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Sonntag, 21. Dezember 2025
Samstag, 20. Dezember 2025
Fernsehinterview mit Andy Bonetti
In der vergangenen Woche war
Andy Bonetti in der Sendung „Literatur aktuell“ bei Arte zu Gast. Falls Sie die
Sendung verpasst haben, können Sie nun das Interview nachlesen.
Moderatorin: Guten Abend, Herr
Bonetti. Herzlich willkommen bei uns im Studio. Schön, dass Sie für uns Zeit
gefunden haben.
Bonetti: Guten Abend, Frau
Amselmann-Heyerfeld.
Moderatorin:
Amselfeld-Heyermann.
Bonetti: … äh …
Hampelstamm-Eierfeld …
Moderatorin: Herr Bonetti, Ihr
neuer Roman „Jenseits von Fulda“ spielt während des Dreißigjährigen Krieges.
Sie haben aus Wallenstein einen Transsexuellen in Strumpfhosen gemacht, der
eigentlich lieber Ukulele spielen möchte, aber aufgrund der permanenten
Kriegshandlungen nicht dazu kommt. Was möchten Sie uns damit sagen?
Bonetti: Ich habe hier ein ganz
aktuelles Thema bewusst in einen historischen Kontext gesetzt, um dem Leser zu
zeigen, dass die Frage der Geschlechtsidentität im Grund so alt wie die
Menschheit ist. „Wer bin ich?“ ist eine der großen Fragen, mit der sich die
Philosophie seit Anbeginn befasst. Genauso wie mit der Frage „Wo komme ich
her?“
Moderatorin: Damit geben Sie mir
schon das nächste Stichwort. Sie kommen aus Bad Nauheim. Welchen Einfluss hat
die Stadt auf Ihre Arbeit als Schriftsteller?
Bonetti: Bad Nauheim ist mir ein
steter Quell der Inspiration, denn hier kreuzen sich die Schicksalslinien
menschlicher Kultur seit über tausend Jahren. Wallenstein war in Bad Nauheim.
Goethe war in Bad Nauheim. Elvis Presley war in Bad Nauheim. Das ist kein
Zufall, Frau … äh …
Moderatorin: Gerade zu
tagesaktuellen Themen äußern Sie sich ja nur sehr selten. In Ihren Tagebüchern
findet sich am Tag nach dem Mauerfall in Berlin nur der rätselhafte Eintrag:
„Wette gewonnen. Der Kasten Radeberger ist mir!“ Und nach den Anschlägen auf
New York und Washington haben Sie im September 2001 geschrieben: „Al Qaida hat
Amerika den Krieg erklärt. - Nachmittag Schwimmschule.“ Zu beiden Ereignissen
finden wir keine weitere Zeile von Ihnen.
Bonetti: Es gehört nicht zu
meiner Aufgabe als Künstler, zu aktuellen Ereignissen Stellung zu beziehen, wie
ich bereits in meinem Aufsatz „Die paradoxe Zärtlichkeit der Brüllorgie“
geschrieben habe. Gerade um in diesen aufgewühlten Zeiten nach den Terroranschlägen
in den USA einen Kontrapunkt zu setzen, habe ich damals den Roman „Gespräche
über das Wetter“ veröffentlicht, der ausschließlich in einem Regionalzug
zwischen Lüneburg und Buxtehude spielt.
Moderatorin: Der bekannte
Literaturkritiker Holger Ochsenstirn hat dieses Werk als bedeutungslos und als
bedauernswerte Verschwendung von Papier bezeichnet.
Bonetti: Ach, dieser
Ochsenstirn! Wissen Sie, ich kannte Ochsenstirn schon, als er noch ein
Praktikant im Verlag Rote Tuba gewesen ist. Damals ist er schon durch
Zwischenrufe und hämisches Gelächter bei meiner Lesung in Bad Schwalbach
unangenehm aufgefallen. Seine Schmähungen verfolgen mich seit vielen Jahren.
Aber Heribert Nesselwang vom „Bad Nauheimer Morgen“ …
Moderatorin: Kommen wir zu einem
anderen Thema. Die Frankfurter Buchmesse widmet sich in diesem Jahr dem
Gastland Nepal. Was können Sie uns über die nepalesische Literatur sagen?
Bonetti: Ja … äh … die
nepalesische Literatur hat eine uralte Tradition. Sie geht … äh … zurück bis
auf die alten indischen Schriften aus der Zeit der … äh … und auch die junge
Generation, also der Nachwuchs in Nepal lässt auf Großes … äh … hoffen.
