Donnerstag, 30. Dezember 2021

Bonetti verhaftet!

 

Sie kamen nicht im Morgengrauen, sondern zur Mittagszeit. Ich saß gerade im Speisesaal meiner Villa und ergötzte mich an einem Tandoori-Fasan - einer Erfindung von mir, wie ich an dieser Stelle in aller Bescheidenheit anmerken darf -, als mein treuer Kammerdiener eintrat.

„Verzeihen Sie die Störung, Meister Bonetti, aber zwei Polizeibeamte haben ihren Besuch angemeldet. Ich habe sie in den kleinen Salon geführt.“

„Recht so, Johann. Richten Sie den Herrn bitte aus, ich wäre in zehn Minuten bei ihnen. Wir nehmen den Kaffee im Salon.“

Als ich wenig später das prächtige Barockzimmer betrat, sprang einer der beiden Beamten sogleich auf und lief auf mich zu.

„Es tut mir sehr leid, Herr Bonetti. Aber der Verfassungsschutz hat mich gebeten, sie zu besuchen. Es ist wegen dieser Sache mit dem Antifa-Spaziergang.“

„Aber, aber, lieber Herr Polizeipräsident. Wir kennen uns doch von der Jagd und den gemeinsamen Bridgeabenden mit unseren Frauen. Ich nehme es nicht persönlich, glauben Sie mir.“

Nachdem wir den Kaffee getrunken hatten, verließen wir die Villa. Vor dem Portal wartete schon Gustav, mein Chauffeur, mit dem Wagen. Ein schwarzer Maybach mit meiner persönlichen Standarte auf dem Kühler und dem Wappen der Familie Bonetti auf beiden Vordertüren. Wir folgten dem Polizeiwagen zum nahegelegenen Flughafen, wo ein Learjet der Luftwaffe auf mich wartete.

Wir landeten eine halbe Stunde später auf Sylt, wo ich erwartet wurde. Man brachte mich zum Gästehaus des Verfassungsschutzes. Die Wärter hatten schmucke schwarze Uniformen und Schirmmützen, auf denen ein rotes V prangte. Sie erinnerten mich auf angenehme Weise an die Waffen-SS. Ich wurde in eine Suite geführt, die im Louis-Seize-Stil eingerichtet war. Ganz apart.

Ein Mann mit goldenen Schulterklappen eilte ins Zimmer. Er trug ein Tablett mit einer Flasche Wein und einem Kristallglas.

„Der große Bonetti, welch seltener Glanz in unserer bescheidenen Hütte“, sagte er und stellte das Tablett auf einen kleinen Marmortisch am Fenster. „Darf ich mich vorstellen: Jonas Hunkemöller. Ich bin der Direktor des Gästehauses. Wir möchten Ihnen Ihren Aufenthalt so angenehm wie möglich machen. Das ist ein 1995 Chateau Petrus. Etwas Besseres habe ich in der Eile nicht auftreiben können.“

„Vielen Dank, Herr Hunkemöller“, antwortete ich, während ein Wärter den Wein dekantierte.

„Es ist ja nur für vierzehn Tage. Sie dürfen sich auf der ganzen Insel frei bewegen. Wenn Sie wünschen, können Sie Ihre Mahlzeiten bei uns einnehmen, aber es ist keine Bedingung.“

Wie kann man dieses Land nicht lieben?

P.S.: An Weihnachten schrieb ich noch, dass ich mal Internet-Pause mache. So geht es mir mit allen Vorsätzen. Morgen kommen noch die Bilder des Jahres. Thema am 1. Januar: Brexit.

Daft Punk - Around The World (Official Video) - YouTube

 

3 Kommentare:

  1. Um Mitternacht werd ich an dich denken, ein Glas auf unsere Liebe einschenken.
    Ganz viel Wünsche für das neue Jahr für dich – denn du bist wunderbar! Auf die nächsten 356 Tage, wir sehen uns ganz bald – keine Frage!


    ... 💖🥂🍾🍀🐖🎉😘 *anonym*

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    1. Vielen Dank! Ich wünsche dir auch ein tolles neues Jahr, Engelchen. Aber 356 Tage mit dir reichen mir nicht. Was soll ich die restlichen neuen Tage ohne dich machen? :o)

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    2. A U F G E P A S S T !!! *LIEBschautundDICHabknuuutsch*

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