Montag, 14. März 2022

Der Zirkus Bonetti kommt in deine Stadt

 

Blogstuff 681

Jeder Krieg ist während seines Verlaufs eine Blackbox. Wir wissen nicht genau, was passiert. Informationsschnipsel wie Handyaufnahmen lassen keine Rückschlüsse über die Gesamtsituation zu, jeder Kommentar der Kriegsparteien zur Gesamtsituation ist mit größter Vorsicht zu genießen. Daher lese ich aktuell nur die Überschriften. Nach dem Ende des Kriegs wissen wir mehr. Aber alles werden wir nie erfahren.

In Feldberg am Sack hat man eine Bushaltestelle nach mir benannt.

Wir sind Raubtiere, keine Grasfresser.

Sechzehn Jahre nach der Veröffentlichung meiner Ghandi-Biografie bekomme ich eine Interviewanfrage. Ich bin gerührt. Und das Lob geht natürlich runter wie Öl: „Im Zuge unserer Recherche sind wir auf Ihre Suhrkamp-Biografie gestoßen, die uns begeistert hat.“

Putin muss sich bei Assad Soldaten ausleihen, weil er mit seinen eigenen Leuten nicht weiterkommt. Schon irgendwie traurig. Oder peinlich.

Die Ukraine hat Laboratorien. Wer hätte das gedacht? Ich sage nur MASSENVERNICHTUNGSWAFFEN. Oder waren es im Irak Waffenvernichtungsmassen? Eine leere Flasche Wein kann schnell ein Molli sein. So hat in den 70ern schon die Berliner Polizei argumentiert, wenn bei Linken eine Hausdurchsuchung gemacht wurde.

Die Abonnenten von Kiezschreiber Prime konnten übrigens das Besäufnis von Schröder und Putin live miterleben, bei dem es angeblich um „Krieg und Frieden“ (Tolstoi) ging.

Seit Syrer und Iraker nach Deutschland kommen, eröffnen sie Lokale mit ihren einheimischen Spezialitäten. Was bringen die Ukrainer mit? Am Innsbrucker Platz in Berlin-Schöneberg gibt seit 2008 das „Odessa Mama“. Da kann man Baklazanaja Ikra nach Odessa Art (Auberginensalat) oder Draniki (Kartoffelpuffer mit saurer Sahne) essen, Schwarzmeersoljanka, Bratwurst nach Kosakenart, Kotleta nach Kiewer Art (Hühnchen), Wareniki und Pelmeni – dazu trinkt man einen Nemiroff Vodka.

Ich bin so alt, dass ich im Studium noch „Power and Interdependence: World Politics in Transition“ von Keohane/Nye gelesen habe. These: Je enger wir wirtschaftlich verflochten sind, desto geringer ist die Kriegsgefahr. Jetzt stellt sich heraus: Krieg wird trotzdem geführt, während die Geschäfte glänzend laufen. Es werden ein paar Oligarchenyachten beschlagnahmt und Konten eingefroren (nicht enteignet), aber der russische Exportschlager, Öl und Gas, wird weiterhin verkauft. Wirtschaftliche Verflechtungen zwischen den Staaten können auch so eng sein, dass sie nicht mehr zu lösen sind, zumindest nicht kurz- oder mittelfristig. Aber sie verhindern eben keine Kriege. Da hat sich die Interdependenztheorie leider geirrt.

 Rod Stewart - Young hearts be free - YouTube

 

4 Kommentare:

  1. War der Moderator bei der Prime-Übertragung Peter Hartz?
    Na ja, egal. Putin hat sie beide unter den Tisch gesoffen.

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  2. Wir sind Allesfresser mit einer gewissen Prädispostion für pflanzliche Nahrung. Die Beschaffenheit von Gebiss und Verdauungstrakt zeugen davon. Wir können zwar auch anders, also jagen und töten, müssen aber nicht. Nicht mehr.

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    1. Jagen und Töten möchte ich auch nicht, aber zum Glück leben wir in einer Welt der Arbeitsteilung. Wenn ich im Restaurant ein Rumpsteak bestelle, sind alle Dienstleistungen rund ums Fleisch eingepreist.

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  3. Wenn so eine Segelyacht eingefroren wird, ist die Mannschaft aber schon von Bord oder nicht. Ich würde als Oligarch nämlich nachher nicht gern mit auftauenden Küchenjungs übers Meer schippern. Das stinkt.

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