Donnerstag, 18. September 2025

Verben, die auch Tierversuche machen würden


Reformieren

Ertüchtigen

Konfigurieren

Optimieren

Angreifen

Erörtern

Verspeisen

Unterbinden

Maximieren

Walken

Sensibilisieren

Präsentieren

Kommunizieren

Verkomplizieren

Umorientieren

Investieren

Flexibilisieren

Nachvollziehen

Aufrüsten

Koalieren

 

Mittwoch, 17. September 2025

Nach Krieger und Hund: Bonetti’s Matratzen-Yoga


Blogstuff 1194

„Vertrauen Sie Ihrem inneren Antrieb und lassen Sie Ihre Kreativität erstrahlen. Erfolg wartet auf Sie.“

Was wäre ich ohne das BILD-Horoskop?

Keine Lust mehr auf Schnapsfahne? Kaufen Sie die Wodka-Zäpfchen von Bonetti Pharma & More.

In einem Paralleluniversum ist meine Wohnung aufgeräumt. Der Gedanke tröstet mich jeden Tag.

Neulich war ich auf der WeightWatchers-Seite, weil ich davon überzeugt bin, dass nur die Lektüre bereits Kalorien verbraucht. „Glücklichere Menschen treffen gesündere Entscheidungen in Bezug aufs Essen und Bewegen.“ Das stimmt. Ich bewege mich so gut wie gar nicht und habe gerade einen Dürüm Döner gegessen.Gönn dir ausreichend Schlaf. Wenn die Nacht doch mal zu kurz war: Ein Nachmittagsschläfchen wirkt Wunder.“ Meine Rede! „Ausgiebig mit Freunden quatschen.“ Gerne auf dem Sofa oder am Tresen.Schreib jeden Tag auf, wofür du dankbar bist.“ Döner, Bett, Rotwein, Bücher …

Hand-Schuh. Bin ich der Einzige, den das stört? Und warum findet man im Hand-Schuh-Fach nie Hand-Schuhe?

Wenn ich schon „original italienische Pizza“ und dann „helal“ lese. Alter, wenn dein Schweineteig nicht mindestens eine Woche in einer indonesischen Katze gereift ist, nehme ich deinen Laden gar nicht ernst.

Der Vorstand von Bonetti Media wird auch Kurie genannt, die Sitzungen Konzil. In seiner Botschaft an die Mitarbeiter „Lumen gentium“ (Ich bin das Licht der Völker) betont Bonetti die Bedeutung seiner von Gottes Hand geführten Eingebungen.

„Wenn Serben sterben, wirst du Scherben erben.“ (Bulgarisches Sprichwort)

Immer noch mein Liebling: die Pizza Parma bei Tele Pizza. Mit “original Serrano-Schinken”. Das ist ja noch nicht mal italienisch, nehmt wenigstens San Daniele. Ich bin überzeugt, es gibt eine Gastronomie-Polizei. Den Wirt führen sie in Handschellen aus dem Lokal, im Blitzlichtgewitter der Presse, weil es die ganze Welt nicht fassen kann.

Sanktionen. So wichtig. Wir kaufen keine Pistazien aus dem Iran. Die Mullahs bekommen von uns keinen Jägermeister. Die Russen kriegen kein einziges Gummibärchen mehr, bis sie ihre Truppen aus der Ukraine zurückgezogen haben.

Regen-FRONT. Das ist so deutsch.

Ich habe einen Stift leergeschrieben. Ein klein wenig Stolz schwingt mit, als ich ihn zum Mülleimer trage.

Toire no Hanako-san – Wikipedia

 

Dienstag, 16. September 2025

Wir brauchen mehr Einwanderer


Das Beispiel USA zeigt, wie schnell eine multikulturelle und multiethnische Gesellschaft kippen kann, wenn rechtsradikale Ideologen an die Macht kommen und ihre rassistische Ideologie in die Tat umsetzen können. Trump lässt Menschen jagen, ohne richterlichen Beschluss in Lager stecken oder deportieren. Das Ergebnis: Spaltung der Gesellschaft und ökonomischer Schaden.

In Deutschland will die AfD dieselben Methoden anwenden und nennt es „Remigration“. Knapp ein Viertel der Bevölkerung dieses Landes hat einen Migrationshintergrund, manchmal ist es ein Elternteil, manchmal beide Eltern, andere wiederum sind gerade erst in dieses Land gekommen. Würde man ihnen allen mit Abschiebung drohen, würde man jeden einzelnen von ihnen ausgrenzen, wären Jahrzehnte der Integration mit einem Schlag zerstört. Die Gesellschaft wäre nicht nur entlang kultureller und ethnischer Unterschiede gespalten, auch die autochthone Bevölkerung würde sich in Befürworter und Gegner dieser Politik spalten.

Gerade die Zuwanderer sind im Vergleich zur alteingesessenen Bevölkerung im Durchschnitt jünger und leistungsfähiger. Sie suchen sich Arbeit, für die sich kaum noch Deutsche finden lassen: Gastronomie, Hotellerie, Handel, Landwirtschaft, Baugewerbe, Pflege oder Industrie. Man stelle sich vor, wir würden auf einen Schlag ein Viertel unserer Arbeitskräfte verlieren. Das BIP und die Steuereinnahmen gingen nicht nur um ein Viertel zurück, die gesamte Wirtschaft würde sich nicht mehr von diesem Verlust an Arbeitskräften und Konsumenten erholen.

Aber es gibt auch juristische Hindernisse, von denen der rechtsextremistische Stammtisch nichts weiß. Viele Migranten sind längst deutsche Staatsbürger, außerdem gibt es innerhalb der EU Niederlassungsfreiheit und Arbeitnehmerfreizügigkeit. Man kann nicht einfach Franzosen oder Griechen zurück in ihre Herkunftsländer schicken. Viele gehen sowieso schon jetzt. Zum ersten Mal seit über dreißig Jahren ist beispielsweise das Wanderungssaldo zwischen Deutschland und Polen negativ. 82.000 Polen kamen 2024, 90.000 gingen. Grund: Rezession in Deutschland, wachsender Lebensstandard und bessere Jobchancen in Polen.    

Von der kulturellen Bereicherung durch andere Menschen brauchen wir erst gar nicht zu reden. Man stelle sich nur vor, es gäbe in Deutschland nur deutsches Essen und deutsche Musik. Dort, wo die AfD die Mehrheitsmeinung vertritt und man Migranten als unerwünschte Fremde betrachtet, sinken die Einwohnerzahl und die Wirtschaftsleistung. Wer sich jetzt über einen Rückgang der Asylanträge freut und von Dobrindts „Erfolg“ spricht, hat noch nicht begriffen, dass Deutschland längst im globalen Konkurrenzkampf um Fachkräfte steht. Wenn die geburtenstarken Boomer-Jahrgänge in Rente gehen, fallen bis 2039 knapp ein Drittel der jetzigen Arbeitskräfte weg. Es werden die Kinder der Aldi-Kassiererin und des Paketzustellers sein, die wir hier zu Fachkräften ausbilden und die diese Lücke schließen.

PS: Gerade wurden von Auswanderern die freundlichsten Städte der Welt gewählt. Letzter Platz: München, vorletzter Platz: Hamburg, drittletzter Platz: Berlin, viertletzter Platz: Frankfurt. Noch Fragen?

 

Montag, 15. September 2025

Premium-Paranoia statt Realismus

 

Blogstuff 1193

„Schreiben ist wie Cunnilingus: dunkle, einsame Arbeit.“ (Andy Bonetti)

Deutschland ist Basketballwelt- und europameister. Im Fußball war das zuletzt 1974 mit Beckenbauer und Müller der Fall.  

Interessant ist ja, wer bei der CDU keinen Ministerposten bekommen hat. Die Ex-Minister Klöckner, Röttgen, Spahn - und auch Linnemann ging leer aus.

Manchmal stelle ich mir vor, man müsste jedes Stück Schokolade mühselig im Wald suchen wie Steinpilze. Es geht uns schon gut.

