Dienstag, 18. November 2025

Curryking


Blogstuff 1231

Ich wuchs auf im finsteren Ghetto

Zwischen Cracknutten und ‘nem Netto

Die Kids waren alle ungezogen

Also wir sind einfach umgezogen

(aus meinem ersten Rap-Song)

Die Großstädte zeigen uns wie in einem Brennglas die Veränderung der Migration. Im 19. Jahrhundert wanderte man als Deutscher nach New York aus und schon die zweite Generation bestand aus Amerikanern. Polen kamen ins Ruhrgebiet, aus ihren Nachkommen wurden Deutsche. Heute leben in Berlin nicht nur typische Berliner, die der Dialekt, hemdsärmeliges Maulheldentum, Molle und Bulette miteinander verbindet, sondern hundert verschiedene Kulturen, die alle ihren Beitrag zum großen Puzzlespiel beitragen der Metropole. Vor zwanzig Jahren gab es hier keine syrischen und ukrainischen Restaurants, vor hundert Jahren gab es noch nicht einmal Pizza und Sushi.

Ich bin mir nie ganz sicher, ob Kritik an meinem Protagonisten Andy Bonetti noch Majestätsbeleidigung oder schon Gotteslästerung ist. Was würde Bonetti sagen, wenn es ihn wirklich gäbe?

Sahra W. will beruflich kürzertreten. Bitte? Die Frau ist 56.

Hätten Sie’s gewusst? Rockefeller machte sich im Alter von zwanzig Jahren 1859 selbständig und stieg ins Heu-Business ein.

Unser Flieger-Ass senkt die Ticketsteuer, die Tickets im ÖPNV werden teurer. Weiter so!

Abgesehen von dem Zwischenfall, wie hat Ihnen Dallas gefallen, Frau Kennedy?

Endlich habe ich auch einen Wikipedia-Eintrag. Beim ersten Satz „Der erfolgreiche Selfmade-Arbeitslose kam bei seiner Geburt auf die Welt“ ist allerdings noch Luft nach oben.

Warum reden Ostdeutsche immer über die Wände?

Wir alle wissen, dass die Parteien vom Staat alimentiert werden. Schließlich ist der Staatsapparat ja fest in der Hand der Parteien. Neu war mir, dass sie für jeden Euro an Mitgliedsbeiträgen 45 Cent und für Spenden natürlicher Personen bis zu einer Gesamthöhe von 3.300 Euro p.a. 45 Cent pro Euro bekommen. Schon klar: Beiträge und Spenden müssen nicht versteuert werden. Aber der Staat legt nochmal 45 Prozent auf die Einnahmen drauf? Das ist dreist.

Ich fordere: Ehe für keinen statt Ehe für alle. Schafft die Rituale ab.

Oma, haben wir noch curryking? 10 hours

 

Montag, 17. November 2025

Opa erzählt vom analogen Zeitalter (Urknall bis neulich)

 

 

Blogstuff 1230

Weltneuheit! Direkt vor Weihnachten präsentiert Bonetti Hardware den ersten Unisex-Kaffeevollautomaten der Welt. Das perfekte Geschenk für Ihre Liebsten.

Großbritannien hatte im vergangenen Jahr ein Wirtschaftswachstum von 1,1 Prozent, Deutschlands Wirtschaft schrumpfte um 0,2 Prozent. Verdammter Brexit!

Was macht eigentlich Heinz Pralinski? Er hat für eine Million Euro Lotto gespielt und nur zwanzig Euro gewonnen. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit für so viel Pech? 1:140 Millionen?

Mein Sternzeichen ist Sattelrobbe, Aszendent Faultier. Ich mag Spaziergänge am Strand und japanische Nudeln. (aus meinem Tinder-Profil)

+++breaking news+++ Polizei verhindert Anschlag friesischer Separatisten auf das „Wirtshaus“ in Kiel. Erdinger vom Fass, bayrisches Biergulasch, Münchner Wurstsalat und Wiesenbrotzeit sind eine unverzeihliche Provokation, die gerächt werden muss, heißt es im Bekennerschreiben, das zu früh online gestellt wurde.

Bei der zukünftigen Musterung der jungen Männer werden übrigens auch Kenntnisse beim Umgang mit Faxgeräten abgefragt.

Mein Plan für den Sommer: Einen Liter Cola trinken, zwei Mentos einwerfen und dann in ein Porsche-Cabrio kotzen.

Könnte man alkoholfreies Bier nicht Hopfenbrause nennen, um Verwechslungen zu vermeiden? Ich war in Franken mal in einem Supermarkt, da stand die Plörre nicht beim Bier, sondern bei den Softdrinks – wo es hingehört.

Die neuen Rekruten werden in Zukunft ausgelost. Warum machen wir das nicht auch mit den Abgeordneten des Bundestags? Nach jeder Wahl gäbe es einen neuen überraschenden Mix und ganz andere Mehrheiten.

1987 begann ich zu studieren, 1992 schrieb ich meine Magisterarbeit (auch in diesem Augenblick sitze ich an diesem Schreibtisch). Niemand kannte das World Wide Web (der Ausdruck „Internet“ setzte sich erst später durch), außer mir hatte nur einer in meinem Freundeskreis einen Computer. 1993 bis 1995 schrieb ich meine Doktorarbeit (auf meinem ersten Laptop), in dieser Zeit war ich zum ersten Mal im Netz. Copy & Paste gab es damals noch nicht, man ging bei Wind und Wetter in Bibliotheken und las ganze Bücher. Bibliotheken und Buchhandlungen faszinieren mich bis heute, ein echter Bücherwurm fühlt sich nur zwischen tausenden Büchern wohl. Aber ich kenne die Zeit vor und nach dem Siegeszug des Internets und weiß es durchaus zu schätzen, das Wissen der Welt in diesem kleinen Kasten zu haben. Optisch macht das Gerät im Vergleich zu meinen Bücherschränken nicht viel her, aber für einen neugierigen Menschen ist das Netz ein Paradies. Gleich nebenan, in den sozialen Medien, wartet die Hölle.

Sonntag, 16. November 2025

Der letzte Coup

 

Crackhead 3000 alias Alois Tiefenbrunner saß, an Händen und Füßen gefesselt, auf einem Holzschemel in einem Verhörraum, der etwa vier Quadratmeter klein war. Auf der anderen Seite einer Panzerglasscheibe saßen, etwa dreißig Zentimeter erhöht, damit sie auf ihn hinabblicken konnten, zwei Männer in dunklen Anzügen auf bequemen Drehstühlen. Die Wände ihres Zimmers lagen in weiter Ferne.

„Sie wissen, warum Sie hier sind?“

„Nein“, antwortete Tiefenbrunner.

