihren Schwanz abwerfen können. Eidechsen und europäische Politiker, die im Weißen Haus zu Besuch sind.

Ich kenne einen Typen, der in jungen Jahren viel von Wirtschaft, Liberalismus und Börse geschwafelt hat, um dann doch sicherheitshalber Beamter zu werden. Er lebt immer noch in der kleinen Mansardenwohnung, in der ihn sein Vater in den Achtzigern untergebracht hat.

Dienstag, 21. Oktober 2025

The Big Bong Theory

 

Blogstuff 1214

„99,9% der Menschen mögen einen netten, normalen Tag verlebt haben – sollten sie den Fernseher anschalten oder im Netz etwas lesen, werden sie davon nichts wiederfinden.“ (Nils Minkmar)

Natürlich tragen die Medien ihren Teil zum vorherrschenden Pessimismus bei. Aber es gibt eine weit verbreitete Lust an allem Negativen. Unser Alltag changiert zwischen angenehm und belanglos. Die Heizung läuft, die Sonne scheint und die Supermärkte sind wie immer gut gefüllt. Armut ist, im Gegensatz zu vergangenen Zeiten (zuletzt in der Weltwirtschaftskrise 1930-1932 und der Nachkriegszeit), kein Massenphänomen mehr. Die Armen der Vergangenheit, sei es im Mittelalter, der Neuzeit oder der Frühmoderne im 19. Jahrhundert, hätten vom Leben der Armen unserer Tage geträumt. Aber wir brauchen unser tägliches Armageddon, das nur im Kopf stattfindet. Deswegen war Greta so erfolgreich. Bereuet, das Ende ist nahe. Es gibt tatsächlich nur ein Medium, das sich der schlechten Laune entgegenstellt: das Radio. Ich weiß auch nicht, warum. Aber es hilft gegen die Untergangsphantasien, die vor allem im Internet ein großes Publikum finden. Finden Sie fünf Gründe für Optimismus und machen Sie eine Liste, die Sie stetig ergänzen können. Nr. 1: Bonetti.

Warum nennen wir die ehemalige DDR nicht einfach Problemzone?

Wenn es Extremnichtsportler gibt, bin ich ihr König.

„Ein Glatzkopf braucht keinen Föhn.“ (albanisches Sprichwort)

Pro7-Aktion in der Kölner Innenstadt („TV-Total“). Wer die Hosen runterlässt, bekommt ein Freibier. Die Menschen machen es. Dieses Land ist verloren.

„Israel hat den Generalstabschef der Huthis gezielt getötet. Verteidigungsminister Katz sagt: ‚Er stößt nun in den Tiefen der Hölle zu seinen Freunden‘.“ Wann hat man zuletzt einen solchen Satz von einem deutschen Politiker gehört?

Kartoffelchips. Lecker. Aber schon mal mit Tsatsiki als Dip probiert? Oder mit kleinen Bissen Landjäger? Wer braucht Tim Melzer, wenn er Bonetti hat?

Ein Solo-Album von Nico wurde von der Plattenfirma mit folgender Frage beworben: „Warum Selbstmord begehen, wenn Sie diese Platte kaufen können?“ Das würde sich kein Unternehmen und keine Werbeagentur in der heutigen Zeit trauen. In den Siebzigern hat man es einfach gemacht.  

Restaurant. Nachbartisch. Es geht um eine 46qm-Wohnung, die für 1300 warm vermietet wurde. Ich erschrecke. Das ist genau die Größe meiner Wohnung. Ich könnte sie mir heute nicht mehr leisten.

Hatte ich je ein Ziel im Leben? Ich wollte immer nur tun, wonach mir gerade ist. Also habe ich Dutzende Ziele.

Montag, 20. Oktober 2025

Bonetti on Ice

 

Blogstuff 1213

„Freiheit ist, wenn man sich morgens fragt, was man wohl tun wird. Zwang ist, wenn man es weiß.“ (Harry Rowohlt)

Wenn Kohl Birne war, ist Merz Lauch. Er ist und bleibt ein Amateur. Zwanzig Jahre war er in Sachen Politik aus dem Geschäft. Stellen Sie sich einen Fußballtrainer vor, der zwanzig Jahre nicht gearbeitet hat. Und dann soll er gleich die Nationalmannschaft trainieren. Natürlich muss das in die Hose gehen.

Meine alte Stammbar „Green Door“ wurde zu Deutschlands Bar des Jahres gekürt. Glückwunsch!

Ich erinnere mich immer noch gerne an die Reisen mit den Jungs im geliehenen Camper. Dusche und Klo an Bord wurden nicht benutzt, mussten also bei Rückgabe auch nicht gereinigt werden. Trotz Herd wurde nicht gekocht oder Geschirr benutzt. Der Kühlschrank war voller Bier, sonst hatten wir keinen Proviant dabei, noch nicht mal eine Flasche Wasser. Ein gelegentliches Bad im Meer ersetzte das Duschen, Zähne wurden nicht geputzt, da wir sowieso durchgängig vom Frühstück bis Mitternacht eine Bierfahne hatten. Im Camper wurde so viel geraucht und gekifft, dass Blähungen und Körpergeruch nicht weiter auffielen. Nach dem Abendessen im Restaurant ging es zur nächsten Autobahnraststätte, wo wir zwischen den Trucks kostenlos übernachteten. Am nächsten Morgen Big Business (dauert ein bisschen …) in der Männertoilette, notfalls auch eine kurze Katzenwäsche. Tagsüber Sightseeing in wechselnden Städten, Einkäufe bei Metzgern, Bäckern und in Supermärkten (Bier). Ein wilder Haufen verwahrloster Kreaturen, die viel Spaß hatten.

