Blogstuff 1120
Der Parkbankberliner ist ein
kommunikatives Wesen, ähnlich wie Menschen im Zugabteil. Eine Frau, etwa in
meinem Alter, setzt sich neben mich und nach fünf Minuten weiß ich, dass sie
Bürgergeldempfängerin ist, seit 1989 im Kiez lebt, wegen Krebs beide Brüste
verloren und ein künstliches Kniegelenk hat, noch nie im Internet war und was
das Krallenschneiden für ihren Hund bei den umliegenden Tierärzten kostet. Gefragt
habe ich sie nicht, aber es ist trotzdem immer wieder nett, ein wenig zu
plaudern, bevor ich mich mit Wein und Feinkost (Cuor di Mandorla, Auberginen-
und Knoblauchcreme, Baguette) in meine Zitadelle zurückziehe und in geradezu
mönchischer Bescheidenheit meinen Dienst am Leser verrichte.
Was macht eigentlich Holgi? Er
spielt im moldawischen Neo-Western „Vierzig E-Autos westwärts“ die Rolle des
Oracle Jones, der nach ein paar Slibowitz die Gefahren des Trecks voraussehen
kann.
Das erste Gasthaus zum goldenen
M habe ich in den späten 70ern betreten. Ich glaube, der weltweite Erfolg der
Burger-Kette liegt in der Einfachheit, der Lässigkeit, der Atmosphäre, die sie
bis heute von den üblichen Restaurants unterscheidet. Du isst mit bloßen
Händen, du kannst in Bermuda-Shorts kommen, es gibt keine Kellner und es gab in
den ersten Jahren nur das herrlich ungesunde Zeug, vor dem uns Mutti immer
gewarnt hat: fettige Burger, Fritten und Cola – und sogar Bier (damals 1,40 DM
für 0,4 l). McD in Mainz war eine Pilgerstätte wie ein schwer angesagter Plattenladen.
Jeder gegessene Big Mac war damals ein Statement gegen das Establishment von
Kohlroulade und Jägerschnitzel. Heute gibt es überall Burgerläden, die qualitativ
einfach sehr viel besser sind. Dagegen kommt der gute alte „Viertel-Pfünder“ (damals
für 3,20 DM, die Umbenennung in Royal werde ich dem Unternehmen nie verzeihen #VincentVega)
nicht an.
Neu! Der Adidas Moskau. Blutrot
mit braunen Streifen. Die Hälfte des Verkaufspreises geht in die
Drohnenproduktion.
Ich habe einen Traum, dass die
Kinder von SUV-Fahrern und Lastenradfahrern zusammenspielen werden. Ich habe
einen Traum, dass ich in einem Land lebe, in dem die Züge pünktlich fahren. Ich
habe einen Traum, dass Faxgeräte endlich der Vergangenheit angehören. Ich habe
einen Traum, dass eines Tages selbst der Freistaat Sachsen, ein Staat, der in
der Hitze der Ungerechtigkeit und der Unterdrückung schmort, zu einer Oase der
Freiheit und Gerechtigkeit wird. Ich habe einen Traum, dass meine Freunde eines
Tages nicht nach der Farbe ihrer Fan-Trikots, sondern nach ihrem Durst
beurteilt werden. Lass die Glocken der Freizeit läuten.
Ich habe bei Facebook eine
Freundschaftsanfrage von Kim Jong-un. Wenn ich sie annehme, habe ich den
Verfassungsschutz an der Hacke, wenn ich sie ablehne, sind seine Killer hinter
mir her. Vor zwanzig Jahren waren die sozialen Medien noch wesentlich entspannter
– und sicherer.
Als Trump seine Staatsbesuche bei den Scheichs gemacht hat, folgte ihm ein McDonald’s-Foodtruck, um den Präsidenten mit seinen bevorzugten Nahrungsmitteln zu versorgen. Wann sagt man uns endlich, dass dieser Mann eine Karikatur ist, und beendet die Reality-Soap?
Kim Jong-il war ill und starb dann, eine Freundschaftsanfrage ist daher recht unwahrscheinlich.
AntwortenLöschenDer kleine Raketenmann heißt Kim Jong-un. Er hat eine ähnliche Leibesfülle wie Bonetti, eine ähnliche Vorliebe für gutes Essen und gute Getränke und schnauft ähnlich beim Treppensteigen.
Danke. Hab's korrigiert. Heute geht ein Praktikant hungrig ins Bett ;o)
Löschen"und in geradezu mönchischer Bescheidenheit meinen Dienst am Leser verrichte."
AntwortenLöschen... Amen. Lobet den Herren.
"Lass die Glocken der Freizeit läuten."
Amen. ein Freund
Der neue Papst soll wissen: Die Konkurrenz schläft nicht.
LöschenHeute hast Du Glück mit Deiner mönchischen Bescheidenheit, heute ist fastenfrei.
AntwortenLöschenAber morgen ist nur Wein (thanks God) und Öl erlaubt. Fleisch, Fisch, Milchprodukte & Eier sind nicht drin.
In unserem Mönchsorden gibt es keinen Freitag. Wir nennen diesen Tag Donnerstag II.
LöschenEnde der 70er gab es keinen McDonalds in Solingen, immerhin aber zwei oder drei staubige Anarcho-Pinten, wo man aufpassen musste, mit wem man ins Gespräch kam, den man nicht wenigstens gut vom Sehen kannte. SG, gelegen genau in der Mitte zwischen Köln und Ddorf, war vom Verfassungsschutz nicht eben tief angesiedelt, was linke Molliwerfer und RAF-Bauern etc betraf. Ich erinnere mich an einen tödlich langweiligen Sommersonntagnachmittag, als wir draußen vorm Stonns saßen und Bier tranken, kleine warme Bier, kaum einer hatte Schotter auf der Tasche. Da hielten plötzlich drei Mofafahrer vor uns, hochgemotzte Mokicks wahrscheinlich, ich hab keinen Schimmer von solchen Motordingern, jedenfalls, sie kamen aus Köln und erkundigten sich hochmütig, wo denn hier der örtliche McDonalds zu finden sein.
AntwortenLöschen"Wir haben schon alles abgeklappert."
So cool sie auch rüberkamen, sie trugen alle drei dicke Helme, was damals überhaupt nicht cool war. Das waren unumstritten Leute von der harten linken Szene, und wir hatten keinen Burgerladen. Scheiße, haben wir uns geschämt. Die halbe RAF stand vor uns, die dritte Generation, vielleicht auch die vierte, und wir konnten nicht mal einen Cheeseburger anbraten.
Heute hat Solingen sogar zwei McDonalds, wie ich dem Internet entnehme, und jetzt wäre es cool, keinen zu haben.
LöschenDer erste der beiden hat kürzlich dichtgemacht.
AntwortenLöschenWer ist der neue Pächter? Sag jetzt bitte nicht Burger King.
LöschenKann sein. Im Ernst. Jedenfalls soll es sich dabei beim Neuen um einen Burgerladen handeln. VON NER DRECKIGEN KETTE.
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