Mittwoch, 10. Januar 2024

Zeter und Mordio

 

Die Leute scheinen ein kurzes Gedächtnis zu haben. Ende 2023 jubelten über den Erfolg der Union vor dem Bundesverfassungsgericht und die Einhaltung der Schuldenbremse. Also spart die Regierung jetzt, gleichzeitig erhöht sie ihre Einnahmen. In der Folge müssen Autofahrer, Zugfahrer, Flugreisende, Bauern und Gastronomen mehr bezahlen oder bekommen Subventionen gestrichen. Das große Jammern beginnt. Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass. Holt euch das Geld bei den Nachbarn, wir sind arm wie Kirchenmäuse. Selbstmitleid ist Volkssport in Deutschland.

Und der Sündenbock ist auch schnell gefunden. Der Wirtschaftsminister, der für Steuern und Subventionen gar nicht zuständig ist. Finanzminister Lindner kann sich ins Fäustchen lachen, während er das Gaspedal seines Porsche voll durchtritt. Aber der Laie kann ohnehin nicht zwischen Wirtschaft und Finanzen unterscheiden. Im großen Reich des Irgendwie sind immer die Grünen dran schuld. Die Vier-Prozent-Partei FDP (Forsa-Umfrage vom 9.1.2024) gilt dagegen als seriös. Nach Sylt traut sich der wütende Pöbel offenbar nicht.

Die AfD wird dem Traktor-Terror endgültig den Stecker ziehen, wenn sämtliche Subventionen gestrichen werden. Dann müssen die Bauern von ihren eigentlichen Gegnern, den Aldi Brothers und anderen Ausbeuterschweinen, faire Preise für ihre Produkte fordern. Der Liter Milch wird drei Euro kosten und das Kilo Hackfleisch 15 Euro. An diesem Tag geht es mit dem Geflenne erst richtig los. Pädagogisch wäre es sinnvoll, wenn den größten Heulsusen endlich das Maul gestopft wird. Denn die große Solidarität der Bürger mit dem Bauernstand endet bekanntlich an der Kasse.

P.S.: Auch eine Regierung unter dem Exekutiv-Novizen Merz, der weder Minister, Ministerpräsident oder Kanzler gewesen ist, wird sich an der Schuldenbremse messen lassen müssen. Hoffentlich wird der Sparfuchs und schwäbische Hausfrau ehrenhalber Linnemann Finanzminister. Auf seinen Eiertanz bin ich ab 2025 besonders gespannt.

3 Kommentare:

  1. Sie scheinen ja bescheid zu wissen.
    Dann erzählen Sie mal, wie das in den 80ern noch geklappt hat.
    Sehr große Armee, tausende Panzer und Jets, Straßen wie Billardtische, massig Krankenhauskapazität, eine Sozialhilfe, die vielen Taugenichtsen lange Reisen nach Fernost und zuhause parallel eine Wohnung ermöglicht hat. Bäder, funktionierende Bahn, gute Schulen sowieso.
    Und das alles ohne große Staatsverschuldung.
    Also Bonetti, wie ??

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    1. Natürlich gab es schon damals Staatsverschuldung. Was glauben Sie, wie Anfang der 80er die Weltwirtschaftskrise und der Beginn der Massenarbeitslosigkeit von Helmut Schmidt finanziert wurden?

      Die Bundeswehr bestand überwiegend aus schlecht bezahlten Wehrdienstleistenden (321 DM pro Monat), die Straßen waren gerade erst im Wirtschaftswunder entstanden und daher noch in Ordnung und die vielen Taugenichtse in Fernost (China? Japan?) haben Sie ganz exklusiv wahrgenommen. Ab 1990 wurde mit neuen Schulden die deutsche Einheit finanziert. Da wurden erstmal die Straßen und die andere Infrastruktur im Osten saniert. Leben Sie schon lange in Deutschland?

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  2. Leseempfehlung: Kommentar von "Bob"
    https://buggisch.wordpress.com/2024/01/07/lautsprecher-lobbyisten/#comment-134631

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