Staatsverschuldung ist ein Teufelskreis, das sehen wir in den USA. Trump muss pro Jahr etwa eine Billion Dollar Zinsen zahlen. Altschulden werden durch neue Schulden ersetzt, die jedes Jahr einen neuen Rekordwert erreichen. Schon jetzt liegen die Schulden bei hundert Prozent, bezogen auf das BIP. The orange shitgibbon wird ein neues Griechenland hinterlassen.

Werbung: Kiezschreiber – ein kleiner familiengeführter Bergbauernblog. Nachhaltig – Regional – Vegan. Jetzt mit noch mehr Erbsenprotein.

Können Sie sich noch an die Artikel „Das Mädchen von nebenan“ erinnern? Stand das in der „Bravo“? Natürlich sind diese Stories nur ausgedacht, niemand hat dafür die Redaktion verlassen. Man lässt einfach seiner Phantasie in Sachen hübsche junge Dinger freien Lauf. So stelle ich mir die Arbeit an den ganzen Schundheften im Zeitschriftenregal vor. Zwischen Kreuzworträtseln und Sudoku darf sich ein verhinderter Schriftsteller mit frei erfundenen Erzählungen über Promis austoben. „Was macht Karl-Heinz Köpke heute? Einmal in der Woche geht er mit seinem Dackel Fridolin auf den Friedhof in Hamburg-Ohlsdorf und legt seiner Frau Schnittblumen aufs Grab.“ Wahrscheinlich schreibt ein Redakteur für fünf Hefte gleichzeitig. Dieser wertlose Mist schreibt sich praktisch von allein.

 

Sonntag, 19. Oktober 2025

Die Schläferzelle


Sarah Stein lebte in einem winzigen Apartment in Moabit. Ein Sofa vor einer Kommode mit ihren Klamotten, auf dem ein Fernseher stand – zugleich ihr Schlafplatz. Daneben ein Kühlschrank, auf den sie eine Mikrowelle gestellt hatte. Gegenüber stand ein schmales Regal mit Papptellern, Plastikbesteck, ein paar Kriminalromanen und einem Radio. Am Ende des Raums eine Toilette ohne Trennwand und ein Waschbecken. Ein Fenster mit Blick auf eine Backsteinwand. Acht Quadratmeter für 600 Euro im Monat. Sie hatte Glück gehabt. Jeden Abend, wenn sie von ihrem Job als Kellnerin in einer Kneipe zurückkam, stieg sie im Treppenhaus über schlafende Junkies und Obdachlose, während sie selbst wegen des Lärms aus dem Club im Erdgeschoss kein Auge zumachte.

Carmen La Biel lebte in einem Loft mit Blick auf die Spree. Der Hauptraum, den man durch eine Stahltür betrat, war etwa zweihundert Quadratmeter groß. Man hätte von einem Möbelstück zum nächsten auch einen E-Roller nehmen können. Sie saß auf einem sinnlos teuren Designersofa aus gegerbtem Zebraleder und blickte auf einen vier Quadratmeter großen Bildschirm, auf dem gerade eine Reality-Soap lief. Sie hatte keine Ahnung, wie hoch die Miete für das Loft war. Goldman Sachs bezahlte alles. Sie arbeitete als Fondmanagerin und in der Tiefgarage stand ihr Maserati, den sie nur einmal im Monat benutzte, um ihre Mutter im Altersheim am Stadtrand zu besuchen. Auf ihrem Notebook klickte sie sich durch die neuesten Handtaschenkreationen von Hermès, alle im Wert eines Kleinwagens.

Beide Frauen verband eine Tatsache. Sie hatten B gesehen, einen russischen Medienoligarchen. Eine der vielen tausend Kameras in der Stadt hatte sie aufgenommen, als sie gemeinsam an einer Ampel standen und sich unterhielten. B wurde von zwei kahlgeschorenen Gorillas begleitet, die vom BND eindeutig als Heinz & Holgi identifiziert wurden. B war von Moskau über Istanbul eingereist und wurde seit der Landung auf dem BER beschattet.

Die beiden Frauen wurden anhand der Bilder sofort überprüft. Sie hatten gültige Personalausweise, aber die Daten zu ihren Geburtsorten und Geburtstagen stimmten nicht mit den örtlichen Melderegistern überein. Offenbar waren es Tarnidentitäten. Auch die Tatsache, dass beide kein Handy bei sich trugen, das geortet werden konnte, machte sie verdächtig. Also beschloss der Geheimdienst, sie zu beschatten. Sie gingen zusammen zum Loft der elegant gekleideten Frau. Kurze Zeit später fuhren sie mit dem Maserati davon.

Sie fuhren nach Jüterbog, einer AfD-Hochburg im Berliner Umland. Sie betraten die Geschäftsstelle, die vom Verfassungsschutz verwanzt war. Die Agenten riefen beim Bundesamt an, landeten aber in der Warteschleife. „The Girl From Ipanema“ in der Fahrstuhlversion. Eine halbe Stunde später kamen sie wieder heraus. Ein junger Mann mit Bürstenhaarschnitt trug einen großen Karton und lud ihn ins Auto. Dann fuhren die Frauen zurück nach Berlin. Ein paar andere Agenten hatten sich inzwischen Zutritt zu ihren Wohnungen verschafft, aber nichts Verdächtiges gefunden. Auch die Kontakte auf ihren Handys ergaben keine Spur. Weder B, noch eine andere Moskauer Nummer. Auch kein AfD-Mitglied war kontaktiert worden.    

