Montag, 6. Mai 2019

Unvergessen: Blind Kansas Jimi Blue

Blind Kansas Jimi Blue, sein bürgerlicher Name war Bernhard Kohlhammer, wurde 1962 als zwölftes von siebzehn Kindern eines Schuhverkäufers in den Slums von Offenbach geboren. Als er fünf Jahre alt war, wanderte seine Familie nach Oklahoma aus. Dort lernte er von Cold Hands Martha Rhymes Gitarre und Mundharmonika. Der Blues sollte sein Schicksal sein, das wurde ihm bereits in jungen Jahren bewusst.
Mit vierzehn Jahren lief er von zu Hause weg, weil er sich mit seinem miesen Schulzeugnis nicht nach Hause traute. Sein Vater schlug ihn regelmäßig, wenn er betrunken war. Und betrunken war er eigentlich immer. Blind Kansas Jimi Blue wanderte von Stadt zu Stadt und schlug sich mit Gelegenheitsjobs in Kaufhäusern, Werkstätten und Saloons durch. 1979 verlor er sein linkes Bein, als er nachts auf einen fahrenden Güterzug aufspringen wollte.
Blind war er eigentlich nie. Er nahm sogar regelmäßig an Orientierungsläufen teil und arbeitete einen Sommer lang als Seiltänzer und Seelöwenbändiger bei einem Wanderzirkus. Aber die schwarze Sonnenbrille war sein Markenzeichen und die angebliche Blindheit half ihm bei seiner Arbeit als Straßenmusiker. Einbeinige Blues-Musiker gab es damals in rauen Mengen. In Memphis spielte er dreißig Jahre auf dem Bürgersteig vor den großen Musikstudios, ohne jemals entdeckt zu werden.
Er jammte zusammen mit Filthy Fingers Frank, Mississippi Milly May, Doctor Bluegrass und Tricky Dick Nelson. Legendär sind seine gefühlvollen Interpretationen klassischer Speed Thrash Metal-Stücke und seine Blues-Variante von „Highway to hell“. Auf einem Live-Album von John Lee Hooker hört man ihn im Hintergrund fluchen, eine Stunde lang. Er starb 2015 während eines Schneesturms auf den Straßen von Chicago. Außer seiner Gitarre und seiner Mundharmonika hat er nichts hinterlassen, aber in unseren Herzen lebt er für immer weiter: Blind Dingsbums Jimi Habichvergessen.
https://www.youtube.com/watch?v=Sh3D9gbraXo&feature=youtu.be
Copyright für Musik und Cover sowie ein herzliches Dankeschön gehen an den fabelhaften Ackerboy. Lyrics & Gejaule: Andy Bonetti. Es lebe die Lausbübische Produktionsgenossenschaft (LPG). Im Herbst gehen wir dann auf Welttournee: Pankow, Wilmersdorf, Marzahn.
Die B-Seite: https://www.youtube.com/watch?v=YlYGoG5gmpg&feature=youtu.be

6 Kommentare:

  1. Der Sound erinnerte mich an den hier:
    https://youtu.be/TKvEjFtmL3A?t=405

    Unvergessen ist für mich auch der begnadete Wah Wah Watson (bürgerlicher Name Melvon Ragin, leider seit 2018 nicht mehr unter den Lebenden), Erfinder des Wah-Wah-Pedals:

    https://www.youtube.com/watch?v=fSPLUEadGJ8

    Er begleite Interpreten wie Herbie Hankock, Marvin Baye, Edwin Starr und Rare Earth.

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  2. "Melvin Ragin" und "Marvin Gaye".

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  3. Bin sprachlos bei soviel Kreativität und Lebenslust!

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  4. 75 Zugriffe auf Jimi Blue! Deine Leser waren offensichtlich neugierig, nicht schlecht! (Ich mache morgen auch noch einmal einen "Making of"-Nachklapp.)

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    1. Die Sache wird viral. Ich verhandle bereits mit Sony. Was soll ich fordern? Maserati oder Bentley?

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