Montag, 29. August 2022

Essen in Berlin

 

Jemenitisches Restaurant, Huttenstraße 7, Moabit. Das Lokal hat den Charme der Dritten Welt: einfache Möblierung, keine Musik, keine Bilder, bestellt und direkt bezahlt wird an der Kasse. Aber lassen Sie sich nicht täuschen, ich habe selten so eine natürliche Gastfreundschaft genossen, die ohne leere Floskeln und falsches Lächeln auskommt. Als erstes kommt ein Fladenbrot, etwa dreißig Zentimeter Durchmesser, dass man zunächst gar nicht anfassen kann, weil es gerade frisch gebacken wurde. Dann kommt mein Essen. Kennen Sie das Tandoori-Prasseln beim Inder? Hier brodelt es vulkanartig in einer Eisenschüssel. Jetzt verstehe ich den Sinn des zusätzlichen Tellers. Er ist eine Art Abklingbecken, denn in der Schüssel blubbern auch nach zehn Minuten noch kochend heiße Blasen an die Oberfläche. Ich habe Fasha bestellt, zartgekochtes Rindfleisch in einer gut gewürzten, aber nicht scharfen Soße. Ich habe noch nie jemenitisch gegessen – und auch nichts, das geschmacklich in diese Richtung geht. Die Portion hätte locker für zwei Leute gereicht und alles war sehr lecker. Preis: 10,90 € + ein Becher jemenitischen Tee für 1,50 = 12,40 €.

Katyusha, Neue Bahnhofsstraße 23, Friedrichshain. Zum ersten Mal im Leben betrete ich ein sibirisches Restaurant. Es ist winzig, aber sympathisch und mit Liebe zum Detail eingerichtet. Als Vorspeise bestelle ich eine sibirische Boulette, sehr lecker, mit heißem Krautsalat, der geschmacklich an das mährische Kraut der tschechischen Küche erinnert. Als Hauptgericht nehme ich sibirische Klöße, die mit Pilzen und Zwiebeln gefüllt sind, dazu gibt es Schmand und Gemüse. Als Getränk empfehle ich ein eiskaltes Kwas.

Portofino, Kantstraße 63, Charlottenburg. Ich hatte hier in Corona-Zeiten schon Pizza bestellt. Sensationell. Krosser Boden, beste Zutaten. Meine Numero Uno ist die Inferno mit Spanferkelbraten, Auberginenscheiben, Peperoncini und heftigem Knoblauchpesto. Zum ersten Mal betrete ich das Restaurant. Seit 1964 bekommt man hier das komplette Programm, das Portofino ist der älteste Italiener in Berlin. Mein Scaloppa ai Porcini in Sahnesoße ist ein Gedicht. Vorab eine kleine Aufmerksamkeit, die man in Deutschland selten serviert bekommt: Weißbrot, Olivenöl und Pfeffer, dazu ein kleiner Teller. Wir wissen, was zu tun ist.

Angkor Borey, Großbeerenstraße 26, Kreuzberg. Ich war schon oft in thailändischen und vietnamesischen Restaurants, aber ich habe noch nie kambodschanisch gegessen. Das Lokal ist eine One-Woman-Show und total winzig. Vier Tische mit je vier Sitzgelegenheiten, dahinter die offene Küche, so dass man sehen kann, wie die Wirtin alles frisch zubereitet. Ich habe schon lange nicht mehr so gut asiatisch gegessen, das Essen ist schön scharf und nicht an deutsche Empfindlichkeiten angepasst. Alle Hauptgerichte kosten unter zehn Euro. Witzig: Eine Gästin fragte nach der Toilette und bekam einen Schlüssel in die Hand gedrückt. Das Klo ist um die Ecke, vermutlich im Hinterhof. Fazit: extrem empfehlenswert (das Essen).

La tia Rica, Knesebeckstraße 92, Charlottenburg. Chilenische Küche, ein weiteres Novum für mich. Sehr erfreulich der Gruß aus der Küche. Eine herrlich aggressive Chilipaste und ein kleiner Tomaten-Zwiebel-Salat mit warmem Mais- und Weißbrot. Mein Taschenkrebsauflauf war ausgezeichnet, überhaupt gibt es eine umfangreiche Fisch- und Meeresfrüchtekarte. Die Tageskarte ist voller Überraschungen. Reservierung empfohlen.

Ristorante Luardi, Meinekestraße 24, in unmittelbarer Nähe des Kranzlerecks am Ku’damm. Der ultimative Tipp für den Berlin-Novizen, der die Highlights der Hauptstadt abklappern möchte. Sehr guter „echter“ Italiener mit günstigem Mittagsmenü: jede Pizza/Pasta mit einem Softdrink und einem Kaffee für 11,50 €. Und die Kellner sind sooo italienisch, hier bedient sie kein Student aus Bielefeld. Auf dem Bürgersteig steht ein Koberer, der die Passanten anspricht. „Zwei Plätze für die Damen?“ – „Nee, Lidl.“

 Die beste Currywurst gibt es immer noch bei der Currybaude, Bahnhof Gesundbrunnen. Currywurst 2 €, Pommes 1,60 € und Schultheiß 1,50 €. So schlimm kann die Inflation gar nicht werden.

3 Kommentare:

  1. Den janzen Tag durch Berlin wabern und Kambodscha auslöffeln, wa? Find ick ooch jut. Abba ick bin ja woanders, wie?

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    1. Wenn das 9€-Ticket verlängert wird, kommt demnächst "Essen in Solingen".

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  2. Das wäre dann von einer Trinkhalle in die andere.

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