Mittwoch, 21. Oktober 2015

Ein denkwürdiges Interview mit Johnny Malta

„Lächeln ist das Zweitschönste, was der Mensch mit seinen Lippen tun kann.“ (Charles Bukowski: Trinksprüche aus der Hölle)
Frage: Wie sieht der Tag eines Schriftstellers aus?
Antwort: Ich wache auf, wenn ich ausgeschlafen habe. Irgendwann stehe ich auf und gehe in die Küche, um etwas zu essen. Ich schaue aus dem Küchenfenster, ob die Welt noch da ist. Wenn ich Lust habe, schreibe ich vormittags etwas. Meistens habe ich aber keine Lust. Dann lese ich einen Roman und höre Musik. So geht das irgendwie bis zum Beginn des Abendprogramms im Fernsehen.
F: Wie sind Sie zum Schreiben gekommen?
A: Das war in den siebziger Jahren. Wilde Zeiten. Ich ging auf die Bill-Haley-Grundschule in Delmenhorst. Dort hat man mir das Schreiben beigebracht.
F: Wie hat der Erfolg Ihr Leben verändert?
A: Welcher Erfolg?
F: Werden Sie auf der Straße erkannt und von Fans angesprochen?
A: Ich werde oft angesprochen. Aber es geht den Leuten meistens um Kleingeld oder geographische Auskünfte. Vor Wahlen sprechen mich auch junge Hilfspolitiker an. An deren Ständen gibt es oft Kugelschreiber, die ich für meine literarische Arbeit gut gebrauchen kann.
F: Wie kommen Sie auf die Ideen für Ihre Bücher?
A: Es gibt nur eine Handvoll literarischer Basis-Plots. Die Struktur des Buches besorge ich mir aus Zusammenfassungen anderer Bücher im Internet oder aus der eigenen Lektüre von Romanen. Dann ändere ich einfach die Namen, den Ort und die Zeit. Wenn man auf diese Weise fünf oder sechs Romane miteinander vermischt, fällt es dem Leser gar nicht auf.
F: Fließen persönliche Erfahrungen und Erlebnisse in Ihre Romane ein?
A: Was für Erlebnisse? In Bad Nauheim ist nicht allzu viel los.
F: Wie gehen Sie mit Kritik um, mit Rezensionen und Diskussionen im Internet?
A: Ich habe zwei Dutzend Fake-Profile im Netz angelegt und schreibe auch anonyme Kommentare, wenn es geht. Das kann ich den ganzen Tag machen. Diese Strategie ist erstaunlich hilfreich.
F: Haben Sie einen Ratschlag für junge Autoren?
A: Heiraten Sie eine reiche Frau oder einen reichen Mann. Wenn Sie den Mut zur Bigamie aufbringen, tun Sie beides.
F: Warum haben Sie als hessischer Autor eigentlich nie für den Suhrkamp-Verlag gearbeitet?
A: Weil ich zu Ursula Unseld, geb. Schmidt, die sich öffentlich Ulla Unseld-Berkéwicz nennt, auf einem Sektempfang in der Villa Bonetti gesagt habe: „Wenn Erfolg so aussieht wie Sie, möchte ich keinen haben.“ Ich glaube, das hat sie mir übel genommen. Die Frau ging mir schon immer auf den Zeiger. Ich habe auch eine jüdische Großmutter, aber ich habe auf meinem Vierteljudentum kein Imperium der Betroffenheit errichtet.
F: Was ist Ihr Lieblingsbuch?
A: „Das Zuckerrübenprojekt“. Ich habe es 2011 geschrieben. Es geht dabei um die Besiedlung des Mars.
F: Was war Ihr erster Romanversuch? Haben Sie das Manuskript veröffentlicht oder liegt es irgendwo in einer Schublade?
A: Der Roman hieß „Johnny Silverflash und die Todespolizei vom roten Planeten“. Es ging dabei um die Besiedlung des Mars. Ich habe es als Siebzehnjähriger bei diversen Verlagen eingereicht und nur Absagen bekommen. Heute bin ich diesen Verlagen dankbar.
F: Gibt es schon Pläne für ein neues Buch? Können Sie uns schon etwas verraten?
A: Ich arbeite gerade an einem Projekt, in dem es um die Zukunft geht. Raumschiffe spielen eine große Rolle. Eine Gruppe Siedler ist zu einem anderen Planeten unterwegs, aber auf ihrem Schiff ist ein schreckliches Alien-Monster. Mehr darf ich Ihnen aber nicht verraten, sonst bekomme ich Ärger mit dem Verlag.
F: Haben Sie noch Träume?
A: Ich träume von einem Dutzend Teenager, die anfangen zu kreischen, wenn ich mich an einem Hotelfenster zeige.
F: Vielen Dank für dieses Gespräch.
A: Das war’s schon? Keine Fragen über Drogen oder Sex? Über meine Kollegen? Ich könnte Ihnen ein paar wirklich üble Sachen über Andy Bonetti erzählen. Hallo? Wo gehen Sie hin? He, Fräulein!?! Heißt das, ich muss die Getränke bezahlen? Wissen Sie überhaupt, was ein Schriftsteller verdient? Ich meine, so ein Schriftsteller wie ich! Verdammt …
P.S.: In diesem Text sind zwei Empörungsfallen für Frauen versteckt. Haben Sie beide gefunden?
Joy Division – These Days. https://www.youtube.com/watch?v=GbNEZ0otV70

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