„Vom zentralen Wertpapierdepot der Deutschen Bank sind drei Milliarden in US-Staatsanleihen verschoben worden. Erst nach Panama, dann nach Pjöngjang, von da aus auf die Cayman Islands und in Taschkent verliert sich die Spur.“

„Donnerwetter.“

„Es gibt nicht viele Hacker, die das können.“

„Was Sie nicht sagen.“

„Je früher Sie anfangen zu reden, umso früher sind wir hier fertig.“

„Meines Wissens können Sie mich nur 24 Stunden hier festhalten. Die sitze ich auf einer Arschbacke ab.“

„Das ist kein Verhör, Sie sind nicht verhaftet worden. Rein juristisch handelt es sich um eine Entführung und falls tatsächlich eines Tages die Polizei einer Vermisstenanzeige nachgeht, wird sie das Gelände des Bundesnachrichtendienstes sicher nicht betreten und diesen Keller schon mal gar nicht.“

„Dann muss ich mich wohl auf einen längeren Aufenthalt einstellen. Was gibt es zum Abendessen?“

Nach zwei Wochen konnte Tiefenbrunner wieder in seine Wohnung. Sämtliche Computer, externe Festplatten und Sticks waren verschwunden. Die Schubladen waren halb geöffnet und seine Klamotten lagen auf einem Haufen vor dem Kleiderschrank. Er prüfte mit einem speziellen Detektor, ob Wanzen und Kameras installiert waren. Aber das Haus war sauber.

Er ging zum Kaffeevollautomaten und tippte Cappuccino ein, direkt danach Espresso. Die vordere Verkleidung klappte auf und eine Tastatur fuhr heraus. Darüber war ein Monitor. Tiefenbrunner checkte, ob das Geld noch bei seiner Bank in Liechtenstein war. Kein Cent fehlte. Er überwies 2,9 Milliarden für wohltätige Zwecke an verschiedene Organisationen und buchte eine Million Euro auf sein Liechtensteiner Girokonto. Den Rest des Geldes legte er für zwei Prozent als Festgeld an. Dann lud er alle Daten auf einen Stick, löschte alle Dateien und schloss die Kaffeemaschine wieder.

Um vier Uhr nachts ging er zum Hauptbahnhof. Um diese Zeit sind die Straßen menschenleer und eine Observierung schwierig. Er ging durch den Park und kam um 4:45 Uhr am Berliner Hauptbahnhof an. Dort stieg er in ein Taxi und ließ sich zum Potsdamer Bahnhof fahren. Mit verschiedenen Pendlerzügen fuhr er am frühen Morgen nach Leipzig. Dort hatte das Reisecenter schon geöffnet und er bezahlte bar eine Fahrkarte nach Frankfurt. Dort kaufte er sich eine Fahrkarte nach Zürich.

Hier konnte er es wagen, mit Karte zu bezahlen. Er ging in ein für seine Diskretion bekanntes Fünf-Sterne-Hotel, buchte eine Suite, gönnte sich ein fürstliches Mahl und bestellte für den nächsten Morgen den hauseigenen Limo-Service. Er fuhr nach Liechtenstein, holte seine neue Karte ab und ließ sich anschließend zum Flughafen Zürich fahren, wo er mit seiner alten Karte einen Flug nach Miami buchte. Mit der neuen Karte buchte er den Flug, den er tatsächlich nahm. Wo ist Crackhead 3000 heute? Selbst der Nachrichtendienst weiß es nicht.    

 

Samstag, 15. November 2025

Ein Quantum Toast

 

Blogstuff 1229

„Der Weg zur Hölle ist mit schwachen Umsätzen gepflastert.“ (Christian Lindner)

Die Türkin Cansel Kiziltepe ist Senatorin für Arbeit & Gedöns (z.B. „Vielfalt“ – dass ich nicht lache). Berlin steht also kurz vor der Einführung der Scharia.

Kann es sein, dass Trump Krieg gegen Venezuela führt, weil die Venezolanerin María Corina Machado Parisca den Friedensnobelpreis bekommen hat, der seiner Meinung nach nur ihm zustünde?

In Braunschweig wurde heute das erste Enkeltrick-Call-Center von Bonetti Media eröffnet. Anfangs sollen fünfzig Mitarbeitende für Umsatz sorgen.

Christian Lindner verkauft jetzt Autos. Ich bin enttäuscht. Früher hatten abgehalfterte FDP-Politiker ein Dutzend Aufsichtsratsposten und verdienten mehr als in der Politik. Passt aber irgendwie zu einer Drei-Prozent-Partei.

Warum gehen eigentlich jedes Mal die Alarmanlagen der Autos an, wenn ich vorbeigehe. Wiege ich womöglich zu viel? Und wo liege ich auf der Richterskala?

Kohl hat einmal gesagt, ab einer Staatsquote von fünfzig Prozent beginnt der Sozialismus. Demnach sind Frankreich und Finnland (je 57 Prozent 2024) und Österreich (56 Prozent) klar dem sozialistischen Lager zuzuordnen. Auch Italien, Belgien und Schweden gehören dazu. Deutschland tritt dem Club in diesem Jahr bei. Schon während der Pandemie 2020/21 lag die Quote knapp über fünfzig Prozent. Jeder zweite Euro wird in diesem Land also von Politikern und ihren nachgeordneten Behörden ausgegeben. Und jetzt sehen wir uns mal die Leute an, die in der Deutschland AG im Vorstand sitzen …

Sahra Wagenknecht gibt den Parteivorsitz ab (freiwillig?) und ihr Name wird aus dem Parteinamen gestrichen. So erging es mal den Stalin- und später den Lenindenkmälern. Es ist sicher ein harter Schlag für diese Personifizierung von Eitelkeit und Narzissmus. Das BSW wird genauso scheitern wie zuvor ihre „Aufstehen“-Bewegung, für diese Prognose muss man kein Prophet sein. Sie möchte demnächst eine Grundwertekommission leiten. Diese Kommissionen sind unter Politikern aller Parteien gefürchtet, denn sie werden gerne als Abstellgleis genutzt, um „Parteifreunde“ von der Praxis, den Medien und hohen Ämtern fernzuhalten. Jahrelang verfasst man politische Poesie über das Wahre, Gute und Schöne, das aber nie in die Realität umgesetzt wird.

Ein Blick ins Vorwort des CDU-Grundsatzprogramms genügt. „Unsere Politik beruht auf der Verantwortung vor Gott und den Menschen. Für uns ist der Mensch von Gott nach seinem Bilde geschaffen. Unser Kompass ist das christliche Bild vom Menschen. (…) Wir begegnen der Welt in Demut, weil wir wissen, dass wir nicht die letzte Wahrheit kennen.“ Ich brauche ein Taschentuch. Was hat Jesus eigentlich zum Thema Unternehmensbesteuerung gesagt?

Und jetzt werfen Sie bitte einen Blick auf die Grundwertekommission der SPD. Wen kennen Sie? Grundwertekommission der SPD – Wikipedia

Freitag, 14. November 2025

Teufels Werk und Lohmüllers Beitrag


Das erste Band zeigte einen Mann, der die Hintertür eines Lieferwagens mit der Aufschrift „Edeka Lohmüller“ öffnete. Er lud einen Laptop und eine Drohne ein, an der ein Päckchen befestigt war. Uhrzeit: 6:15.

Das zweite Band zeigte Lohmüller in Nahaufnahme. Der Hintergrund sah aus wie das Innere eines Lieferwagens. Lohmüller blickte konzentriert auf etwas knapp unterhalb der Kamera und man hörte gelegentlich das Geräusch der Tastatur. Uhrzeit: 6:45.

Das dritte Band zeigte einen Wald aus etwa fünfzig Meter Höhe, dann ein paar Straßen mit Einfamilienhäusern. Dann erkannte man, dass sich die Kamera der Innenstadt von L. näherte. Dann flog die Kamera immer tiefer, um schließlich senkrecht auf das Reiterstandbild am Friedrichplatz zu rasen. Plötzlich war das Bild weg. Uhrzeit: 7:00.

