Montag, 14. September 2020

Das vorläufige Ende des Provisoriums


Blogstuff 492

„Als Zenon, der Begründer der Stoa, so heißt es, einen seiner Begleiter zaghaft über eine Pfütze schreiten sah, sprach er: ‚Er hat recht, gegen den Kot misstrauisch zu sein, in dem er sich nicht spiegeln kann.‘ Inzwischen ist aus der Selbstbespiegelung in der Scheiße ein Markt geworden.“ (Roger Willemsen: Der Knacks)

Olaf Scholz im Untersuchungsausschuss: „Als bodenständiger Sozialdemokrat fuhr ich mit dem Bus zu diesem Termin mit Herrn Warburg. Von der Bushaltestelle bis zur Villa lief ich einen Kilometer durch den strömenden Regen, aber ich wollte dem Steuerzahler die Taxikosten ersparen. In der Villa des Bankchefs kam ich völlig durchnässt an. Der Butler brachte mir eine heiße Tasse Tee. Da müssen wohl K.o.-Tropfen drin gewesen sein, denn danach kann ich mich an nichts erinnern. Vielleicht habe ich was unterschrieben. Keine Ahnung. Jedenfalls war die Cum-Ex-Kohle danach weg.“

Gemischte Gefühle. Klingt wie gemischt Vorspeisen.

Einem Bundestagsabgeordneten der Linken ist die Lebenswelt seiner türkischen Putzfrau fremder als dem Fabrikbesitzer im 19. Jahrhundert die Lebenswelt seines Kammerdieners.

Einfach mal volle Kanne mit dem kleinen Zeh gegen die Tür semmeln, um sich selbst zu spüren.

Warum gibt es noch keine Schraubenzieherin? Wann kann ich endlich eine Flaschenöffnerin kaufen?

Bonetti, ein Renaissance-Geist in einem Barock-Körper.

Im Nachhinein betrachte ich es als Glücksfall, dass mein Humankapital nicht verwertbar gewesen ist. Ich werde im Wortsinn nicht gebraucht und finde genügend Zeit zum Schreiben.

In der Oberpfalz gibt es ein Vier-Sterne-Hotel namens „Wutzschleife“ inklusive Gourmetrestaurant (5-Gänge-Menü für 148€) und Ayurveda-Gedöns. Offensichtlich ist man sich hier über Jahrhunderte treu geblieben. Einige Kilometer weiter in Oberviechtach ist man den umgekehrten Weg gegangen. Dort gibt es einen Burger-Schuppen namens Hollyfood.

Ein frustrierter Taxifahrer möchte Selbstmord begehen und beschließt, gegen einen Autobahnpfeiler zu rasen. Aber einen Fahrgast möchte er noch einsteigen lassen. Wer begleitet ihn auf seiner letzten Reise?

In Restaurants, die sprachlich auf der Höhe der Zeit sind, heißt es übrigens nicht mehr Jägerschnitzel, sondern „Schnitzel Försterin Art“. Das ist lobenswert.

Voller Mitgefühl betrachten wir die sterbende Welt im Fernsehen und im Internet. Wir sind die Engel der Vernichtung.

Jeff Beck & Beth Hart - Purple Rain. https://www.youtube.com/watch?v=VZJNbVRmI80

 

 

7 Kommentare:

  1. "Warum gibt es noch keine Schraubenzieherin? Wann kann ich endlich eine Flaschenöffnerin kaufen?"

    vielleicht, weil Oberin nicht die weibliche Form von Ober ist und Zimmermann nicht die männliche von Zimmermädchen?

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    1. Gut gegeben. Jetzt will ich eine Zimmerfrau auf der Baustelle!

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    2. Und die Hausdame ist noch lang keine Hausherrin. Außer sie heiratet einen Hausherrn ; )

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    3. Und eine Hausdame ist noch lang keine Hausherrin. Außer sie heiratet einen Hausherrn.

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    4. @ nömix

      Die Hausdame haben wir doppelt, da müssen wir eine abziehen ... das sind in Schilling ...

      Wer erinnert sich noch an Dalli-Dalli? :o)

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    5. Pardon, das Doppelposting ist mir unabsichtlich passiert.

      Pardon, das Doppelposting ist mir unabsichtlich passiert.

      https://noemix.files.wordpress.com/2018/06/waehrungsumstellung.png

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  2. Die Revolution in Weißrussland ist zum Scheitern verurteilt. Obwohl von einer Frau angeführt, reden die Deutschen Medien immer nur von "belarusischen Aktivisten", toxisch männlich eben.
    Seit einer Woche haben ich einen Fleck aus eingetrocknetem Bier in der Küche.
    Trotz mehrfacher Ansprache an mich selbst, dass der Fleck nur ein "soziales Konstrukt" ist, will er nicht weichen.
    Dennoch weiß ich, dass ich nur standhaft im Glauben sein muss, und alle Probleme werden durch totschweigen verschwinden.
    Wie sagte schon Cäsar, als er Brutus mit dem Messer sah, "Wovon ich nichts sage, existiert nicht". Das lateinische Originalzitat habe ich leider vergessen.

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