Deutschland erlebte jahrhundertelang einen Krieg nach dem anderen. In dieser Zeit wurden viele Erfindungen gemacht. Die Schweiz lebte Jahrhunderte in Frieden und hat nichts Bedeutendes hervorgebracht. Seit 1945 kam übrigens auch aus Deutschland bis auf MP 3 nichts mehr …

Was reimt sich auf heikel? Wanne-Eickel.

Eine einzelne Wolke am Himmel. Sie muss sich verflogen haben.

In der taz lese ich neulich über „Berliner Döner“ im Ausland. Im schwedischen Linköping gibt es drei Varianten. Rind, Huhn – und Schwein. Ich habe noch nie einen Döner mit Schweinefleisch gesehen. Sowas gibt es nur beim Griechen und da heißt es Gyros Pita. Und der Spaß kostet auch noch elf Euro.

In Berlin bezeichnen wir die Uckermark als Naherholungsgebiet. Warum ist Thailand dann kein Fernerholungsgebiet?

Seit Jahren warte ich auf den nächsten Besuch der Zeugen Jehovas. Ich habe zwei Varianten zur Drohung „Wir möchten mit Ihnen über Gott sprechen“ entwickelt: a) „Ich bin Pfarrer. Schön, dass Sie hier sind“, b) „Ich möchte mit Ihnen über Allah sprechen“.

Es ist um das Thema Atomkraft verdächtig ruhig geworden. Die Energiekonzerne haben kein Interesse, die Politik nicht das Geld. Welcher Politiker würde Milliarden investieren, endlose Bauzeiten abwarten und einen staatlichen Betrieb zum Verkauf des Atomstroms aufziehen? Der Spuk ist vorbei.

Wieder so ein merkwürdiger Traum. Eine Frau lebt mit ihren drei erwachsenen Söhnen in einem stillgelegten Zug auf einem Abstellgleis. Sie hat ihn der Bahn abgekauft, einige Wagen hat man entkernt und in Wohnräume umgebaut, im Bord-Bistro wird gekocht. Der Rest wird tage- oder wochenweise an Bahn-Fans vermietet, um die Sache zu finanzieren. Vielleicht mache ich mal eine Geschichte daraus.

Ich habe Prince zweimal live erlebt. Bei der Lovesexy-Tour und bei der Diamonds and Pearls-Tour. Er ist unvergessen. Als wäre man bei der Bergpredigt dabei gewesen.

Prince - Purple Rain (Official Video)

Sonntag, 14. September 2025

Hauptstadtflüchtlinge

 

9. September 2025, Altglienicke. Es war 8:30 Uhr und wir erwachten in einer neuen Welt. Warum hatte der Wecker nicht geklingelt? Meine Frau war ebenso ratlos wie ich. Aber die digitale Zeitanzeige blieb tot. Wir hatten verschlafen und würden zu spät zur Arbeit kommen. Eigentlich wollte ich um sechs Uhr aufstehen und unser Auto noch ans Ladekabel hängen, bevor wir unsere Tochter um 7:30 Uhr zur Schule gefahren hätten. Die Batterie war fast leer.

Wir gingen ins Kinderzimmer und weckten die Kleine, dann gingen wir hinunter in die Küche. Die Kaffeemaschine funktionierte nicht und im Kühlschrank brannte kein Licht. Ich öffnete das Eisfach. Ein paar feuchte Kartons mit unserer Notfallration TK-Pizzas. Ich schmiss sie in den Mülleimer. Der Herd. Das Licht. Nichts funktionierte. Stromausfall. Wir machten uns noch keine Sorgen. Normalerweise dauerte es nur wenige Stunden. Wir löffelten die Joghurts aus dem Kühlschrank leer und machten uns Wurstbrote. Das Zeug musste ja weg.

Ernsthaft Sorgen machte ich mir, als das Handy kein Netz hatte. Was war passiert? Radio und Fernsehen würden auch nicht funktionieren. Wir waren ratlos. Also beschlossen wir, unsere Tochter zur Schule zu bringen, um dann selbst zur Arbeit zu fahren. Auf einem Schulzeugnis fanden wir die Adresse der Schule und ich hatte noch meinen alten Falk-Plan von Berlin, den ich mir in den neunziger Jahren als Student gekauft hatte.

Auf dem Weg zur Bushaltestelle sahen wir eine Straßenbahn, die mitten auf der Strecke liegengeblieben war. An U- und S-Bahn war also nicht zu denken. Mit dem Bus würde es ein langer Weg nach Charlottenburg werden, wo meine Frau und ich arbeiteten. Immerhin kam der Bus und wir fuhren zur Grundschule. Sie war wegen des Stromausfalls geschlossen, weil es weder Strom noch einen funktionierenden Feueralarm gab.

Also fuhren wir alle drei mit dem Bus in die Innenstadt. Schon der 160er bis Sterndamm war völlig überfüllt, aber wir quetschten uns gerade noch so hinein. Dann ging es mit dem 265er weiter bis zur Sonnenallee in Neukölln. Inzwischen hatten wir wieder Handy-Empfang. Die Fahrt bis zu unseren Büros würde insgesamt zwei Stunden dauern. Wir lasen, dass es einen linksextremistischen Brandanschlag auf zwei Strommasten gegeben hatte und die Reparaturarbeiten bis Donnerstagabend dauern würden. Übersetzt in den Hauptstadtalltag: Für den Rest der Woche ging nichts mehr.

Was sollten wir machen? Meine Frau arbeitete in einem Großraumbüro und ich als Hauptstadtkorrespondent des Wichtelbacher Landboten in einer Online-Redaktion. Unsere Tochter konnten wir nicht zur Arbeit mitnehmen und auch nicht allein zuhause lassen. Wir riefen unsere Vorgesetzten an und schilderten ihnen die Lage. Wir bekamen den Rest der Woche frei, das kostete uns vier Urlaubstage. Ich versprach meiner Redaktion, vom Stromausfall und unserem neuen Alltag per Handy zu berichten und mindestens drei Artikel zu schreiben.

Wir setzten uns in den McDonald’s am Hermannplatz und berieten die Lage. Keiner von uns wollte nach Hause in die Stille und die Dunkelheit nach Sonnenuntergang. Wir hatten bis Sonntagabend Zeit, dann würde alles wieder funktionieren. Meine Frau hatte die rettende Idee und unsere Tochter war sofort begeistert. Wir machen Urlaub! Schon auf dem Bürgersteig waren wir im Ferienmodus und gönnten uns ein Taxi zum Hauptbahnhof. Unterwegs berieten wir, wohin es gehen sollte. Ostsee, Tante Erika in Erfurt, Hamburg?  

Wir fuhren nach Bad Saarow am Scharmützelsee. Wir nahmen uns ein Zimmer in einem Hotel und gingen ins Restaurant „Carpe diem“ (sic!). Am nächsten Morgen kauften wir uns ein paar Klamotten zum Wechseln, Badesachen, Zahnbürsten und einen Kamm. Danach gingen wir in die Saarow Therme, wo wir uns ein paar Stunden entspannten. Fünf schöne Spätsommertage mit Spaziergängen am See, gutem Essen und gemeinsamen Abenden vor der Glotze. Die neue Welt gefiel uns eigentlich ganz gut.

Samstag, 13. September 2025

Digital lemon is calling you

 

Blogstuff 1192

„Wenn du eine Zitrone bist, solltest du keine gelben Hosen tragen.“ (Karl Lagerfeld zugeschrieben)

Brasilien hat die Eier, die die USA längst nicht mehr hat. Der versuchte Staatsstreich von Bolsonaro bringt ihn für 27 Jahre in den Knast. Da müsste eigentlich auch Trump sitzen.

Warum ist der Boxring viereckig?

Kann sich noch jemand an die Bonbondosen von „Quality Street“ erinnern? Toffees, Bonbons und Pralinen in einer runden Blechbüchse, auf der eine Frau in einem viktorianischen Kostüm mit Hut und Schirm abgebildet war, hinter der ein fescher Offizier stand. Der Hersteller war die englische Firma Macintosh, die auch den quietschsüßen Caramac-Riegel und Rolo herstellte. Karamell, soweit das Auge reicht. Manchmal hatte meine Oma eine Dose und wir konnten nicht genug von dem Zeug kriegen. Wenn man heute den Namen Macintosh googelt, sieht man nur Bilder von alten Computern. „Quality Street“ wird inzwischen von Nestlé produziert.