Moderatorin: Herr Bonetti, Sie
werden in Frankfurt auch Ihr neuestes Werk vorstellen. Können Sie unseren
Zuschauern noch kurz etwas dazu sagen?
Bonetti: Sehr gerne! In meinem
neuen Roman „Fragen Sie Moretti“ geht es um einen altersweisen Schriftsteller,
dem junge Menschen wichtige Fragen stellen und darauf richtig gute Antworten
bekommen, die sie im Leben weiterbringen werden. Zum Beispiel die Frage: „Ich
habe einen Eiswürfel verschluckt, der bisher noch nicht wieder rausgekommen
ist. Was soll ich tun?“
Moderatorin: Was haben Sie als
nächstes vor?
Bonetti: Ich werde in den
nächsten drei Monaten auf einer Lesereise durch alle großen Buchhandlungen des
Saarlandes unterwegs sein. Dort lese ich aus meinem neuen Roman.
Moderatorin: Vielen Dank für
dieses Gespräch, Herr Bonetti. Wir schalten jetzt zu unserem Mitarbeiter Holger
Ochsenstirn, der live von den diesjährigen „Klagenfurter Monologen“ berichtet.
Freitag, 19. Dezember 2025
The silly Billie and the chilly Willie
Blogstuff 1251
Ich höre auch nur das, was ich
hören will. Marsriegelvollzug zum Beispiel.
Da im nächsten Jahr einige
Feiertage auf ein Wochenende fallen, fordern Politiker der Grünen und der
Linken Ersatzfeiertage während der Werktage. Gebt dem Volk endlich Saturnalien
und Bacchanalien!
Ich spiele nicht Lotto, aber ich
gebe viel Geld für Glückskekse aus.
Ist das ein neuer Trend? Ich
habe in den letzten Tagen drei junge Männer in kurzen Hosen gesehen. Abhärtungsritual
oder toxische Männlichkeit?
Rhetorisch ist die CDSU auf dem
Weg nach rechts und kopiert Narrative der AfD. Politisch ist Merz auf dem Weg
nach links. Leben auf Pump, beispiellose Schulden, die nachfolgende Regierungen
und Generationen bezahlen müssen, und jetzt die Enteignung Russlands bzw. die
Beschlagnahmung von Bankguthaben. Im Grundgesetz ist das Eigentum geschützt. Selbst
Nazi-Guthaben im Ausland wurden während des Zweiten Weltkriegs nicht
angetastet. Deutschland und die EU sind nicht im Krieg mit Russland. Aber das
scheint die linken Zecken von der Union nicht zu stören. Wenn die 200
Milliarden wirklich beschlagnahmt werden, ist das Sozialismus pur. Diebstahl
ist es sowieso. Verstehen wir uns nicht falsch: Ich stehe zu hundert Prozent
auf der Seite der Ukraine. Aber man sollte sich gelegentlich daran erinnern,
dass wir in einem Rechtsstaat und in einer Demokratie leben. Vermutlich werden
die Gerichte entscheiden müssen. Und wenn wir über entschädigungslose Enteignung
reden, dann bitte auch über die großen Vermögen deutscher und anderer
Oligarchen.
Fun Fact For Fans: 100
Milliarden Euro aus Deutschland liegen auf russischen Bankkonten, natürlich
auch Geld aus anderen EU-Ländern. Es könnte also ganz schnell ein Nullsummenspiel
werden.
Bonetti Media – auch 2026 wieder
Ihre intellektuelle Sättigungsbeilage Nr. 1 in Deutschland.
Es gibt tatsächlich noch einen
Falkplan von Berlin. Ich habe schon lange niemanden mehr gesehen, der versucht
hat, auf der Straße oder in der U-Bahn den komplizierten Plan wieder zusammenzufalten.
KissCam-Foto des Jahres: Heinz
Pralinski und Iris Berben beim Heimspiel von St. Pauli.
Anfang des Jahres war Scholz
noch Kanzler. Selten wurde ein Regierungschef so schnell vergessen wie Prinz
Valium aus Hamburg.
Natürlich sind auch im
abgelaufenen Jahr bedeutende Persönlichkeiten gestorben. Leider haben viele
bekannte Persönlichkeiten überlebt: Donald Trump, Wladimir Putin, Dieter
Bohlen, Jens Spahn, Lothar Matthäus, Julian Reichelt und Alice Weidel.
