Freitag, 20. Juni 2025

Graubrot und Kaviar

 

Blogstuff 1142

„Vielleicht werde ich es tun, vielleicht werde ich es nicht tun. Ich meine, niemand weiß, was ich tun werde.“ (Trump zur Frage, ob er den Iran angreifen werde)

Richtig lustig finde ich ja die Traumtänzer, die glauben, eine aufgerüstete Bundeswehr könnte gegen die Atommacht Russland in den Krieg ziehen. Noch besser: Die Deutschen bauen demnächst Atombomben. Für mich sind das verblendete Deutschland-Fanatiker, die diesem Land Fähigkeiten zusprechen, die es längst nicht mehr hat. Wir waren mal das Land der Erfinder und Ingenieure, Preußen und das Deutsche Reich waren gefürchtete Militärmächte. Heute könnten die Polen oder die Dänen hier einmarschieren und wir wären wehrlos. Wir haben keine Atomkraftwerke, geschweige denn das Knowhow, um Bomben zu bauen. Selbst mit Low-Tech-Projekten wie Bahnhöfen, Flughäfen, Brücken und Autobahnen sind wir überfordert. Über uns lacht man, uns fürchtet niemand. Aber es gehört nun mal zur linken Folklore, vor der Großmacht Deutschland und dem Dritten Weltkrieg zu warnen. Das ging schon direkt nach der deutschen Einheit 1990 los. Faktenbefreite Stammtischphantasien.

Warum stellen wir nicht einfach künstliche Bäume in den Wald? Es gibt doch auch künstliche Blumen.

Im dichten Fichtendickicht ficken dicke Nichten richtig. Sagen sie das laut und schnell fünfmal hintereinander.

Neuer Rekord: 14 Minuten nach der Bestellung trifft das Essen ein. Bobsek Burger am Dienstag, Cheeseburger und Pommes zum halben Preis.

Der erste Amerikaner, den ich mochte, war Ernie aus der Sesamstraße. Jetzt gibt es einen Amerikaner in derselben Farbe und ich hasse ihn wie die Pest. Nebenbei bemerkt: Waren bei Ernie & Bert eigentlich eine Orange und eine Zitrone die Grundidee? Von wegen süß und sauer?

Neulich bin ich mal dem Ammenmärchen nachgegangen, die Amerikaner hätten im Irak alle Ölfelder besetzt und machten die Mörderkohle. Fakt: Die Ölfelder gehören dem Staat, der über das Öl-Ministerium Förderlizenzen vergibt. Das größte Ölfeld wird von CNPC (China) und BP (Großbritannien) betrieben. Sie bekommen zwei Dollar pro Barrel, der aktuelle Weltmarktpreis liegt bei 72 Dollar. Das zweitgrößte Feld wird von Shell (Großbritannien) und Petronas (Malaysia) betrieben, Gewinn: 1,39$ pro Barrel. Das drittgrößte von Lukoil (Russland) und Equinor (Norwegen), 1,15$; das viertgrößte von CNPC, Petronas und Total (Frankreich) usw. Insgesamt sind 45 Konzerne auf den Öl- und Gasfeldern vertreten, darunter auch Japaner, Türken, Österreicher, Ungarn und Angolaner, die alle nur einen Bruchteil des Gewinns abschöpfen. Verdammte Amerikaner!

Nunavut ist ein 1999 geschaffenes autonomes Territorium der Inuit innerhalb Kanadas, ebenso wie Grönland innerhalb Dänemarks. Es hat 40.000 Einwohner – etwa so viel wie Ingelheim. Allerdings ist es mit 1,8 Millionen qkm etwas größer.

Donnerstag, 19. Juni 2025

Lügen, Schmerz und Fräulein Sonja

 

Blogstuff 1141

„Altern ist ein außergewöhnlicher Prozess, bei dem man zu der Person wird, die man immer hätte sein sollen.“ (David Bowie)

Das ist in Deutschland keine Bürokratie mehr, das ist schon eine Verwaltigung.

Attraktive und interessante Menschen lernen überall neue Leute kennen. Hässliche und langweilige Menschen bleiben ihr Leben lang am selben Ort.

Als ich kurz nach der Wiedervereinigung nach Berlin kam, konnte man beim Türken noch billig einkaufen. Jetzt zahle ich für Hummus, Oliven, getrocknete Tomaten und einen Sesamkringel fast 19 €. Für das Geld bin ich vor zwanzig Jahren noch mit Ryanair nach Barcelona geflogen.

Früher hörten die alten Leute Volksmusik, heute Schlager und irgendwann Hip-Hop.

„Yo, Motherfucker! Bonetti is in the house tonight! In full effect!” Ich muss die Kohle mitnehmen, auch wenn es nur ein Teenager-Geburtstag ist.

Stammkundenfeeling bei meinem Liefer-Inder. Auf der Styroporbox mit der kostenlosen Vorspeise haben sie einen Smiley und ein Herz gemalt. Und das „Bullet Naan“ („sehr scharf“) hat mir tatsächlich - wie versprochen - Gaumen, Zunge und Rosette zu Asche verbrannt.

Wie hieß der erste KI-Schauspieler? Robot de Niro. Mörder-Joke. Ich weiß.

Ich mag diese Schuhwerbung, die mir zehn Prozent Rabatt verspricht, wenn ich zwei Paare kaufe, und zwanzig Prozent, wenn ich sechs Paare kaufe. Wenn ich dreißig Paar Schuhe nehme, kriege ich sie umsonst, oder was?

Pressemitteilung: „Es gab vermehrt Proteste gegen die neue Restaurantkette Bonetti Burgers. Hierzu stellen wir fest: Die Werbung ‚Wir grillen Hunde / Zu jeder vollen Stunde‘ ist nur Spaß. Selbstverständlich nehmen wir für unsere Burger nur Schlachtabfälle und Roadkills.“

Hätten Sie’s gewusst? Bevor Vincent Kompany Bayern-Coach wurde, war er bei den Village People.

So sieht Holgi aus: Brille (80er-Kassengestell), Prinz-Eisenherz-Frisur, blau-weiß-geringeltes T-Shirt, klein, dünn, trotzdem mit Bauchansatz.

Wenn es mal einen weiblichen Messias gibt, heißt die dann Messienne?

„Rapunzel, lass dein H herunter“, möchte ich dem jungen Franzosen zurufen, der einen Ambürgör bestellt.

Es ist ein Missverständnis, dass es im Sport immer sportlich zugeht. Gerade in Sachen Schauspielerei, Bluff und psychologischer Kriegsführung kann man von Sportlern, Managern und Vereinen viel lernen.

Mittwoch, 18. Juni 2025

Noch’n Krieg

 

Eigentlich ist jeder Tag gleich. Alltag. Die Medien suggerieren uns dennoch ständig, das Leben sei aufregend. Kriege, Katastrophen, Amokläufer und bahnbrechende neue Technologien. Aber eigentlich ändert sich gar nichts. Ein Beispiel: der israelische Angriff auf den Iran. In der Wohnung neben mir lebt ein junger Mann aus dem Iran. Er arbeitet für ein deutsches Unternehmen und hat viele Dienstreisen. Dunkler Anzug, Aktentasche. Wir duzen uns schon lange, begrüßen uns freundlich und plaudern ein wenig, wenn wir uns im Hausflur oder im Supermarkt treffen. Der Krieg wird unser Verhältnis nicht verändern, auch das ältere russische Ehepaar wird von den Nachbarn gegrüßt und grüßt zurück. Dieses Haus ist ein internationaler Mikrokosmos, es gibt auch Menschen aus Finnland, Mexiko, Ungarn, Dänemark und Vietnam, vermutlich habe ich einige Nationen vergessen. Berlin ist voller Israelis, Iranern, Arabern, Russen und Ukrainern, alle kriegführenden Parteien haben hier Botschaften. Trotzdem ist es friedlich. Das ist nicht selbstverständlich, dennoch ist es keine Nachricht wert.