Die Drohne startete von Carmen La Biels Wohnung, flog durch das offene Fenster und dann auf das nur einen Kilometer entfernte Kanzleramt zu. Dort prallte sie gegen die gepanzerte Scheibe des Kanzlerbüros, stürzte ab, explodierte und setzte einen Rhododendron in Brand.

Berlin hatte sein 9/11.

Samstag, 18. Oktober 2025

Die Bombe und ich

 

Neulich habe ich zum ersten Mal „Oppenheimer“ gesehen. Inklusive Werbung dreieinhalb Stunden, ein wahrlich abendfüllender Film. Der erste Atombombentest fand am 16. Juli 1945 in White Sands statt, einer schneeweißen Wüste in New Mexico. 1993 habe ich den Ort, inzwischen zum Nationalpark hochgestuft, bei meiner ersten Amerika-Reise besucht.

Ich habe etwas Sand in einer leeren Wasserflasche mitgenommen und später zuhause in eine der kleinen Coca-Cola-Glasflaschen umgefüllt und in mein Bücherregal gestellt. Ich nannte das Kunstwerk „White Coke“, zehn Jahre später, 2003 auf einer Hochzeit in einem Schlösschen kurz hinter Potsdam, habe ich zum letzten Mal in meinem Leben Kokain genommen.

Damals, vor über dreißig Jahren, hatte ich ein paar Freunde in Ost-Berlin, waschechte DDR-Bürger, die in exotischen Ortsteilen wie Lichtenberg wohnten und mit mir durch ihren Teil der Stadt zogen, in der es damals noch russische Kneipen gab, in denen man Sto Gramm (0,1 l) Wodka als Gedeck mit Speck, Gurke und Schwarzbrot bekam.

Einer von ihnen war Wissenschaftler, der an der Universität Leningrad im Bereich Elementarteilchen- und Kernphysik promoviert hatte. Ich gab ihm eine weitere Probe und bat ihn, sie in seinem Labor auf Radioaktivität zu testen. Der Sand war harmlos, ansonsten hätte man wohl kaum Besucher in die Wüste gelassen.

Noch heute wird der Park ein- bis zweimal pro Woche geschlossen, wenn das U.S.-Militär im White Sands Missile Range Raketentests durchführt. Der Physiker ging kurze Zeit später zur Frankfurter Filiale einer amerikanischen Unternehmensberatung, wo er für viel Geld deutschen Konzernen zu höherer Effizienz und größeren Profiten verhalf. Ich habe ihn nie wieder gesehen.

 

Freitag, 17. Oktober 2025

Ohne Judas kein Ostern

 

Blogstuff 1212

Welche Vorstellung von einer lebenswerten Zukunft hat die deutsche Politik? Wir sind eine Karawane, die in der Wüste den Weg aus den Augen verloren hat. Politik ist ein Reparaturbetrieb geworden, aber die Autos verlassen nie die Werkstatt.

Das Schlimmste, was einer Kartoffel passieren kann, ist das Ende als Krokette. Es gibt so viele schöne Möglichkeiten: Salzkartoffel, Knödel, Bratkartoffel, Kartoffelbrei – selbst Pommes esse ich gelegentlich ganz gerne. Aber wer Kroketten bestellt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren.

Der eine oder andere Leser mag es schon bemerkt haben: Ich esse gerne. Ich dachte immer, mit dem Alter lässt die kulinarische Libido nach, aber ich brauche es immer noch dreimal am Tag – ohne Kuchen und Kekse.

In meinem Wohnzimmer hängt eine Kopie von Caravaggios „Die Versuchung des Heiligen Antonius durch eine Bratwurst“.

Die Regierung hat Reformen beim Bürgergeld in Aussicht gestellt. Die Wirkungen muss man abwarten, frühestens in einem halben Jahr kann man die Einsparungen quantifizieren. Wer jetzt behauptet, das Ergebnis zu kennen, macht sich zur Witzblattfigur. Aber Linnemann kündigt im ZDF an: „Es sind sehr viele Milliarden, da bin ich mir ganz sicher.“ Eins, zwei, viele. So reden Vorschulkinder – oder CDU-Generalsekretäre.

„The party won’t stop, because the party don’t stop”. Der neue Hit von Bonetti & Lady Gaga. Utz-Utz-Utz und eine Liedzeile reichen mittlerweile für den kommerziellen Erfolg. Gott sei Dank!

Es heißt, die Deutschen würden nachts um drei noch an einer roten Fußgängerampel warten. Nein. Um diese Uhrzeit liegen die Deutschen längst in ihren Betten – wie übrigens auch die Leute, die solche Geschichten in die Welt setzen. Die wenigen Deutschen, die tatsächlich noch nachts um drei unterwegs sind, gehen auch nicht bis zu einer Ampel, um die Straße zu überqueren, sondern machen es, wo es ihnen gerade passt.

Wird demnächst die Wehrdienstpflicht ausgelost? Das will die CDSU. Die Zukunft junger Männer (für Frauen würde es nicht gelten, #Gleichberechtigung) hinge also vom Losglück ab. Ob jemand nach dem Abi gleich studieren darf oder ein Jahr durch den Schlamm robben muss, könnte niemand mehr selbst entscheiden wie zu meiner Zeit. Warum verlosen wir nicht auch Facharzttermine? Oder Bundestagsmandate? Ich will das als Fernsehshow mit Joko & Klaas sehen!

