Samstag, 31. Mai 2025

Zwischen Pop und Populismus

 

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„Die Dummheit ist unsterblich wie die Weisheit, die Hässlichkeit wird ewig leben, wie die Schönheit. Man kann die Dummheit nicht töten, wohl aber auslachen.“ (Joseph Roth)

Alles, was in den letzten dreißig Jahren in Berlin gebaut wurde, ist grauenhaft. Seelenlose Architektur, ein hässliches Sammelsurium von Bausünden ohne Gesamtkonzept. Der Stadt, die den ganzen Mauerstreifen in ihrem Zentrum neugestalten konnte (eine einzigartige Chance!), wurde keine einzige Sehenswürdigkeit hinzugefügt (das Schloss ist eine Kopie, zählt also nicht). Phantasielose Bauherren treffen auf untalentierte Architekten.   

1950: Der zehnjährige Rudi Dutschke verteilt ein Flugblatt an alle Familienmitglieder, in dem er die Abschaffung des gemeinsamen Mittagessens sowie ein Verbot von Gemüse fordert. Bourgeoisie schreibt er falsch.

Hätten Sie’s gewusst? Anfang der Sechziger arbeitete Dutschke als Sportreporter für das Springer-Boulevardblatt B.Z.

Chaostheorie in der Geschichte, der Flügelschlag eines Schmetterlings und der anschließende Orkan: 1868 gibt es einen Putsch in Spanien und die Königin muss abdanken, die Putschisten möchten eine parlamentarische Monarchie einführen und suchen europaweit nach einem König, Bismarck überredet Leopold von Hohenzollern (aus einer katholischen Nebenlinie des preußischen Königshauses) zur Kandidatur, Frankreich legt ein Veto ein (letztlich bekommt der Sohn des italienischen Königs den Job), es kommt zum deutsch-französischen Krieg, anschließend zur Reichsgründung und zur Proklamation eines deutschen Kaisers, das Deutsche Reich steigt zur imperialistischen Großmacht auf, schließlich kommt es zum Inferno des Ersten Weltkriegs, ohne den es Hitler und den Zweiten Weltkrieg nicht gegeben hätte usw.

Ich staune immer, wie viele verschiedene Kulturen in meinem kleinen Kiez leben. Zwei ältere Frauen sitzen auf einer Bank, die eine isst Melone, die andere Melone und Schafskäse gleichzeitig. „Das könnte ich nicht“, sagt die erste. Auf der Nachbarbank sitzt ein älterer Herr. „Entschuldigen Sie, dass ich mich einmische, aber ich finde Melone mit Schafskäse sehr lecker.“ Wo er das gegessen habe, will die zweite Frau wissen. Er habe lange in Griechenland gelebt, sei aber eigentlich Tscheche. Woher sie komme. Aus Tschetschenien, antwortet sie, später habe sie in der Türkei gelebt. „Tschetschenen sind gefährliche Leute“, sagt er und alle lachen. So leicht kann das Leben sein.

Bonetti kann Sachverhalte einfach und verständlich ausdrücken, er ist ein Paradebeispiel für die habitualisierte Courtoisie moderner Hochintellektueller.

Norma verkauft jetzt Macheten zum Schnäppchenpreis (9,99 €). Die Amok-Sommersaison kann kommen!

Das Department of  Publication Efficiency (DOPE) nimmt bei Bonetti Media seine Arbeit auf.

6 Kommentare:

  1. "Department of Publication Efficiency"
    ... cool, weniger Zeilen zum gleichen Preis. White Page rules.
    congratulations - great - awesome, a friend

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  2. Norma tut das schon seit Jahren.
    Alle reden über die Bundeswehr, aber die zunehmende Bewaffnung der Bevölkerung wird von Norma vorangetrieben. Allerdings nicht online.

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  3. Falls Sie einen Einblick in meine verqueren Physik- und Geschichtsbilder haben wollen:

    Es gibt kein Chaos, dem Betrachter ist nur die Amplitude der Bewegung nicht bekannt.

    Geht man von 1868 62 Jahre zurück, gelangt man ins Jahr 1806, dem Start der Kontinentalsperre, also dem Gründungsjahr der deutschen Industrienation, quasi als Nasciturus. Die Firma Krupp z.B. begann als Produzent minderwertiger Massenprodukte aus Gusseisen, in Ermangelung britischer Konkurrenz konnte sie sich durchsetzen. Usw. usf.