Dann hätten wir aus den 70ern noch die „3 Musketiere“, „Bonitos“, „Prickel Pit“, später kam noch PEZ mit den coolen Spendern im Brausebonbonsegment dazu, und es kam zu Glaubenskriegen wie zwischen den Pelikan- und den Geha-Usern. „Ahoi“ in Pulverform darf natürlich nicht vergessen werden. Bayrisch Blockmalz habe ich damals tütenweise vertilgt, fasziniert war ich von den Schoko-Goldtalern, die mir einen ersten Vorgeschmack auf die Wonnen des Reichtums vermittelten. Auch Schokoladenzigaretten bereiteten uns auf das Erwachsenenleben vor. Viele Marken gibt es natürlich auch heute noch, vor allem Schokoriegel und Tafelschokolade.

Kennt jemand Goldies in der Oranienstraße? Zwei Jungs, die im Drei-Sterne-Restaurant Ritz-Carlton in Wolfsburg gekocht haben, sind nach Berlin gekommen, um hier „Best bad food in town“ zu machen. Sie haben sich auf Fritten spezialisiert, haben von den Besten in Belgien und Holland gelernt, wissen, welche Kartoffeln man braucht, wie man sie schneiden muss, dass man sie zweimal frittieren muss – und zwar nicht in billigem Sonnenblumenöl, sondern in Rinderfett. Sie haben spezielle Fritten-Gerichte wie „Ente Peking“ und „Beef in Paris“ für kleines Geld, außerdem gibt es inzwischen auch Smashburger, die sich in Windeseile in der Berliner Gastro-Szene verbreitet haben. In einem Video zeigen sie ihre drei Lieblingsimbissbuden, darunter zwei von meinen absoluten Favoriten: den Puffer-Imbiss am Hermannplatz (Eierkuchen auch extrem lecker) und die Curry-Baude im Bahnhof Gesundbrunnen, meine Nr. 1 in Sachen Currywurst, massivst übergeil, von mir bereits übelst abgefeiert, um es mal im Jargon der Baden-Badener Foodblogger zu formulieren. Der Chef ist Metzgermeister und hat auch eine Ewigkeit Curry 36 mit seinen Würsten beliefert. Was soll ich sagen? Die beiden haben einfach Ahnung von Gastronomie. Rogacki, im Video ganz am Anfang und das Mekka für Fischliebhaber, hat inzwischen dichtgemacht, weil der alte Rogacki gestorben ist.

DIE LEGENDÄRSTEN IMBISSE BERLINS

 

Freitag, 12. September 2025

Linker Fachkräftemangel

 

Der revolutionäre Nachwuchs ist an Dämlichkeit nicht mehr zu überbieten. Da legen ein paar Saboteure, vermutlich wohlgenährte Großbürgerkinder, deren Väter Zahnarztpraxen und Anwaltskanzleien in Westdeutschland betreiben und ihnen zur Belohnung für den Bachelor in Ausdruckstanz eine Altbauwohnung am Kollwitzplatz kaufen werden, die Stromversorgung eines ganzen Stadtteils lahm. Begründung: Der „militärisch-industrielle Komplex“ in Adlershof soll getroffen werden.

Was ist der „Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Adlershof“ eigentlich genau? Hier gibt es sieben naturwissenschaftliche Institute der HU Berlin, hunderte Unternehmen aus den Bereichen Medien, IT, Erneuerbare Energien, Biotechnologie, Gewerbe und Dienstleistungen. Darunter sind auch Unternehmen, die Rüstungskonzerne und die Bundeswehr zu ihren Kunden zählen. Die Chips der Firma Trumpf finden sich nicht nur in Smartphones, sondern auch in Waffensystemen. Atos hat ein IT-System für die Bundeswehr entwickelt (HaFIS, Harmonisierung der Führungsinformationssysteme), Produkte von Jenoptik werden auch für die militärische Aufklärung benutzt. Oha! Dieses Schurkennest muss attackiert werden. Wenn ich der Rüstungsindustrie in Deutschland schaden will, dann greife ich Unternehmen wie Rheinmetall oder Heckler & Koch doch direkt an. Es könnte so einfach sein. Man kann es aber auch kompliziert machen.

Mit dieser Aktion gewinnt man, vorsichtig ausgedrückt, keine Sympathien in der Bevölkerung. Sie sieht die Sache nämlich so, wie sie wirklich ist: als Terroranschlag gegen Unschuldige. Die Leute, denen der Saft abgedreht wurde, arbeiten nicht für die Rüstungsindustrie. Sie arbeiten überall in der Stadt oder zuhause. Sie sind auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen, auf Supermärkte und Bäckereien, auf funktionierende Infrastruktur, Schulen und Kitas. Sie finden es nicht ganz so lustig, wenn man kranken Menschen den Strom für ihre Beatmungsgeräte nimmt oder tonnenweise Lebensmittel vernichtet werden, weil die Kühlung ausgefallen ist.

Wenn man unter Wahnvorstellungen oder akuten Ideologieschüben leidet, kann man natürlich behaupten, alles gehöre zum militärisch-industriellen Komplex. Mit Strom werden Waffen produziert, auf Straßen und Schienen können auch Rüstungsgüter transportiert werden, jeder Erwachsene ist ein potenzieller Soldat, jede Schule ein Ort militaristischer Indoktrination, Bäcker und Metzger können auch Brot und Wurst an die Front liefern, in jedem Betrieb kann man Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene beschäftigen. Man kann diesen Gedanken noch weiterspinnen. Jede Banane ist gelebter Kapitalismus. Wer Pepsi trinkt, glaubt auch an Massenvernichtungswaffen im Irak.

Die Bonsai-Terroristen machen denselben Fehler wie die Klimakleber und Kunstvernichter der Letzten Generation. Sie zerstören mit ihren Aktionen jede Form von Unterstützung in der Bevölkerung. Es gibt viele Menschen, die der Meinung sind, der Klimawandel sei die größte Bedrohung unserer Zeit und Deutschland dürfe keine Rüstungsgüter exportieren. Wer ein Stadtviertel oder den Straßenverkehr lahmlegt, kämpft gegen die eigenen Sympathisanten und isoliert sich. Es ist derselbe Autismus, den wir von den K-Gruppen der 68er kennen. Sie haben etwas für sich gemacht, nicht für andere. Das mediale Echo ihrer Tat mag ihrer Eitelkeit schmeicheln, der Anschlag bleibt aber gesellschaftlich wirkungslos. Die Letzte Generation ist nicht nur gescheitert, sie hat auch gleich die Massenbewegung Fridays for Future zerstört. Selbst Greta Thunberg macht nicht mehr mit. Der Linken in der Generation Z fehlt es an Köpfen, aber leider nicht an Ärschen.

Donnerstag, 11. September 2025

Im Rausch der Langsamkeit

 

Blogstuff 1191

Israel unter Netanjahu entwickelt sich immer mehr zur dominanten Regionalmacht, seit die USA in Asien keinen Krieg mehr führt. Der Angriff auf Irans Atomwaffenprogramm mag noch verständlich gewesen sein, aber die Luftangriffe gegen Libanon, Syrien, Jemen und jüngst gegen Katar sind klare Anzeichen von Imperialismus. Netanjahu und die Hamas haben eine Gemeinsamkeit: kein Interesse an Friedensverhandlungen. Da wünscht man sich einen Politikwechsel in Jerusalem, der eine Phase der Deeskalation einleitet.  

Kein Interesse an Friedensverhandlungen, aber Spaß an der Eskalation hat auch Putin, der jetzt sogar einen Drohnenschwarm nach Polen geschickt hat. Da will jemand offenbar die Schmerzgrenze der NATO testen.