Donnerstag, 18. Dezember 2025
Andy Bonetti – die frühen Jahre
Andy Bonetti stammte aus
einfachen Verhältnissen. Er lebte mit seinen Eltern und sieben Geschwistern in
einem ehemaligen Gewächshaus und hatte vor allem im Sommer großen
Schwierigkeiten beim Einschlafen. Er besaß zum Spielen nur einen einzigen
Teddybären, dem auch noch die Augen fehlten. Auf dem Nachbargrundstück war eine
große und herrlich duftende Spielzeugfabrik, was ihn besonders deprimierte.
Bonettis Vater arbeitete als Vogelstimmenimitator in den Gaststätten Bad
Nauheims, seine Mutter baute in Heimarbeit Kugelschreiber zusammen. Er besuchte
das Heinz-Rühmann-Gymnasium in Bad Nauheim. Zu seinen Klassenkameraden zählte
auch Günther Hau, der später als Erfinder der Escape-Taste zu großem Ruhm
gelangen sollte. Bonetti war bereits 27 Jahre alt, als er endlich das Abitur
hatte. Er litt im Unterricht an starker Narkolepsie, was vor allem in Sport von
großem Nachteil war.
Er arbeitete anschließend als
Kegelaufsteller in der Kegelbahn des Ausflugslokals „Zum flotten Lottchen“ und
schaffte in den folgenden Jahren den Aufstieg über die Leihschuhvergabe zum
Hilfskellner. Als Servierkraft hatte er die Möglichkeit, zahlreiche Geschichten
an den Wirtshaustischen zu hören, die später den Grundstock seines
dichterischen Schaffens bilden sollten. Er begann zu schreiben, was nicht
einfach war, denn er lebte zusammen mit zwei Schlagzeugern in einer WG, die
zudem noch am Tourette-Syndrom litten. Zum ersten Mal hatte er das Gefühl, mehr
zu sein als bloß ein winziges Sandkorn in der großen Maschinerie des Lebens.
Seine allererste Erzählung „Neulich in der Bäckerei“ wirkte noch etwas
unbeholfen, vor allem, da weder Brot noch Menschen in ihr vorkommen. Aber schon
in „Ein Mittwoch in Kassel“ gewann er an erzählerischer Stringenz. Seine erste
Auftragsarbeit war ein Werbespruch für das Schaufenster der Metzgerei
Schmirgelberger: „Wurst und Schmalz, Gott erhalt’s“. Dafür bekam Bonetti drei
Ringe Fleischwurst und eine Dose Schwartenmagen. Die Konserve besitzt er heute
noch, sie soll als Exponat im geplanten Bonetti-Museum ausgestellt werden.
Auf der Herrentoilette des
Kaufhauses in der Bad Nauheimer Innenstadt lernte er seine spätere Frau kennen,
Ilse Hurtig. Sie hatte sich in der Tür geirrt. Zu dieser Zeit studierte sie
Spätbyzantinistik auf Lehramt und redete gerne mit dem Fernseher. Bonetti
begann, Texte für das Radio zu schreiben, anfangs war er für die Staumeldungen
zuständig. Als der Kollege von den Nachrichten eines Tages, es war ein
Aschermittwoch, nicht zur Arbeit erschien, kam Bonettis große Stunde. Er
schrieb die Nachrichten und wurde mit dem irrtümlich vermeldeten Tod des
damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl rasch bundesweit bekannt. Seine Erlebnisse
beim Radio hat er später in der Anthologie „Ich höre Stimmen“ zu Papier
gebracht. Es folgten Arbeiten für den Pantomime-Kabarettisten Walter Schlund
und den auf Altersheime spezialisierten Alleinunterhalter und Elvis-Imitator
Oliver Wuppke. 1996 erschien dann sein Debütroman „Andy Bonetti und die
Todesmonster vom Mars“, der rasch die Hitlisten des Bahnhofsbuchhandels
stürmte. Der Rest ist bekannt. Selbst in Nepal hat man eine Straße nach ihm
benannt.
Mittwoch, 17. Dezember 2025
Friesland – Erst der Schlick gibt den Kick
Blogstuff 1250
„Auf
der Erde hat es Milliarden Sonnenaufgänge gegeben.
Einige
davon haben wir gesehen.
Wenige
waren schön.
Schade,
dass es so schnell zu Ende geht.“
(Andy
Bonetti: Schwarzer Berg, weißes Tal)
Jetzt bin ich also komplett
hinfällig. Neulich auf der Parkbank. Ein Mann in meinem Alter spricht mich an.
„Geht es Ihnen nicht gut?“ – „Doch, alles in Ordnung.“ – „Sie sahen so abwesend
aus.“ – „Ich habe nur nachgedacht.“
Neuregelung der FIFA für die WM
im nächsten Jahr: Jedes dritte Abseitstor zählt.
