Mittwoch, 26. Januar 2022

Drei Frauen

 

Ich hatte drei Freundinnen in meinem Leben.

Die erste war Judith. Wir waren verliebt und hatten eine schöne Zeit, aber nach zwei Jahren begann sie mich zu langweilen. Ich besuchte sie in ihrer Wohnung in Bad Kreuznach. Es war ein Ritual, dass sie noch einmal kurz im Bad verschwand, bevor wir zusammen ins Schlafzimmer gingen. Ein paar K.o.-Tropfen im Sekt, wir stießen zusammen an und nach ein paar Minuten war sie bewusstlos. Ich trug sie ins Badezimmer und ließ Wasser in die Badewanne ein. Dann ertränkte ich sie.

Den Fensterrahmen versiegelte ich mit Klebeband. Selbstverständlich trug ich dabei Gummihandschuhe. Ich schloss die Badezimmertür von außen und versiegelte sie ebenfalls. Der Verwesungsgeruch, Sie verstehen? Als die Polizisten nach zwei Wochen die Wohnungstür aufbrachen, fanden sie nur ein Skelett und eine Badewanne voller Maden. Der Todeszeitpunkt war nicht mehr festzustellen.

Meine zweite Freundin hieß Ulla. Sie war nach einem halben Jahr bei mir in Schweppenhausen eingezogen und nervte irgendwann, weil ich nicht im Haushalt geholfen hatte. Ich baue Schiffsmodelle für Sammler, vorzugsweise Schlachtschiffe aus dem Zweiten Weltkrieg. Ich bin eigentlich den ganzen Tag in meiner Werkstatt im Keller und komme nur zu den Mahlzeiten hinauf. Und natürlich nach Feierabend. Ich verwendete wieder die K.o.-Tropfen. Dann legte ich ihr einen Strick um den Hals und warf das andere Ende über einen Deckenbalken. Ich zog sie hinauf und band das Seil an einem Fenstergriff fest. Anschließend nahm ich ihre Beine und ließ mich mit meinem ganzen Gewicht fallen. Ich bin ein schwerer Mann. Ein trockenes Knacken. Das war’s.

Ich wickelte sie in eine Plastikplane, verschnürte sie mit dem Seil und trug sie durch die Verbindungstür zwischen Flur und Garage ans Auto. Dort packte ich sie in den Kofferraum. Um drei Uhr nachts sah ich aus dem Fenster. In der Nachbarschaft brannte kein Licht mehr, die Straßenlaternen waren längst aus. Es war eine helle Vollmondnacht, mein E-Auto machte keinen Lärm und die Scheinwerfer schaltete ich erst zweihundert Meter weiter ein. Ich fuhr auf die Landstraße nach Genheim. Vor der Autobahnunterführung geht nach links ein asphaltierter Weg ab, der offiziell für die Landwirtschaft gedacht ist. Nur Einheimische kennen den sogenannten Promilleweg nach Stromberg. Hier hinterlässt man keine Reifenspuren. Auf halber Strecke hielt ich an, trug die Leiche in den Wald und übergoss sie mit Benzin. Als sie lichterloh brannte, fuhr ich weiter auf die Autobahn. Auf der Autobahnraststätte Hunsrück-Ost entsorgte ich die dreckigen Schuhe und Ullas Papiere.  

Jetzt bin ich mit Jessica zusammen. Sie sitzt gerade neben mir auf dem Sofa. Seit vier Wochen ist sie Veganerin. Wir haben inzwischen getrennte Fächer im Kühlschrank. Sie weigert sich, mir Steaks und Würste zu braten. Das ist ein Fehler.

P.S.: Der erste Fall hat sich tatsächlich so zugetragen. Im Frühling 1989, als ich Freunde in Kreuzberg besuchte (gerade am Tag der Arbeit trifft man dort nette Leute und manchmal spielt des Nachts ein Troubadour im Schein eines brennenden Bolle-Markts auf der Gitarre), war ich über die Mitfahrzentrale an einen BKA-Beamten gekommen, der mich in die damaligen Mauerstadt mitnahm und mir allerlei Schauergeschichten aus seinem Berufsalltag erzählte.    

Robert Palmer - Every Kinda People (Official Video) - YouTube

 

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