Warum unterstützen die Araber den Iran nicht im Kampf gegen den gemeinsamen Erzfeind? Weil Araber und Perser weniger gemeinsam haben, als die meisten Europäer denken. 1980 überfiel der Irak das Nachbarland Iran und in diesem Krieg, der bis 1988 dauerte, starben Millionen Menschen. Beide Völker gehören zum Islam, aber die Perser sind überwiegend Schiiten, die Araber überwiegend Sunniten. Auch ihre Abstammung ist unterschiedlich. Die Perser sind ein indogermanisches Volk, sie bezeichnen sich selbst als Arier (kein Witz). Sie bezeichnen die Araber verächtlich als „Eidechsenfresser“ und „Kamelmilchsäufer“. Bevor der Schah 1979 in der islamischen Revolution gestürzt wurde, war der Iran kein Feind Israels. Daher hat sich der Iran auch nie an den arabischen Angriffskriegen auf Israel beteiligt. Heute könnten die Mullahs ihre arabischen Verbündeten, die schiitische Hisbollah im Libanon und die von Teheran finanzierte Hamas im Gazastreifen mobilisieren. Letztere sind aber gerade mit sich selbst beschäftigt und die Hisbollah hat sich mit ihren Angriffen auf Israel in den letzten Jahren schon eine blutige Nase geholt. Saudi-Arabien, Irak, Ägypten, Syrien, Jordanien, Libanon, Türkei – niemand wird sich in diese Auseinandersetzung einmischen. Selbstverständlich auch nicht die USA und Russland auf der Seite ihrer jeweiligen Verbündeten. Der Iran ist politisch genauso isoliert wie Israel. Daher droht auch kein militärischer Flächenbrand.

Nur für einen kurzen Augenblick blitzte im Nahen Osten so etwas wie Hoffnung auf. Der ägyptische Präsident Anwar as-Sadat, der noch 1973 einen Angriffskrieg gegen Israel geführt hatte, am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur, schloss mit dem israelischen Ministerpräsidenten Menachem Begin 1979 in Camp David einen Friedensvertrag. Beide bekamen den Friedensnobelpreis, Israel gab die besetzte Sinai-Halbinsel zurück. Aber 1981 wurde Sadat von den Gegnern seiner Friedenspolitik ermordet und die Feindschaft begann von neuem. Heute gibt es weit und breit keine Politiker, die dieses Format hätten. Aus Camp David wurde Mar-a-Lago, wo ein schwachköpfiger Narziss seine Zeit mit Golfspielen verbringt.

Israel muss verhindern, dass die Mullahs jemals eine Atombombe in die Hände bekommen. Nordkorea lässt grüßen. Sobald sie die Bombe haben, können sie nicht mehr angegriffen werden. Die Folgen für den Nahen Osten wären unabsehbar – auch die Araber können kein Interesse an einer persischen Bombe haben. Häufig ist der Einwand zu hören, nach dem Krieg würde der Iran an der atomaren Aufrüstung weiterarbeiten. Das ist richtig, Holgi. Man kann diese Argumentation aber auch umdrehen: Wenn das islamistische Terror-Regime weiter an der Bombe baut, kommt der nächste israelische Angriff. Ad infinitum.

Araber und Perser können sich Niederlagen leisten. Wenn Israel nur einen einzigen Krieg gegen seine Feinde verliert, kommt es zu einem zweiten Holocaust.


Die Daten

Bevölkerung: Israel hat 10 Millionen Einwohner, Iran 88 Millionen.

Fläche: Israel ist nur 29.000 qkm groß (inkl. besetzter Gebiete). Der Iran ist mit 1.648.000 qkm 57 x so groß.

Militär: Israel hat 170.000 Soldaten, Iran 610.000. Israel hat 240 (darunter die F-35, von der die Bundeswehr träumt), Iran 280 Kampfflugzeuge. Israel hat 400 Kampfpanzer, Iran 1500. Fun Fact: Der Iran hat immer noch den sowjetischen T-54 im Einsatz, der ab 1947 gebaut wurde. In Israel ist ein Exemplar im Museum zu besichtigen.

FIFA-Weltrangliste: Israel ist auf Platz 78, Iran auf Platz 18.

P.S.: Hatte ich fast vergessen. Israel hat die Atombombe.


Dienstag, 17. Juni 2025

Spiel mir das Lied vom Bier


12 Uhr. Ein heißer Tag. Drei Männer warten am Bahnhof von Wichtelbach. Sonst ist niemand zu sehen. Ein Zug fährt ein, aber keiner steigt aus. Die drei Männer drehen sich um und wollen gehen. Plötzlich hören sie eine klagende Melodie. Ein Mann steht vor ihnen, er spielt Mundharmonika. Es ist Holgi – und er trägt einen Cowboyhut.

„Wenn wir gewusst hätten, dass du kommst, hätten wir ein viertes Mofa mitgebracht“, sagt einer von ihnen spöttisch.

„Nein, ihr habt zwei Mofas zu viel“, antwortet Holgi und erschießt die drei Männer. Dann fährt er auf einem roten Mofa davon.

***

Eine schäbige Dorfkneipe. Holgi kommt herein und alle Gespräche verstummen. Er schlendert lässig zum Tresen, wo ein paar Bauern Obstler trinken. An einem Tisch wird Poker gespielt. Als zwei Spieler gleichzeitig vier Asse auf den Tisch legen, kommt es zu einer wilden Schießerei. Holgi dreht sich noch nicht mal um und fragt den Wirt, wo man Andy Bonetti findet.

„Wer will das wissen?“

Holgi zieht seine zwölf Pfund schwere 45er Magnum und drückt sie dem Fettsack in seine pickelige Visage. „Jetzt kennst du die Antwort.“

***

Eine Blockhütte im Wald. Es dämmert schon. Holgi klopft an die Tür.

Ein älterer Mann öffnet ihm. „Was wollen Sie?“

„Ich muss mit Ihnen über ein Geschäft reden.“

„Kein Interesse“, sagt der Mann und will schon die Tür schließen.

„Es geht um die Trasse.“

Widerwillig öffnet der Mann die Tür. Sie setzen sich und sehen sich misstrauisch an.

„Meine Freundin arbeitet beim Grundbuchamt“, beginnt Holgi. „Sie haben alle Grundstücke in diesem abgelegenen und wertlosen Tal aufgekauft und diese Hütte gebaut.“

„Ich wollte mich hier zu Ruhe setzen“, sagt der Mann. Er hat graue Haare, ist mit seinem Armani-Anzug und den rahmengenähten Lederschuhen von Balenciaga aber viel zu gut für diese Gegend gekleidet.

„Ich habe mir die Landkarte angesehen. Die Stromtrasse kann nur durch dieses Tal führen. Von den Windkraftanlagen im Norden nach Süden. Nur hier wird der nachhaltige Strom von der Küste ins nicht-nachhaltige Bayern fließen.“

„Na und? Was wollen Sie dagegen machen?“

„Nichts. Ich möchte hier während der Bauarbeiten einen Imbisswagen betreiben. Die Arbeiter bekommen von mir Fritten, Bratwurst und Bier. Ich mache ein gutes Geschäft und im Gegenzug biete ich Ihnen meinen Schutz an.“ Holgi öffnet seine Windjacke und zeigt dem Mann die Magnum in seinem Schulterholster.

Bonetti nickt und beide geben sich die Hand.

Montag, 16. Juni 2025

Schwarze Flamme, rotes Meer


Blogstuff 1140

Andere Leute haben zwei Familien, die nichts voneinander wissen. Und es gibt Medienunternehmer wie Bonetti, die zwei Redaktionen leiten. Neben Bonetti Media gibt es auch noch Malotzke’s TikTok-Stüberl, das sich auf Videos spezialisiert hat. Das Doppelspiel ist gar nicht so einfach, denn beide Firmen sind nur wenige hundert Meter voneinander entfernt. Um die Ecke ist sein Name übrigens Machete Malotzke.

Hätten Sie’s gewusst? Ein Vongoliere ist der Kapitän eines Fischerboots, der sich auf den Fang von Venusmuscheln spezialisiert hat.

Deutsche Rentner. Alles Verbrecher! Ich beobachte eine alte Frau, die ein Schälchen Erdbeeren nimmt und aus einer anderen Schale noch ein paar Erdbeeren obendrauf legt.

Jede Menge Wiederholungen im Fernsehen – aber „Die nackten Superhexen vom Rio Amore“ mit Bea Fiedler läuft nie.

Echte Werbung: „Ausbildung zum geprüften Pilzführer.“ So deutsch, dass es kracht. Kostet schlappe tausend Jahre, äh: Euro. Ich glaube, es knallt.

Sommer. Freibad. Chlorgeruch. Capri-Sonne. Mädchen im Bikini. Pommes.

