Montag, 18. Juni 2018

Russen und Deutsche

Ich habe am Ingelheimer Gymnasium fünf Jahre lang Russisch gelernt. 1980 bis 1985. In einer Zeit des Russenhasses, die der jetzigen Epoche in nichts nachsteht. 1984 haben wir mit dem Russisch-Kurs eine Reise nach Moskau und Leningrad unternommen. Die russische Reiseführerin zeigte uns im heutigen Petersburg die Massengräber ihrer Vorfahren, ohne uns junge Menschen zu beschuldigen. Sie zeigte einfach nur die Opfer der Nazi-Belagerung - ohne Pathos, ohne Anklage. Mehr als eine Million Menschen verloren damals ihr Leben – fünfzigmal mehr als beim Luftangriff auf Dresden.
Die Russen hätten auch 2018 viele Gründe, nachtragend zu sein. #Sanktionen. Aber sie sind es nicht. Deutsche Länderspiele wurden nicht in Petersburg oder Wolgograd, dem ehemaligen Stalingrad, angesetzt. So primitiv würden die Russen niemals sein. Aber die deutschen Medien begeben sich auf ein Niveau der Berichterstattung herab, als würde es sich bei einem Staat wie Russland nicht um eine Kulturnation ersten Ranges handeln, sondern um ein gigantisches Konzentrationslager. Soviel Kritik hätte ich mir vor einigen Tagen gegenüber Nordkorea und Trump gewünscht.

3 Kommentare:

  1. In diesem Vorfilm, der jedes mal vor den Übertragungen der WM in Russland gezeigt wird, erscheint kurz das Stalingrad Denkmal.
    Die Frau mit dem Schwert.
    Das blickt leider nur keiner.

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  2. Welch wahre Worte. Für jemand wie mich der seit 20 Jahren regelmäßig in Russland arbeitet (und das in Sachen Anstand und Gastfreundschaft fast jeder deutschen Firma vorziehen würde) ist der Umgang der deutschen Presse mit diesem Land an Primitivität schwer zu unterbieten.

    Aber was sollen die machen? Das Geld kommt ja nicht mehr von den Lesern und kaum noch von den Inserenten. Da muss man halt den neuen Herren dienen. Aber angesichts der Art und Weise die in der Presselandschaft "herrscht" und wie "berichtet" wird betrachte ich deren Verfassung mit großer Sorge.

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    1. Traurig ist ja auch, das ausnahmslos alle Zeitungen das gleiche schreiben. Das nennt man wohl Kettenredaktion.

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