Das vierte Band zeigte das Innere eines Parkhauses. Lohmüllers Lieferwagen passierte die Schranke und fuhr davon. Uhrzeit: 7:05.

Das fünfte Band zeigte das Innere eines Supermarkts. Eine Menschenmenge stürmte in den Laden, offenbar in Panik. Bereits im Eingangsbereich standen fünf Europaletten Klopapier, die regelrecht geplündert wurden. Außerdem wurden jede Menge Konserven, Nudeln, Mehl und Hefe gekauft. Uhrzeit: 8:00.

„Reicht das, Lohmüller?“

„Woher haben Sie die Aufnahmen?“

„Ich bin ein guter Hacker.“

„Woher wussten Sie von meinem Plan?“

„Sie haben das Semtex von meinem alten Knastkumpel Uwe gekauft. Er will übrigens auch beteiligt werden.“

„An was?“

„Stellen Sie sich nicht dumm. Wie viel Umsatz haben Sie mit den Hamsterkäufen nach dem Anschlag gemacht?“

„Etwa 10.000 Euro.“

„Sie haben nicht nur kriminelle Energie, sondern auch Humor. Im Lager hatten Sie weitere fünf Paletten Klopapier und zwei Paletten Ravioli. Natürlich habe ich mir auch die Zahlen ihres Kassensystems angesehen. Sie haben exakt 58.641 Euro eingenommen.“

„Wie viel wollen Sie?“

„20.000 für mich, 10.000 für Uwe. Sie wissen, was ansonsten passiert?“

„Gut. Sie bekommen das Geld.“  

 

 

Donnerstag, 13. November 2025

Tag & Macht

 

Blogstuff 1228

11.11. Der Kanzler wird siebzig. Was hat Bonetti Media ihm geschenkt? Drei Jahre auf Bonetti Island in der Karibik. Ein Luxusressort in völliger Abgeschiedenheit, ohne Internetanschluss und Handyempfang. In Berlin übernimmt derweil Wurstkönig Markus I. das närrische Zepter. Baut Bierzelte auf, bringt bajuwarische Bauern mit ihren Traktoren auf den Ku‘damm, kostenlose Brezel für alle!

Das Leben ist eine lange schnurgerade Straße und hinter jeder Kurve wartet ein Abenteuer.

Hätten Sie’s gewusst? Heute vor hundert Jahren starb Remigius von Storch, Erfinder des Turnbeutels, in Bad Kissingen.

Godot war meine einzige Hauptrolle am Theater.

Jede Shopping Mall hat einen zentralen Platz, auf den alle Gänge zulaufen. Dort saß ich unter einer künstlichen Palme, als es losging. Aus vier Richtungen kamen Rentner auf mich zu, mit Rollatoren, humpelnd oder im Rollstuhl. Als sie auf dem Platz waren, stellte einer der Alten einen Ghettoblaster an. Sie bewegten sich synchron zu „Marmor, Stein und Eisen bricht“. Es war der gruseligste Flashmob, den ich je gesehen habe.

Kalauer, der es seit dreißig Jahren nicht in den Blogstuff schafft: „In den Achtzigern hatte ich mal einen Jute-Laune-Beutel.“

Forscher haben jetzt den Algenhai entdeckt, die einzige vegan lebende Haiart.

Endlich beginnt die Zeit der Weihnachtsfilme und Serienspecials wieder. Und wie immer geht es ausschließlich um den Coca-Cola-Weihnachtsmann, wie originell. Und am 1. Weihnachtsfeiertag verkündet uns Charlton Heston die zehn Gebote.

Via Stefan Rose erfahre ich vom Trend des performative reading, „das fadenscheinige Mitführen von erlesenen Büchern“ (David Hugendick, ZEIT 47/2025). Ich kenne es in einer anderen Variante aus meiner Jugend: Einfach den Umschlag von "Dialektik der Aufklärung" um das neue Fix&Foxi-Heft machen, im Café sitzen und den Frauen nachdenkliche Blicke zuwerfen.

„Kuh flieht vor Schlachter und schließt sich Schafherde an“. Danke, BILD, …äh SPIEGEL.

Dobrindt macht die Einbürgerungstests schwieriger. Erst wenn der Syrer weiß, wo Bartel den Most holt, bekommt er den deutschen Pass.

Als Kinder haben wir uns mit dem Strohhalm aus der Capri-Sonne eine Line Ahoi-Brause in die Nase gezogen. Und? Hat es uns geschadet?

Na, endlich! Das BSW wird in Bündnis Schlechter Witz umbenannt. Sahra darf aber weiterhin Drohnen über Kasernen und Fabriken steuern und nach Moskau berichten.

Mittwoch, 12. November 2025

Die Bücherfalle

 

99 Prozent aller Bewohner dieses Landes sind harmlos oder wenigstens unauffällig. Sie lesen Bücher wie „Sieben Stunden im Café Tibet“ oder „Wenn die Fingernägel Trauer tragen“. Aber es gibt auch toxische Literatur. Dann kommen die Book Hunters ins Spiel. Auch wenn ich dieses Projekt vorläufig allein durchziehe und es keine offizielle Bezeichnung für meine Tätigkeit ist. Aber es klingt gut.

Dienstagmorgen. Es liegt ein Grauschleier über der Stadt. Plötzlich geht das rote Warnlicht an und die kleine Sirene auf meinem Schreibtisch beginnt zu heulen. Jemand hat gerade „19 Tipps für Dschihadisten – Wie der Islam in Deutschland siegt“ in einer Wilmersdorfer Bibliothek ausgeliehen. Die 19 gehört zu den heiligen Zahlen im Islam, wie die 7 und die 99. Ich stürze aus dem Haus und halte ein Taxi an.

„Fahren Sie mich zur Dietrich-Bonhoeffer-Bibliothek“, rufe ich dem Fahrer zu.

Der Mann mit Turban und Rauschebart sieht mich verständnislos an.

„Brandenburgische Straße 2“.

Als ich ankomme, sehe ich gerade noch, wie ein Mann in Kaftan und Sandalen die Bibliothek verlässt. Er hat das Buch in seiner rechten Hand und geht eilig davon.

Die ganze Sache war meine Idee und ich konnte den Chef des Berliner Staatsschutzes davon überzeugen, dieses preiswerte Projekt zur Identifizierung von islamistischen Terroristen zu unterstützen. Zunächst musste ich natürlich den Ratgeber schreiben. Das war gar nicht so einfach. Tipps wie „Sprich mit den Ungläubigen über Allah und den Propheten“, gefolgt von mehrseitigen Koranzitaten, oder „Frag in der nächsten Moschee nach Schusswaffen“ waren ja noch einfach. Unauffälliges Verhalten – nur bei Grün die Straße überqueren, Metallica-Shirts tragen, gelegentlich einen Doppel Whopper essen – konnte ich aufgrund meines kulturellen Hintergrunds auch sehr gut beschreiben. Aber beim Thema Bombenbau musste ich die Leser natürlich in die Irre führen. Andererseits: Plastiksprengstoff aus Lego, Multifunktionsjacken als Sprengstoffgürtel – warum nicht?

