Montag, 19. Mai 2025

Schwarzerrollkragenpulloverexistenzialismus

 

Blogstuff 1122

„Ein Schriftsteller (…) muss dosieren können, was er vom Leben empfängt, er muss nach Belieben den Leitungshahn Leben und den Leitungshahn Arbeit aufdrehen und schließen können. (…) Deswegen darf man von niemandem abhängig sein, mit niemandem zusammenwohnen, keine geschäftlichen Obliegenheiten haben. (…) Das Leben ist meine Gattin, und die Bücher, die ich ihm abgewinne, sind meine Kinder.“ (Henry de Montherlant: Der Dämon des Guten)

Es fällt mir auf, dass ich immer mehr Fehler mache, wenn es um Fakten geht. Entweder erinnere ich mich falsch oder gar nicht. Harvey Keitel fällt mir nicht mehr ein, als ich an seine Rolle in „Taxi Driver“ und „Pulp Fiction“ denke. Ich sehe einen Murot-Tatort und erinnere mich nicht mehr, dass sein NSU RO 80 das einzige Serienfahrzeug mit Wankelmotor war usw. Jeden Tag das gleiche Spiel. Ich glaube, der Höhepunkt meiner Intelligenz liegt hinter mir, andererseits kann man mit seiner Erfahrung vieles kompensieren. Was an Klugheit fehlt, macht man durch Routine wett.

Was genau ist eigentlich Gluten? Es ist nichts Alkoholisches und bei Burger King gibt’s das auch nicht.

Es gibt eine Art Fitness-Faschismus. Menschen, die durchtrainiert sind, glauben, sie wären anderen überlegen. Ich bin ihnen körperlich unterlegen, bin in Sachen Aussehen und Muckis nur ein Mensch zweiter Klasse. Wer einen Marathon geschafft hat, wählt auch AfD. Meine Meinung.

Die alten Griechen waren schon Schweinigel, die sind auf Ideen gekommen, das glaubt man gar nicht. Der Meeresgott Poseidon schenkt Minos, dem König von Kreta, einen prächtigen Stier. Die Frau des Königs verliebt sich in das Tier und der Künstler und Erfinder Daidalos (lateinisch: Daedalus => Stephen Dedalus / Ulysses) baut ihr eine Kuhattrappe, in die sie klettern kann, um sich von dem Stier begatten zu lassen. Geht’s noch? Und aus dieser unheilvollen Verbindung entsteht das monströse Mischwesen Minotauros (Kopf: Stier, Körper: Mensch; vgl. „Bullenschwein“), der in ein Labyrinth gesperrt wird, das von Daidalos, der zu allem Überfluss auch noch der Vater von Ikaros ist, entworfen wurde. Na ja, und dann haben wir noch Ariadne, die Tochter von Minos, den Ariadnefaden, der Minotauros wird getötet, Minos will Daidalos und dessen Sohn nicht gehenlassen, Daidalos baut Flügel und sie fliegen davon, Ikaros kommt der Sonne zu nah und stürzt ins Meer und immer so weiter. Diese griechischen Stories haben ja kein Ende.

Seit das Wetter so unverschämt gut ist, sitzen ständig Leute auf meiner Lieblingsbank. Jetzt habe ich die Lösung: Morgens um sechs gehe ich raus und lege ein Union-Jack-Handtuch auf meinen Platz. Bisher hat sich niemand getraut, es wegzunehmen.

Heidi Reichinnek sieht die Demokratie durch die soziale Ungleichheit bedroht. „Wer das verhindern will, der darf den Kapitalismus nicht stützen, er muss ihn stürzen.“ Ist das radikal? Ja. Ist das staatsfeindlich? Nein. Das Grundgesetz ist wirtschaftspolitisch neutral, wie das Bundesverfassungsgericht festgestellt hat (Art. 15 GG eröffnet ausdrücklich die Möglichkeit, Produktionsmittel zu vergesellschaften). Die Linken sind die wahre Alternative für dieses Land.

 

14 Kommentare:

  1. 1. Der Kopf ist zum Denken da, nicht zum Merken.
    2. Gluten hält die Pizza zusammen. Uhu schmeckt nicht.
    3. Das GG sieht eine Entschädigung bei Enteignung vor. Damit ändert sich nichts, denn dann kaufe ich mir eine neue Fabrik.

