Donnerstag, 14. September 2017

Stürzen – Fallen – Fliegen

„Jemand sagte, Sie können da nicht bleiben. Ich konnte da nicht bleiben, und ich konnte nicht weiter.“ (Samuel Beckett: Texte um Nichts)
Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, ob ich die Treppe hinunter stürzte oder ob ich hinab geworfen wurde. Es war ein langer und verwirrender Abend gewesen. Ich spürte es kaum, als ich Stufe für Stufe hinter mich brachte. War es der Alkohol, waren es Drogen? Ich spürte keinen Schmerz.
Ich dachte an ihre Lippen, an ihre schönen weißen Zähne. Sie saß auf meinem Schoß und ich betrachtete einfach nur ihren Mund, während sie sprach. Die Worte habe ich längst vergessen.
Ich stürzte weiter und dachte an das Meer. Den Schaum vor dem Bug des Schiffes, die Gischt, die zischend mein Gesicht traf. Ich schmeckte das Salz und freute mich in diesem Augenblick maßlos, denn der Geschmack von Salz verhieß neue Abenteuer.
Alles drehte sich um mich und ich dachte an den schönen Garten hinter dem Haus. Die großen ruhigen Bäume. Wie wir damals über die schmalen Wege schlenderten, das ausgelassene Geschrei der Kinder im Ohr.
Ich dachte an meine Mutter, während ich fiel. An Schokolade. An Bücher. Musik. Feste. Farben. Gerüche.
Du kannst im Rinnstein liegen. Kein Problem. Aber nicht mit dem Gesicht nach unten. Da ist die Grenze.
Grace Jones – The Crossing. https://www.youtube.com/watch?v=XZz4RI628B4

2 Kommentare:

  1. ... und, das A U F S T E H E N nicht vergessen (ړײ)

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  2. "Du kannst im Rinnstein liegen. Kein Problem. Aber nicht mit dem Gesicht nach unten. Da ist die Grenze."

    Einrahmen und an die Wandhängen. Grandios.

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