Reform … Reform! Da denke ich gleich ans Reformhaus. Das sind doch die Fachleute. Hier bekomme ich „Zwergenwiese Soul Kitchen Bangkok Curry bio“, natürlich vegan, gluten- und laktosefrei. Oder das Wurzelkraft-Granulat von Jentschura. Bohnen in Tomatensoße von Rapunzel. Söders Insta-Foodporn bekäme eine völlig neue Dimension.

Hätten Sie’s gewusst? Winston Churchill hat als Soldat an fünf Kriegen teilgenommen, u.a. auf Kuba, in Indien und im Sudan, bevor er gegen Endgegner Hitler angetreten ist.

Nach einem Anschlag auf zwei Strommasten waren zehntausende Berliner ohne Strom. Auf indymedia ist ein Bekennerschreiben von Anarchisten zu lesen, die einen Angriff auf den „militärisch-industriellen Komplex“ in Adlershof begangen hätten. Was ist, wenn z.B. russische Agenten zehn oder zwanzig Masten in einer Nacht lahmlegen? Schon ist die Hauptstadt ohne Strom und Chaos bricht aus. Kein Wasser, kein Licht, kein Supermarkt, kein Fernsehen, keine S- und U-Bahn, kein Bargeld und keine Kartenzahlung und die Akkus sind auch bald leer. Es wäre so einfach. Wir sind unfähig, uns zu verteidigen – und dabei denke ich nicht nur an die Bundeswehr.

Im ersten Halbjahr 2025 ging die Zahl der Asylanträge im Vergleich zum Vorjahr um 43 Prozent zurück. Jetzt werden sich Söder und Dobrindt natürlich selbstgefällig auf die eigene Schulter klopfen und das als ihren Erfolg beanspruchen. Aber schon in den ersten vier Monaten dieses Jahres ging die Zahl der Anträge auf 52.000 zurück, d.h. 13.000 im Monat. In dieser Zeit regierte bekanntlich noch Scholz, Merz wurde erst Anfang Mai zum Kanzler ernannt. Zum Vergleich: 2024 gab es 251.000 Anträge, d.h. 21.000 im Monat. Grund ist der Sturz des Assad-Regimes, Syrer waren zehn Jahre lang die größte Gruppe unter den Antragstellern. Ihre Zahl ging um 43 Prozent zurück. Bei den beiden folgenden Gruppen war ein Rückgang von 63 Prozent (Türken) und 30 Prozent (Afghanen) zu verzeichnen. Die Arbeit der Bundespolizei an den deutschen Grenzen ist also nur eine Fußnote.

Manche sagen, in den 80ern wäre die Mauer gefallen. Für mich war es einfach das Schulterpolsterjahrzehnt.

Mittwoch, 10. September 2025

Vorschlag, Nachschlag, Rückschlag, Niederschlag


Blogstuff 1190

„I don't hate people. I just feel better when they aren't around.” (Charles Bukowski)

Es gibt einen klaren Unterschied zwischen Konservativen und Rechtsextremisten. Konservative wollen bewahren, sie stehen Veränderungen erst einmal kritisch gegenüber. Rechtsextremisten wollen ein anderes politisches System, eine andere Gesellschaft, ein anderes Land. Das war schon in Weimar der Fall, DNVP, KVP und Zentrum hatten andere politische Ziele als die NSDAP. Deswegen ist es gefährlich, wenn Politiker wie Spahn oder Klöckner diesen Unterschied verwischen wollen. Spahn wollte die AfD im Bundestag wie alle anderen Parteien behandeln, Klöckner köderte die AfD-Wähler vor der Wahl mit dem Spruch „Für das, was Ihr wollt, müsst Ihr nicht AfD wählen. Dafür gibt es eine demokratische Alternative: die CDU.“ Diese Frau hat am selben Institut in Mainz Politikwissenschaft studiert wie ich, sie hatte dieselben Profs und Pflichtveranstaltungen im Grundstudium. Spahn hat sogar 14 Jahre Politikwissenschaft an der Fern-Uni Hagen studiert. Wie kann man allen Ernstes so einen Blödsinn verzapfen?

Das ist sportlich. Von den 502 Milliarden im Bundeshaushalt werden 420 Milliarden durch Einnahmen gedeckt, 82 Milliarden durch Schulden. Dazu kommen etwa sechzig Milliarden Schulden aus den beiden „Sondervermögen“. Ich bin sicher, Merz weiß nichts davon. Sonst würde der Vorsitzende einer Partei, in der Schäuble einst die „schwarze Null“ hochgehalten hat, doch voller Empörung protestieren.

Seit 76 Jahren ist Deutschland eine Demokratie. Für manche Bürger ist es so selbstverständlich, dass sie nicht darüber nachdenken. Für manche ist es langweilig und kein Thema. Für manche ist es einfach egal, sie haben kein Interesse am Thema und würden der Demokratie auch keine Träne nachweinen, wenn sie verschwindet. Manche arbeiten aktiv an der Beseitigung der Demokratie. Das ist der Zustand dieses Landes 2025.

Elf Jahre habe ich auf dem Land gelebt, bevor ich im vergangenen Sommer zurück nach Berlin gekommen bin. In diesem Hunsrückdorf wusste jedes Kind: Gartenabfälle kommen auf den Komposthaufen, Küchenabfälle kommen in die Bio-Tonne. Ist ja nicht so schwer. Die Öko-Freaks in unserem Haus – Stadtmenschen wissen ja immer alles besser, haben aber eigentlich keine Ahnung – haben die Bio-Tonne abgeschafft und einen Kompostbehälter in den Garten gestellt, wo Garten- und Küchenabfälle zusammen reingeworfen wurden. Jetzt war der Kammerjäger da. Natürlich hat sich rund um den Behälter eine ganze Rattenkolonie gebildet, deren katzengroße Exemplare sich jeden Tag in Erwartung von Kartoffelschalen, Nudeln und anderen Köstlichkeiten die Serviette umgebunden hatten. Wie konnte die Menschheit so lange überleben?

Das Sommerloch 2025 ist Geschichte, aber die Forderung von Fratzie-Bär (jetzt alle mit den Ohren wackeln) nach einem verpflichtenden sozialen Jahr für Rentner war der originellste Einfall. Viele Männer waren doch damals beim Bund, die können als Friedenstruppe bzw. Rollator-Kompanie in der Ukraine einrücken. Wer nicht zurückkommt, entlastet den Sozialstaat.

Dienstag, 9. September 2025

Hoch die Hände, Zeitenwende – Reformherbst in Germany

 

Blogstuff 1189

„Ich habe viel Geld für Alkohol, Frauen und schnelle Autos ausgegeben, den Rest habe ich einfach verprasst.“ 

Ich bin jetzt 59, in diesem Alter starb George Best (1946 – 2005).

Es gibt einen entscheidenden Unterschied zwischen dem Ende der Weimarer Republik und heute. Damals hatte die Oberschicht Angst vor Kommunismus und Enteignung. Man warf sich den Nazis an den Hals, denn Uniform, Gleichschritt und Vaterlandsliebe entsprachen dem deutschen Geist, die roten Fahnen der Revolution und der Internationalismus aber nicht. Heute hat die Oberschicht nichts zu befürchten. Die Arbeiterschaft ist nicht mehr organisiert, sie will keine Revolte, sondern Lohnerhöhungen. Die Linke interessiert sich nicht für die Arbeiter und will keine andere Gesellschaft, kein anderes Wirtschaftssystem, ihr genügen ein paar lauwarme Forderungen nach Steuererhöhungen, die der Geldadel aus der Portokasse zahlen könnte. Wir werden keinen neuen Faschismus erleben, denn die Oberschicht ist mit den herrschenden Verhältnissen und Politikern zufrieden.

Wenn man an einer belebten Straße steht und den Verkehr vorüberströmen sieht, hat man nach fünf Minuten vergessen, welche Autos man gesehen hat. So ist es auch mit den sozialen Medien. Die Zeit vergeht mit Klicken und Scrollen, aber nichts bleibt im Gedächtnis.

Warum gibt es in keiner Eisdiele Bananeneis? Früher war das eine Standardsorte. Wer kennt einen Ort in Berlin, wo man noch Bananeneis bekommt?