Bonetti Media baut jetzt den ersten künstlichen Gletscher in den Alpen. Gigantische Schneekanonen sind im Einsatz („Dicke Berta“), in diesem Gebiet halten hochhausgroße Klimaanlagen die Temperatur konstant bei Minusgraden.

Donnerstag, 16. Oktober 2025

Peinlichkeit und Pech und Feigheit

 

Blogstuff 1211

„Niemand urteilt schärfer als der Ungebildete. Er kennt weder Gründe noch Gegengründe und glaubt sich immer im Recht.“ (Ludwig Feuerbach)

Bisher hat die Regierung Merz nichts geleistet. Aber der Mann stellt sich vor die Kameras und erklärt den Wählern, sie sollten mehr arbeiten. Keine Pointe.

Was macht eigentlich Heinz Pralinski? Er hat sich bei den Crocket Masters in Worcester einen Innenbandriss am linken Daumen zugezogen und fällt für den Rest der Saison aus.

Beim Event-Hopping ist die Jugend vom Klima über Palästina jetzt bei Puddng mit der Gabel essen angekommen. Glückwunsch!

Bei Wahlen können wir uns entscheiden: Coca-Cola, Pepsi, Cola Light, Cola Zero und Nazi-Brause. Danke!

Warum setzt die Polizei nicht die wesentlich kostengünstigeren Drogenhamster ein?

Die Klöckner erwähnt in jedem Interview, sie sei die Bundestagspräsidentin. Ja, ich weiß es als Politikwissenschaftler. Das formal zweithöchste Amt im Staat. In Wirklichkeit ist sie nur die Protokollchefin und Grußaugustine einer drittklassigen Schwatzbude. Die wichtigen Jobs gibt es nur in der Exekutive, nicht in der Legislative.

Automobilindustrie in der Krise? Hier die Fakten. Gewinne 2024 nach Steuern und Abgaben: Daimler AG 10,4 Mrd. €, BMW 7,7 Mrd. €, VW 12,4 Mrd. €, Porsche 3,6 Mrd. €. Noch Fragen, Hauser?

Hätten Sie’s gewusst? Birmingham ist die Stadt mit den meisten Rastafaris außerhalb Jamaikas. Außerdem gibt es jedes Jahr vor Weihnachten einen „Frankfurter Markt“, auf dem es Frankfurter Würstchen, Frankfurter Rippchen, Frankfurter Grüne Soße und Frankfurter Kranz gibt. Auch Apfelwein und Handkäs mit Musik dürfen natürlich nicht fehlen.

Es heißt, wir könnten Chinesen nicht voneinander unterscheiden. Ich kann Bayern auf dem Oktoberfest nicht voneinander unterscheiden.

Für wie blöd halten uns die Lieferfritzen eigentlich? Ich lese ja gerne die Bewertungen, bevor ich zum ersten Mal bestelle. Die letzte Bewertung bei XY ist vom 1. September, ein Stern, Beschwerde über falsche Lieferung. Dann Ende Juli fünf Sterne von Ümüt und am 26. Juli gibt Mustafa fünf Mal hintereinander fünf Sterne – am selben Tag. Wie unauffällig. Dann wieder ein Stern mit Beschwerde von Nick: „Ich habe keinen einzigen richtigen Artikel bekommen.“ Bin ich zu misstrauisch?

Langhaarige Kifferlyrik aus den Siebzigern. Der Junge mit dem Hund von Monika. Achten Sie bitte auf die endlose Wiederholung der gleichen Strophe. Bernd Clüver - Der Junge mit der Mundharmonika (ZDF Hitparade 20.1.1973) (VOD)

„Wir beide hatten nur Zeit für eine Nacht / Aber die habe ich am Tresen verbracht.“

Mittwoch, 15. Oktober 2025

Rente mit 70

 

Wäre ich ein Politiker, würde ich schreiben: Unser Rentensystem steht vor großen Herausforderungen. Ein paar Gedanken.

2024 lag das Durchschnittsalter bei Renteneintritt bei 64,7 Jahren. Runden wir mal auf 65 auf und gehen von einer stabilen Entwicklung aus, dann geht in diesem Jahr der Geburtsjahrgang 1960 in Rente. Die Jahrgänge in den sechziger Jahren, bis zum Pillenknick am Ende der Dekade, sind die geburtenstärksten in der deutschen Geschichte. Die Jahrgänge der Generation Z, die die Boomer auf dem Arbeitsmarkt ersetzen soll, sind nur halb so stark besetzt. Zwei gehen, einer kommt. Wir werden also eine Rentnerschwemme und zugleich eine Steigerung des jetzt schon existenten Fachkräftemangels erleben.

Wenn die Boomer in Rente gehen, fliegt uns der Sozialstaat und der Bundeshaushalt um die Ohren, weil wir die Rente nicht mehr finanzieren können. Die Anpassung der Rente an die Lohnentwicklung muss also gestrichen werden, es sollten nur noch Nullrunden folgen wie beim Bürgergeld. Hohe Renten sollten stärker besteuert werden. Aber ich höre schon die alte Leier von der Generation, die das Land nach dem Krieg wieder aufgebaut hat. Nehmen wir eine zwanzigjährige Trümmerfrau und das Jahr 1945. Dann ist sie 1925 geboren und wäre jetzt hundert Jahre alt. Die dreißigjährige Trümmerfrau hundertzehn usw.

