Montag, 10. Oktober 2016

Der wichtigste Tag des Jahres

Aber Sie lesen:

Blogstuff 79
„Wie von einem Stück Spiegelglas ein Lichtstrahl reflektiert und in einen dunkeln Raum geworfen wird, so blitzt oft mitten im Gegenwärtigen, durch eine Nichtigkeit entzündet, ein vergessenes, längst gewesenes Stückchen Leben auf, erschreckend und unheimlich.“ (Hermann Hesse: Eine Fußreise im Herbst)
Heruntergekommene Höfe, die verfallenden Scheunen mit rostigem Schrott eingefasst. Blinde Scheiben, Autowracks. Alles wirkt verbraucht und alt, nicht schön gealtert wie die Höfe der neureichen Hipster, die in dieser Gegend ihre albernen Ideen von selbstangebautem Gemüse verwirklichen wollen. Aber neben einem dieser Höfe, von denen man nicht weiß, ob überhaupt noch menschliches Leben in ihnen verborgen ist, sehe ich eine Wiese, die sanft zu einem Teich hin abfällt. Auf dieser Wiese sehe ich ein Dutzend Gänse und plötzlich mag ich dieses Tal, das ich zuletzt in meiner Kindheit gesehen hatte, als die Höfe noch neu und voller selbstverständlicher Geschäftigkeit und Wärme gewesen waren.
Manche Menschen verspüren das Bedürfnis, eine Hauswand mit ihrem Tag, mit ihrem persönlichen Zeichen, zu verzieren und geben ihm auch regelmäßig nach. Sie markieren damit einen Ort und nehmen ihn symbolisch in Besitz. Sie sind zwar nicht Eigentümer des bemalten Hauses, aber es ist ihre Gegend und sie geben ihrer Heimat ein Brandzeichen. Betrachtet man die Stadt als steinerne Landschaft, so handelt es sich hierbei um Landschaftsmalerei im Wortsinne. Achtung, Gedankensprung! Sind nicht die Kommentare zu politischen Themen, zu Sport, Feminismus oder was auch immer nicht auch Tags? Markiert man nicht auch eine Gegend und versucht ein Zeichen zu hinterlassen? Dabei ist die Grenze zwischen Geltungssucht und Selbstbewusstsein fließend.
Du kannst ja heutzutage jeden Scheiß in einem heiligen globalen Kontext sehen, über den du dir endlos Gedanken machst. Ich habe mal auf einer Party einen Veganer getroffen, der die angebotene Flasche Bier abgelehnt hat, weil der Leim für das Etikett der Brauerei womöglich aus tierischen Fetten hergestellt sein könnte. Er ist auch nicht lange geblieben. Genauer gesagt ging er, als wir das Fleisch auf den Grill gelegt haben.
Ich möchte nicht wissen, wie viele Mitglieder der Veganismus verlieren würde, wenn Alkohol nicht vegan wäre.
Woraus wird eigentlich das Glas der Bierflasche gemacht? Altglas … äh … Quarzsand … und … äh … eine geheime Zutat.
Jetzt ergibt alles einen Sinn: Ich mache nicht gar nix – ich bin im Streik. Unbefristet! Wegen der Ozelotschicht und dem vielen Delphin in Huhnfleischkonserven.
Die Laute der sächsischen Mundart bilden sich, ähnlich wie im Schwäbischen, im Hals – wie bei einem Pelikan.
Bonetti-Trivia, Teil 788: Eine Auktion bei Sotheby’s erbrachte 250.000 Euro für den kalten Zigarrenstumpen, auf dem Andy Bonetti herumkaute, während er sein Meisterwerk „Von Windeln verweht“ schrieb.
Woran erkennt man, dass Kabarettsendungen, Demonstrationen oder Internetdebatten politisch wirkungslos sind? An der Tatsache, dass sie nicht verboten sind.
Der Söder ist ein blödes Schwein / So war’s, so ist’s, so wird es sein.
Franz Beckenbauer tut mir wirklich leid. Er musste in letzter Zeit viel einstecken.
3. Oktober: Der FC Bayern ist der erfolgreichste Fußballverein in Deutschland, die Deutsche Bank ist das größte Geldhaus und Merkel hat die meisten Wähler. Man muss dieses Land mögen.
Grandmaster Flash - The Message. https://www.youtube.com/watch?v=O4o8TeqKhgY

7 Kommentare:

  1. SO! Hier!

    Mein Tag, mein Struller, meine Duftmarke, meine Inbesitznahme, mein Brandzeichen.

    Meine überbordende Selbstsucht, Selbsverliebheit, Geltungssucht, Arroganz und Ignoranz, hier bei dir im Blog. Das lasse ich mir nicht nehmen. Jetzt, auf ewig in digitalen Stein gemeißelt.

    Jeder Tag ist der wichtigste Tag, an dem ich lese. Beim Kiezschreiber und ein paar anderen Bloggern.

    Mir noch meine eigenen Gedanken machen zu können, manchmal aufschreiben, manchmal ins Internet kotzen, manchmal kommentieren, manchmal still sitzen, lächeln, schmunzeln, ein leises "Gut geschrieben" hingemurmelt. Oder auch Beifall spenden (wieso spenden?), der der Urheber meiner Zustimmung nicht teilhaftig werden kann. Er/Sie sieht's und hört's ja nicht einmal.

    Völlig sinnbefreit, sinnlos, zwecklos.
    Verpuffend, verhallend im 0/1-getriebenen Cyberspace.

    Nee, nicht völlig.
    Mir hat es gut getan.
    Und alles andere zählt nicht mehr.

    Purer Egoismus, verbrämt als Gutmenschentum, Humanismus und Empathie.

    Im Gegensatz zum Investmentbanker vernichtet mein Egoismus keine Existenzen, füllt nicht meine Taschen.

    Das ist mir Trost und Ansporn.

    PS: Soviel Ich und mir und mein

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Na also! Geht doch. Lass es einfach raus. Besser als jede Werbung und jede bezahlte Meinungsmache :o)

      Löschen
    2. Wenn du Kiezschreiber Plus abonnierst, geht es dir noch besser!

      Löschen
  2. Gibts den auch als Ratenvertrag? Du kannst raten, wann ich bezahle...

    Jetzt lesen, schreiben, irgendwann mal bezahlen. Naürlich zur 0%-Finanzierung, ohne Gebühren und versteckte Kosten. Keine Schufa

    Du bist so großherzig! Dank, dank, dank!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Die ersten hundert Abonnenten bekommen eine Freikarte fürs Phantasialand!

      Löschen
    2. Gültig für die Zeit von November bis März! Du Schlingel.

      Löschen