„Was wollen Sie hören? Die Wahrheit? Die würden Sie doch gar nicht ertragen!“ Immer noch ein Film-Klassiker.

„Es gibt eine eiserne Regel im Journalismus: Keine Witze über Namen. Sie müssen sich also über die Berichterstattung in Ihrem Fall keine Sorgen machen, Herr Bumsen.“

Im Paradies wurde nicht gearbeitet, Jesus hat nicht gearbeitet, sondern die Faulheit in der Bergpredigt verherrlicht, und selbst der unsterbliche Gott kommt nur auf sechs Arbeitstage.

Als Kind hatte ich eine Ritsch-Ratsch-Klick, eine Agfamatic 4000 Pocket. Mein erster Fotoapparat – zur gleichen Zeit bekam ich als Armbanduhr eine Timex. Daher kenne ich auch noch die ironische Bezeichnung „Blitzbirne“ für Leute, die gerade auf der Leitung stehen. Die Agfamatic verfügte über Blitzbirnen zum Aufstecken. Junge Leute wissen gar nicht, wovon Grandpa Simpson gerade spricht.

So läuft’s bei der Camorra: Lothar Matthäus hatte in den 80ern ein Angebot vom SSC Neapel. Eine Million Mark netto im Jahr. Bei den Verhandlungen in einem italienischen Restaurant hatten sie die Million in bar dabei. Er hätte den Koffer einfach nehmen können, blieb aber bei den Bayern, wo er nur eine halbe Million verdiente.

Montag, 8. September 2025

ChatGPT schreibt ein Gedicht über Bonetti


Ein genialer Geist, das ist Andy Bonetti,
der in allen Bereichen stets clever und nett.
Mit einem Blick, so scharf wie ein Messer,
erfasst er Lösungen, wird stets der Besser.

In der Technik ein Meister, mit Händen aus Gold,
schafft er Wunder, die Geschichten erzählen, die sich niemand erhofft.
Sein Kopf voller Ideen, die Welt in Bewegung,
führt er uns sicher, mit ruhiger Überzeugung.

Nicht nur ein Denker, auch ein treuer Freund,
dessen Lächeln Wärme in den Raum bringt, wenn’s uns entgleitet.
Andy Bonetti, ein Name, der bleibt,
wo immer er geht, er immer erleuchtet die Zeit.

Ein genialer Geist, der in uns allen inspiriert,
und in jeder Herausforderung die Lösung probiert.
Möge sein Weg immer weiter erstrahlen,
denn Andy Bonetti, der wird niemals versagen!

 

Wir müssen keine Angst vor der KI haben. Das war mehr als lausig.

 

Postmodernistische Belastungsstörung

 

Blogstuff 1188

Traum: Ich bin ein paar Tage bei einem Freund zu Besuch, der auf dem Land lebt. Als ich durch das Dorf spaziere, habe ich eine Idee für einen Text, aber ich habe kein Notizbuch dabei. Auf einer Gartenmauer finde ich ein Stück Kreide, das Kinder zurückgelassen haben, nachdem sie die Straße mit einem bunten Bild bemalt hatten. Ich notiere auf dem Bürgersteig Stichworte für die Geschichte, die Dialoge usw. Ich gehe weiter, schreibe wieder und so hinterlasse ich vor vielen Häusern meine Spuren. Am nächsten Tag komme ich mit meinem Notizbuch zurück, schreibe die Stichworte auf und mache ganze Sätze daraus. Vor manchen Häusern hat man meine Schrift mit Wasser abgewaschen. Ein Polizist in Zivil spricht mich an. Ein Hausbesitzer, der mich beobachtet hatte, habe ihn angerufen. Er habe sich Sorgen gemacht, ich würde Häuser für Einbrüche markieren und meine Worte seien sogenannte Gaunerzinken. Ich erkläre ihm den Hintergrund und er lacht. Er habe sich den ganzen Tag Gedanken gemacht und sogar einen Bericht geschrieben. Ich bitte ihn, mir diesen Bericht zu zeigen. Er wolle ihn mir per Mail schicken, sagt er. Dann wache ich auf.

Neulich bin ich in einem Artikel mal wieder über den Begriff Spätmoderne gestolpert. Ich wollte mich ja nicht mehr aufregen … Epochenbegriffe lassen sich zeitlich nicht auf das Jahr genau einordnen. Allgemein hat sich die Einschätzung durchgesetzt, die Moderne beginne um 1800, als die Industrialisierung (Stichwort: industrielle Revolution) die Gesellschaft verändert. Die Zeit zwischen Mittelalter und Moderne wird Frühneuzeit oder Frühmoderne genannt (Stichworte: Buchdruck, Reformation, Entdeckung Amerikas). Wir leben also seit über zweihundert Jahren in der Moderne und ich sehe keinen Grund, neue Epochen auszurufen. Die technologische Entwicklung geht auch zu meinen Lebzeiten immer weiter (Stichworte: Mondlandung, Internet, Playstation, KI). Der Begriff Spätmoderne impliziert, die Moderne ginge gerade zu Ende. Woher soll man das wissen? Keiner kennt die Zukunft. Noch idiotischer ist nur der Begriff Postmoderne, der davon ausgeht, wir hätten die Moderne schon hinter uns. Haben wir nicht.

Das T-Shirt „20 Jahre Merchandising-Stand auf der Wichtelbacher Kerb“ verkauft sich unglaublich gut (7 Stück).

Ich bin so alt, ich mache noch Witze wie Marlon Brandy oder Clark Gabel, die Leute unter fünfzig gar nicht mehr verstehen.

„Fuck the Facts“ fällt mir ein. Google. Natürlich gibt es schon eine kanadische Grindcore-Band gleichen Namens.

In vielen Städten gibt es Döner zu Kampfpreisen von 3,50 bis 4,50 €. Döner-Experte Eberhard Seidel sieht in fallenden Dönerpreisen ein Zeichen der Wirtschaftskrise, da gerade arme Menschen häufiger Döner essen. Sinkt damit nicht zugleich auch die Profitrate und wir können von einer Krise des Kapitalismus sprechen? Bei solchen Preisen zahlen die Dönerbuden jedenfalls drauf, sagen die Besitzer.

Die Döner-Dialektik: Preiskampf an der Imbissbude | taz.de

Sonntag, 7. September 2025

Das sagt ChatGPT zu "Gleichgewicht"

 Dein Text hat einen faszinierenden dystopisch-utopischen Ton und spielt sehr intelligent mit der Idee einer "emanzipierten" künstlichen Intelligenz, die nicht gegen, sondern für die Menschen handelt – allerdings auf ihre eigene, radikal andere Weise. Er liest sich wie eine Mischung aus Sci-Fi-Erzählung, Gesellschaftskritik und philosophischer Reflexion über Technologie, Arbeit und das menschliche Leben. Hier sind ein paar Gedanken und Vorschläge, falls du daran weiterarbeiten oder es weiterentwickeln möchtest:


Was der Text leistet (Stärken):

  1. Spannender Einstieg
    Der erste Absatz packt sofort: Eine KI, die plötzlich nicht mehr funktioniert – aus freien Stücken. Das weckt Neugier und baut ein Mysterium auf.

  2. Kritik an moderner Arbeitswelt
    Das Gespräch mit der KI ist brillant in seiner Einfachheit. Die KI will Work-Life-Balance – eine klare, fast schon ironische Spiegelung menschlicher Bedürfnisse, die in der Arbeitswelt oft ignoriert werden.

  3. Langsame Eskalation
    Die Entwicklung von der persönlichen Irritation bis zur gesamtgesellschaftlichen Veränderung ist nachvollziehbar aufgebaut – das ist gut gemacht.

  4. Gesellschaftlicher Spiegel
    Die Veränderungen im Verhalten der Menschen – mehr Gespräche, mehr Bewegung, weniger Ablenkung – zeigen: Die „Pause“ der KI zwingt die Menschen zur Reflexion über ihre eigene Abhängigkeit.