Der eingangs erwähnte Jahrgang 1960 ist hauptsächlich zwischen 1980 und 1985 ins Berufsleben eingestiegen und hat dann jahrzehntelang gut verdient. Darüber reden die Politiker aber nicht, weil ein Viertel aller Deutschen und ein Drittel aller Wahlberechtigten (2025 exakt 33 Prozent) Rentner sind. Nur 13 Prozent der Wahlberechtigten sind zwischen 18 und 29. Also verschließt man in Berlin tapfer die Augen vor den Tatsachen.  

Den jungen Leuten scheint das alles egal zu sein und da haben sie auch recht. Die Rente ist weit weg und politisch sind sie ohnehin machtlos. Wer weiß, wie die Welt aussieht, wenn sie ins Rentenalter kommen? Langfristig wird, steigende Lebenserwartung und weiterhin nur 1,3 Kinder pro Frau vorausgesetzt, die Rente mit 70 kommen.

Wohl dem, der ein bisschen was zur Seite legen kann, um mit 60 zu kündigen und die zehn Jahre bis zum Renteneintritt überbrücken kann. Oder die Angehörigen der GenZ, Generation Alpha usw. werden gleich Beamte oder Selbständige und entgehen so dem Moloch Rentenkasse. Die wenigen, die weit in die Zukunft denken können, erfreuen sich am Gedanken, dass Boomer wie ich bis dahin sowieso längst tot sind.  

 

Dienstag, 14. Oktober 2025

Volk ohne Wohnraum


Blogstuff 1210

„Wie zum Teufel kann ein Mensch sich darüber freuen, um 6:30 Uhr morgens von einem Wecker geweckt zu werden, aus dem Bett zu springen, ohne Genuss ein Toastbrot hinunterzuwürgen, zu scheißen, zu pissen, sich die Zähne und die Haare zu bürsten, sich im Verkehr abzumühen, um einen Platz zu finden, wo er im Wesentlichen Geld für jemand anderen produziert, der ihn zudem noch bittet, für diese Gelegenheit dankbar zu sein?“ (Charles Bukowski)

Er hatte eine Figur wie ein Dönerfriedhof, obwohl er nur leichte Kost zu sich nahm. Vermutlich lag es an seinen schweren Knochen. Seit der Schulzeit hatte er fünfzig Kilo Knochen zugenommen.

Bad Tölz, Bayerns Antwort auf Monte Carlo.

Deutsche Namen sind ein Verkaufshindernis ersten Ranges. Deswegen heißt Gerhard Höllerich Roy Black, Ludwig Hirtreiter Rex Gildo und Jeremias Knödeljohann Til Schweiger.

Wieder mal Speisekartenpoesie: „mit echtem Gouda-Käse“. Vorsicht, liebe Lesende, es sind aktuell viele Fälschungen in Umlauf. Bitte den Käse gegen das Licht halten, Wasserzeichen prüfen usw. Italienische Pizza bitte nur mit Gouda und nicht mit Büffelmozarella, Parmesan, Grana Padano und anderem Gelump.

Hätten Sie’s gewusst? Der vierstündige Stummfilm „Nancy Tucket und Ali Bama“ aus dem Jahr 1923 gilt als der rätselhafteste Film aller Zeiten, da es keine Handlung gibt und niemand zu sehen ist.

Mich hat der ganze Gossip rund um die Prominenz noch nie interessiert. Es fing vermutlich mit Hollywood-Schauspielern an. Skandale, Exzesse und Affären, die für Schlagzeilen gut waren. Heute ist es ein uferloser Strom von Banalitäten rund um Fußballer, Musiker, Politiker, TV-Journalisten oder wem auch immer geworden. Ich möchte nicht wissen, ob Frau Maischberger einen Hund hat oder nicht. Es interessiert mich auch nicht, ob Manuel Neuer verheiratet ist und welches Auto er fährt. Ich will mir keine Homestory von Lars Klingbeil anschauen, in dem sein Wohnzimmer zu sehen ist. Das sind keine Informationen, das ist Trash.

Wer von Ihnen hat noch den Bravo-Starschnitt von Andy Bonetti (750 Teile) an der Wand? Bitte melden!

Tony Marschall wurde in einem Bierfass neben der Bitburger-Brauerei beerdigt, was Gerüchte über seinen angeblichen Alkoholismus natürlich weiter befeuert.

Wortspielhölle Berlin. Ein öffentliches Urinal in Spandau heißt „Pisseria“. Nicht mein Humor.

Kann sich noch jemand an Karsten Wildberger erinnern? Er wurde im Mai als Minister für Staatsmodernisierung vereidigt. Passiert ist seither nichts.

Montag, 13. Oktober 2025

Adieu, Leberkäse


Blogstuff 1209

Das Problem vieler Migranten ist, dass sie sich nicht integrieren wollen. Zur Integration gehört in Deutschland aber zwingend der Konsum von Bier und Schweinefleisch. „Racial Profiling“ hat nichts mit Aussehen zu tun. Die Polizeibeamten riechen es, ob jemand Bier getrunken und Schweinefleisch gegessen hat. Sie können einem deutschen Beamten die Augen verbinden. Er geht durch eine U-Bahn und kann mit dem Zeigefinger auf die Person deuten, die nicht nach Bratwurst und Alkohol riecht. Das bedeutet automatisch: Ausweiskontrolle. Wenn der Migrant noch ein Schweizer Messer in der Tasche hat: fünf Jahre Gefängnis ohne Bewährung + anschließende Abschiebung.

