Sonntag, 1. Juni 2025

Tagebuch II

 

Jazz-Brunch bei den Steinmeiers. Mache Witz über Inflation. Man müsse für ein ordentliches Filetsteak inzwischen eine Niere spenden. Habe vergessen, dass beide zusammen (!) nur noch zwei Nieren haben. Blicke in fassungslose Mürbeteiggesichter.

Friedrich Merz nimmt mich in seiner Cessna auf einen Rundflug über Berlin mit. Er möchte mir Orte des Wirtschaftswachstums zeigen. Ich sehe nix. Erzähle ihm von meinem Airbus A380, den mir Carsten Maschmeyer geschenkt hat, damit ich endlich die Finger von Veronica Ferres lasse. Die mopsfidele Büchse hat immer noch einen Prachtarsch.

Bespreche mit meiner Event-Managerin Tiffany von Brentano meine Geburtstagsfeier. Werde um das Olympiastadion nicht herumkommen, die Anfragen aus aller Herren Länder wachsen ins Unermessliche. Die Rolling Stones werden exklusiv für mich ihr allerletztes Konzert geben, Vorgruppe Miley Cyrus + Showwaddywaddy. Für das leibliche Wohl der Gäste sorgt das Delikatessenkombinat Otto Grotewohl, das für seinen Makrelenkaviar und die mit Dörrobst gefühlten Schweinefüße bekannt ist.

Kurzer Abstecher ins Büro. Werde kurz ohnmächtig, als ich meine Kontoauszüge durchgehe. Ich arbeite nicht, gebe das Geld mit vollen Händen aus und werde trotzdem immer reicher. Wie ist das möglich?

Lese den Entwurf der Laudatio, die Peter Handke für meine Feier geschrieben hat. Zitat: „Die verschwenderische Vielfalt seiner Begabungen, dazu ein gesunder Geschäftssinn, Charme, Eloquenz – das ist die Basis seines unfassbaren Erfolgs und seines glamourösen Lebensstils. Bonetti ist ein Gesamtkunstwerk.“ Er muss mit seinen Schmeicheleien aber auch immer übertreiben.

Mittagessen im Borchardt mit Oskar Wiener, der einen Spiegel-Artikel über mich schreiben will. Lasse mir den Koch kommen und züchtige ihn mit der Rute, da die Panade des Schnitzels nicht wellig genug ist.

Begegne im KaDeWe Harald Juhnke. Er ist überrascht mich zu sehen. Dachte, ich sei schon tot.

Nachmittag bei Babsi, einer Edelprostituierten aus dem Baden-Badener Ballettmilieu. Bringe sie mit meiner Reiki-Technik zum Höhepunkt, verzichte aber auf die Bezahlung.

Anschließend sitze ich zwei Stunden im Atelier von Gerhard Richter, der ein Porträt von mir anfertigen will. Er möchte mich in einer goldenen Rüstung auf einem Drachen reitend darstellen, im Hintergrund das lichterloh brennende Berlin bei Sonnenuntergang. Gutes Gespräch über Neuplatonismus und seinen Einfluss auf die kubistische Malerei. Plan eines exklusiven Kulturmagazins für maximal zweihundert Leser.  

Abends in der Volksbühne Uraufführung meines Stücks „Gütersloh – Pankow – Tokio“. Lars Eidinger enttäuscht in der Rolle des Adolf Hitler, Helge Schneider (spielt sich selbst) ist recht amüsant.

Später mit Udo Lindenberg, Peter Sloterdijk und Oliver Welke in der Austernbank, nicht weit vom Gendarmenmarkt entfernt. Bemühen sich redlich, mich zu unterhalten. Mäßiger Erfolg, aber gut gemeint. Dürfen anschließend die Rechnung übernehmen.

17 Kommentare:

  1. "Ich arbeite nicht, gebe das Geld mit vollen Händen aus und werde trotzdem immer reicher. Wie ist das möglich?"