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    1. Kaufst du von dem Geld auch neue Fachkräfte, Produkte und Kunden?

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    2. Wenn meine Fabrik enteignet wird und ich eine Entschädigung erhalte, die der Marktwert entspricht , dann errichte (oder kaufe) ich eben eine neue Fabrik. Natürlich stelle ich neue Fachkräfte ein (meine Betriebsausgaben - ihr Einkommen) und muss Rohstoffe oder Halbprodukte einkaufen.

      Einfluss auf mein Vermögen: zero. Meine Kunden haben so viel oder so wenig Geld wie vorher, an ihrer Kaufkraft ändert sich nichts. ,

      Will sagen: Die vom GG vorgesehene Enteignung gegen Entschädigung ändert nichts an sozialer Ungleichheit , es muesste schon entschädigungslose Enteignung oder Enteignung unter Wert sein.

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    3. Nehmen wir mal an, es handelt sich um eine Fabrik, die Autos herstellt. Woher will man auf die Schnelle tausende oder zehntausende Fachkräfte für die Produktion bekommen? Mit einer neuen Automarke muss man auch erstmal einen neuen Kundenstamm aufbauen. Das ist in der Praxis nicht so einfach. Die neue Fabrik muss genehmigt und gebaut werden. Das dauert in Deutschland Jahre. So lange verdient man auch nichts, sondern hat nur Ausgaben. Da ist das Vermögen schnell dahingeschmolzen.

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    4. Gut, die Argumente lass´ ich gelten.

      Nehm ich halt die Entschädigung und kaufe Unternehmensanteile. Ändert sich was an meinem Vermögen? Ändert sich was an der sozialen Ungleichheit ? Ändert sich was an der zu geringen Massenkaufkraft ? Dreimal nö.

      Wir machen weiter bis zum bitteren Ende. Die Frage, ob Du und ich es noch erleben, können wir nicht beantworten.

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    5. Ja, da müssten zu den Enteignungen noch eine schöne fette Vermögenssteuer und eine hohe Kapitalertragssteuer (mindestens 50 %) dazukommen, damit sich ein bisschen was bewegt. Dazu ein Spitzeneinkommenssteuersatz wie zu Brandt und Schmidts Zeiten (56 %), ein Mindestlohn von 20 € und ein echter Mitpreisdeckel (10 € kalt pro qm bundesweit). Wie klingt das?

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    6. Das sind zumindest Vorschläge, über deren Pro´s und Con´s man diskutieren kann.
      Ich fürchte nur, dass in "unserer Demokratie" die Quandts eine andere politische Gestaltungsmacht haben als ähm Andy Bonetti ;)

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    7. Solange die Leute immer nur die Quandt-Parteien wählen, ändert sich natürlich nix. Bonetti for Bundeskanzler!

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  2. Die Idee mit dem Britenhandtuch ist nicht übel. Um fremde Ärsche von der Lieblingsparkbank fernzuhalten habe ich aber noch eine bessere Lösung gefunden: "Neuartiges Kotzspielzeug - Lustiges Scherzspielzeug für Halloween, Aprilscherz, Büro, Bar, Kneipe" bei Amazon bestellen, mit Sekundenkleber auf der Sitzfläche fixieren, fertig. Wer ganz sicher gehn will, der bestelle noch "Kackhaufen Scherzartikel Fake Scheiße Kackwurst Scheißhaufen KOT, Ganz Große Kacke Scheiße Tricky Toys Prank" dazu. Ist grad im Angebot, sechs Stück für nur € 5,75!

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    1. Das hält doch im Wedding niemand von der Bank fern ;o)

      Ich habe schon neben leeren Schnapsflaschen gesessen.

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    2. Verdammt, du hast recht, daran hatte ich nicht gedacht. Mein Rat gilt natürlich nur für gut gepflegte Parkbänke in gutbürgerlich gereinigten Nicht-Brennpunktvierteln.

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    3. Ich wohne in Wilmersdorf. Da liegen die Schnapsflaschen und die Schnapsleichen auf den Bänken ...

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  3. "Ich wohne in Wilmersdorf"
    wie wärs mit nem Umzug nach Frohnau?
    ein Freund

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