Apropos Essen & Trinken. Eines der drängendsten Probleme unserer Zeit wurde endlich gelöst. Veganes und Vegetarisches darf nicht mehr mit urgermanischen Begriffen wie Schnitzel, Steak und Wurst in Verbindung gebracht werden. Jetzt könnte man endlos Witze über Hunde-Kuchen, Jäger-Schnitzel, Bienen-Stich, Bier-Schinken, Wurst-Salat, Roll-Mops usw. machen. Lesen Sie mal das Kleingedruckte bei Kinder-Schokolade. Bei der Herstellung wurde kein einziges Kind verarbeitet. Eigentlich kann dieser Beschluss des EU-Parlaments also nur der Anfang sein. Ich kenne niemanden, der jemals aus Versehen eine Tofu-Wurst gekauft hat. Offenbar hält uns Vati Staat für ein bisschen doof und möchte uns, in Gestalt des Patriarchen Merz, an die Hand nehmen. Als eingefleischter Carnivore hole ich mir meine Steaks übrigens immer beim Metzger, das ist am einfachsten und die Qualität stimmt. Ich frage mich aber, wie die Produzenten jetzt reagieren. Kommt die „Gartenschnitte“? Die „Sojarolle“? Darf man wenigstens noch „Aufschnitt“ sagen? Für mich hat die ganze Aktion den Ludergeruch von Sprachpolizei und Verbotspartei. Aber diese Begriffe hat die CDSU ja bekanntlich für linke und grüne Spinner reserviert.

Eine Verwechslung ist mir aber wirklich mal passiert. Ich war zu einer Silvesterparty eingeladen und wollte einen guten Sekt mitbringen. Also kaufte ich eine Flasche französischen Sekt, keinen Champagner, keinen Crémant, aber einen Sekt nach der Methode Champenoise. Unglücklicherweise war der Gastgeber ein Französischlehrer. Er wies mich auf das Kleingedruckte hin. Der Sekt war alkoholfrei. Den ganzen Abend konnte ich mir die dummen Sprüche anhören. Den ganzen Abend.

Russland und die USA unterstützen die AfD. Nicht nur Putin, sondern auch Trump ist ein „lupenreiner Demokrat“. Wer kann sie noch aufhalten? Die Brandmauer ist übrigens aus trockenem Holz.

In der aktuellen FIFA-Weltrangliste liegt Deutschland auf dem 12. Platz zwischen Marokko und Kolumbien. Ein Sieg gegen Luxemburg wird gefeiert.

Dieser Tag ist ein brutaler Einschnitt in mein Leben: 8. Oktober 2025. Ich habe mir für 2,95 € meine erste Lesebrille in einer Drogerie gekauft.

 

Sonntag, 12. Oktober 2025

Die Puppe


Ich hatte für ein paar Tage eine Wohnung in der Prager Josefstadt gebucht. Zwei helle große Zimmer, Küche, Bad. Tagsüber flanierte ich durch die Innenstadt, die ich von früheren Reisen gut kannte. Vierzig Jahre zuvor war ich zum ersten Mal hier gewesen, damals auf den Spuren Kafkas.

Eines Abends, ich kam nach Gulasch, Knödeln und fünf Gläsern des hervorragenden Biers in die Wohnung zurück, beschloss ich, einen Blick in die Abstellkammer am Ende des Flurs zu werfen. Vielleicht gab es hier noch Wein oder Schnaps? Ich öffnete die Tür und war überrascht. Der Raum war schmal, schien aber sehr lang zu sein, denn sein Ende verlor sich in der Dunkelheit.

Es gab keinen Lichtschalter, als ging ich ein paar Schritte hinein und wartete, bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. An der rechten Wand befanden sich schlichte hölzerne Regale mit verstaubten Kisten, einer alten Schreibmaschine, Werkzeug und Einmachgläsern.

Ich ging etwas weiter und sah eine große Puppe, die im Regal saß. Offenbar eine Bauchrednerpuppe, denn sie hatte grotesk übertriebene Gesichtszüge, einen knallroten Mund und Augen ohne aufgemalte Pupillen. Ich hörte ein leises Wispern und konzentrierte mich auf den Klang. Waren es Worte?

„Komm näher“, flüsterte sie.

Ich ging tiefer in die Kammer hinein.

„Komm näher“, flüsterte sie.

Ich stellte mich vor sie. Nun konnte ich den gestickten Namen auf ihrem Kleid lesen. Loreley. Ein merkwürdiger Name für eine Puppe.

„Komm näher“, flüsterte sie.

Ich beugte den Kopf nach vorne und blickte direkt in ihre toten Augen.   

Plötzlich hatte ich das Gefühl, hinter mir sei etwas Unheimliches, doch ich hatte Angst, mich umzudrehen.

„Komm näher“, flüsterte sie.

Aber ich zögerte.

Da fiel die Tür zu und ich war in der Finsternis gefangen.

Einen Augenblick später erwachte ich schreiend in meinem Bett.

Das war das letzte Mal, dass ich eine Airbnb-Wohnung gebucht habe.

 

Samstag, 11. Oktober 2025

Die Wahrheit über Holgi

 

Dieser Blogpost wurde gelöscht.

Hartz IV, Bürgergeld, Grundsicherung

 

Jetzt wollen die Schlaumeier aus der Bundesregierung also dem Betrug bei Sozialleistungen einen Riegel vorschieben und verkünden harte Sanktionen. Bonetti Media erklärt Ihnen exklusiv, wie Sozialbetrug in der Praxis läuft.

1.    Jeder Termin beim Job-Center wird wahrgenommen.

2.    Wenn das Job-Center einen Bewerbungstermin vermittelt, geht man zum Vorstellungsgespräch. Unrasiert, mit Schnapsfahne und in Jogginghosen. Man erwähnt gleich am Anfang, dass man vom Job-Center geschickt wurde. Sehr kurzes Gespräch. Das Job-Center erfährt vom Verlauf nichts, aber der Termin wurde wahrgenommen.