    Definiert man die "Pentarchie" des 19. Jh. anhand der britischen Kolonialpolitik, die es dem "Popel auf Europas Nase" erlaubte, nicht nur den indischen Subkontinent uu beherrschen und definiert man die Koalitionskriege gegen Napoleon mit einer Einzelmeinung als "englische Kriege", kommt man zu erstaunlichen Interpretationsmöglichkeiten, die einen Krimkrieg so zwangsläufig erscheinen lassen, wie die Münchner Konferenz 1938.

    Erwägt man dazu, dass die hybride Kriegsführung kein Kind des Atomzeitalters sein muss, kommt man (vulgo: ich) zu dem Ergebnis, dass der MI6 über seinen Agenten Friedrich E. einen mittellosen Karl M., entwurzelt und in ganz Kontinentaleuropa der Länder verwiesen, anwarb, um die kontinentale und hier besonders die deutsche Industrie zu beschädigten. Der MI6 ging dabei so geschickt vor, dass die unbehelligte, durch den Geheimdienst durchfinanzierte Tätigkeit M's Zeitgenossen und Nachwelt als aufopferungsvoller Altruismus in Erinnerung blieb. Dies vor allem deswegen, weil der Erfolg der Aktion nicht kriegerisch explosionsartig, sondern im Wege einer fungalen Zersetzung, nicht zuletzt durch die verschlimmbesser den Gegenmaßnahmen "Allgemeines Wahlrecht" und "soziale Reformen", ihre zerstörerische Kraft unaufhaltsam vorantrieben.

    Ironie der Geschichte: Nicht nur schlug die Zersetzung auf das Land, welches der MI6 doch beschützen wollte/ sollte zurück. Auch trat der Erfolg so spät ein, wie der der Zersetzung des westlichen Bildungssektors durch östliche Geheimdienste, so dass er dem Mutterland nun nichts mehr nützte.
    Hier wie da war es ein Emporkömmling des hegemonialen Alleinanspruchs, der für sich die Früchte der emsigen Geheimdienstleute aus fernen Landen erntete.

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  4. Jeder tut, was er kann. Norma verkauft günstige Macheten, und Rheinmetall verkauft demnächst den Kampfpanzer KF51 Panther. Der wird voraussichtlich nicht ganz so günstig sein, aber das Gefährt wird bestimmt trotzdem weggehen wie warme Semmeln. Schon wegen des Namens, der die schönsten Erinnerungen an jene heroischen Zeiten weckt, in denen unsere Großväter mit donnernden Motoren und geschwind wie der Blitz sowie mit frohem Sinn durch die russischen Steppen brausten, um unsere großdeutsche Freiheit bis nach Stalingrad zu bringen.
    "Der Panther ist der erste Vertreter einer neuen Kampfpanzerfamilie. Er ist von Grund auf so konzipiert, dass er leicht aktualisiert und mit den neuesten Fähigkeiten und Funktionen ausgestattet werden kann. Die modulare, offene Systemarchitektur ermöglicht eine spiralförmige Entwicklung, die im Einklang mit den Innovationszyklen regelmäßig aktualisiert werden kann. In naher Zukunft wird es weitere Innovationen geben, die aktiv einen umweltfreundlichen Einsatz in Friedenszeiten und eine weitere Optimierung in Bezug auf Automatisierung und Effektivität unterstützen", versprechen die innovativen Familienmenschen von Rheinmetall. Alles klar soweit. Nur eins frag ich mich: Wie darf man sich einen "umweltfreundlichen Einsatz in Friedenszeiten" vorstellen?

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    1. Derlei euphorische Elogen würde ich mir auch über den russischen T-14 wünschen ;o)

      Aber Nazi-Keule geht immer. Der rhetorische No-Brainer für den kleinen Kommentar zwischendurch.

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    2. "Kleiner" Kommentar? Ich muss doch sehr bitten! Und wenn wir erst genug neue Panther haben (wer weiß, vielleicht kommen, bald auch schöne neue Königstiger dazu), dann brauchen wir diese blöden Nazikeulen gar nicht mehr, von Hirn ganz zu schweigen.

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