Dienstag, 11. Oktober 2016

Blogstuff Spezial: Medien

„Es war Herbst in ihren Herzen, jene Zeit, das Erarbeitete zu ernten und als Vorrat zu wahren und sich auf die kommende Kälte vorzubereiten. Keine Zeit, in der man gern das Klopfen eines Fremden an der Tür hört.“ (Thomas Willmann: Das finstere Tal)
In den achtziger und neunziger Jahren war der SPIEGEL der Inbegriff des investigativen Journalismus, der unzählige Skandale in Politik und Wirtschaft ans „Licht der Öffentlichkeit“ brachte. In den letzten zehn Jahren hat der SPIEGEL keinen einzigen Skandal mehr aufgedeckt, an seine Stelle sind Whistleblower, Wikileaks und gelegentlich die Süddeutsche Zeitung (z.B. Panama Papers) getreten. Früher hatte der SPIEGEL eine Geschichte exklusiv, die anderen Medien mussten auf die Enthüllungen des Magazins reagieren. Vorbei. Man sieht in den Kaffeehäusern und den Fernzügen auch keine SPIEGEL-Leser mehr.
Ähnlich erging es der ZEIT. In den achtziger und neunziger Jahren wurden in diesem Blatt Essays von klugen Köpfen wie Jürgen Habermas veröffentlicht, die bundesweite Debatten ausgelöst haben. Damals habe ich manche Artikel noch aufgehoben, weil ich die Zeitung nach der Lektüre nicht einfach wegwerfen wollte. Vorbei. Die ZEIT stößt keine Debatte mehr an, auch der ZEIT-Leser ist von der Bildfläche verschwunden.
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2014 habe ich es zum ersten Mal gemacht: Ich habe eine medial erzeugte Panikwelle nicht mitgemacht, ich habe mich nicht von der allgemeinen Angst anstecken lassen. Sie erinnern sich? Ukraine. Putin ist der neue Hitler. Erst Kiew, dann Warschau und danach rollen die russischen Panzer über den Ku’damm. Das Ende der Welt ist nahe, Freunde von mir waren ehrlich besorgt. Ich bin einfach aus der Berichterstattung ausgestiegen und siehe da: Es war gut für meine Nerven und meinen Blutdruck. Die Katastrophe fand wieder einmal nicht statt.
2015 habe ich es mit Griechenland ebenso gehalten. Ich habe mich ausgeklinkt und Meldungen über Griechenland nicht mehr angeklickt. Um mich herum versank die Welt in Panik und Chaos. Der Euro ist am Ende und damit die EU. Und das ist ja bekanntlich, laut Merkel, eine Frage von Krieg und Frieden. Darunter machen wir es nicht. Bereuet, das Ende der Welt ist nahe! Ich war tiefenentspannt und auch dieses Thema ging an uns vorüber.

2016 mache ich es mit dem angeblichen Untergang des Abendlands wegen der Kriegsflüchtlinge und der Terroranschläge genauso. Probieren Sie es mal aus! Ich bin ein Aussteiger geworden. Ich laufe nicht jeder Sau, dir durchs Dorf getrieben wird, kreischend hinterher. Die Welt geht nicht unter, egal wie vielen Wutbürgern in Dresden noch die Sicherungen durchbrennen.
Miles Davis - Birth Of The Cool. https://www.youtube.com/watch?v=0H8T5epZ6NY

12 Kommentare:

  1. Warum kommentieren Sie dann ständig Leute, Land und die ganze Welt wie ein schnatternder Schuljunge,
    wenn Sie einfach nur ein Aussteiger sind?

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  2. Sprechdurchfall? Schlimm....

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  3. Ach wie niedlich: Es ist ein Troll! Hat Heise heute Freigang?

    Also ich mag diese Spezies ja gerne… le Troll: Aufzucht, Pflege und im Herbst kann man sie dann ernten.

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    1. Ach was, Troll! Ein wenig provokant vielleicht. Griechenland-Bashing und Putin-Dämonisierung snd ja etwas anderes als das Treiben irgendwelcher Säue durch irgendwelche Dörfer, welches man getrost und folgenlos übergehen kann. Aber: "Hör ich was Böses, denk ich nicht hin" ist sicher blutdrucksenkend.

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  4. Kiezschreiber History. Das fehlt noch. Hätte ich gerne, also Kiezschreiber History.

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    1. Was würdest du bezahlen? Und komm mir nicht wieder mit deinen Bonsai-Kartoffeln ;o)))

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    2. Ay ay ay, muchacho! Soll ich Mescal besorgen? Bist du bereit für den Wurm, Cabron?

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    3. Kein Schnaps. Bin ich zu alt für.

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