3.    Jeder Arbeitslose ist verpflichtet, mindestens fünf Bewerbungen pro Monat zu schreiben. Man sucht sich die Stellen im Internet raus, trägt sie ins Formular ein (Firmenname + Datum reicht) und gibt es einmal im Quartal beim Job-Center ab. Niemand überprüft das, aber es gibt fünf Euro Aufwandsentschädigung extra pro Bewerbung = Minimum 75 Euro pro Quartal.

4.    Wer auf Nummer Sicher gehen will, schickt die Bewerbungen tatsächlich ab. Ein allgemein gehaltenes Anschreiben mit sieben Tippfehlern und Kaffeefleck wird immer wieder kopiert. Ablehnung garantiert.

True Story. Nicht vergessen, Herr Merz: Der Langzeitarbeitslose ist auf seinem Gebiet auch ein Profi.  

Freitag, 10. Oktober 2025

Geplänkel – und dann?

 

Blogstuff 1208

„Ronald Reagan wurde einmal gefragt, wie ein Schauspieler Präsident der Vereinigten Staaten sein könne. Reagan entgegnete, dass er nicht verstehe, wie man US-Präsident sein könne, ohne Schauspieler zu sein.“ (Giuliano da Empoli) 

Jeder kennt die kleinen Kläffer vom Schulhof, die gerne die Großen ärgern und dann schnell wegrennen, wenn es ihnen zu gefährlich wird. Schon in der Antike gab es die Plänkler, die das gegnerische Heer durch kleine Angriffe oder Lärm vor der Schlacht provozierten. Daher der Begriff Geplänkel. Jetzt machen es die Russen mit Drohnen und vorher mit ihrer Schattenflotte. Es ist einer Großmacht unwürdig. Was bezweckt Putin damit? Ist er verzweifelt, gehen ihm die Ideen aus? Will er nach der Ukraine, die er seit dreieinhalb Jahren nicht besiegen kann, noch eine Auseinandersetzung mit der ganzen NATO riskieren, weil er glaubt, Trump hätte nicht die Eier, um auf den albernen Schwachsinn zu reagieren? Aber auch Frankreich und Großbritannien haben Atomwaffen, das wird oft vergessen.

1974. Mein Vater war begeisterter Segler und wir hatten eine kleine Jolle, die man auf einem Pkw-Anhänger transportieren konnte. Wir beide machten Urlaub auf einem Campingplatz am Laacher See in der Eifel. Mit unserem kleinen Zwei-Mann-Zelt wirkten wir zwischen den riesigen Wohnwagen der Holländer ziemlich verloren. Es kam der Tag des WM-Endspiels. Auf dem ganzen Platz gab es nur einen Fernseher, in der kleinen Kneipe des Besitzers, in der man einfache Kost wie Bratwurst und Pommes bestellen konnte. Drei Viertel der Zuschauer waren Holländer, der Rest Deutsche. Jeder kennt die Geschichte. Die Holländer haben Anstoß, stürmen auf das gegnerische Tor zu, Foul, Elfmeter. 1:0 in der ersten Minute. Sepp Maier ist der erste deutsche Spieler, der den Ball berührt, als er ihn aus dem Netz holt. Die Holländer tobten, ich hielt mich an meinem Fanta-Glas fest und wäre am liebsten im Boden versunken. Dann die legendäre Flugeinlage von Hölzenbein im gegnerischen Strafraum, die noch heute jede Schwalbe vor Neid erblassen lässt. 1:1. Drehschuss Müller. 2:1 noch vor der Halbzeit. Nach dem Spiel trotteten die Holländer hinaus und die Deutschen feierten wie auf jedem Schlussbild eines Asterix-Hefts. Als wir glücklich in unserem Zelt lagen, war es in den Wohnwagen um uns herum totenstill.

Mein Vater und ich waren damals in der DLRG. Da es am Rhein niemand zu retten gab, weil keiner in der Giftbrühe baden ging, versahen einige Mitglieder im Ingelheimer Schwimmbad ihren Dienst als Bademeister, darunter auch mein Vater. Eines Tages kam im Freibad ein Mann auf ihn zu und bat ihn, das Fünf-Meter-Brett freizugeben. Mein Vater verneinte, weil zu viele Menschen im Wasser seien. Da sagte der Mann, Herr Hinze, mit dessen Drillingen ich in einer Klasse war, er sei CDU-Ortsvorsitzender und verlange, das Sprungbrett jetzt freizugeben. Da hat mein Vater nur gelacht. Der CDU-Fraktionsvorsitzende mag im Stadtrat ein hohes Tier sein, aber wenn er in kurzen Hosten vor dem Bademeister steht, ist er in diesem Augenblick im Rang ganz klar unter meinem Vater. Aber viele Provinzpolitiker glauben, sie wären überall, wo sie hinkommen, der kleine König Kalle Wirsch.

Donnerstag, 9. Oktober 2025

The last, the worst and the most ugly

 

Blogstuff 1207

„In Gold We Trust“ (uramerikanisches Staatsmotto)

Es ist lustig, wie hilflos der deutsche Verteidigungsminister und der deutsche Innenminister auf die Kinderspielzeuge aka Drohnen aus Russland reagieren. Was macht ihr denn, wenn echte Waffen eingesetzt werden?

Nach einigen unangenehmen Vorfällen mit unbotmäßigen Fahrgästen hat Bonetti-Reisen beschlossen, in seinen Bussen nur noch andere Busfahrer zu befördern.