Wir verbreiteten die Kunde von diesem Buch über V-Leute in Kreuzberg und Neukölln. Sie hatten es in Shisha-Bars und Dönerbuden dabei und blätterten auffällig darin herum. Wir hatten es in allen öffentlichen Bibliotheken Berlins platziert. Sobald die Signatur bei der Ausleihe eingescannt wurde, ging in meinem Büro der Alarm los. Sicherheitshalber war im Einband noch ein GPS-Tracker, damit ich es orten konnte, wenn ich die Spur verlieren sollte. Ein bundesweit einmaliges Projekt. Der Staatsschutz war sehr stolz darauf.

Ich folge den Mann mit dem Buch unauffällig bis zu seiner Wohnung und schreibe mir die Adresse auf. Er wohnt im Erdgeschoss. Ich sehe, wie er den Kaftan auszieht. Darunter hat er ein weißes Baumwollhemd und eine Jeans an. Dann nimmt er die schwarze Perücke und den falschen Bart ab. Irgendetwas scheint hier nicht zu stimmen. Der Mann ist blond.

Am nächsten Morgen klingelt der Verfassungsschutz an meiner Tür. Man hat mich ab der Bibliothek observiert und findet das Manuskript auf meinem Rechner. Mein Chef muss einiges erklären und ist über den Verlauf der Operation Bücherfalle alles andere als begeistert. Mein neuer Job im Archiv ist nicht ganz so aufregend.

 

Dienstag, 11. November 2025

Bonetti in Bornheim


Es muss etliche Jahre her sein, dass Andy Bonetti in Bornheim gelesen hat. Auf Einladung des Bürgermeisters hat er im Gemeindesaal einige Kapitel aus seiner erfolgreichen Pralinski-Biographie vorgetragen, nun spaziert er frohen Mutes durch die Straßen. Er trägt seinen schneeweißen Reiseanzug, eine karmesinrote Krawatte und einen Panamahut, der sein gesalbtes Haupt gegen die Sonne schützt. Die Passanten grüßen ihn artig und ältere Herren lüpfen sogar lächelnd ihre Hüte.

Bonetti betritt ein Kaffeehaus und setzt sich an einen freien Tisch am Fenster. Sogleich fliegt eine Kellnerin heran und fragt nach seinen Wünschen. Er bestellt eine große Tasse Milchkaffee und fragt nach der Speisekarte. Während die Kellnerin davon eilt, um seinen Wunsch zu erfüllen, tritt der Kaffeehausbesitzer an seinen Tisch und überreicht ihm die Speisekarte. Er empfiehlt die belgischen Waffeln mit Vanilleeis. Bonetti nickt zufrieden, möchte aber zu den Waffeln und dem Eis noch ein Schälchen Erdbeeren. Der Besitzer lächelt erfreut und geht persönlich in die Küche.

Während Bonetti auf den Kaffee wartet, kommt ein kleines Mädchen mit Zöpfen an seinen Tisch und schaut ihn an.

„Na, Kleine, wer bist du denn?“

Sie sagt nichts und schaut ihn weiter an.

Eine junge Frau kommt zögernd näher.

„Das ist Susi“, sagt sie. „Sie ist jetzt sieben Jahre alt.“

„Und?“

„Sie haben sie nach Ihrer letzten Lesung gezeugt, Mister Bonetti. Ich bin so stolz auf das Kind.“

„Oh. Wirklich?“

Ein Mann mit einer grünen Schürze kommt näher, während die Kellnerin den Kaffee serviert.

„Mister Bonetti“, sagt er, „ich habe Ihren Rat befolgt. Das ist die Rosa foetida bonetti.“ Er hält ihm einen Strauß gelber Rosen vor die Nase, die einen unangenehmen Geruch verströmen.

„Großartig“, sagt Bonetti und riecht an seinem parfümierten Seidentuch, das er hastig aus der Brusttasche gezogen hat.

Alle Gespräche im Kaffeehaus sind längst verstummt, die Blicke der Gäste sind auf Andy Bonetti gerichtet.

Endlich kommen die belgischen Waffeln mit Eis und Erdbeeren.

„Voilá, Mister Bonetti. Wir haben uns erlaubt, ihre Kreation als ‚Surprise à la Bonetti‘ auf die Speisekarte zu nehmen.“

Bonetti beginnt zu essen. Alle schauen ihm gespannt zu. Vor dem großen Fenster des Kaffeehauses hat sich inzwischen eine riesige Menschenmenge versammelt. Stumm zeigen sich die Leute den großen Dichter gegenseitig mit dem Zeigefinger. Hunderte Smartphones werden in die Höhe gehalten, um die Szene für die Ewigkeit festzuhalten. Die Polizei versucht, den Stau aufzulösen, der sich durch die Gaffer vor dem Kaffeehaus gebildet hat.

Aus dem Hintergrund hört Bonetti ein Hämmern. Es ist ein Handwerker, der gerade ein Messingschild mit der Aufschrift „Hier hat der Schriftsteller Andy Bonetti am 3. November 2025 gespeist“ an der Wand des Kaffeehauses befestigt.

Es ist nicht leicht, ein berühmter Künstler zu sein. Die Menschen machen sich keine Vorstellung von diesem Leben.

Nachtrag: Die Kellnerin des Kaffeehauses war übrigens eine Studentin an der Universität der Künste in Berlin und verdiente sich zu diesem Zeitpunkt in ihrer alten Heimat gerade ein wenig Geld zur Fortsetzung ihres Studiums. Jahre später hielt sie die geschilderte Szene in einem großflächigen Gemälde fest. „Bonetti in Bornheim“ hängt heute im Pariser Louvre und gilt als eines der großen Meisterwerke der zeitgenössischen Kunst. Es soll den berühmten amerikanischen Regisseur David Lynch zu seinem Opus magnum „The Bonetti Mysteries“ inspiriert haben. In diesem Film hat Andy Bonetti zwei Cameo-Auftritte: Wir sehen ihn zunächst auf einer Flugreise als Sitznachbarn des Hauptdarstellers, in seiner Hand ein Glas Bourbon mit Eis (nach 7 Minuten), später sehen wir seine markante Silhouette hinter der Milchglasscheibe einer Tür mit der Aufschrift „Registratur für Geburten und Sterbefälle“ (nach 144 Minuten).

Montag, 10. November 2025

Die Topographie der Ignoranz


Blogstuff 1227

„Bonetti? Dieser arrivierte Bourgeois mit Villa in St. Tropez? Der gerne den Gesellschaftskritiker spielt und Verständnis für die Sorgen der kleinen Leute heuchelt, während er kubanische Zigarren raucht und Champagner trinkt? Der mit Rheinmetall-Aktien und MAGA-Mützen ein Vermögen verdient hat und den Kindern an Halloween Steine in den Beutel wirft? Der eiskalte Faschist, der vorgibt, ein sensibler Künstler zu sein? Ich mag ihn.“ (Lars Klingbeil)

Viele Superstars werden mit ihrem Ruhm nicht fertig. Das Problem hatte ich nie. Aber jede Lobeshymne in den Medien lähmt mich für einen Tag und ich frage mich, wie ich diesen hohen und immer höher werdenden Ansprüchen des Publikums auch weiterhin gerecht werden kann.

Im Café. Ein Opa bestellt bei der jungen Kellnerin nicht nur eine Tasse Kaffee, sondern erzählt ihr auch in breitem Dialekt, dass er früher Kadetten bei der Marine ausgebildet hat. Ich sehe förmlich das Fragezeichen über ihrem Kopf. Dann packt er eine B.Z. aus und sagt laut „Dann wolln wa ma“. Er sitzt am Nachbartisch und ich fürchte, dass er mich anspricht und mich buchstäblich zu Tode langweilt. Also vertiefe ich mich in meinen Tagesspiegel. Auch gebürtige Berliner können Nervensägen sein.