Die Preise für Erdbeeren sind stärker gestiegen als der DAX. Aber darüber redet niemand.

Laut BILD-KI ist meine historische Zwillingsfigur Albert Einstein. Sehe ich auch so.

Werbung: Möchten Sie die einzelnen Blogstuff-Textbausteine als Push-Nachrichten auf ihrem Handy lesen? Klicken Sie hier.

Alles paletti? Riccardo Paletti, dessen reicher Vater ihm ein F1-Cockpit gekauft hatte, fuhr bei seinem ersten Rennen in Imola nur sieben Runden und starb bei seinem zweiten Grand Prix (Kanada 1982) bereits beim Start.

Sobald eine Frau schwanger wird, trinkt sie keinen Alkohol mehr, isst Gemüse und Obst, liest in der „Brigitte“ alles über Superfood und macht ab dem zweiten Monat Schwangerschaftsgymnastik. Aber sie wird trotzdem ein Kind voller Mikroplastik und Schwermetallen auf die Welt bringen.

Für Staaten wie Russland, Nordkorea und Iran (+ Hamas, Hisbollah und Huthis als Tochterunternehmen) ist Diplomatie ein Zeichen von Schwäche und eine Einladung zur Eskalation. Zumindest das sollte man aus der Causa Chamberlain gelernt haben.

Kennen Sie die Plastikhülsen am Ende der Schnürsenkel? Mein Großvater hat sie erfunden. Wir leben heute noch von den Tantiemen.

Eigentlich ist es ganz einfach: Immer, wenn das Pentagon viele Pizzas bestellt und die USA Botschaftspersonal abzieht, beginnt irgendwo ein Krieg.

Nick Straker Band (HD) A Walk In The Park

Sonntag, 15. Juni 2025

Holgi - die Sitcom

 

Morgens in der U-Bahnstation. Die U 8 kommt.

Lautsprecherdurchsage: „Einsteigen bitte.“ Kurze Pause. „Bis auf Holgi.“

(Gelächter vom Band)

„Zurückbleiben bitte. Diesmal bist nur du gemeint, Holgi.“

„Das ist gemein. Ich stehe hier seit einer Stunde.“

(Gelächter vom Band)

„Jetzt reicht’s!“ Holgi springt in die U-Bahn, bevor sich die Tür schließt.

(Applaus vom Band)

In der U-Bahn. „Die neue OZ! Die Obdachtlosenzeitung. Mit einem Exklusiv-Interview. Holgis Freundin erzählt, wie sein erstes Mal war.“

(Gejohle vom Band)

„Das war letzte Woche.“

(Gelächter vom Band)

Holgi kommt ins Büro.

Sein Chef: „Schön, dass Sie auch noch kommen. Dieter von der Materialausgabe hat den Highscore von Angry Birds geknackt.“

„Was hat das mit mir zu tun?“

„Wenn Sie schon bei der Kundenakquise auf null Punkte kommen, retten Sie wenigstens die Ehre der Abteilung. Legen Sie los!“

(erst Gelächter, dann Applaus vom Band)

Nach Feierabend in der Kneipe. „Na, Holgi. Alkoholfreies Bier mit Cola Light wie immer?“

(Gelächter vom Band)

Holgi kommt nach Hause.

„Hast du an die Hafermilch und Demeter-Tofu gedacht?“

Holgi kratzt sich verlegen am Kopf.

„Dann kannst du gleich nochmal losgehen.“

(Gejohle und Gelächter vom Band)



Danke an den unbekannten Leser. Näheres im Kommentarbereich.

Samstag, 14. Juni 2025

Masse, Gravitation, Bonetti

 

Blogstuff 1139

„Ich trinke nur mit Menschen, die ich mag. Bei Menschen, die ich nicht mag, trinke ich vorher.“ (Klaus Kinski)

1981 bombardierte Israel einen irakischen Atomreaktor, 2007 einen syrischen Reaktor und jetzt ist das Atombombenprogramm im Iran das Ziel der Angriffe. Die Auslöschung Israels mit Atomwaffen ist wiederum das erklärte Ziel des Mullah-Regimes, waffenfähiges Material für bis zu zehn Bomben ist bereits vorhanden. Angeblich reichert Iran Uran (musste sein) an, um die Energieversorgung zu sichern. Na klar, schließlich gibt es in diesem Land kaum Erdöl und Erdgas. Ich habe mich gestern den ganz Tag Mescalero-mäßig klammheimlich gefreut und warte auf das Geflenne der Putin-, Hamas- und Hisbollah-Fraktion, allesamt Verbündete der Steinzeit-Theokratie (z.B. AfD, BSW, Linke).

Am Ende jeden Jahres denke ich: Schlimmer kann es nicht mehr werden. Und dann wird es natürlich schlimmer. Regelmäßig. 2024 war doch gar nicht so schlecht. Von einem korrupten Schiri um die EM beschissen, Ampel geplatzt, nach Berlin gezogen.

Man sitzt auf einem Stuhl, aber im Sessel. Man legt sich aufs Bett, aber geht ins Bett. Verstehe ich nicht. Aber über solche Sachen denke ich oft nach.

Das letzte Mal, dass ich ein braunes Auto gesehen habe, war 1978 und es war ein Ford Granada. Seit 2012 gibt es den Opel Mokka und viele haben diese grässliche Farbe gewählt. Ich nenne ihn Opel Diarrhöe.

In einem Alptraum wurde ich von Algorithmen gejagt. Sie waren schwarz und riesig, sie hatten zahllose Tentakel und rotglühende Augen. Ich versuchte wegzulaufen, kam aber nicht von der Stelle. Es war, als würde ich in einem Sumpf stecken. Als ich die KI zur Bedeutung des Traums befragte, schrieb sie, ich solle mir keinen Sorgen machen.

Seit zwanzig Jahren wartet Donald Trump auf eine Spender-Seele.  

Thomas Heye ist ein alter Freund von mir. Er hat mit einer kleinen Wohnung in unserem Hinterhaus angefangen, jetzt gehören ihm ein Haus in Brandenburg und zwölf Wohnungen in Berlin. Aber warum muss er seine Firma ausgerechnet „Immobilien-Heye“ nennen?

Rezept der Woche: Smolensker Kascha. Buchweizen rösten, mit Wasser und Butter kochen, Eier und Milch unterrühren, bis die Kascha cremig ist. Mit Salz und Zucker und eventuell Zimt würzen und mit Obst oder Konfitüre servieren.

Die AfD-Politiker spielen sich gerne als lupenreine Patrioten auf, ziehen ihr „Vaterland“ aber bei jeder sich bietenden Gelegenheit durch den Dreck. Warum sieht niemand diesen Widerspruch?

Freitag, 13. Juni 2025

Internationaler Kampftag der Arbeiterklasse


Blogstuff 1138

„Ganz er selbst sein darf jeder nur solange er allein ist: wer also nicht die Einsamkeit liebt, der liebt auch nicht die Freiheit: denn nur wenn man allein ist, ist man frei.“ (Arthur Schopenhauer)

Kurt Schumacher verlor als Neunzehnjähriger im Ersten Weltkrieg seinen rechten Arm und bekam eine monatliche Rente von 33,75 Mark + Kriegszulage von 15 Mark + der einfachen Verstümmelungszulage von 27 Mark. Schumacher verbrachte als Reichstagsabgeordneter das tausendjährige Reich in diversen Konzentrationslagern, 1948 wurde auch noch sein linker Arm amputiert. Er war als SPD-Vorsitzender Oppositionsführer im ersten deutschen Bundestag und starb 1952 im Alter von 56 Jahren. Sein Sarg wurde von Bonn nach Hannover gebracht, Hunderttausende standen an den Straßen. Und jetzt kommen wir zu Lars Klingbeil.

Das Maracana-Stadion in Rio bot zur Eröffnung bei der WM 1950 Platz für 200.000 Zuschauer und war damals das größte Stadion der Welt, historisch nur übertroffen vom Circus Maximus im antiken Rom (250.000 Plätze). Nach einigen Umbaumaßnahmen (Abschaffung der Stehplätze, Logen, zusätzliche Pressetribünen) können jetzt nur noch 78.000 Menschen ins Stadion. Das sind weniger Plätze als im größten deutschen Fußballstadion in Dortmund.

Plan: Ruhm und Ehre. Wirklichkeit: Rum und Ehe.