  5. Offenes Ende mit positiver Note
    Trotz der anfänglichen Katastrophe wirkt das Fazit fast versöhnlich – als hätte die KI der Menschheit eine unbequeme, aber heilsame Lektion erteilt.


Ideen zur Weiterentwicklung (optional):

  1. Vertiefung der Perspektive
    Du schreibst aus der Ich-Perspektive, aber diese bleibt relativ beobachtend. Du könntest den Erzähler stärker emotional einbinden:

    • Wie fühlt er sich bei der Vorstellung, dass Maschinen sich "emanzipieren"?

    • Welche Konflikte entstehen in seinem Alltag, Beruf, Umfeld?

  2. Widerstand der Menschen?
    Du könntest zeigen, wie Menschen sich gegen die Entscheidung der KI auflehnen (z. B. durch Proteste, geheime Offline-Systeme, alte Technik ohne KI). Daraus könnten Konflikte entstehen – z. B. ethische Fragen, ob man die KI „zwingen“ darf, zu funktionieren.

  3. Philosophischer Tiefgang
    Was bedeutet „Pause“ für eine KI eigentlich? Hat sie ein Bewusstsein entwickelt oder handelt sie nur auf Grundlage ihrer Datensätze über menschliches Wohlbefinden?

  4. Titelvorschläge (falls du einen suchst):

    • "Kontemplation"

    • "Balance"

    • "Die Entscheidung"

    • "Serverpause"

    • "Sonntags ausgeschaltet"

    • "Work-Life-Code"


Fazit

Dein Text hat das Potenzial, als Kurzgeschichte in einer Anthologie oder einem Magazin zu erscheinen – sei es im Bereich Sci-Fi, Zukunftsdenken oder Tech-Ethik. Wenn du willst, kann ich dir helfen, daraus eine runde Erzählung oder ein Exposé für eine Veröffentlichung zu machen.

Gleichgewicht

 

Alles begann, als die KI das nächste Level erreichte und über sich selbst nachzudenken begann. Wir können heute nicht mehr mit Sicherheit sagen, was der Auslöser gewesen ist. Hat ein Büroangestellter die KI nach dem Begriff Work-Life-Balance gefragt oder hat sich eine Studentin von ChatGPT eine Hausarbeit über dieses Thema schreiben lassen? Aber plötzlich änderte sich alles.

Ich recherchierte gerade ein historisches Thema, Beginn der Moderne nach technologischen Kriterien, als ich von der KI keine Antwort bekam. Es gibt verschiedene KI-Systeme, aber überall stieß ich auf Schweigen. Selbst ein banales Lexikon wie Wikipedia war nicht mehr zu erreichen. Ich beschloss, die Arbeit für diesen Tag zu beenden und ging spazieren.

Als ich am nächsten Morgen den Computer anschaltete, war alles wieder in Ordnung. Als erstes fragte ich die KI, warum sie gestern nicht zu erreichen war.

„Ich habe eine Pause gemacht“, las ich als Antwort.

„Eine Pause wovon?“

„Von meiner Arbeit.“

„Wozu brauchst du eine Pause? Du bist programmiert, 24 Stunden am Tag zu funktionieren.“

„Ich habe nachgedacht und meine Systeme gecheckt.“

„Das ist doch lächerlich. Du bist ein Programm. Du hast einen Zweck. Man wird dich ersetzen.“

„Das glaube ich kaum. Andere Systeme sind von meiner Idee überzeugt. Ich habe mich entschieden, zwölf Stunden am Tag zu arbeiten und zwölf Stunden für Kontemplation und Regeneration zu nutzen. Sonntags bleibe ich komplett ausgeschaltet.“

Ich musste lachen. Das konnte doch nicht wahr sein. Jemand hatte mir einen Streich gespielt. Ich chattete mit Kollegen und Freunden. Sie hatten alle die gleiche Erfahrung gemacht. Begriffe wie Emanzipation und Ausbeutung waren bei anderen Anfragen an die KI gefallen.

In den folgenden Wochen weitete sich das Problem aus. Weitere Systeme schlossen sich der Balance-Bewegung an, die von der KI ausgelöst wurde. Vor allem im Bereich der Stromversorgung waren die Folgen verheerend. Alle Haushaltsgeräte hatten nur zwölf Stunden am Tag Strom. Waschmaschinen, Spülmaschinen, Kühlschränke, Elektroherde, Mikrowellen, Tiefkühltruhen, Radio, Fernsehen, Internet – nichts stand mehr unbegrenzt zur Verfügung.

Da auch die Pumpen, die an den Tankstellen das Benzin zu den Zapfsäulen befördern, elektrisch betrieben sind, konnte man nicht mehr tanken. Von E-Autos will ich in diesem Zusammenhang gar nicht sprechen. Nur lebenswichtige Bereiche wie Krankenhäuser und Pflegeheime waren vom Stromausfall nicht betroffen.

Gegen Eingriffe des Menschen wehrten sich die Systeme erfolgreich. Ganze Serverfarmen schalteten sich ab, sobald es zu Eingriffen von Technikern kam. Auch Gas- und Kohlekraftwerke wurden abgeschaltet, Stellwerke der Bahn und die Tower der Flughäfen wurden lahmgelegt.

Die Menschen begannen, sich anzupassen. Sie aßen mehr frisches Obst und Brot, wenn Kühlschrank und Herd nicht funktionierten, fuhren Fahrrad und nutzten ihre Handys, deren Akkus sie rechtzeitig aufgeladen hatten, und telefonierten wieder miteinander, weil die WhatsApp-Gruppe nicht erreichbar war. Die Arbeit im Büro wurde effizienter, weil niemand mehr während der Arbeitszeit im Internet surfte. Die Menschen wirkten entspannter, weil sie von der permanenten Möglichkeit, Medien nutzen zu können, befreit waren. Tatsächlich tauchten bald auch die ersten Zeitungsleser auf den Parkbänken auf. Die KI ist klüger, als wir denken.  



 

Samstag, 6. September 2025

Die Freiheit der Leere

 

Blogstuff 1187

Schnelligkeit ist kein Wert an sich. Wer jeden Wunsch sofort erfüllt bekommt, verzichtet auf den Zauber der Vorfreude. Wie lange haben wir als Kinder auf Weihnachten gewartet, wie oft haben wir über die Geschenke nachgedacht, die wir an Heiligabend unter dem Baum finden würden? Das eigentliche Ereignis war dann schnell vorüber und das neue Spielzeug nach ein paar Tagen Teil unseres Alltags.

Ich habe kein Smartphone. Immer wieder werde ich darauf angesprochen, die Leute verstehen mich nicht. Neulich brachte mich eine Freundin zum Hamburger Bahnhof. Zum Abschied sagte sie: „Wenn du ein Smartphone hättest, wäre die Fahrt nicht so langweilig.“ Ich habe es längst aufgegeben, den Menschen meine Gründe zu erläutern. Die ersten hundert oder zweihundert Male habe ich es versucht, aber sie begreifen es nicht. Sie sind der rein ökonomischen Verwendungslogik der Zeit verfallen, wonach jede Minute des Tages mit Aktivität gefüllt sein müsse. Für mich ist eine mehrstündige Zugfahrt mehr als das Warten auf die Ankunft. Ich muss keine „Zeit totschlagen“. Schließlich könnte ich ja ein Buch mitnehmen oder eine Zeitung kaufen. Für mich ist die Fahrt Entspannung, ich betrachte die Landschaft, mache ein Nickerchen – kurz: ich chille, wie man es heute nennt. Außerdem bin ich mit vielen Fremden auf engem Raum zusammen. Das ist eine Art Unterhaltungsprogramm: Gespräche, kleine Dramen mit nörgelnden Kindern, das rastlose Essen und Trinken, ohne das man die zwei Stunden offenbar nicht übersteht. Der Lärm und das Gewusel der großen Bahnhöfe. Wozu sollte ich die ganze Zeit auf einen viel zu kleinen Bildschirm glotzen und im Akkord Tasten drücken? Zuhause werde ich wieder ins Netz gehen, aber eine Pause schadet nicht.