Ich werde diesen Augenblick nie vergessen. Es war in meinem ersten Jahr bei der Kripo. Der Sanitäter schloss gerade den Leichensack über dem Gesicht eines jungen Mannes, als dessen Handy losging. Die Melodie: „Who wants to live forever“ von Queen.

Sergeant Klepper war verheiratet, hatte aber keinen Sex mehr, seit der Gerichtsvollzieher den Pelzmantel seiner Frau und den Fernseher gepfändet hatte.

Humoristen, egal ob sie sich Comedians oder Kabarettisten nennen, sind auch nur Dienstleister und sollten sich nicht allzu wichtig nehmen. Ihr seid Pointenkellner, dafür werdet ihr bezahlt, also kommt mir nicht mit Bühnenjubiläum und sentimentalen Anwandlungen. Mein Dönermann macht seinen Job jetzt auch schon seit 25 Jahren und macht kein großes Ding draus.

Julia Klöckner hat Deutschland als den Puff Europas bezeichnet. Ist die CDU schon im Wahlkampfmodus – und auf dem Weg zu 15 Prozent? Als ich diese Frau zuletzt im Fernsehen gesehen habe, hatte sie fingerdick weiße Schminke im Gesicht und absurd rote Lippen. Solche Frauen stehen meistens vor dem Hauptbahnhof, man nennt es auch moderne Bauernmalerei.

Aus meinem Tagebuch: „1. Mai 1985. Ich beschließe, meinen revolutionären Pflichten nachzukommen und das System zu infiltrieren. Ich nehme einen Job in einer Chemiefabrik an, die aus geschredderten Küken Glyphosat herstellt. An meinem ersten Arbeitstag bekomme ich einen grauen Kittel und einen Besen ausgehändigt. Der Marsch durch die Institutionen beginnt.“

Sonntag, 9. November 2025

Ein junges Paar


Er: Hast du gelesen? Die Erderwärmung steigt bis 2100 auf 2,8 Grad.

Sie: Ja, das ist das Ende.

Er: Die Menschheit schaufelt sich ihr eigenes Grab.

Sie: Schrecklich. Deswegen will ich keine Kinder.

Er: Was machen wir dagegen?

Sie: Ich verzichte auf Nutella. Wegen dem Palmöl.

Er: So ein Quatsch. Genau wie deine Jazztanzgruppe.

Sie: Und du verdammter Klugscheißer?

Er: Ich war neulich auf der Demo in Berlin. Mit Zugfahrt hat mich das einen ganzen Tag gekostet.

Sie: Auf was verzichtest du? Es ist kurz nach zwölf und du hast mal wieder das erste Bier offen.

Er: Ich verzichte aufs Auto und auf Flugreisen.

Sie: Das machen wir beide, weil wir keine Kohle haben.

Er: Sven und Larissa waren neulich in Portugal. Diese Umweltschweine.

Sie: Ich möchte auch mal wieder verreisen.

Er: Willst du als Systemhure enden? Larissa arbeitet bei der Telekom.

Sie: Du arbeitest überhaupt nicht.

Er: Ich studiere Eventmanagement.

Sie: Und was hilft das gegen die Abholzung des Regenwalds?

Er: Soll ich mich deswegen hier in Cottbus an einen Baum ketten?

Sie: Das bringt doch alles nichts. Lass uns was essen.

Er: Was haben wir denn noch?

Sie: Tiefgefrorene Chicken Nuggets. Die könnte ich in der Mikrowelle heiß machen.

Er: Klingt gut. Bringst du mir noch ein Bier mit?

Sie: Mach ich. Es ist so traurig, wie alles den Bach runter geht.

Er: Wenn wir nur was daran ändern könnten.

 

Samstag, 8. November 2025

Mein Traum


Ich wollt, ich wär

Ein Bambusbär

Mit Namen Paulchen Panda



Ein Leben für den Holzverzehr

Gelegentlich Geschlechtsverkehr

Und abends die Veranda






Ein Fall für Ohio Klotzinger


Blogstuff 1226

„Solange es läuft, lässt man es laufen.“ (Bonetti zu seiner überraschenden Berufung in den WM-Kader)

Ich bin so deutsch, ich frage AfD-Mitglieder, wo sie ursprünglich herkommen.

Am Ende bewohnen wir eine winzige Immobilie mit Holzwänden.

Wenn ich noch mal auf Reisen gehe, dann nicht mit Ryanair nach Ibiza, sondern mit einem Tornado nach Oz.

Habe gerade bei Lieferando den ersten Burger mit schwarzen Johannisbeeren und Walnüssen gefunden. Leute, wo soll das noch hinführen?

Schon vor Jahren habe ich mir den Spaß erlaubt, von einer Pizza mit Weißwurstscheiben zu phantasieren. Jetzt gibt es die Pizza Oktoberfest, exakt so, aber zusätzlich mit Sauerkraut und Creme-Fraiche – und natürlich ohne süßen Senf. Söder, übernehmen Sie!

Auch merkwürdig: die Pizza Knusperente mit Rotkohl und Bratensoße. Wie alt sind die Enten, wo wir seit Wochen Vogelgrippe haben?

Nimm das, Kirche: Zehn Gebote der sozialistischen Moral und Ethik – Wikipedia

Aus Bonettis Rede auf dem jährlichen Blogger-Kongress: „Ich bin ein Blogger. Hat nicht ein Blogger Augen? Hat nicht ein Blogger Hände, Gliedmaßen, Werkzeuge, Sinne, Neigungen, Leidenschaften? Mit derselben Speise genährt, mit denselben Waffen verletzt, denselben Krankheiten unterworfen, mit denselben Mitteln geheilt, gewärmt und gekältet von eben dem Winter und Sommer als ein Influencer? Wenn ihr uns stecht, bluten wir nicht? Wenn ihr uns kitzelt, lachen wir nicht? Wenn ihr uns vergiftet, sterben wir nicht? Und wenn ihr uns beleidigt, sollen wir uns nicht rächen?“

Das crazy. Ich bestelle seit zwanzig Jahren bei Amazon. Am Donnerstag sollten zwei Bücher à 500 Seiten kommen (Mick-Herron-Krimis). Meine Nachbarin sieht den Amazon-Fahrer, wie er etwas in meinen Briefkasten steckt, und erzählt es mir, als ich an der Tür auf den Typen warte. Ich erzähle ihr, ich würde zwei Bücher bekommen. Sie: „Der Umschlag sah so dünn aus.“ Ich gehe runter und was habe ich bekommen? Einen leeren Umschlag und die Meldung auf meiner Amazon-Seite „Zustellung erfolgt“. Mit einem Foto von meinem Briefkasten. Ich bin mal gespannt, wie das mit meiner Reklamation ausgeht.

Stellen Sie sich vor, der Abfall, den Sie jeden Tag produzieren, würde in Ihrer Wohnung bleiben. Wann wäre die ganze Bude komplett zugemüllt? Nach einem Jahr? Nach zwei Jahren? 2023 gab es 433 kg Haushaltsabfälle pro Kopf, 2022 waren es 606 kg.

Ein Leben im Elfenbein-Apartment. Irgendwo zwischen vergangener Midlife-Crisis und zukünftiger Demenz.


