Dienstag, 13. Oktober 2015

Die Ohnmacht der Massen

„Nicht nur Angela Merkel, sondern die Politiker von heute sind (…) nur noch gefällige Handlanger des Systems. Sie reparieren da, wo das System ausfällt, und zwar im schönen Schein der Alternativlosigkeit. Die Politik muss aber eine Alternative anbieten. Sonst unterscheidet sie sich nicht von der Diktatur. Heute leben wir in einer Diktatur des Neoliberalismus.“ (Byung-Chul Han)
Eine Viertel Million Menschen haben am Sonntag in Berlin gegen das Handelsabkommen TTIP demonstriert, das so geheim ist, dass noch nicht einmal Abgeordnete des Bundestages Einblick in die Unterlagen erhalten. Die Bundesregierung interessiert das nicht. Hunderttausende haben in einer Abstimmung für den Erhalt des Tempelhofer Feldes abgestimmt. Den Berliner Senat interessiert das nicht, er möchte dort gerne bauen. Zehntausende haben schriftliche Einwendungen gegen die Bebauung des Mauerparks eingereicht. Na und? Letzte Woche wurde die Grabplatte aus Beton und Gier im Abgeordnetenhaus beschlossen.
Der letzte Politiker, der sich in Deutschland durch Massendemonstrationen beeindrucken ließ, war Erich Honecker. Wirtschaftsminister Gabriel ist es egal, wie viele Leute auf die Straße gehen, so wie die Proteste von Millionen Menschen gegen Atomkraft und Umweltzerstörung oder für den Frieden in den Achtzigern niemand von der SPD interessiert haben. Aufrüstungskanzler Helmut Schmidt hat es nicht interessiert, so wenig wie Gerhard Schröder sich für die Proteste gegen den Sozialabbau durch die Agenda 2010 interessiert hat. Und von der CDU/CSU will ich hier gar nicht erst anfangen …
Gibt es Gegenwehr? Kräfte, die sich dem totalitären Konzernkapitalismus, dem omnipräsenten Konsumterror und der finalen Selbstverwurstung entgegenstellen? Menschen, die nicht so gnadenlos naiv sind, an die „Vernunft“ oder an die Fähigkeit zur Einsicht der Herrschenden zu glauben, und ihre Lebensenergie bei Demonstrationen oder Unterschriftensammlungen verschwenden? Ja. Der Kiezschreiber, Turm in der Schlacht, Anführer der untätigen Massen, Prediger des Müßiggangs, Zen-Meister des völligen Stillstands! Der Himmel bewahre uns vor Not, Feuersbrunst und regelmäßiger Arbeit!! Dissident for President!!!
(geht ab, vermutlich Richtung Kühlschrank)
„Denken ist die gefährlichste Tätigkeit, vielleicht gefährlicher als die Atombombe. Es kann die Welt verändern.“ (Byung-Chul Han)
The Undertones - It's Gonna Happen. https://www.youtube.com/watch?v=tSdsTkqerOw

7 Kommentare:

  1. Es ist in der Tat die Höhe.
    In meinem Kreisblatt, dem GEA,
    der sog. Generalanzeiger, seit Jahrzehnten auch
    Generalverschweiger genannt,
    wird die TTIP Demo vom Wochenende mit keiner Silbe erwähnt.
    Es ist ............ja, es fehlen einem die Worte.
    Man wird eine virale Landesweite Demo anstrengen müssen.
    Jeder, der mitmachen will, soll Samstagvormittag um 11 Uhr für eine / 1 1/2 Stunden
    entweder vor seine Bude hin stehen, oder an die nächst größere Straße,
    an irgend eine Kreuzung, auf den Marktplatz, egal.
    Überall kleine Gruppen von 2 - 5 Leuten, im ganzen Land, überall.
    Dafür muss man keine Genehmigung einholen, keine teuren Bühnen
    aufbauen, und auch keinen Urlaub nehmen um für ein paar Stunden
    in Berlin über die Straße des Junis zu latschen.
    Am besten noch zentral ein Pamphlet schreiben,
    Bildzeitungsmäßig, klare einfache Argumente,
    und das als PDF im Netz verbreiten damit jeder Zuhause oder auf Arbeit
    kurz 20 / 30 Stück rauslassen kann.
    Viel mehr verteilt man eh nicht.
    Quasi flashmob dezentral.
    Damit mehr Leute direkt das mit eigenen Augen sehen.

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    1. Gute Idee! Die Systemknechte von den "Leitmedien" schrieben von "Zehntausenden" und darunter wären massenhaft Nazis gewesen. Tatsächlich war es die größte Demo des Jahrhunderts in Deutschland.

      Boykott, z.B. von amerikanischen Waren, ist auch noch eine gute Waffe. Es trifft den Gegner dort, wo es ihn am meisten schmerzt: in der Brieftasche ;o)))

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    2. Amerikanische Waren ??
      Hm.................
      Dann kann ich schon mal dieses Kommunikationsgerät hier abschalten .................................................................
      Auch blöd.
      Was noch ?
      Jou, mehr iss nich US-Ware.
      Sonst produzieren die ja nix.
      Ach ja, Filme, Musik, Lebensstil.
      Wird schwer, sich neu zu erfinden.
      He man, Ich ohne Ami Einfluss ??
      Den gäbe es so gar nicht.
      Wir sind derart USAmerikanisch, he, was glaubst Du ?
      Es ist unsere Identität ! So ziemlich.
      Aber zu Teufel, das muss ja nicht schlecht sein.
      Den kleinen Arschlöchern drüben geht es ja genau so an den Kragen.
      Also.

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    3. Zumindest, den Gentechnik-Krempel, den man nach Abschluss des TTIP-Vertrags in unseren Supermärkten finden wird, kann man auslassen. Und für die Filme, die Musik usw. zahle ich direkt sowieso nix.

      Moment! Jack Daniels könnte ich boykottieren und auf den Hipster-Zug mit dem Gin aufspringen. Habe neulich sogar bayrischen Gin getrunken, einige Freunde von mir sind inzwischen die absoluten Experten.

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  2. Gut, so ganz US-mäßig bin ich auch wieder nicht.
    Wie ich am WE in B wieder die Amis in den Kneipen erlebt habe,
    die führen sich auf als gehöre ihnen die Welt.
    Und Sie sprechen zu laut !
    Sehr unangenehm.
    Aber wer je Nordreinvandalen im Skiurlaub erlebt hat
    ( nich lang snacken, Kopf in Nacken )
    sieht hier eigentlich keinen Unterschied.

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  3. Senei, schon einmal was von der goldenen, schwer zu findenden, Mitte gehört? Tada! Zwischen fröhlichem Workaholism und glücklicher Passivität vermute ich etwas zufriedenstellend Gesundes.

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    1. Ja, mein Padawan. Aber die Mitte liegt für jeden von uns an einem anderen Ort. Ich bin 30 bis 60 Minuten am Tag kreativ, den Rest der Zeit bereite ich mich mental darauf vor ;o)

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