Ticketpreise für das erste
deutsche Spiel gegen eine Karibikinsel, da nach einem Schnaps benannt wurde:
155 bis 430 Euro.
„DEINE MUTTER HAT DOCH MIT ZIGEUNERN
GEFICKT UND DU BIST DABEI RAUSGEKOMMEN!“ Wegen solcher Kommentare bin ich nicht
mehr in den sozialen Medien unterwegs. Keine Ahnung, welcher Teufel mich letzte
Nacht geritten hat, als ich das auf X geschrieben habe.
„Die nackten Fakten aus
beknackten Akten“ hat es als Überschrift auch dieses Jahr wieder nicht in den
Blogstuff geschafft.
Nächstes Jahr als
Samstagabendshow im ZDF: „Bundeswehr – Die Todestombola“. Hohe Quoten bei
jungen Männern kann man dem Sender jetzt schon garantieren.
„Wir müssen den geriatrischen Duraniumtransmitter
umgehen, um die orbitale Gravitationsphalanx neu zu kalibrieren.“ Andächtig
lausche ich dem Technik-Blabla von Star Trek.
Lachsfrühstück im Café. Am
Nachbartisch zwei Männer um die sechzig. Der eine liest die Nachrichten auf
seinem Handy und berichtet: „15 Tote bei einem Terroranschlag in Sydney.“
Darauf sein Gegenüber: „Ja, ich weiß. Juden in einer Synagoge.“ Der erste Mann
ergänzt: „Der Held, der weitere Tote verhindert hat, war ein Türke.“ Wie kann
man in so kurzer Zeit so viele Fehler machen? Wie wird die Geschichte von der
GenZ erzählt? Hinter mir ein paar Gäste mit Akzent, ich tippe auf Skandinavier.
Sie sprechen vom „Ausländerproblem“. Wir sind verloren. Die Verblödung
beschleunigt sich.
Raclette oder Fondue an
Weihnachten oder Silvester? Habe ich noch nie verstanden. Du wirst eingeladen
und musst dir dann dein Essen selbst zubereiten. Dann kann ich doch auch gleich
zuhause bleiben.
Endlich gibt es „Range
Extender“. E-Autos mit kleinem Verbrennermotor. So einen Irrsinn kann man sich
gar nicht ausdenken.
Dienstag, 16. Dezember 2025
Ist Bonetti der Grinch?
Blogstuff 1249
Sie, liebe Lesende, fragen sich
vermutlich wie in jedem Jahr: Hat Bonetti einen Weihnachtsbaum? Er hat sogar
einen Wunderbaum, den er an Heiligabend an seine Schreibtischlampe hängt.
Links habe ich Schuhgröße 43,
rechts 46. Warum kann man Schuhe nicht einzeln kaufen?
„Und“ verbindet, „Oder“ trennt. „Und“
nimmt uns mit, „Oder“ lässt einen Teil zurück. Vermutlich ist man nach dreimal
„Oder“ ganz allein.
Im Team von „Pastewka“ gibt es
einen Marco Dreckmann. So weit würde ich bei der Namensgebung meiner Figuren
nicht gehen.
Politik ist sooo uncool
geworden. Sagt man das heute noch? Six-seven, my ass. Früher haben sich
Satire-Magazine über Politiker lustig gemacht, heute das ganze Land. Wer nimmt
Wahlen noch ernst? Alter Wein in alten Schläuchen, wie schon Caligula wusste.
Nennen Sie mir spontan drei Minister der Bundesregierung. Pistorius. Gut. Der
war aber schon im Vormerz in den Charts ganz oben. Die Witzblattfiguren Bas und
Reiche? Unser bajuwarischer Grenzbello Dobrindt?
Los Sputniki. Die
spanisch-russische Gruppe von Trapezkünstlern überzeugt durch die Magie ihrer ungewöhnlichen
Choreographie in der Manege. Und das alles in dreißig Zentimeter Höhe.
Wenn es um orientalische Küche
geht, sind es eher die Zutaten, die mein kulinarisches Leben bereichert haben,
weniger die Gerichte. Auberginen zum Beispiel, obwohl es sie auch in der
italienischen Küche gibt. Sesam. Wäre Tahina eine Frau, wären wir längst
verheiratet. Kümmel. Als Kind durfte ich mir immer eine Kleinigkeit aussuchen,
wenn ich mit meiner Mutter beim Bäcker war. Die Kümmelstange war ganz vorne.