Bonetti Airlines – Unser Service ist unübertroffen.

Freitag, 7. November 2025

Bonetti macht Kohle aus Diamanten

 

Blogstuff 1225

Sonntagmorgen, ich sitze am Schreibtisch. Das Fenster ist offen, um frische Luft reinzulassen. Aber drei Stockwerke unter mir sitzt der elende Kiffer schon wieder auf seinem Balkon und bald riecht es in meiner Bude wie vor zwanzig Jahren.

„Was ist denn hier los?“ fragte Gott, als er mal wieder im Sonnensystem war.

Die „Gesellschaft“ ist eine amorphe Masse ohne eigenen Willen und ohne eigene Kraft, die durch den Wellengang der Zeit und in seltenen Fällen durch die Politik bewegt wird. Sie ist keine verlässliche Größe und scheint auch kein Gedächtnis zu haben. Ein gleichgültiger Zellhaufen ohne Einfluss auf das eigene Schicksal. Schließlich haben auch Quallen kein Gehirn. Werden sie an den Strand gespült, kann man zusehen, wie sie langsam verdunsten. Es bleibt nichts übrig.

Parkbank-Content. Seit Tagen liegt eine Kindersteppjacke neben einem Mülleimer. Dann kommt eine junge Frau, hebt sie auf, sieht sie sich prüfend an und nimmt sie mit. Armut = Recycling.

Wegen Personalmangels bei der BSR werden jetzt Mitarbeiter der Berliner Senatsverwaltungen beim Reinigen der Stadt von Herbstlaub eingesetzt. Leider heften die Beamten die Blätter in Aktenordnern ab.

Das Parteiensystem, dass sich nach dem Krieg in den vier größten europäischen Ländern gebildet hat, löst sich gerade auf (Deutschland, Großbritannien) oder hat sich bereits aufgelöst (Italien, Frankreich).

Die Chinesen stecken hinter dem Klimawandel. Denn in China scheint es keinen Klimawandel zu geben. Alle Katastrophen finden in Europa statt. Oder waren es die Russen?

Merz hat im ersten halben Jahr seiner Kanzlerschaft mehr Schulden gemacht als Kohl für die komplette Deutsche Einheit. Damals hat man wenigstens an Straßen, Brücken und Gebäuden gesehen, was mit dem Geld gemacht wurde. 2024 wurden z.B. etwa 450 Milliarden Euro für Renten und Pensionen ausgegeben, die nur zu zwei Dritteln durch die Beiträge von Arbeitnehmern und Arbeitgebern gedeckt waren. Da versickert das Geld in der heutigen Zeit.

Hat schon mal jemand einen Jugendlichen gesehen, der mit seinem Handy telefoniert? Wieso sprechen diese Menschen so wenig? Verantwortlich für die Vereinsamung der Jugend sind angeblich die Schulschließungen vor fünf Jahren. Vom 13. März bis Mitte Mai 2020, je nach Bundesland. Treffen konnten sich die Kids privat natürlich immer noch. Aber Corona ist eine bequeme Ausrede für ein viel tiefer gehendes gesellschaftliches Problem. Fünf Jahre sind für junge Menschen eine Ewigkeit. Freundschaften sind entweder fortgesetzt worden oder neue sind entstanden. Möglicherweise richten TikTok und Influencer einen wesentlich größeren Schaden an, aber darüber spricht niemand.  

Donnerstag, 6. November 2025

Zehn kleine Stadtbildstörer

 

Zehn kleine Stadtbildstörer standen mal am Rhein

Einer fiel hinein und da waren‘s nur noch neun

Neun kleine Stadtbildstörer haben nur gelacht

Einer hat sich totgelacht, da waren’s nur noch acht

Acht kleine Stadtbildstörer haben’s übertrieben

Einer mit gestrecktem Crack, da waren‘s nur noch sieben

Sieben kleine Stadtbildstörer folgten blind ihrem Reflex

Und tranken selbstgebrannten Schnaps, da waren’s nur noch sechs

Sechs kleine Stadtbildstörer gingen ohne Schuh und Strümpf

Einen schlug ein Nazi tot, da waren’s nur noch fünf

Fünf kleine Stadtbildstörer wollten nur ein Bier

Der Wirt holte den Knüppel raus, da waren’s nur noch vier

Vier kleine Stadtbildstörer gingen am AfD-Büro vorbei

Es kamen ein paar Männer raus, da waren’s nur noch drei

Drei kleine Stadtbildstörer fühlten sich nicht frei

Es kam die Polizei vorbei, da waren es nur zwei

Zwei kleine Stadtbildstörer wollte wirklich keiner

Einer hat den Strick genommen, da war es nur noch einer

Ein kleiner Stadtbildstörer fühlte sich allein

So lief er einfach schnell zurück ins Asylantenheim

 

Mittwoch, 5. November 2025

Die Lesung

 

Eigentlich ist es immer das Gleiche, nur der Ort ändert sich. Diesmal ist es also Marburg und das „Anti-Quariat“. Bereits beim Betreten der mit staubiger Luft gefüllten Geschäftsräume sinkt mein Mut und ich weiß, dass mich heute wieder eine Demütigung erwartet. Eine Demütigung, die sich aus verschiedenen Quellen speist: Die unheimliche Stille, die fehlende Distanz zum Publikum, die Trostlosigkeit der Kulisse, die existenzielle Verlorenheit der Gastgeberin.

Die Kulisse: Altersdunkle Holzregale mit endlosen Reihen von Buchrücken, gefühlte zehntausend Bücher, die weder einer alphabetischen noch einer thematischen Ordnung folgend nebeneinander stehen, ein Resopaltisch mit dünnen Beinen, auf dem ein Stapel mit Exemplaren meines neuesten Romans „Liquid Memories“ liegt, und ein paar trostlose Topfpflanzen. Dazu knapp zwanzig Stühle verschiedenster Herkunft, die offenbar eigens für diesen Anlass herbei geschafft wurden. Für mich steht ein gepolsterter Stuhl bereit, ein zweiter Resopaltisch und ein Drittelliter Mineralwasser in einer bereits geöffneten Flasche nebst Glas.

Das Publikum: In der ersten Reihe sitzen nur die Gastgeberin Gisela Schmirgelberger-Jungmanova und ihre Zwillingsschwester Rosalinde. Dahinter drei junge Frauen mit kurzen, himbeerrot gefärbten Haaren und versteinerten Mienen, offenbar Studentinnen der Geisteswissenschaften. Dazu ein halbes Dutzend der unvermeidlichen Deutschlehrer, die mit chirurgischer Präzision jeden Satz in seine Einzelteile zerlegen und jede Bedeutung in ihr Gegenteil verkehren können. Schlimmstenfalls schreiben sie gerade selbst an einem Roman oder einem Lyrik-Bändchen. Ganz hinten einige Studenten und Zufallsbesucher, die angestrengt das Display ihres Smartphones bearbeiten. Insgesamt etwa Dutzend Leute.