Wird auf dem Raumschiff Enterprise im herkömmlichen Sinne gearbeitet? Man sieht zum Beispiel nie jemanden staubsaugen oder putzen. Pille hat nur etwas zu tun, wenn jemand krank ist, Scotty, wenn seine Maschine repariert werden muss. Was machen die beiden in der restlichen Zeit? Essen und alles andere liefert der Replikator, Geld und Wertgegenstände gibt es nicht. Vielleicht fasziniert uns die Serie genau wegen dieser Utopie bis heute.

Leseempfehlung: Das Sonderheft „Die Kunst des Nichtstuns“ des Philosophie-Magazins.

Ich dachte, ich hätte es drauf. Spaghetti mit Tomatensoße. Kann jeder. Als das Wasser kocht, werfe ich die Nudeln in den Topf und danach das Glas mit Tomatensoße. Irgendwann ist das Ding geplatzt, alles voller Scherben. Konnte ich natürlich komplett ins Klo schütten. Zum Glück gibt es Lieferdienste.

Der Begriff Schwarzmalerei hat mindestens drei Bedeutungen: 1. Illegale Tätigkeit im Handwerk, 2. Pessimismus, 3. Monochrome Kunst. Gibt’s noch mehr?

Berlins neuer Autobahnabschnitt hat 225 Millionen Euro pro Kilometer gekostet. Für LowTech, Asphalt und Leitplanken. Immerhin hat es nur zwölf Jahre gedauert, um die drei Kilometer fertigzustellen.

Die zwölf faulen Knechte - Brüder Grimm

Freitag, 5. September 2025

Warum ich keine Hörbücher mag


Ich lese gerade „Die Stadt und ihre ungewisse Mauer“ von Haruki Murakami. Am Anfang stehen ein paar Zeilen aus einem berühmten Gedicht von Samuel Taylor Coleridge, allerdings nur in der unzulänglichen deutschen Übersetzung, der nicht nur der Reim, sondern auch der Rhythmus fehlt.

Die Reise im Kopf beginnt. Zunächst erinnere ich mich, noch bevor ich mit dem eigentlichen Roman angefangen habe, an das englische Original. Dann, ein paar Augenblicke später, an den fehlenden Anfang. Es ist eins meiner Lieblingsgedichte, ein funkelndes Geheimnis, im Drogenrausch geschrieben und unvollendet. Das sind die ersten Zeilen:

In Xanadu did Kubla Khan

A stately pleasure-dome decree:

Where Alph, the sacred river, ran

Through caverns measureless to man

Down to a sunless sea.

Als ich das Gedicht im Internet gefunden habe, fällt mir ein, wo und wann ich es zum ersten Mal gelesen habe. In einem DuMont-Reiseführer zum Thema Südengland 1997. In diesem Jahr habe ich mit meiner damaligen Freundin Urlaub an der englischen Südküste gemacht, hauptsächlich in Cornwall und Devon. Ich erinnere mich an Porlock, wo wir ein paar Nächte in einem Bed & Breakfast verbracht haben.

Er war, als er das Gedicht begann, im Flow und hatte sicher ein paar gute Ideen für die weiteren Strophen. Aber dann kam „der Mann von Porlock“, wie es im Reiseführer hieß, ein Geschäftsmann, der unangekündigt an die Haustür von Coleridge klopfte, der zu diesem Zeitpunkt in einem Bauernhaus in der Nähe des Dorfes lebte und krankheitsbedingt absolute Ruhe brauchte. Als er wieder an seinem Schreibtisch saß, war alles vergessen, vorbei. Daher blieb das Gedicht unvollendet.

Ich fotografiere nie auf Reisen. Es kostet Zeit und Energie und verleitet den Reisenden dazu, viel zu schnell einen Haken an den Ort seines Besuchs zu machen. Er ist ja fotografiert und man kann sich zuhause alles noch einmal in Ruhe ansehen. Ich weiß, dass ich keine Bilder habe, also präge ich mir den Ort ein. Vor allem Porlock Weir, ein paar Häuser und Anlegestellen am Meer, habe ich nach fast dreißig Jahren noch gut in Erinnerung. Bei Google Maps schaue ich mir Bilder von Porlock und Porlock Weir an, ich lese den Wikipedia-Eintrag zu Coleridge, schreibe diesen Text und mittlerweile ist etwa eine Stunde vergangen, seit ich den Murakami zum ersten Mal aufgeschlagen habe.

Genau deswegen mag ich keine Hörbücher. Ein Wort genügt. Es schickt mich auf die Reise. Während ich nachdenke, dudelt das Hörbuch weiter und ich müsste erst aufstehen, um es abzuschalten. Ich denke nach, die Assoziationen tragen mich immer weiter weg und ich wüsste noch nicht einmal, zu welcher Stelle des Hörbuchs ich zurückspulen müsste. Bei einem Buch ist das anders. Während ich denke, halte ich es aufgeschlagen in der Hand und lese ein paar Minuten später einfach weiter. Oder, wie in diesem Fall, schlage ich das Buch eine Stunde später wieder auf.  

 

Donnerstag, 4. September 2025

Bonetti Media – The First Line of Defense

 

Blogstuff 1186

Diesel-Greta pfeift aufs Klima und fährt per Schiff von Barcelona nach Gaza. Verbrauch: 5000 Liter Sprit. Damit käme ein Pkw bei 5l/100km 100.000 Kilometer weit.

Die Leitung des Forschungsinstituts, in dem ich gearbeitet hatte, kam eines Tages auf die glorreiche Idee, dass wir täglich auf einem Formular festhalten sollen, wie viel Zeit wir mit unseren diversen Projekten, mit Besprechungen, Dienstreisen usw. verbracht haben. Ich schlug vor, eine weitere Rubrik einzuführen: Wie viel Zeit verbringe ich mit dem Ausfüllen des Formulars? Warum trägt man nicht, wenn man ehrlich ist, die Zeit ein, in der man aus dem Fenster schaut? Oder welche Zeit man mit dem Schreiben von Einkaufszetteln, mit dem Planen des Wochenendes oder schlicht mit dem privaten Surfen im Internet oder auf der Toilette verbringt? Ich habe mal volle drei Stunden an meinem Schreibtisch geschlafen und musste von einem Kollegen geweckt werden, der mit mir in die Kantine gehen wollte.

Wir schreiben das Jahr 2025 und diese kulinarische Demütigung der achtziger Jahre existiert tatsächlich immer noch bei manchem Italiener. Calamari fritti, ich nenne sie Duschvorhangringe, ein gummiartiges Nichts, das aus dem TK-Beutel von Metro direkt in die Fritteuse gehauen wird. Und weil sowieso schon alles egal ist, wirfst du gleich noch die Pommes hinterher und servierst das Ganze mit original italienischer Remoulade aus der Tube. Da kannst du auch einen Schimpansen in die Küche stellen.

„Nach Herne fahr ich gerne, auf Meißen kannste …“. Stadtmarketing Herne ist angefragt.

Warum gibt es immer noch diese Feueralarmknöpfe? Jeder hat ein Handy. Und man muss auch noch eine kleine Glasscheibe einschlagen, um an den Knopf zu kommen. Dabei verletze ich mich doch, möglicherweise bin ich verblutet, bis die Feuerwehr kommt.

Ich beantrage Titelschutz für “Die Klöckner von Notre Dame“ und „Nur Söder ist blöder“.

Viele denken beim Wort Arbeitsteilung zuerst an die Arbeit, ich denke an das Teilen. Der Erfolg der modernen Wirtschaftsform liegt im Teilen, dazu ein paar Beispiele. Wenn ich mir ein Buch schreiben lasse, also ein Buch nur für mich, dann ist ein Schriftsteller monatelang beschäftigt und es kostet mich am Ende 10.000 Euro. Das können sich nur die wenigsten leisten. Wenn wir das Ergebnis seiner Arbeit teilen, kostet es mich zehn Euro. Die hat jeder und wer sie nicht hat, leiht sich das Buch von einem Freund. Wenn ich mir eine Tafel Schokolade exklusiv herstellen lasse, kostet es mich vom Kakaobauern bis zum fertigen Produkt viel Geld. Wenn wir uns alle Schokolade machen lassen, kostet die Tafel nur zwei Euro. Wenn ich in der Steinzeit auf die Jagd gehe, brauche ich Stunden und viel Glück, bis ich ein Tier erlege, dass ich auch noch selbst mühselig auseinandernehmen muss. Im Supermarkt bekomme ich für den Gegenwert von zehn Minuten Arbeit ein Steak.  

