Dienstag, 23. August 2016

Die längste Woche

„Wenn wir das Oktoberfest absagen würden, wäre das eine Einschränkung der Freiheit.“ (Thomas de Maizière)
Sie haben sicher auch gelacht. Die Bundesregierung fordert uns dazu auf, Notvorräte anzulegen. Mitten im Frieden sind wir von Horrorszenarien umgeben. Droht ein Krieg? Werden islamistische Terroristen sämtliche Supermärkte abriegeln? Kommt der Iwan doch noch, dessen Einmarsch der brave Michel seit Jahrzehnten erwartet?
Ich habe auch gelacht. Es droht kein Krieg. Aber was machen wir bei einem Stromausfall? Nehmen wir an, unsere Stromversorgung bricht für eine ganze Woche zusammen. Kein Problem, denkt jeder. Dann trinke ich eben Leitungswasser. Aber es kommt kein Wasser mehr aus dem Hahn in Ihrer Küche und in Ihrem Badezimmer. Baden und Duschen ist auch vorbei. Die Anlagen der Wasserversorger werden elektronisch gesteuert, es gibt keine mechanischen Pumpen in Ihrer Stadt oder in Ihrem Dorf (ich kenne Notbrunnen nur aus Berlin, z.B. in der Trautenaustraße).
Was ist mit dem Essen? Unsere Kühlschränke und Tiefkühlfächer sind gut gefüllt. Kein Thema. Ohne Strom sind die Sachen aber in kürzester Zeit nicht mehr essbar, es sei denn, der Stromausfall trifft uns im tiefsten Winter und wir können unsere Vorräte auf den Balkon schaffen oder in einer Plastiktüte ans Fenster hängen. Oder wir lassen sie, wo sie sind, denn die Heizung wird auch nicht mehr funktionieren. Bei einem längeren Stromausfall bleibt uns nur der Vorrat an Konserven. Dann gibt es einen ganzen Tag nur Mais, Erbsen und Möhren für die Familie. Natürlich kalt, denn der Herd und die Mikrowelle können ebenfalls nicht mehr benutzt werden.
Na und? Gehen wir in den Supermarkt. Abgesehen von der Finsternis in den fensterlosen Geschäften haben wir auch hier das Problem faulender Tiefkühlkost und verwelkender Salate. Die Kassen funktionieren nicht, die Verkäuferin muss alles per Hand addieren. Ihre Kreditkarte funktioniert weder im Supermarkt noch am Bankautomat. Wieviel Bargeld haben Sie gerade in der Brieftasche? Jetzt denken Sie, dass uns Lastwagen mit Essen versorgen werden. Aber die Tankstellen funktionieren auch nur mit Strom, ohne Energie kann man das Benzin nicht aus den unterirdischen Tanks pumpen und die Zapfsäulen bedienen.
Wie geht es weiter? Fernsehen, Radio, Internet und auch Ihr Smartphone funktionieren nicht mehr. Sie haben keinerlei Informationen über Ihre Zukunft. Nach einer Woche, spätestens nach zwei Wochen ohne Strom bricht die Zivilisation, so wie wir sie kennen, zusammen. Sie werden für sich und Ihre hungernden Kinder kämpfen – und das meine ich nicht im übertragenen Sinne.
Woher habe ich dieses Szenario? Es gibt vermutlich kein Blog, das in der absurden Welt der deutschen Politik so exzellent vernetzt ist wie Bonetti Media Umlimited. Mein Gewährsmann in dieser Frage nimmt regelmäßig an Sitzungen des Bundesinnenministeriums zu Fragen der Versorgungssicherheit teil, die gemeinsam mit dem zuständigen Minister in Berlin stattfinden. Was ich von ihm persönlich off the record erfahre, gebe ich der geneigten Leserschaft gerne zur Kenntnis.
Also: keine Panik. Ist noch nie passiert, passiert auch nicht. Aber Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste, wie mein Opa immer zu sagen pflegte. Und wer sich richtig gruseln will, dem empfehle ich zu diesem Thema den Roman „Blackout“ von meinem Kollegen Marc Elsberg.
Urge Overkill - Girl You'll Be a Woman Soon. https://www.youtube.com/watch?v=JAHA4Jh5jkw

21 Kommentare:

  1. Gestern spielten wir im Freundeskreis das Szenario durch und kamen auf dieselben Ergebnisse. Mir wurde mulmig. Ich nehme an, die wollen, dass uns mulmig ist.

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    1. Du kannst doch immer noch dein Pferd nehmen und in der Wildnis leben. Dort werde ich auf dich warten ...

      Dein Klekih-petra

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    2. Das musste ich erst mal googeln. Weißer Vater der Apatschen. Wen du alles kennst...

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    3. Tja, die Damenwelt ist eben komplett ohne Karl May aufgewachsen, liebe Nscho-tschi :o)

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    4. Naja, ich hab schon sehr geweint, als Winnetou gestorben ist. Aber Hanni und Nanni waren mir näher. Ich wollte doch so gern ins Internat, weil ich sicher war, dass ich adoptiert bin.

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  2. Das war das letzte Mal, dass ich dir im Suff etwas erzähle

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    1. Wieso? Deine Vorliebe für Latex-Partys habe ich doch gar nicht erwähnt.

      Und wenn ich bei den Bondage-Spielen zu weit gehe, ist das Codewort "Vorratsdatenspeicherung", okay?

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    2. Ihr trefft Euch, ohne mir Bescheid zu geben?

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    3. Wir verstehen halt deinen Dialekt so schlecht ...

