Mittwoch, 7. Mai 2014

Der Hundegeist

Vor vielen hundert Jahren lebte einmal ein Holzfäller mit seiner Frau im Ingelheimer Wald. Bei ihnen lebte ein kleiner lebhafter Hund, den sie beide sehr lieb hatten. Eines Morgens ging der Holzfäller hinaus in den Wald und wie immer begleitete ihn sein treuer Geselle. Als sie auf eine Lichtung kamen, sprang der Hund davon und bellte wild. Er begann, mit seinen Pfoten an einer Stelle zu graben und wedelte mit seinem Schwanz. Der Holzfäller trat hinzu und grub mit seinen Händen ein tiefes Loch. Da stieß er auf eine Truhe und als er sie öffnete, schimmerten Gold und Geschmeide im hellen Sonnenlicht. Er trug seinen Schatz nach Hause und freute sich mit seiner Frau über dieses Glück. Nun hatte alle Not ein Ende.
Von dieser Begebenheit erfuhr alsbald ein Köhler und er kam zur Hütte des Holzfällers und seiner Frau. Er bat die beiden, sich den Hund einmal ausleihen zu dürfen. Da der Holzfäller und seine Frau arglose und gute Menschen waren, willigten sie ein und so führte der Köhler den kleinen Hund zu seiner Hütte. Der Hund aber wurde traurig und nahm keinen Bissen zu sich. Er wollte auch die Hütte des Köhlers nicht verlassen. Da band der Köhler den Hund an einen Strick und zerrte ihn durch den Wald. Aber so weit er auch lief, der Hund blieb stumm. Den Köhler, der von der Gier nach einem Schatz wie von Sinnen war, packte die Wut und als der Hund am darauf folgenden Tag wieder keinen Laut von sich gab, schlug er das arme Tier tot und vergrub es unter einer alten Eiche.
In der Nacht erschien der Geist des Hundes dem Holzfäller und klagte ihm sein bitteres Leid. Am nächsten Morgen nahm der Holzfäller seine Axt und seine Frau packte ihm Wurst, Brot und eine Flasche Wein in seinen Rucksack. Dann ging der Holzfäller zur Hütte des Köhlers. Als der ihn von weitem kommen sah, packte ihn die Angst und er rannte in den Wald davon. Der Holzfäller folgte ihm, doch er konnte den Köhler im tiefen Wald nicht finden. Da setzte er sich auf einen Stein und packte seine Vorräte aus. Alsbald erschien ein Wolf und sagte zu ihm: „Wenn du mir die Wurst gibst, so will ich dir helfen.“ Der Holzfäller gab ihm die Wurst und der Wolf wurde sein treuer Gefährte. Kurz darauf kam ein Falke und sagte zu ihm: „Wenn du mir den Wein gibst, so will ich dir helfen.“ Also gab der Holzfäller auch seinen Wein. Am Ende kam ein riesiger Bär und sagte: „Wenn du mir das Brot gibst, so will ich dir helfen.“ Und so gab der brave Holzfäller auch seinen letzten Bissen fort.
Der Falke flog davon und suchte den flüchtenden Köhler. Er schwebte über den Bäumen und es dauerte nicht lange, da hatte er ihn gefunden. Er flog zum Holzfäller zurück und wies ihm den Weg. Mit großen Schritten lief der Holzfäller in die Richtung, die ihm der Falke gezeigt hatte, und bald darauf sah er den Köhler. Der Köhler erblickte den Holzfäller, lachte böse und zog ein großes Messer aus seinem Gürtel. Der Wolf, der treu ergeben an der Seite des Holzfällers gegangen war, löste sich von ihm und rannte mit gefletschten Zähnen auf den Köhler zu. Als der Köhler den Wolf sah, drehte er sich um und lief davon, so schnell er konnte. Er floh in eine Höhle, um sich vor dem Wolf und dem Holzfäller zu verstecken. Aber dort wartete schon der Bär und fraß den Köhler mit Haut und Haaren.
Noch heute, viele hundert Jahre später, soll der Geist des Hundes die Tiere im Ingelheimer Wald beschützen, so heißt es des Abends bei Weck, Worscht unn Woi.
P.S.: Band of Horses fragen „Is there a Ghost”? http://www.youtube.com/watch?v=JK716RqoUms

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