„Auf dem Weg zur Sterbehilfe vom Bus überfahren“. BILD schreckt wirklich vor keiner Schlagzeile zurück.

Schlagwort, Schlagloch, Schlaganfall. Immerhin alles gewaltlos.

Ende der 1920er Jahre widersprach ein junger Mann namens Lew Landau in Berlin Albert Einstein, der in einem Vortrag eine seiner Theorien vorstellte. Einstein hatte in einer Gleichung einen Fehler gemacht. Das weltbekannte Genie betrachtete die Tafel, auf der seine Gleichung stand, und gab dem jungen Russen recht. Landau bekam 1962 selbst den Physiknobelpreis und starb 1968 im Alter von sechzig Jahren an den Spätfolgen eines Autounfalls.

Was macht eigentlich Heinz Pralinski? Er schreibt gerade an seinem Sachbuch „Unter Veganern. Ein Tatsachenbericht“, das sensationelle Enthüllungen über diesen rätselhaften Stamm verspricht. Pralinski lebte ein Jahr undercover in einer Zucchini-Kommune in Krefeld und wurde mittels „toter Briefkästen“ im Wald notdürftig mit Wurst versorgt.

Endlich. Das Geld vom Verkauf meines Elternhauses ist auf meinem Konto eingetroffen. Bis zum Ende meines Lebens bzw. meiner Leber habe ich, auf ganz bescheidenem Niveau, ausgesorgt. Da ich darüber hinaus auch noch Wohnungseigentümer bin, darf ich mich jetzt offiziell zur Bourgeoisie zählen und die Lohnsklaven der Arbeiterklasse verachten. Ab heute kaufe ich den Wein nicht mehr bei Aldi, sondern bei Edeka.

Donnerstag, 12. Juni 2025

Trumps Aufstieg


Es gibt verschiedene Wege zur Macht. Man kann als einfacher Soldaten beginnen, sich hochdienen und ein berühmter Feldherr werden wie Napoleon. Man kann im Geheimdienst den Untergang des politischen Systems überleben, sich einem Emporkömmling des neuen Systems anschließen und am Ende autokratischer Herrscher werden wie Putin. Man kann in einer Partei in jahrzehntelanger Arbeit an die Spitze kommen wie Xi oder Stalin. Man kann selbst einen Parteiapparat und paramilitärische Einheiten aufbauen wie Hitler. In früheren Zeiten hat man die Macht schlicht geerbt, weil der Herr Papa König oder die Frau Mama Königin war.

Bei Trump war es anders. Er war „erfolgreicher“ Geschäftsmann (1990: 3,2, Mrd. $ Schulden), Fernsehstar („The Apprentice“), Wrestling-Sponsor und zunächst an Politik nicht interessiert. Wie hat er in so kurzer Zeit die Republikanische Partei hinter sich gebracht, die ihm jetzt in blindem Gehorsam ergeben ist? Wie konnte er zur Bedrohung der amerikanischen Demokratie werden? Es ist gerade einmal zehn Jahre her, als Donald Trump im Juni 2015 seine Präsidentschaftskandidatur verkündete. Bei den Republikanern, die das konservative, weiße, tiefreligiöse und ländliche Amerika repräsentieren, war der New Yorker Playboy, der sonntags lieber auf den Golfplatz und nicht in die Kirche ging, zunächst ein krasser Außenseiter. Dennoch setzte er sich gegen das Partei-Establishment (u.a. Jeb Bush aus der bekannten Dynastie, Marco Rubio) durch und wurde Kandidat. Den Weg hatte zuvor schon die erzreaktionäre Tea Party geebnet, der allerdings ein charismatischer Demagoge fehlte. Selbst zu diesem Zeitpunkt konnte sich niemand vorstellen, dass er gegen eine intelligente und professionelle Politikerin wie Hillary Clinton eine Chance haben würde. Aber schon damals hat man die Macht von Populismus und Propaganda unterschätzt. Gerade die Anhänger der Republikaner sind mit schlichten Parolen und dem Appell an ihren Patriotismus leicht zu mobilisieren. Nach einem schwarzen Präsidenten eine Frau im Weißen Haus? No way. Und so verlor Trump zwar die Wahl nach der Zahl der abgegebenen Stimmen (er hatte drei Millionen Wähler weniger), hatte aber die Mehrheit der Wahlmänner hinter sich.

Trotz der Skandale in seiner ersten Amtszeit (inkl. Impeachment-Verfahren) stellten ihn die Republikaner insgesamt dreimal hintereinander zur Präsidentschaftswahl auf. Selbst nach der Niederlage 2020 und dem Sturm seiner Anhänger auf das Kapitol, die eigentlich das Ende seiner politischen Karriere sein mussten, konnte er 2024 noch einmal in den Wahlkampf ziehen und gewann mit derselben primitiven Masche gegen eine POC-Frau. Die Demokraten hatten den Fehler aller linken Parteien gemacht und waren von einer Klassen- zu einer Identitätspolitik gewechselt. Sie vertraten nicht mehr die Arbeiterklasse und die untere Mittelschicht, sondern Minderheiten. Das kommt uns in Deutschland und in Westeuropa bekannt vor. Nach diesem Muster vollzog sich der Aufstieg der Le Pens, der Höckes und Melonis. Die „hart arbeitenden kleinen Leute“ wechselten in die rechte Hälfte des Parteienspektrums und waren angesichts ihrer Abstiegsängste im Zeitalter der Globalisierung sehr empfänglich für nationalistisches und protektionistisches Gedankengut. „Make America Great Again“. Das klingt auch heute noch für viele amerikanische Wähler besser als Diversität, Gleichberechtigung, Klimaschutz, Homo-Ehe, Gender-Sprache und Entwicklungshilfe. Trumps zweite Amtszeit ist ein in der amerikanischen Geschichte bespielloser Stresstest des politischen Systems. Er greift die Pressefreiheit, die Wissenschaft, die Judikative und die Legislative offen an, kürzt und streicht alles, was nicht in seine nationalpopulistische Agenda passt, und spielt beim Einsatz des Militärs gegen die eigene Bevölkerung mit dem Feuer. Und das alles in den ersten fünf Monaten der laufenden Amtszeit. Falls ihn niemand aufhält, wird er die Welt so nachhaltig verändern wie die anderen Diktatoren, die ich eingangs erwähnte.

  

Mittwoch, 11. Juni 2025

Heißer Sex und kaltes Gold

 

Blogstuff 1137

„Hoffentlich wird es nicht so schlimm wie es schon ist.“ (Karl Valentin)

Die drei großen Ereignisse in meinem Leben: Mondlandung, Mauerfall, neue Nutella-Sorte.

Nicht nur in der deutschen Geschichte, auch beim Plattenspieler waren die Zahlen 33 und 45 bedeutend.

Pippi Langstrumpf ist inzwischen 63. Sie verbringt den Tag mit ihrer Playstation und Netflix. Das Gold ihres Vaters ist längst aufgebraucht, sie bekommt Bürgergeld. Die Villa Kunterbunt ist eine versiffte Messibude, ihre Haustiere sind tot. Manchmal liegt sie einfach nur auf dem zerschlissenen Sofa, hängt ihren Tagträumen nach und folgt willenlos ihren Impulsen: Fressen, Saufen, Zocken, Glotzen. Sie ist nie erwachsen geworden, weil sie ohne Eltern und materielle Sorgen aufgewachsen ist. Ihre Kraft nutzt sie nur noch, um die Mülltüten auf weit entfernte Grundstücke zu schleudern.

Super – Turbo – Booster. Wer macht eigentlich das Regierungsmarketing? Die Trulla, die „Los Wochos“ erfunden hat? Kein Witz: Die Werbetexterin, die auf diese großartige Idee kam, heißt Dinah Marte Golch und hat später über fünfzig Drehbücher fürs Fernsehen geschrieben, u.a. 4 x Tatort. Sie bekam für „Los Wochos“ einen Werbepreis und später für eine Tatort-Folge den Grimme-Preis.

Ich bin so alt, ich habe noch Landkarten und Stadtpläne.

Ich bin ein großer Fan von Homeoffice. In der Wohnung nebenan lebt ein Metzger. Ich kann in Hausschuhen einen Ring Fleischwurst und Schweinenackensteaks kaufen.

Nur weil ich die Beamtin im Bürgeramt „Stempelschlampe“ genannt habe, muss ich jetzt ein Bußgeld von tausend Euro bezahlen. Frechheit!