Der Vortrag: Nach einigen dürren Worten der Einführung von Frau Schmirgelberger-Jungmanova beginne ich mit einem humoristischen Text über meine Verhaftung wegen öffentlicher Trunkenheit in Texas 1993, meiner Nacht im Gefängnis und der anschließenden Gerichtsverhandlung. Eisiges Schweigen. Es folgen einige Gedichte im schwungvollen Reimschema meiner rheinhessischen Heimat. In der letzten Reihe steht ein Mann auf und verlässt das Antiquariat. Jetzt komme ich zum ersten Höhepunkt meiner Lesung: Eine Satire auf die feministischen Bemühungen, die deutsche Sprache zu verändern. Die drei Studentinnen stehen gleichzeitig auf und verlassen geschlossen den Raum. Als ich meinen berühmten Text über Hamstergolf zu Gehör bringe, schüttelt ein bärtiger junger Mann mit Hornbrille aus der dritten Reihe den Kopf und geht ebenfalls – vielleicht ein Tierschützer oder Veganer. Ich mache mit einem unveröffentlichten Kapitel aus „Liquid Heaven“ weiter. Als ich einen Schluck Wasser trinke, nutzt eine Studienrätin, die ich auf Anfang Sechzig schätze, die kurze Pause, um mich zu fragen, ob die Protagonistin Rosine Fischel eine Jüdin wäre und ob die Szene in einem Kellerversteck auf das Leben von Anne Frank anspielen würde. Wut und Verachtung blitzen aus ihren Augen. Jetzt würde ich selbst gerne gehen – aber die Demütigung endet erst, nachdem man mit der Veranstalterin, ihrer verbissen schweigenden Schwester und zwei interessierten Zuhörern, die allerdings kein Buch von mir kaufen, noch ein Glas Wein in einem „Bistro“ getrunken hat.

Dienstag, 4. November 2025

KdU – Koalition der Unfähigen


Blogstuff 1224

„Alle Erkenntnis ist alt und langweilig.“ (Thomas Mann: Tonio Kröger)

Ein halbes Jahr nach der Wahl von Friedrich Merz zum Kanzler kann man eine erste Bilanz ziehen: Die Wirtschaft brummt, die Steuereinnahmen sprudeln, die schwarze Null im Staatshaushalt steht so felsenfest, als hätte der Finanzminister Viagra eingepfiffen. Chinesische Unternehmer kommen reihenweise nach Deutschland, um zu lernen, wie man erfolgreich Produkte entwickelt und vermarktet. Job-Center werden geschlossen, weil es nicht mehr genug Arbeitslose gibt. Ganz Europa zittert vor der Bundeswehr und es ist nur noch eine Frage der Zeit, wann Pistorius seine Höllenmaschine Richtung Moskau in Marsch setzt. Wetten, dass wir dieses Jahr wieder weiße Weihnachten bekommen?  

Jetzt mal im Ernst: Bei Merz weiß ich nie, ob er jenes Glück hat, das den Dümmsten manchmal zufällt, oder ob er ein genialer Stratege ist. Aber ihm ist mit der Stadtbild-Debatte das Ablenkungsmanöver des Jahres gelungen. Alle schauen auf das brennende Haus Deutschland (Rezession, Klima, Arbeitslosigkeit, Rekordverschuldung, AfD stärkste Partei usw.), aber der Kanzler ruft: „Guck mal da, ein rotes Fahrrad“ – und allen drehen die Köpfe. Ich habe lange Jahre in einem Stadtforschungsinstitut gearbeitet. Das Thema Stadtbild wurde nicht einmal erwähnt, kein Stadtforscher hat sich mit diesem amorphen Begriff jemals im Rahmen einer Tagung oder eines Forschungsprojekts befasst. Über den „Herbst der Reformen“ spricht niemand mehr und es scheint auch egal zu sein, ob etwas gegen die Probleme des Landes getan wird. Gebt dem Urnenpöbel einen Lutscher und er ist beschäftigt, bis die Weihnachtsmärkte öffnen. Von dieser Regierung sind keine Reformen zu erwarten.    

Nach dem Verbot der Plastikstrohhalme hatten wir einen verregneten Sommer und einen goldfreien Oktober. Klimaschutz funktioniert!

Life-Hack vom Profi: Kaffee nach Mitternacht führt zu Schlafstörungen.

Ich finde es lustig, dass fünf Jahre nach Corona immer noch irgendwelche kleinkarierten Korinthenkacker die angebliche Freiheitsberaubung beklagen. Leute, wenn ihr euch damals an die Vorgaben der Regierung gehalten habt, seid ihr doch selbst schuld. Wir saßen, fünf Jungs aus fünf verschiedenen Haushalten, weiter zusammen bei Fußballübertragungen oder DVD-Abenden vor der Glotze, natürlich ohne 1,5 Meter Abstand (so groß ist ja kein Wohnzimmer). Ich habe nie gehört, dass die Polizei solche Sachen kontrolliert hat. Wie auch? Hier leben über 80 Millionen Leute und man braucht ja auch noch einen Durchsuchungsbeschluss. Wir haben unser Leben einfach weitergelebt. Einmal in der Woche hatte ich beim Einkaufen die bescheuerte Maske auf und das wars. Es gab nur ein einziges ärgerliches Ereignis in dieser Zeit. Ich saß mit einer Freundin im ICE, ohne Maske. Nach einer Stunde kommt ein Schaffner, nicht zur Fahrkartenkontrolle, sondern nur zu uns. Maske oder Aussteigen. Eine Gestapo-Ratte unter den Fahrgästen hatte uns offenbar denunziert. Wer heutzutage fehlende Freiheiten beklagt, sollte nach Amerika, Russland oder China schauen.


Montag, 3. November 2025

Die Wahrheit

 

Thomas Bernhard wurde von seinem Verleger förmlich um seine Manuskripte angebettelt. Zu Elias Canetti kam der Cheflektor persönlich nach Hause, um den handschriftlichen Text abzuholen. Dann wurde er im Verlag abgetippt und per Chauffeur zurück zum Autor expediert. Truman Capote gelang es sogar, seinem Verleger umfangreiche Vorschüsse abzuluchsen – für ein Manuskript, das es nie gegeben hat, wie man nach seinem Tod feststellte. Im wahren Leben ist alles anders. Die stählerne Beharrlichkeit des Banalen umfängt den Schriftsteller schon, wenn er nur das Haus verlässt.

Da steht er nun mit seiner Kunstledermappe an der Bushaltestelle. Es ist sieben Uhr morgens und seine Nase läuft. Als er den Bus besteigt, taucht er in eine Hölle aus lärmenden Schülern ein. Als er wenig später in der Kreisstadt aussteigt, hat er bereits starke Kopfschmerzen. Aber er muss den Verlag erreichen. Er ist pleite und braucht dringend einen Vorschuss. Also kauft er sich von seinem letzten Geld eine Fahrkarte und steigt in den Zug, der ihn in die große Stadt bringt. Als er die Bahnhofshalle der großen Stadt betritt, bekommt er es mit der Angst zu tun. So viele Menschen hat er schon lange nicht mehr auf einem Haufen gesehen. Schnell weiter! Als er auf den Vorplatz tritt, um sich auf den langen Fußmarsch zum Verlagsgebäude zu begeben, setzt unmittelbar ein schwerer Regen ein. Völlig durchnässt und nach vielen Irrwegen erreicht er schließlich den Verlag. Es dämmert schon.

Er klopft an die Tür. Nichts. Er klopft noch einmal. Wieder nichts. Er klopft lauter. Endlich hört er das Geräusch schlurfender Schritte. Die Tür wird geöffnet. Die Sekretärin des Verlegers steht vor ihm.

„Was wollen Sie?“ fragt sie und sieht ihn spöttisch an. Sie beginnt zu kichern.