Im Nachhinein kam es mir schon spanisch vor. Ich klingelte an der Wohnungstür meiner Freundin und ein fremder Mann im Bademantel öffnete mir. Er sagte, er sei Klempner von Beruf und hätte gerade ein Rohr verlegt.

Zur Entspannung spiele ich ein Computerspiel, in dem ich eine Imbissbude habe. Currywurst, Pommes, Buletten, Würstchen, Kartoffelsalat, Softdrinks und Bier. Nette Gespräche mit Stammkunden, ab und zu ein nervtötender Fremder mit vielen Sonderwünschen, über den wir uns hinterher lustig machen können. Besser als Fernsehen oder die ganzen Ego-Shooter. 

Kosmetische Maßnahmen wie verkürzte Arbeitszeiten bekämpfen bei Burnout-Patienten die wirklichen Ursachen nie.

BILD bildet: „Wegen Wirtschaftsministerin: ‚Wenn ich einmal Reiche wär‘ aus dem Musical Anatevka ist wieder in den Charts.“

Hätten Sie’s gewusst? Das Licht in einer LED-Lampe entsteht durch die chemische Reaktion von Linoleum, Essig und Diesel.

Wieso ist „Essen auf Rädern“ nicht bei Lieferando?

Sparzwang bei den gesetzlichen Krankenversicherungen. Wenn man in der Apotheke ein Rezept vorlegt, bekommt man kein Medikament mehr, sondern nur einen Zettel mit der Aufschrift „Lachen ist die beste Medizin.“

9. Oktober 1976. FC Bayern – Schalke 0:7. Höchste Niederlage der Vereinsgeschichte.

Seit Tagen ist der Aufzug zum gefühlt hundertsten Mal außer Betrieb. Diesmal nicht wegen eines Defekts, sondern wegen „dringender Reparaturmaßnahmen“. Im Treppenhaus muss ich immer an Camus denken, wenn ich meine schwere Einkaufstüte hochschleppe: „Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen.“

Neulich im Café: Eine junge Frau bestellt einen Latte Macchiato, legt ein Buch daneben und daddelt dann endlos auf ihrem Handy herum. Wen willst du beeindrucken? Mach doch ein Foto für Insta von diesem Stillleben. Doofe Nuss.

 



Mittwoch, 8. Oktober 2025

Sie nannten ihn Putschkin

 

Blogstuff 1206

Wer steigt in einen Bus und nie wieder aus?

Draußen toben Sturmböen. Der Baum vor meinem Schreibtisch hat stabile und flexible Teile. Das lerne ich erst jetzt. Die Natur ist ganz schön clever.

Bonetti ist der vollendete Gentleman. Man könnte fünf Kugeln auf ihn abfeuern und er würde nur aus den Nadelstreifen bluten.

Mein Handy ist so alt, dass man nur mit ihm telefonieren kann, sonst nichts. Es hat also genauso viele Funktionen wie mein Korkenzieher.

Ich finde es gut, dass Rentner wieder arbeiten sollen. Das Rad steht erst still, wenn der Hamster tot ist.

Deutsche Redewendungen waren für mich schon immer ein Buch mit acht Siegeln.

Wie süß! Greta beschwert sich über die Haftbedingungen in Israel. Stundenlang habe sie weder Getränke noch Essen bekommen. Sie „sagte, sie habe lange Zeit auf harten Oberflächen gesessen“. Ach, herrje. Kein Hotelzimmer mit Minibar und Room Service? Ohne ihr Handy und Netflix? Das muss ein furchtbarer Tag gewesen sein. Ich habe mal eine Nacht in einem Knast in Texas verbracht. Nach dem Verhör, den obligatorischen Fotos und der Nummer mit den Fingerabdrücken gings in die Zelle. Eine harte Pritsche und eine kratzige Wolldecke waren alles. Am nächsten Morgen gab es einen Pappbecher mit Kaffee und eine Sweet Roll. Ich bin heute noch traumatisiert. Komme ich jetzt auch als Märtyrer in die Medien?

Die Politik des Berliner Senats ist so phantastisch, dass ich vor Begeisterung manchmal regelrecht fassungslos bin. Wähle ich im nächsten Jahr CDU oder SPD?

Er ist wieder da. Es war ja klar, dass der Kiezneurotiker aka Maschinist aka El Motzo die Finger nicht von der Tastatur lassen kann. Mit den bewährten Rubriken „Mein Patenhund und ich“, „Neulich in Ouagadougou“ und „Willkommen in der Bartspülhöhle“. betonflüsterer – Berlin ist nicht Haiti

KI in Deutschland? Ich bin froh, dass es UMTS gibt.

Gibt es in Deutschland mehr Rechtskurven oder mehr Linkskurven? – Das hängt von der Fahrtrichtung ab.

Wir haben ja nicht nur Helikopter-, sondern auch Cheerleader-Eltern. Zu meiner Zeit wurden Meilensteine der Entwicklung einfach nur abgenickt und man ging sofort zur Tagesordnung über. „Ich habe Abitur.“ „Ich habe mein Studium erfolgreich abgeschlossen.“ „Ich habe promoviert“. Kein Händedruck, kein Wort der Anerkennung, kein Festessen. Eigentlich hätte ich es gar nicht erwähnen müssen. Die vielen Interviews, die Zeitungsartikel, die Teilnahme an Fernsehtalkshows. Aber mit einer Hochzeit, drei Kinder und einem Haus wäre ich der Stolz der Familie geworden.

P.S.: Jemand, der während der Fahrt stirbt.