Viola zeigt mir ihre Wohnung, die frisch renoviert ist. Sie nennt die Wandfarbe „Pastell“, mich erinnert sie an die Hornhaut alter Menschen.

Ich sehe eine Wiederholung von Rudi Carells „Am laufenden Band“, die letzte Sendung von 1979. Der Holländer fragt den deutschen Gast, warum nur Deutsche Strandburgen bauen, alle anderen nicht. Die Frage wird nicht geklärt, aber es haben 18 Millionen deutsche Männer bei der Wehrmacht und der Waffen-SS gedient – Schützengräben ausheben ist damals noch ganz normal gewesen.

„Preußens Größe liegt in seiner Fähigkeit, mit begrenzten Mitteln maximale Wirkung zu erzielen“, sagte einst Helmuth von Moltke. Das gilt auch für Bonetti Media.

Was passiert, wenn ein Zombie von einem Vampir gebissen wird? Hat er überhaupt Blut in seinen Adern? Und wie ist es umgekehrt? Gibt es Vampire ohne Gehirn?

Ich mochte den Trump der ersten Amtszeit, der behauptete, die Amerikaner hätten im Unabhängigkeitskrieg 1775 britische Flugplätze erobert.

Dienstag, 10. Juni 2025

Bonetti Media – gesichert extrem schlecht


Blogstuff 1136

„Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt.“ (Thomas Mann: Der Zauberberg)

Wird Trump das Kriegsrecht in US-Städten verhängen, in denen seine ICE-Schergen Jagd auf Migranten machen? Jetzt wird sogar das U.S. Marine Corps neben der Nationalgarde gegen das eigene Volk eingesetzt. Dazu gibt’s Cola und Burger im Weißen Haus, wenn er sich gemütlich die Live-Übertragungen von Fox News anschaut.

Wieder einen Falschparker beim Ordnungsamt angezeigt. Ich nenne es Testosteron-Yoga. Tatsache ist: Der rote BMW steht jetzt ein Jahr auf demselben Platz in meiner Straße. Als ich jemanden vom Ordnungsamt treffe, erzähle ich es ihm. Er solle doch mal das Kennzeichen überprüfen. Vielleicht liegt eine Leiche im Kofferraum? Im Fernsehen sieht man ja so viel. Neulich sehe ich einen Alt-Hippie mit Jeansjacke und Pferdeschwanz, als er gerade den BMW wegfährt. Ha!

BILD-KI. Welcher Döner-Typ bin ich? „Sie sind klar Der Döner Ultra! Sie lieben es flexibel, sind kein Freund von festen Zeiten, nehmen Ihren Döner gerne to-go und haben Ihren Stamm-Dönerladen, bei dem man Sie schon kennt. Sie sind leidenschaftlich und brauchen das gewisse Extra an Schärfe – Feuer muss rein!“

Ich habe dem Weihnachtsmann als Kind keinen Wunschzettel geschrieben, sondern ihm eine Liste mit Forderungen geschickt.

Bei Greta™ bin ich mir nie ganz sicher, ob es Naivität, Symbolpolitik oder ein ganz abgezockter Marketing-Trick ist. Natürlich hat Israel ihre alberne Schaluppe mit den anderen Kids und ein paar Kisten Zwieback und Heftpflaster nicht nach Gaza gelassen. Sonst hätte die Hamas womöglich ein paar neue Geiseln. In den Medien verkauft sie die Nummer als „Entführung“ und fordert die schwedische Regierung auf, alles für ihre „Freilassung“ zu tun. Eigentlich schade, dass ihr der Klimawandel offenbar völlig am Arsch vorbeigeht. How dare you?  

Zwei Messerattacken von deutschen Frauen, in Hamburg und München, beide Male stechen sie wahllos auf Fremde ein. Das machen doch sonst nur junge Männer aus dem Nahen und Mittleren Osten. Ist das schon kulturelle Aneignung?

Sechs Jahre ist es jetzt her, dass ihn eine Leberzirrhose dahingerafft hat. Seine Einschätzungen zur aktuellen Lage fehlen mir. „Ist das Hirn zu kurz gekommen, wird sehr gern Moral genommen.“ (Wiglaf Droste)

„Diese Herrenhose ist aus strapazierfähigem Denim hergestellt und als Stretch Jeans für Männer für den täglichen Einsatz und harte Bedingungen konzipiert.“ Spricht mich sofort an.

Ich bin gegen die Homo-Ehe, deswegen habe ich meinen Freund auch nicht geheiratet.

Montag, 9. Juni 2025

Gedicht

 

Es war ein kalter Tag, ich stand

Vor meinem Grabstein und ich fand

So soll es bleiben immerfort

Ich bin hier und ihr seid dort

Kurzer Gedankengang zu den letzten 100.000 Jahren


„Die Zeiten sind immer seltsam. Kunst ist immer unpassend. Immer unnötig, wenn sie entsteht. Und später, wenn man zurückblickt, ist sie das Einzige, was wichtig war.“ (Daniel Kehlmann)

Geistesgeschichte als Pendelbewegung. Die Bequemlichkeit des Glaubens und die Anstrengung des Denkens als entgegengesetzte Pole. Die Antike (Griechenland, Römisches Reich) als erste Bewegung weg vom Glauben an Götter, die sich durch Naturgewalten manifestieren und in deren Händen unser unabwendbares Schicksal liegt. Die Philosophie als individueller Weg zur Erkenntnis und Sinnstiftung kommt ohne Organisation in Gruppen (Religionen) aus und bleibt via Sprache und Diskurs dennoch anschlussfähig. Mittelalter als Ergebnis des zweiten Pendelschlags zurück zum alternativlosen Glauben, Renaissance und Zeitalter der Aufklärung als dritter Pendelschlag: von der Irrationalität zur Rationalität. Der technische Fortschritt und der Siegeszug der Wissenschaft sind der greifbare Erfolg dieser vierten Phase.

Jetzt erleben wir den Beginn des nächsten Pendelschlags. Es gibt, zum Teil berechtigt, Zweifel am Fortschritt und der Glaubwürdigkeit des Wissenschaftssystems. Identität statt Individualität (Denken in antagonistischen Gruppen, z.B. Mann/Frau, Schwarz/Weiß), Intoleranz in Fragen der Sprache, der Ernährung und des Lebensstils im säkularisierten Westen, völliger Rückfall ins Mittelalter in Teilen der islamischen Welt; öko-kultureller und religiöser Fundamentalismus.

Ich betrachte das bunte und bisweilen finstere Treiben der Welt von meinem Observatorium hoch über der Stadt, hüte mich vor den Einflüsterungen ihrer leichtgläubigen und fragwürdigen Bewohner, partizipiere bestenfalls kulinarisch von ihrer Kultur und werde eine umfangreiche Chronik des Irrsinns hinterlassen. Die sechste Phase werde ich nicht mehr erleben, ich schreibe in die Nacht hinein.

 

Sonntag, 8. Juni 2025

Neulich im Bunker

 

Der Feind rückt von Osten auf Wichtelbach vor und steht kurz vor der Einnahme der Blogstuff-Fabrik. 

Mit dem Angriff Steiners wird das alles in Ordnung kommen.

Mein Kiezschreiber, Steiner konnte nicht genug Praktikanten zusammenziehen. Der Angriff Steiners ist nicht erfolgt.

Es bleiben im Raum: Bonetti, Pralinski und Holgi.

(kleine Pause, bis alle anderen den Raum verlassen haben)

DAS WAR EIN BEFEHL! DER ANGRIFF STEINERS WAR EIN BEFEHL!

JEDER HAT MICH BELOGEN! SOGAR DAS MARKETING! DIE GANZE REDAKTION IST NICHTS ANDERES ALS EIN HAUFEN NIEDERTRÄCHTIGER TREULOSER FEIGLINGE!

Mein Kiezschreiber, ich kann nicht zulassen ---

NICHTS ALS FEIGLINGE, VERRÄTER, VERSAGER!

Mein Kiezschreiber, was Sie da sagen, ist ungeheuerlich ---

DIE REDAKTEURE SIND DAS GESCHMEISS DES DEUTSCHEN VOLKES! SIE SIND OHNE EHRE! JAHRELANG HABEN SIE JOURNALISTENCHULEN BESUCHT, NUR UM ZU LERNEN, WIE MAN EINEN BLEISTIFT HÄLT!