Knoblauch natürlich. Wenn ich ein einziges orientalisches Gericht nennen
sollte, dass mir am besten schmeckt: Imam Bayildi. Sehr leicht zubereitet, in
nullkommanix fertig, einfach und lecker.
Die Word-Korrektur treibt mich
in den Wahnsinn. Schreibe ich „so weit“, korrigiert sie mich. Es muss „soweit“
heißen. Schreibe ich dann „soweit“, korrigiert sie mich auch. Es muss „so weit“
heißen. Ja, verarsch mich doch, Bill Gates. Und dafür muss ich auch noch jeden
Monat bezahlen!
„Moderiert Lieferando.de
Bewertungen? Ja. Wir ändern zwar keine Bewertungen, löschen sie aber, wenn sie eine
Behauptung enthalten, die eine Verleumdung, eine Beleidigung oder eine Meinung
darstellen könnte, die die Gefühle bestimmter Nutzer:innen verletzen könnte.“
Beispielsweise die Gefühle der Lieferdienste. Meine Ein-Sterne-Bewertungen waren
schnell wieder weg. Inzwischen kann man gar keine Einzelbewertungen mehr lesen,
sondern bekommt nur noch eine Durchschnittszahl serviert. Natürlich inklusive
der gekauften Heucheleien.
Meine Wohnung, vom Bett
aus fotografiert.
Montag, 15. Dezember 2025
Die Verabredung
Der Treffpunkt war ungewöhnlich.
Normalerweise traf ich meine Geschäftspartner in meinem oder ihrem Büro, bei
langjährigen Geschäftsbeziehungen auch gerne in einem Restaurant. Aber was tut
man nicht alles für einen Neukunden. Also saß ich in der Empfangshalle des
Hotels Bellevue in einem Sessel und trank einen Kaffee.
Um fünfzehn Uhr wollten wir uns
treffen und genau um diese Uhrzeit trat ein Page an meinen Tisch. „Herr
Engelbrecht kann Sie jetzt in seinem Zimmer empfangen“, sagte er. „Folgen Sie
mir bitte.“
Wir fuhren mit dem Fahrstuhl in
den fünften Stock, wo er mir eine Tür aufschloss. Ich ging hinein und war
überrascht. Engelbrecht war nicht hier, ich war allein. Hinter mir schloss der
Page die Tür.
Es war ein nichtssagendes
Hotelzimmer, wie man es überall auf der Welt findet. Die Vorhänge waren
zugezogen, nur eine schwache indirekte Beleuchtung gab dem Raum ein wenig
Licht. Ich zog die Vorhänge auf und war überrascht. Ich sah nicht auf die Stadt
hinunter, sondern in ein identisches Zimmer, das direkt hinter der
Fensterscheibe begann. Am anderen Ende war ein Fenster, dessen Vorhänge
zugezogen waren. Es war, als ob man in einen Spiegel sehen würde, aber ich
konnte mich selbst nicht erkennen. Träumte ich etwa? Für einen Augenblick
überlegte ich, ins Bad zu gehen, um mich selbst im Spiegel zu betrachten. Aber der
Gedanke war einfach lächerlich. Bei einer Spiegelung wäre kein Fenster auf der
anderen Seite des Zimmers gewesen, sondern die Tür und der Kleiderschrank.
Ich setzte mich aufs Bett und
schaltete den Fernseher ein. Auf Kanal 1 sah ich mein eigenes Zimmer,
allerdings fehlte ich auf dem Bild. Auf Kanal 2 sah ich das andere Zimmer mit
den zugezogenen Vorhängen. Waren hier versteckte Kameras? Wollte man mir einen
Streich spielen? Es konnte alles nur ein schlechter Scherz sein. Ich stand auf
und ging zur Minibar. Ich erwartete, eine Miniatur dieses Zimmers zu sehen,
aber es waren nur Flaschen und Süßigkeiten darin. Ich schenkte mir eine
Mini-Flasche Whisky in ein Glas und trank es in einem Zug aus.
Plötzlich öffnete sich der
Kleiderschrank und ein Mann trat heraus. Er trug einen Frack, einen schwarzen
Zylinder und hatte einen Spazierstock in der rechten Hand.
„Gestatten, Engelbrecht“, sagte
er mit einem strahlenden Lächeln und breitete die Arme aus. „Ich möchte mit
Ihnen über Bohrmaschinen sprechen.“
Ich wachte nie wieder auf.
Band of Horses - Is There a
Ghost [OFFICIAL VIDEO]

