Große Schuhe, kleine Füße. Das
ist das ganze Geheimnis.
Jens-Uwe
Knappsack ist Kurier. Heute muss er drei pinkfarbene Diamanten von
Idar-Oberstein nach Mannheim bringen. Mannheim, Hauptstadt des Verbrechens. Der
Juwelenhändler hat sein Geschäft in der Innenstadt. Es wird Tag und Nacht von
Verbrechern wie der Panzerknackerbande beobachtet. Tarnung ist alles. In
Idar-Oberstein laufen die Händler mit Juwelen im Wert von einer halben Million mit einer Aldi-Tüte durch die Gegend. Wer mit dem Bentley vorfährt,
eine goldene Rolex und einen Armani-Anzug trägt, wird nicht weit kommen.
Die
letzten hundert Meter sind am schwierigsten. Knappsack ist mit der Straßenbahn
vom Bahnhof gekommen. Die Straßen der Innenstadt tragen bescheuerte Namen, als
seien sie Felder auf einem Schachbrett. Sein schäbiger Kunststoffaktenkoffer
ist aus den achtziger Jahren. Er ist nur einssiebzig groß, trägt eine
John-Lennon-Brille und Cordhosen. Er könnte Lehrer sein. Dennoch fangen sie ihn
ab.
„Hände
hoch“.
Er
spürt den Lauf einer Pistole in seinem Rücken.
„Gib
mir den Aktenkoffer.“
Er
reicht ihn nach hinten und hört, wie er geöffnet wird. Es sind nur eine
Klappstulle und eine kleine Flasche Wasser drin. Der Räuber lässt sie achtlos
fallen.
Drei
Hände tasten ihn ab. Den Pistolenlauf spürt er immer noch. Sie finden die
Geldkatze, die er sich um den Bauch gebunden hat. Direkt unterhalb des Gürtels.
„Losmachen!“
Knappsack
öffnet den Klettverschluss und zieht die Geldkatze aus seiner Hose.
Das
leise Geräusch eines Reißverschlusses.
„Bingo!“
Es
sind nur Strasssteine. Aber sie sehen sehr echt aus.
„Du
bleibst hier stehen und drehst dich nicht um, verstanden?“
„Ja.“
Er
hört, wie die beiden Männer weglaufen. Sicherheitshalber wartet er noch eine
Minute.
Dann
betritt er das Geschäft. Das Safeword ist „Profit“.
Der
Händler schließt hinter ihm die Tür und dreht den Schlüssel im Schloss.
Knappsack
zieht den linken Schuh aus. Dann holt er den kleinen Lederbeutel mit den
Hochkarätern heraus. So verdient man tausend Euro an einem Tag.
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