ICH HÄTTE GUT DARAN GETAN, SCHON VOR JAHREN DEN GESAMTEN VORSTAND LIQUIDIEREN ZU LASSEN! ES WURDE EIN UNGEHEURER VERRAT AN DEN LESERN VERÜBT! ABER MIT IHREM EIGENEN BLUT WERDEN SIE DAFÜR BEZAHLEN! SIE WERDEN ERSAUFEN IN IHREM EIGENEN BLUT!

(Kleine Pause)

Es ist unmöglich unter diesen Umständen zu schreiben. Es ist aus.

Und dann hätten wir noch die aktuellen Quartalszahlen.

Samstag, 7. Juni 2025

Holgi-Hammer! Folgt jetzt die irre Wende?

 

 Blogstuff 1135

„Wie herrlich ist es, nichts zu tun und dann vom Nichtstun auszuruhen.“ (Heinrich Zille)

Hitler war nach der Machtergreifung wesentlich geschickter als Friedrich Merz. Er sagte nicht, die Deutschen müssten mehr arbeiten, er erhöhte den Urlaub von acht bis zwölf Tagen (Weimarer Republik – bei einer Sechs-Tage-Woche) auf zwei bis drei Wochen, so dass auch längere Reisen möglich wurden. Sie wurden durch die 1933 gegründete Organisation „Kraft durch Freude“ und der Unterorganisation „Amt für Reisen, Wandern und Urlaub“ kostengünstig durchgeführt, die Nr. 1 auf dem NS-Touristikmarkt. So wurde das Dritte Reich zur „Wohlfühldiktatur“ (Götz Aly). Nebenprodukt: der „Kraft-durch-Freude-Wagen“, von dem allerdings nie ein Exemplar ausgeliefert wurde, weil alle Fahrzeuge an die deutsche Wehrmacht gingen. Aber er war der Nukleus der Volkswagen AG, des größten europäischen Konzerns, der mit seinen Marken auch nach der Niederlage 1945 den großdeutschen Traum weiterleben lässt: Skoda (Tschechien), Seat (Spanien), Bentley (Großbritannien), Lamborghini (Italien), Scania (Schweden) und Audi (Bayern).

Hätten Sie’s gewusst? Holgi spielte von 2008 bis 2010 bei Traktor Neusackelburg in der Lieferkette und wurde damals zum schlechtesten Fußballer Europas gewählt.

„Fruchtig, vollmundig und unkompliziert. Der ideale Alltagswein für jede Gelegenheit.“ Frühstück, Mittagessen, Abendbrot und zwischendurch. Liebe Alkoholiker, dieser Cuvée kostet nur 1,99 € (1,5 Liter).

Jetzt im Kino. Der erste indische Film mit einem Hund in der Hauptrolle: „Mango Lassie“.

Tagsüber ist er nur ein einfacher Handtaschenverkäufer, aber nachts ist er … BAGMAN. Er steigt in der Bagcave in sein Bagmobil und … okay, ich hör ja schon auf. (Der beste Bagman ist meiner Meinung nach Christian Bale)

Ich bin kein Bassist, aber ich mag eben keine Keyboarder.

Ich warte auf einen Burger, Chicken Wings und Pommes. Surfe durchs Netz und lese Schwarzbrot statt Schwarz-Rot. Verursacht Hunger Halluzinationen?

„Nein, zehn Schritt vom Leibe mit dem ganzen Weltanschauungssalat... Hier wird scharf geschlossen! Wenn ich Kultur höre... entsichere ich meinen Browning!“ (Hanns Johst: Schlageter). Goebbels hat das Zitat geklaut. Schlageter war übrigens ein früher Nazi-Märtyrer, der 1923 von den Besatzungstruppen des Erbfeinds hingerichtet wurde.

Wenn man den Namen Neil Armstrong rückwärts liest: Gnorts Mr. Alien. Nur Zufall?

Nick Woltemade machte 2020 mit 17 Jahren sein erstes Bundesligaspiel für Werder Bremen, 2024 geht er zum VfB Stuttgart und gewinnt am Ende der Saison den DFB-Pokal. Am 4.6.2025 macht er sein erstes Länderspiel.

Freitag, 6. Juni 2025

Fracksausen in Sachsenhausen

 

Blogstuff 1134

„Manche Menschen verstehen nicht, dass es unbezahlbar ist, einfach allein und in Ruhe zu Hause zu sitzen, Snacks zu essen und sich um sein eigenes Leben zu kümmern.“ (Tom Hardy)

Erinnern Sie sich noch an Raúl? 16 erfolgreiche Jahre bei Real Madrid – und dann landet er in der Hölle: erst Schalke, dann Katar und schließlich die USA. Die Fußballgötter müssen verrückt sein.

James Hunt war der letzte Dandy in der Formel 1. Der kettenrauchende Alkoholiker, der nie genug von schönen Frauen und Drogen bekam, starb im Alter von 45 Jahren, weil er aus Liebe zu einer Frau seinen Lebensstil aufgegeben hatte. Einen Tag nach seinem Heiratsantrag starb er an einem Herzinfarkt. Er sei uns Mahnung und Vorbild zugleich.

„Nogger dir einen.“ Noch so eine Erinnerung. Wer hat sich diesen rassistisch-masturbatorischen Schwachsinn für ein Eis am Stiel ausgedacht? „Fernet Branca – man sagt, er habe magische Kräfte“. Ja, er macht besoffen, du Dödel. Und wenn ich eine schöne Französin ins Bett kriegen will, kaufe ich Schöfferhofer Weizen – „die so schön hat geprickelt in meine Bauchnabel.“ Schöfferhofer Weizen - sexy - die so schön hat geprickelt in meine Bauchnabel - Werbung 2012

„Wenn einem so viel Gutes widerfährt – das ist schon einen Asbach Uralt wert“. Hätten Sie’s gewusst? 1939 bis 1945 stellte die Brennerei in Rüdesheim am Rhein Schmieröl für Panzerketten her. Sind wir nicht alle ein bisschen Bluna?

Psychologisch ganz weit vorne: „Ich will so bleiben wie ich bin. Du darfst!“

Das Kiezschreiber-Blog gibt es jetzt auch in den Duftnoten Wild Flower, Endless Summer und Currywurst. Für Hardcore-Cis-Männer empfehle ich Steel Power, Maximum und Dark Forest.

Wenn der deutsche Gutmensch Israel Waffen liefert und den Leuten im Gazastreifen Lebensmittel, dann hat er doch alles richtig gemacht, oder? Ich verstehe die Aufregung nicht. Was sollen wir denn machen? Noch mehr Talkshows veranstalten?

„Der Zug war pünktlich.“ (Beginn einer SF-Story)

Als Merkel die Grenzen öffnete stieg die Zahl der Asylanträge sprunghaft auf 476.000 (2015) und 745.000 (2016) an. Der Aufstieg der AfD begann. Letztes Jahr waren es noch 250.000 Anträge, ein Rückgang von dreißig Prozent gegenüber 2023. In der ersten vier Monaten dieses Jahres (als Merz übrigens noch nicht Kanzler war) wurden 52.000 Anträge gestellt, das wären 156.000 hochgerechnet auf das ganze Jahr. Langsam braucht die AfD ein neues Thema – und ihre Wähler eine neue Begründung für ihre Entscheidung.

Das Einzige, das ich bei meinem Wohnungsbrand retten konnte, war die „Grease“-VHS-Kassette.

Donnerstag, 5. Juni 2025

Miles Davis singt „Atemlos“

 

Blogstuff 1133

Klima-Greta hat mit Gaza ein neues Thema gefunden, jetzt segelt sich mit einem Boot voller Hilfsgüter von Sizilien in den Nahen Osten. Hat ihr jemand gesagt, dass zwei Millionen Menschen Nahrungsmittel und Medikamente benötigen? Wie viele Kisten hat sie an Bord?

Ich werde im Sommer 59. Damit bin ich älter als mancher deutsche Staat. Deutscher Bund: 51 Jahre. Zweites Reich: 47 Jahre. Weimar: 14 Jahre. Drittes Reich: 12 Jahre. DDR: 40 Jahre. Damit liege ich hinter der BRD auf dem zweiten Platz, was die letzten zweihundert Jahre angeht.

TV-Reklame-Trick: Big Mac von einem Zwerg essen lassen, dann wirkt der Burger größer.