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  3. Wir haben zur Zeit 3500 Verkehrstote.
    2006 waren es noch 5000.
    Ordentlich.
    Bei 3500 ( ganz genau 3475, Quelle wie immer Wiki, wer's glaubt ...)
    sind das 9,58 , sagen Wir 10 Tote am Tag.
    Frage mich was los wäre wenn irgendwelche Leute, und nein, es müssten keine religiösen Spinner sein, weiß nicht, irgendwer, am Tag 10 Menschen ermorden würden.
    Jeden Tag.
    Immer und immer wieder.
    Einfach so.
    Keiner würde auch nur einen Fuß auf die Straße setzen.
    Genau, Straße !
    Ha Ha.....( Thriller von Jacko im Kopf ablaufen lassen.)

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    1. Vielleicht wird es Zeit, dass wir "die Autofahrer" als terroristische Organisation begreifen?

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  4. Treffender Text. Glückwunsch
    Hast Du denn keine Sonnenkollektoren auf dem Dach? Das ist doch ein MUSS, (sagen die Hersteller)

    Finanzdienstleister, Ministerien, Nachrichtendienste, Hartzcenter und Beraterpack haben Notstrom, ABER NICHT NUR FÜR 10 MIN. Die können, sollen und werden weitermachen.

    Das Szenario Totalstromausfall gefällt mir sogar ein wenig. So für 72 Stunden, mal alles i Stillstand.
    Vielleicht fangen dann mal mehr mündige Wähler an nachzudenken, z. B. über Bargeld abschaffen, auslesbare Plastikkärtchen, bezahlen per Smartphone, Internet, voll computerisierte Welt, das vernetzte Heim, High-Frequency-Trading.

    Keine Chance, schuld werden sein: Ausländer, Terroristen, alle Muslime, Asylanten und Putin.

    Aber: Atomraketen kann man auch manuell starten. Die haben an alles gedacht.

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  5. Als vor ein paar Jahren im Münsterland der Strom wegen eines starken Schneesturms für ein paar Tage weg war, gab's nächstes Jahr angeblich einen Kinderboom. Ansonsten ist nicht viel passiert. Keiner hat seine Oma aufgefressen oder ist sonstwie verrückt geworden. Und die Dörfer waren auch tagelang von der Außenwelt abgetrennt. In anderen Regionen der Welt ist das normal. In Deutschland werden dazu bekloppte Blogtexte geschrieben. Damit man sich so richtig zusammen gruseln kann. Übrigens war es in der Geschichte der Menschheit schon immer normal Vorräte anzulegen. Ich halte das sogar für schlau, wenn man nicht nur die letzten Pizzareste für eine Woche als Reserve hat. Meine Oma hat immer Obst und Gemüse eingelegt. Ich mache das auch, wenn der Garten das hergibt. Ich gehe trotzdem nicht von einem nuklearen Winter aus.

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    1. Absolut passender Einwand. Münsterland.

      Die Alpen, Anden, Afrika, Lateinamerika, Asien, da gibts sogar Gegenden ganz ohne Strom und gar nix zu Fressen, auch viele Hungertote, jeden Tag. Hab ich selbst gesehen, jahrzehntelang.

      In Nordamerika und Europa auch. Auf Island, Grönland gibts Gegenden, ganz ohne Stromnetz.

      Bangkok mit Stromausfällen, 1 mal pro Monat, Manila, Honkong, Pnomh Penh, Indien, vor allem während des Monsuns.
      Bogota, Cali, Venezuela, Peru, Bolivien, Guatemala, Mexico, Brasilien, auch dauernd Stromausfälle, mal länger mal kürzer.

      Damals New York City Ende der 70iger, mit Plünderungen, na ja ist eben nicht das Münsterland. Aber seit dem, alles stabil.

      Die bekloppten Blogtexte und Texter wollten auf etwas anderes aufmerksam machen. Kann eben nicht immer klappen....

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  6. Ich wüsste nicht, worauf mich der Blogger aufmerksam machen wollte. Aber, da Sie es anscheinend verstanden haben, können Sie mich ja gerne aufklären. Ich bin nicht der Meinung, dass jeder Furz, der durch die Medien geht, von einem Blogger polemisch aufgegriffen werden muss. Vor allem dann nicht, wenn man vom Thema keine Ahnung zu haben scheint. Aber manche sind vielleicht doch allwissend und wissen zu jedem Thema was zu schreiben. Hat der Blogger diesen ominösen Bericht gelesen? Als erste Quelle? Oder hat er einfach auch nur von Spon abgeschrieben?

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  7. Wir haben einen Gasherd. Aus Gründen.

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    1. Den man auch mit Propangas nutzen kann? (Wenn der Strom länger weg ist, fließt auch kein Gas mehr)

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    2. Genau, 30 Kiloflasche im Verschlag vor der Küche.
      (Ist auch bei Pizzabäckern sehr beliebt. Lässt jeden Steuerprüfer in die Tischkante beißen.)

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    3. Verneigung vor dem Meister. Mir bleibt im Fall des Falles nur der Außengrill.

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  8. Hab das gar nicht mit verfolgt.
    Gestern beim Bier war es dann tatsächlich Thema.
    Vorräte.
    Oh je !
    Aber man sollte tatsächlich wenigstens ein paar Kerzen in Haus haben.
    Campingkocher hat man eh. Ein paar Büchsen, Kartoffel, Pasta, Zwiebel.
    Wein ! Schnaps in rauen Mengen.
    Kasten Bier, oder besser zwei.
    Dann noch Holz.
    Gemäß dem Spruch "Holz vor dem Haus ist kein Zeichen von Reichtum, aber kein Holz ein Zeichen von großer Armut."
    Ist doch sowieso immer alles da. Also, was soll's ?

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