Donnerstag, 24. Juli 2014

Fernsehinterview mit Andy Bonetti

In der vergangenen Woche war Andy Bonetti in der Sendung „Literatur aktuell“ bei Arte zu Gast. Falls Sie die Sendung verpasst haben, können Sie nun das Interview nachlesen.
Moderatorin: Guten Abend, Herr Bonetti. Herzlich willkommen bei uns im Studio. Schön, dass Sie für uns Zeit gefunden haben.
Bonetti: Guten Abend, Frau Amselmann-Heyerfeld.
Moderatorin: Amselfeld-Heyermann.
Bonetti: … äh … Hampelstamm-Eierfeld …
Moderatorin: Herr Bonetti, Ihr neuer Roman „Jenseits von Fulda“ spielt während des Dreißigjährigen Krieges. Sie haben aus Wallenstein einen Transsexuellen in Strumpfhosen gemacht, der eigentlich lieber Ukulele spielen möchte, aber aufgrund der permanenten Kriegshandlungen nicht dazu kommt. Was möchten Sie uns damit sagen?
Bonetti: Ich habe hier ein ganz aktuelles Thema bewusst in einen historischen Kontext gesetzt, um dem Leser zu zeigen, dass die Frage der Geschlechtsidentität im Grund so alt wie die Menschheit ist. „Wer bin ich?“ ist eine der großen Fragen, mit der sich die Philosophie seit Anbeginn befasst. Genauso wie mit der Frage „Wo komme ich her?“
Moderatorin: Damit geben Sie mir schon das nächste Stichwort. Sie kommen aus Bad Nauheim. Welchen Einfluss hat die Stadt auf Ihre Arbeit als Schriftsteller?
Bonetti: Bad Nauheim ist mir ein steter Quell der Inspiration, denn hier kreuzen sich die Schicksalslinien menschlicher Kultur seit über tausend Jahren. Wallenstein war in Bad Nauheim. Goethe war in Bad Nauheim. Elvis Presley war in Bad Nauheim. Das ist kein Zufall, Frau … äh …
Moderatorin: Gerade zu tagesaktuellen Themen äußern Sie sich ja nur sehr selten. In Ihren Tagebüchern findet sich am Tag nach dem Mauerfall in Berlin nur der rätselhafte Eintrag: „Wette gewonnen. Der Kasten Radeberger ist mir!“ Und nach den Anschlägen auf New York und Washington haben Sie im September 2001 geschrieben: „Al Qaida hat Amerika den Krieg erklärt. - Nachmittag Schwimmschule.“ Zu beiden Ereignissen finden wir keine weitere Zeile von Ihnen.
Bonetti: Es gehört nicht zu meiner Aufgabe als Künstler, zu aktuellen Ereignissen Stellung zu beziehen, wie ich bereits in meinem Aufsatz „Die paradoxe Zärtlichkeit der Brüllorgie“ geschrieben habe. Gerade um in diesen aufgewühlten Zeiten nach den Terroranschlägen in den USA einen Kontrapunkt zu setzen, habe ich damals den Roman „Gespräche über das Wetter“ veröffentlicht, der ausschließlich in einem Regionalzug zwischen Lüneburg und Buxtehude spielt.
Moderatorin: Der bekannte Literaturkritiker Holger Ochsenstirn hat dieses Werk als bedeutungslos und als bedauernswerte Verschwendung von Papier bezeichnet.
Bonetti: Ach, dieser Ochsenstirn! Wissen Sie, ich kannte Ochsenstirn schon, als er noch ein Praktikant im Verlag Rote Tuba gewesen ist. Damals ist er schon durch Zwischenrufe und hämisches Gelächter bei meiner Lesung in Bad Schwalbach unangenehm aufgefallen. Seine Schmähungen verfolgen mich seit vielen Jahren. Aber Heribert Nesselwang vom „Bad Nauheimer Morgen“ …
Moderatorin: Kommen wir zu einem anderen Thema. Die Frankfurter Buchmesse widmet sich in diesem Jahr dem Gastland Nepal. Was können Sie uns über die nepalesische Literatur sagen?
Bonetti: Ja … äh … die nepalesische Literatur hat eine uralte Tradition. Sie geht … äh … zurück bis auf die alten indischen Schriften aus der Zeit der … äh … und auch die junge Generation, also der Nachwuchs in Nepal lässt auf Großes … äh … hoffen.
Moderatorin: Herr Bonetti, Sie werden in Frankfurt auch Ihr neuestes Werk vorstellen. Können Sie unseren Zuschauern noch kurz etwas dazu sagen?
Bonetti: Sehr gerne! In meinem neuen Roman „Fragen Sie Moretti“ geht es um einen altersweisen Schriftsteller, dem junge Menschen wichtige Fragen stellen und darauf richtig gute Antworten bekommen, die sie im Leben weiterbringen werden. Zum Beispiel die Frage: „Ich habe einen Eiswürfel verschluckt, der bisher noch nicht wieder rausgekommen ist. Was soll ich tun?“
Moderatorin: Was haben Sie als nächstes vor?
Bonetti: Ich werde in den nächsten drei Monaten auf einer Lesereise durch alle großen Buchhandlungen des Saarlandes unterwegs sein. Dort lese ich aus meinem neuen Roman.
Moderatorin: Vielen Dank für dieses Gespräch, Herr Bonetti. Wir schalten jetzt zu unserem Mitarbeiter Holger Ochsenstirn, der live von den diesjährigen „Klagenfurter Monologen“ berichtet.
Beastie Boys – Sabotage. https://www.youtube.com/watch?v=H4PN7Xbexq4

3 Kommentare:

  1. Was um Himmels Willen ist das Bürger-Bündnis Bad Nauheim ?
    Scheint mir sehr mysteriös zu sein. Vor allem der plötzliche und unglaubliche Absturz in die Bedeutungslosigkeit.

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  2. Es ist 3B, wie es in Bad Nauheim kurz heißt, nicht gelungen, Andy Bonetti zur Kandidatur für das Amt des Bürgermeisters zu überreden. Aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen ist zu hören, dass Bonetti unser nächster Bundespräsident werden soll. Die Bundeswehr darf dann nur noch bis Helgoland und es wird eine Sondersteuer auf graue Anzüge eingeführt.

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