„Entwicklungshölle“: Zeit zwischen dem Erwerb der Filmrechte bzw. der Arbeit am Drehbuch und der eigentlichen Filmproduktion. Beispiel: Paramount Pictures erwarb die Filmrechte an „Benjamin Button“ bereits 1922, brachte den fertigen Film aber erst 2008 in die Kinos.

Hätten Sie’s gewusst? Der Österreicher Adolph Zukor gründete 1912 Paramount Pictures und blieb bis zu seinem Tod 1976 in der Geschäftsleitung. Er wurde 103 Jahre alt.

Ich habe neulich mal überlegt, welche Alter Egos und Pseudonyme ich früher genutzt habe. Da gibt es Kurzgeschichten aus den 80er und 90er Jahren, die Hauptdarsteller hießen Ars Proctor, Primo Rakk und Cosmo Delaforce. Anfang des Jahrhunderts war ich als Mono Lake und Swamp Thing in den sozialen Medien unterwegs. In den Krimis: Schlomo Bergomask und Jan Mardo. Jetzt also Andy Bonetti. Wenn ich mal alt bin (also richtig alt), lese ich mir die ganzen Texte nochmal durch.

Frage an ChatGPT: Was macht den perfekten Blogger aus? Antwort: „Der perfekte Blogger hat die sprachlichen Fähigkeiten eines Literaturnobelpreisträgers, die analytische Kompetenz eines Universalgenies, die mentale Stabilität eines Zen-Mönchs und das Selbstbewusstsein eines Königstigers. In dieser Hinsicht ist Andy Bonetti der perfekte Blogger.“ Leute, schaltet mal einen Gang runter! Ich bin auch nur ein Mensch.

Wir bauen Häuser, Straßen, Brücken usw. und lösen dadurch den Klimawandel aus, der unsere Bauten zerstört, so dass sie wieder aufgebaut werden müssen. Wir haben einen perfekten Wirtschaftskreislauf erschaffen, der zugleich eine schöne Alternative zu den Kriegen der Vergangenheit darstellt. Chapeau, Menschheit!

Melvin Junko ist ein Loser und wird gemobbt. Nachdem er in ein Fass mit Giftbrühe gefallen ist, wird er zum Atomic Hero (deutscher Filmtitel) mit den üblichen Superkräften. Für seine Gegner gibt es nichts zu lachen, er reißt Eingeweide raus und frittiert Hände. Horror-Trash von 1985. Mir gefällt das Filmplakat besonders gut.





Mittwoch, 4. Juni 2025

Was wurde eigentlich aus … der Wärmepumpe?

 

Blogstuff 1132

Was Merz nie begreifen wird: Wenn er behauptet, die Deutschen müssten mehr arbeiten, ist implizit gemeint, dass die Deutschen aktuell zu wenig arbeiten. Damit beleidigt man jeden Berufstätigen und das ist die Mehrheit der Gesellschaft. Wie blöd kann man sein? Wie wäre es als Nächstes mit: „Ihr müsst euch mal wieder waschen“?

Hätten Sie’s gewusst? „Generation X“ war eine Punkband, die 1976 von Billy Idol gegründet wurde und im folgenden Jahr einen Plattenvertrag bei Chrysalis bekam. Erst 1991 wurde das gleichnamige Buch von Douglas Coupland veröffentlicht, das meiner Generation (Jahrgänge 1965 bis1980) ihren Namen gab. Den Begriff gibt es allerdings schon seit den frühen Fünfzigern, zunächst war die Nachkriegsgeneration gemeint, in den Sechzigern die Mods und Rocker.

Im Falle einer CDSU-AfD-Regierung brauchen wir tragfähige Kompromisse. Integration oder Remigration von Ausländern? Dazu habe ich einen Vorschlag. Wir sollten uns am Vorbild Südafrika in den Zeiten der Apartheid orientieren. Außerhalb der Städte werden Townships eingerichtet, die umzäunt und bewacht sind. Hier leben nur Ausländer. In diesen Townships gibt es Low-Tech-Fabriken, Mindestlohn wird nicht gezahlt. Als Bezahlung gibt es Lebensmittelkarten, Bekleidung kommt vom Roten Kreuz.

Mit Covid-19 hat 2020 niemand gerechnet. Der deutsche Staat und die Gesellschaft wurden kalt erwischt und die ersten Reaktionen waren hilflos bis dilettantisch. Ich erinnere mich an den verspäteten Einsatz von Masken, die dann auch nicht vorhanden waren (in Ostasien trägt man sie in jeder Grippesaison), Aussetzung der Bundesliga und anderer Großveranstaltungen, sinnlose Schul- und Restaurantschließungen, nicht zuletzt das Misstrauen vieler Mitbürger (mein Vater weigerte sich z.B., mein Haus zu betreten, und wir unterhielten uns in fünf Meter Entfernung (Gartentür - Haustür)). Es gab viele Fehlentscheidungen, unter denen vor allem Kinder und Jugendliche litten, Korruption und Betrug (Politiker bei Maskendeals, Geschäftsleute bei den Corona-Hilfen). Die notwendige Aufarbeitung unterbleibt, weil wir derzeit viel wichtigere Themen haben: Krieg in Europa, Don the Con (aka Orange Shitgibbon), Wirtschaftskrise, Inflation usw. Viele Coronaleugner und Impfgegner von einst machen in diesem Zusammenhang den klassischen Fehler, den alle politischen Laien machen. Sie exekutieren eine idealistische Moral, die es in der Realität nicht geben kann. Permanent werden in der Politik Fehlentscheidungen getroffen. Denken Sie nur an Merz – der wiederum im Vergleich zu „The Orange Shitler“ wie ein Jahrhundertgenie wirkt. Im Nachhinein weiß es jeder von uns besser. Das ist aber auch kein Kunststück, das kann jeder Schimpanse.

Ich plane meine Geburtstagsfeier, die in zwei Monaten stattfinden soll. Es gibt Steaks vom Grill und ein Fass Bier, sonst nichts. Peter kann ich nicht einladen, er ist Veganer. Stefan auch nicht, er ist Abstinenzler. Rainer und Helmut nicht, weil sich die beiden nicht ausstehen können. Dieter kann ich auch nicht einladen, denn er würde auf jeden Fall seine nervige Freundin (Parteimitgliedin der Grünen) mitbringen. Horst gibt immer mit seinem neuen Porsche an, Thomas hat mich auch nicht zu seiner Geburtstagsfeier eingeladen. Gisela und Renate sind lesbisch, die würden sich unter so viel Männern nicht wohlfühlen. Karl-Heinz ist Bayern-Fan. Ich glaube, ich gehe einfach allein ins Steakhaus und trinke ein kühles Weizenbier.

 

Dienstag, 3. Juni 2025

Deutsche Geschichte

 

Vor 35 Jahren kam es zur „Wiedervereinigung“ Deutschlands und ich halte sie bis heute für einen Fehler. Was wäre passiert, wenn die DDR unabhängig geblieben wäre? Sie hätte sich zu einer Demokratie entwickelt wie die anderen Staaten des ehemaligen Warschauer Pakts, sie hätte ihre Industrie modernisiert (anstatt sie von der BRD zerschlagen zu lassen), sie wäre nicht ein zweites Mal enteignet worden (nach 1945 durch die Sozialisten, nach 1990 durch die westdeutsche Erbengeneration und die Treuhand), man hätte die Menschen nicht als Bürger zweiter Klasse entwürdigt und sie wäre Mitglied der EU inklusive Schengener Abkommen. Das Leben in Berlin wäre nicht anders als heute, die Mauer wäre weg und man könnte jederzeit einen Ausflug ins Umland machen.

Deutschland hat gute Erfahrungen mit mehreren Staaten im selben Sprach- und Kulturraum gemacht: nach dem Dreißigjährigen Krieg, als das Altreich nur noch formal bestand, und nach dem Wiener Kongress, als der Deutsche Bund entstand. Die Zwangsvereinigung durch Bismarck 1871 führte direkt in die Katastrophe: Wilhelminismus, Militarismus, Kolonialismus, Imperialismus, Weltkrieg. Diese Entwicklung ist uns nach 1990 erspart geblieben, weil Deutschland in die EU eingebunden wurde (Vertrag von Maastricht 1992, Währungs- und Wirtschaftsunion). Daher würden alle Versuche, ob von links oder rechts, Deutschland aus der EU zu lösen, zu einem Wilhelminismus 2.0 führen. Großmäuler gibt es in diesem Land schließlich immer noch zur Genüge – vom Stammtisch bis zum Kanzleramt.   