„Ich bin hier wegen des Manuskripts, das ich Ihnen vor sechs Monaten geschickt habe.“

„Manu-, Manu-, Manuschibt?“ lallt sie verständnislos und kichert wieder.

„Erkennen Sie mich denn nicht, Frau Maiselova? Ich bin Andy Bonetti. Einer Ihrer Autoren.“

Sie muss sich im Türrahmen abstützen, um nachzudenken. „Brunetti … Buletti … Haben wir wasch ssu essen bestellt? Ha-haben Sie die Pizza etwa in Ihrer Mappe?“

„Liebe Frau Maiselova, ich muss unbedingt den Herrn Verleger sprechen. Es ist wichtig.“

„Den?“ Sie lacht laut und beginnt, gefährlich zu schwanken. Dann tritt sie zur Seite und bittet ihn mit einer übertriebenen Verbeugung hinein.

Im Vorzimmer stapeln sich die Manuskripte zu Bergen, auf dem Schreibtisch der Sekretärin stehen leere Weinflaschen und Gläser. Offensichtlich hat es eine Feier gegeben.

Frau Maiselova deutet auf eine Tür und schiebt ihn dann mit beiden Armen auf sie zu. „Gehen Sie ruhig rein“, ermuntert sie ihn.

Er öffnet die Tür und sieht den Verleger, der den Kopf auf die Tischplatte gelegt hat und laut schnarcht. Er macht ein paar Schritte auf ihn zu und ruft: „Guten Tag, Herr Bloch!“

Keine Reaktion. „Herr Bloch?!“ Er stellt sich neben ihn und schüttelt ihn sanft. Nur ein kurzes Grunzen, dann ein zufriedenes Schnaufen. Er packt ihn bei den Schultern und setzt ihn aufrecht hin. „Herr Bloch! Es ist wichtig! Es geht um mein Manuskript. Haben Sie ‚Liquid Heaven‘ gelesen?“

Er stöhnt. Er krächzt. Dann schüttelt er den Kopf und öffnet die verquollenen Augen zu winzigen Schlitzen. „Wer? Was?“ sagt er mit schwerer Zunge, dann fällt sein Kopf zurück auf den Tisch. Mit seinen Armen reißt er ein paar Schnapsflaschen um.

Es ist nichts zu machen. Er schnarcht wie ein Bär im Winterschlaf.

Bonetti setzt sich also in einen Besuchersessel und wartet. ‚Ich werde einfach solange warten, bis er wieder aufwacht und mir zuhören kann. Ich brauche das Geld. Ich habe noch nicht einmal genügend Geld für die Heimfahrt. Es gibt keine andere Möglichkeit‘, denkt er. Draußen bricht die Nacht herein.

Als er aufwacht, ist es heller Morgen. Der Verleger ist wach und schaut ihn neugierig an.

Er reibt sich den Schlaf aus den Augen und beginnt: „Herr Bloch. Sie erinnern sich doch an mich, oder? Andy Bonetti. Ich habe Ihnen das Manuskript vor sechs Monaten geschickt. Mein neuer Roman.“

Der Verleger lacht vergnügt und klopft sich auf die fetten Schenkel. Dann steht er auf und torkelt zu einem Wandschrank. Er öffnet ihn und zieht wahllos zwei Manuskriptbündel heraus, die er wild über seinem Kopf schwenkt. Plötzlich wirft er sie hoch in die Luft und bricht in einen Lachkrampf aus. Tränen rollen über seine feisten Wangen, vor lauter Atemnot muss er sich setzen. Dann greift er zu einer Flasche Bourbon und schenkt sich ein Wasserglas voll, das er in einem Zug austrinkt. Nach einem kleinen Rülpser legt er den Kopf auf die Tischplatte und schläft ein.

 

Sonntag, 2. November 2025

Die heilige Madonna von Wismar

 

Es hätte sein Tag sein können. Eine spektakuläre Aktion. Der Tipp stammte von einem langjährigen Informanten und hatte ihn ein Pfund Kokain aus der Asservatenkammer gekostet. Er wollte es vor der versammelten Presse inszenieren. Danach wären sie im Polizeipräsidium gar nicht um seine Beförderung zum Kriminalrat herumgekommen. Der Innenminister hätte ihm persönlich die Hand geschüttelt, vielleicht wäre sogar ein Orden drin gewesen.

***

„Sehr geehrte Damen und Herren, ich freue mich, dass Sie heute so zahlreich erschienen sind, und begrüße auch die Vertreter der regionalen und überregionalen Medien.“ Der Bürgermeister stand im milden Licht der Herbstsonne, seine Amtskette glänzte und er strahlte seine Zuhörer an. „Vor achtzig Jahren hat die Rote Armee unsere Madonna als Kriegsbeute mitgenommen und in einer Kirche in Kiew aufgestellt, das damals noch zur Sowjetunion gehörte. Als Zeichen der Verbundenheit mit den freiheitsliebenden Ukrainerinnen und Ukrainern, die so tapfer gegen die Schergen des russischen Diktators Putin kämpfen, erhalten wir heute die heilige Madonna von Wismar zurück.“

Applaus. Der Pastor zieht am Tuch und enthüllt die Statue. Sie ist etwa einen Meter groß und frisch restauriert. Der Bürgermeister stellt sich neben den Sockel, auf die man die Madonna gestellt hat. Fotoapparate klicken, Kameras surren und Dutzende Handys werden in die Höhe gehalten.

Das ist das Stichwort für Kommissar Buntschuh, der mit seinem Assistenten Krämer etwas abseits in einem Wagen gewartet hat. Sie stürmen auf die Menschenmenge und die Bühne zu. Der Kommissar ruft: „Hier spricht die Polizei. Alles auf den Boden. In der Madonna ist Plutonium.“ Er hat sich den Text lange überlegt. Das Plutonium würde für eine schmutzige Bombe reichen und er bewahrt in wenigen Sekunden Deutschland vor einer nuklearen Katastrophe.   

Bis auf die Kameramänner legen sich tatsächlich alle auf den Boden, einschließlich dem Bürgermeister und dem Pastor. Buntschuh reißt die Madonna zu Boden und sein Assistent trennt mit einer Kettensäge erst die Bodenplatte und dann den Kopf ab, der von der Bühne rollt. Dann öffnet er den Torso der Länge nach. Im Innern ist ein verchromter Behälter, den der Kommissar triumphierend in den Himmel reckt.

 ***

Buntschuh wird sechs Monate suspendiert und findet sich anschließend als Knöllchenaugust beim Ordnungsamt wieder. Der Behälter erwies sich als Cocktail-Shaker, der mit Dinkelmehl gefüllt war. Bei seinen privaten Nachforschungen stößt er auf ein Labyrinth aus Lügen, Intrigen und Geheimnissen. Sein Informant war von seinem größten Konkurrenten, Kommissar Reitmeier, gekauft worden. Am Boden hatte die Statue eine Klappe, sodass ein geschmierter Zollbeamter den Shaker im Inneren platzieren konnte. Die ganze Nummer ging selbstverständlich viral und die gesamte Landespolizei hat sich bis auf die Knochen blamiert. Um den Ruhm ganz für sich allein zu haben, hatte Buntschuh natürlich keinen Vorgesetzten informiert und selbst seinen Assistenten bis zum letzten Augenblick im Unklaren gelassen.