    ... finde gerade die Telefonnummern von Babette Albrecht und Carmen Geissen nicht ... würde dir gerne weiterhelfen. Irgendwo hatte ich die unter "bauernschlau" abgelegt. Evtl. aber auch unter "geiler Sex"
    ein vergesslicher Freund

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    1. Beides trifft auf Bonetti zu. Der Mann ist zu beneiden.

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  2. Aufregend! Und so könnte es weitergehen:
    ... Entsetzliche Nacht. Schmerzhafteste Darmkoliken, begleitet von schwerem Durchfall. Hab ich dem Welke, der alten Dreckschleuder, gestern abend etwa die Hand gegeben? Falls ja, hab ich sie mir danach gründlich gewaschen? Waren die Austern schlecht?
    Wie dem auch sei, die neue Lotusseidenbettwäsche ist nicht mehr zu gebrauchen. Vielleicht könnte ich sie immerhin noch der Galerie Hetzler anbieten? Die plant demnächst eine Manzoni-Werkschau und sucht aktuelles Begleitmaterial. Gut gerahmt könnte es passen. Möglicher Titel: "Merda d’artista 2.0 - auf der Suche nach den Spuren Bonettis" ...

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    1. Seit seiner Mexiko-Rundreise hat Bonetti einen Schließmuskel aus Stahl. Und Welke gibt er nicht die Hand, er darf höchstens seinen Ring küssen.

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  3. Das wusste ich nicht und ich nehm alles zurück.

    PS.
    Aber anstelle des albernen Drachenreiter-Sujets würde ich doch etwas eher Ernstzunehmendes und der Realität Näheres empfehlen, vielleicht ein Gemälde, das z.B. heißen könnte: "Ein dicker Hofnarr küsst den Ring des Kardinals Bonetti". Und bitte nicht den schnarchigen Gerhard Richter ranlassen, sondern vielleicht Roberto Ferri, Odd Nerdrum oder Jamie Coreth.

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    1. Wenn Richter es malt, ist es mehr wert. Und nur darum geht's im Kulturbusiness. Die anderen Namen sagen mir nix, Odd Nerdrum klingt nach "Herr der Ringe".

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  4. Für den Bonetti, den ich kenne, spielt Geld keine Rolle. Und lebt der Richter überhaupt noch?Jamie hat Obama oder Osama porträtiert, die beiden andern sagen mir inzwischen auch nix mehr.

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    1. Richter lebt und gehört zu den am besten bezahlten lebenden Malern. Der macht mit nem Edding ein Herzchen auf ne Kaffeetasse und kassiert eine Million.

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    2. Der letzte Malerkittel hat keine Taschen. Aber die Erben, ach ...

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  5. @dndp
    Falsch.
    Richtig muss es heissen: "Ein dicker Kardinal küsst den Ring des Bischofs von Rom - Bonetti"

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    1. Auch nicht ganz richtig. Besser ist es so: "Der Bischof von Rom betet den geheiligten und wahrhaftig gewandelten Leib Bonettis an"

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    2. So langsam wird's. Bitte noch Astralleib und Schöpfergott unterbringen.

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    3. Stimmt. So ist es richtig.

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    4. Kommt alle her, ihr Niedrigen, kommt her in hellen Scharen und werft euch in den Staub, um zu lobpreisen und zu huldigen und anzubeten Bonetti, den übergöttlichen Schöpfer alles Gewesenen, Seienden und Werdenden, dessen herrlicher Leib nicht Maß noch Grenzen kennt, demütig umkreist von Sternen ohne Zahl und freudvoll umwirbelt von allen Galaxien aller Universen von aller Zeiten Anbeginn bis ihrem Ende!

      So, das muss für heute reichen.

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  6. Das Besondere daran: Diese Bescheidenheit in allen Dingen, die Bonetti jedoch aus wahrer Bescheidenheit nie erwähnen würde!

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    1. Bonetti hat in diesem Jahr einen goldenen Pokal überreicht bekommen. "Für den bescheidensten Menschen der Welt" ;o)

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