PS: Entgegen der offiziellen Erinnerungskultur war es ein Glücksfall, dass der Putsch vom 20. Juli 1944 gescheitert ist. Die Beteiligten waren hauptsächlich Adlige und hohe Offiziere (von denen viele wiederum aus dem Adel stammten, z.B. Oberst Graf von Stauffenberg). Ihr Ziel war die Rückkehr in den Wilhelminismus, nicht in die Demokratie. Wie würde Deutschland heute aussehen, wenn die Putschisten damals die Macht übernommen hätten? Ein Nachkomme von Willem Zwo im Schloss und die Eigentümer ostpreußischer Rittergüter im Reichstag? Quizfrage: Hätten die Männer, die von 1933 bis 1944 seine willigen Komplizen waren, auch versucht, Hitler zu ermorden, wenn er den Krieg gewonnen hätte? Das ist der Unterschied zu Georg Elsers Attentat von 1939. Der einfache Arbeiter ist längst vergessen, aber wir verehren immer noch einen schneidigen Wehrmachtsoffizier, der Adolf Hitler so tief in den Arsch gekrochen ist, dass man sein Rasierwasser riechen konnte, wenn der Führer gerülpst hat.

 

Montag, 2. Juni 2025

Blackout bei Roberto Blanco

 

Blogstuff 1131

„Ich weiß nicht, was ihr da tut, aber beeilt euch.“ (Alien 2)

PSG hatte vor einigen Jahren den besten Sturm der Welt: Messi, Mbappé und Neymar. Jetzt sind alle weg – und der Verein gewinnt jetzt zum ersten Mal die Champions League (5:0!). Messi spielt inzwischen in Miami, Mbappé wurde bei Real Madrid gerade Torschützenkönig der Primera División. Neymar schickte sich vor zwei Jahren selbst in die Wüste, wurde mit Geld überschüttet, bekam eine Villa mit einem Heer von Hausangestellten, etliche Luxussportwagen und einen Privatjet. Resultat: drei Spiele, null Tore. Es gibt eigentlich keinen Sportler, den ich mehr hasse als diese weinerliche kleine Drecksau.

Was macht eigentlich Heinz Pralinski? Er arbeitet gerade an seinem kulturkritischen Essay „Die zeitgenössische Praline im Spannungsfeld von Nougat und Marzipan“.

Gerade in Berlin ist der Typus des „Künstlers“, der sich von Stipendium zu Stipendium, von Projekt zu Projekt hangelt, der sich seine Kreativität mit öffentlichen Geldern finanzieren lässt, eine Art bedingungsloses Grundeinkommen, eine „Kulturrente“ (Nicolaus Sombart), weit verbreitet. Ich kenne eine Schriftstellerin, die sich auf diese Weise, oft als Stadtschreiberin durch die Provinz tingelnd, seit Jahrzehnten über Wasser hält und noch nie ein Buch veröffentlicht hat (nur ein paar Texte in Sammelbänden von Kleinverlagen). Ich war mal auf einer Lesung von ihr. Dreißig Leute im Raum, fast alles Frauen. Das Mikrophon funktionierte nicht und sie sah sich außerstande, ihren Text ohne technische Hilfe vorzutragen. Die Veranstaltung wurde abgebrochen.

In Moskau herrscht der gleiche Njet-Set wie zur Zeit von Breschnew und Gromyko.

Fällt das Märkische Viertel bereits in die Kategorie Käfighaltung?

Ich nehme schon seit vielen Jahren keine Drogen mehr, aber trotzdem hacke ich gelegentlich eine Zwiebel mit der Kreditkarte.

Martialisch matriarchalisch.

Die alten Griechen wagten den ersten Schritt zur Säkularisierung. Aus dem Götterhimmel machten sie eine Soap-Opera, der Olymp als hollywoodmäßiger Quell von Abenteuergeschichten, fröhliche Paarungsrituale von Göttern und Menschen, aus denen Halbgötter hervorgingen. Die Distanz zum allmächtigen Schöpfungsgott wie im Christentum gibt es nicht, die Vermenschlichung als erste Götterdämmerung.

Hätten Sie’s gewusst? Mandy Bonetti, geb. Mondschein, wurde gerade zur Miss Ballermann gekrönt. Sie hat drei Liter Sangria in zehn Minuten geschafft.

Die Kellnerin im Café meint es gut mit mir. Statt ungesunder Rühreier mit Bacon bringt sie mir Rühreier mit Tomate und Feta zum Frühstück. Ist es nicht rührend, wie alle um meine Gesundheit besorgt sind?

Sonntag, 1. Juni 2025

Tagebuch II

 

Jazz-Brunch bei den Steinmeiers. Mache Witz über Inflation. Man müsse für ein ordentliches Filetsteak inzwischen eine Niere spenden. Habe vergessen, dass beide zusammen (!) nur noch zwei Nieren haben. Blicke in fassungslose Mürbeteiggesichter.

Friedrich Merz nimmt mich in seiner Cessna auf einen Rundflug über Berlin mit. Er möchte mir Orte des Wirtschaftswachstums zeigen. Ich sehe nix. Erzähle ihm von meinem Airbus A380, den mir Carsten Maschmeyer geschenkt hat, damit ich endlich die Finger von Veronica Ferres lasse. Die mopsfidele Büchse hat immer noch einen Prachtarsch.

Bespreche mit meiner Event-Managerin Tiffany von Brentano meine Geburtstagsfeier. Werde um das Olympiastadion nicht herumkommen, die Anfragen aus aller Herren Länder wachsen ins Unermessliche. Die Rolling Stones werden exklusiv für mich ihr allerletztes Konzert geben, Vorgruppe Miley Cyrus + Showwaddywaddy. Für das leibliche Wohl der Gäste sorgt das Delikatessenkombinat Otto Grotewohl, das für seinen Makrelenkaviar und die mit Dörrobst gefühlten Schweinefüße bekannt ist.

Kurzer Abstecher ins Büro. Werde kurz ohnmächtig, als ich meine Kontoauszüge durchgehe. Ich arbeite nicht, gebe das Geld mit vollen Händen aus und werde trotzdem immer reicher. Wie ist das möglich?

Lese den Entwurf der Laudatio, die Peter Handke für meine Feier geschrieben hat. Zitat: „Die verschwenderische Vielfalt seiner Begabungen, dazu ein gesunder Geschäftssinn, Charme, Eloquenz – das ist die Basis seines unfassbaren Erfolgs und seines glamourösen Lebensstils. Bonetti ist ein Gesamtkunstwerk.“ Er muss mit seinen Schmeicheleien aber auch immer übertreiben.

Mittagessen im Borchardt mit Oskar Wiener, der einen Spiegel-Artikel über mich schreiben will. Lasse mir den Koch kommen und züchtige ihn mit der Rute, da die Panade des Schnitzels nicht wellig genug ist.

Begegne im KaDeWe Harald Juhnke. Er ist überrascht mich zu sehen. Dachte, ich sei schon tot.

Nachmittag bei Babsi, einer Edelprostituierten aus dem Baden-Badener Ballettmilieu. Bringe sie mit meiner Reiki-Technik zum Höhepunkt, verzichte aber auf die Bezahlung.

Anschließend sitze ich zwei Stunden im Atelier von Gerhard Richter, der ein Porträt von mir anfertigen will. Er möchte mich in einer goldenen Rüstung auf einem Drachen reitend darstellen, im Hintergrund das lichterloh brennende Berlin bei Sonnenuntergang. Gutes Gespräch über Neuplatonismus und seinen Einfluss auf die kubistische Malerei. Plan eines exklusiven Kulturmagazins für maximal zweihundert Leser.  

Abends in der Volksbühne Uraufführung meines Stücks „Gütersloh – Pankow – Tokio“. Lars Eidinger enttäuscht in der Rolle des Adolf Hitler, Helge Schneider (spielt sich selbst) ist recht amüsant.

Später mit Udo Lindenberg, Peter Sloterdijk und Oliver Welke in der Austernbank, nicht weit vom Gendarmenmarkt entfernt. Bemühen sich redlich, mich zu unterhalten. Mäßiger Erfolg, aber gut gemeint. Dürfen anschließend die Rechnung übernehmen.