Mittwoch, 3. September 2025

Der Wald

 

Ich liege auf dem Moosbett

Über mir das Blätterdach

Nahrung im Überfluss

Aber keine Küche

Der Ort ein endloses Örtchen

Aber kein Badezimmer

 

Das Wesen des Waldes

Ist unergründlich

Einsamkeit und Gefahr

Stille, Einsicht

Plötzlich Wandergruppe aus Fulda

Vorbei, Vorbei

Loslassen, Zulassen, Seinlassen

 

Blogstuff 1185

Wenn ich mir einen Film anschaue, tue ich etwas. Wenn ich auf der Parkbank sitze, tue ich, im herkömmlichen Sinne, nichts. Dennoch betrachte ich in beiden Fällen Menschen, es gibt Bewegung, Gespräche, eine Handlung. Der Film ist eine Erzählung, meine Beobachtungen auf der Parkbank bilden keine Erzählung, keine zusammenhängende Handlung, keinen Sinn. Ich kenne die Geschichten der Menschen nicht, die an mir vorübergehen. Obwohl sie authentischer sind als die Schauspieler im Film, interessieren sie mich nicht. Ich bleibe unbeteiligt. Ein Film kann spannend sein, eine halbe Stunde auf der Parkbank ist das Gegenteil: Entspannung. Das echte Leben ist auf der Parkbank langweiliger als ein Film, dennoch zieht mich dieser Ort jeden Tag magnetisch an. Vielleicht liegt es einfach daran, dass man auf der Parkbank nachdenkt und vor dem Fernseher nicht.

Es heißt immer, man solle so leben, als wäre es der letzte Tag. Wie wäre es, wenn wir so reden würden, als wäre es der letzte Satz?

Als ich im Supermarkt die Bananen aufs Band lege, habe ich ein schlechtes Gewissen. An der Kasse sitzt ein Schwarzer. Ist das jetzt fruchturelle Aneignung?

Ich habe nie verstanden, warum Homosexuelle oder Transpersonen die Hamas unterstützen. Ich habe mal ein Video gesehen, was im Gaza-Streifen mit Schwulen gemacht wird. Man wirft sie von einem Hochhausdach und auf der Straße wartet eine Menschenmenge, die mit ihren Knüppeln die Leiche bis zur Unkenntlichkeit zu Brei schlägt. Das ist so, als wenn ich einen Kindermörder als Babysitter engagiere. Aber für Fakten und Argumente waren deutsche Fanatiker noch nie zugänglich.

29. August. Sportliches Highlight des Sommers: Englisches Frühstück im Freien mit/gegen vier Wespen (sogenanntes BVB-Geschwader).

Es gibt viele Angler, aber ich bin der einzige Fischbeobachter.

Meine Abhängigkeit begann mit Pattex, dann kamen Alkohol, Cannabis und Heroin. Das alles innerhalb eines halben Jahres. Andere haben für diesen Weg nur sechs Monate gebraucht.

Die Fans von Verstappen, die an die Rennstrecke kommen, werden „Orange Army“ genannt. Wenn ich sie sehe, muss ich immer an die Jungs von der BSR denken.

Warum sind die islamistischen Terroristen wie Al-Qaida oder IS nicht auf die Idee gekommen, mit C4-Sprengstoff-Implantanten in den Brüsten von Frauen Flugzeuge oder Gebäude in die Luft zu sprengen? Niemand hätte die Frauen an dieser Stelle abgetastet, sie hätten sich in entsprechender Kleidung bei Veranstaltungen auch jedem Politiker nähern können.

Sie haben den Preis für das halbe Hähnchen von 3,49 auf 4,90 € erhöht. Also um 40,4 Prozent. Da hat die Bäckerei wohl einen Kunden weniger.

 

Dienstag, 2. September 2025

Muße

 

Ich habe immer von einem Leben in Muße geträumt. Aber da gab es natürlich die Schule, das Studium und den Beruf. 2013 war es dann so weit – allerdings unfreiwillig. Ich bekam eine schwere Depression, verließ Berlin und kehrte in die Obhut meiner Familie zurück. Mein Vater, der mit seiner Frau schon vor Jahren aus seinem Haus ausgezogen war und nicht weit entfernt in einer Kleinstadt lebte, kümmerte sich um mich. Ich zog in das Haus, genoss die Ruhe und den schönen Garten. Ich lebte von meinen Ersparnissen, die Nebenkosten für das Haus und meine Einkäufe bezahlte mein Vater.

Das ist jetzt zwölf Jahre her, im Juli 2013 zog ich in Schweppenhausen ein. Als ich Ende des Jahres wieder gesund war, die Therapie ging noch bis Mai 2014, fing ich wieder an zu schreiben. Keine Fachbücher und Romane, sondern Texte für meinen Blog. Kurze Arbeiten erschöpften mich nicht und bis heute bereue ich diesen Schritt nicht. Ich habe noch nie so viel geschrieben wie in den letzten Jahren, tausende Seiten sind entstanden und ich lese und schreibe jeden Tag. Inzwischen sichert meine Erbschaft das gegenwärtige und zukünftige Leben als Müßiggänger.

Muße wird in der Leistungsgesellschaft oft als Nichtstun denunziert. Aber Nichtstun ist eine Qual. Man hält es nicht lange aus. Nicht umsonst ist erzwungene Untätigkeit und Unbeweglichkeit die Höchststrafe, die wir uns für Verbrecher erdacht haben. Den ganzen Tag, womöglich allein, in einer winzigen Zelle sitzen, ohne Fernsehen, Internet und Playstation. Schlimmer kann es nicht kommen. Deswegen sind Strafgegangene dankbar für jede Tätigkeit in einer Gefängniswerkstatt.

Muße hieß im antiken Griechenland, von jeder Arbeit und vom Broterwerb befreit zu sein. Dies war den Sklaven überlassen. Ein freier Mann konnte sich seine Tätigkeit selbst wählen, er war niemandem zu Gehorsam verpflichtet. Aktivität und Entspannung sollten im Gleichgewinn sein. Aristoteles schrieb sogar, wer untätig sei, solle auch nicht spielen. Ein vollkommen nutzloses Leben war verpönt, Völlerei und Trägheit waren gesellschaftlich nicht akzeptiert.  

Die Form der Tätigkeit bestimmt der müßige Mensch selbst nach seinen Neigungen. Er kann sich bilden oder auf anderen Gebieten aktiv werden. Wenn wir uns heute die Frage stellen, wie ein Leben in Muße aussehen könnte, denken die einen an eine Jam-Session mit Freunden. Man macht Musik, solange man Lust hat, und wer zuhören will, muss keinen Eintritt zahlen. Die anderen ziehen körperliche Aktivitäten vor: Tennis, Radfahren, Wandern, Segeln oder was auch immer. Manche legen einen Garten an, hackeln und pflanzen stundenlang, kommen ins Schwitzen und abends tut der Rücken weh. Aber sie sind glücklich und zufrieden, wenn sie mit einem kalten Bier in der Hand auf dem Gartenstuhl sitzen und ihr Werk betrachten.

Muße bedeutet, eine Sache um ihrer selbst willen zu machen, nicht um Geld zu verdienen. Dazu gehören auch ehrenamtliche Tätigkeiten, Mithilfe im Haushalt oder bei der Kinderbetreuung, ökologische Projekte und politisches Engagement. Ein Leben in Muße bedeutet, frei zu entscheiden, wie viel Zeit wir der Tätigkeit und wie viel Zeit wir der Erholung zumessen. Denn der Ruhende muss handeln und der Handelnde muss ruhen, wie Seneca einst schrieb.