Samstag, 21. August 2021

Immer die gleiche Scheiße

 

Der Himmel war gleichmäßig grau, wohin man auch blickte. Es nieselte und auf der Straße der schäbigen Siedlung war kein Mensch zu sehen.

Sie arbeiteten zu zweit. Der Schaufelmann und der Eimermann. Der Schaufelmann war ein kräftiger stiernackiger Mann mit einer Halbglatze, vielleicht fünfzig Jahre alt. Der Eimermann war ein dürrer junger Mann Anfang zwanzig.

Der Schaufelmann stand in der Grube unter den Latrinen, auf denen die Bewohner der Siedlung ihre Notdurft verrichteten, und schaufelte die Scheiße in die Eimer. Der Eimermann trug sie zu ihrem kleinen Lkw und kippte sie auf der Ladefläche aus.

Der Boss, der ihnen den Lkw stellte, zahlte fünfzig Euro für eine Tonne Scheiße, die er als Dünger an die Bauern verkaufte. Hundert Eimer Scheiße waren eine Tonne. Da sich niemand in diesem Teil der Stadt Fleisch, Eier, Fisch oder Milchprodukte leisten konnte, handelte es sich um feinste Veganerscheiße, die bei den Bauern sehr begehrt war. Bonzenscheiße war leider nicht zu verwenden.

Sie hatten bereits eine Stunde gearbeitet und waren gut vorangekommen, da rutschte der Eimermann auf einem Batzen Scheiße aus und legte sich aufs Maul. Der Eimer flog in hohem Bogen davon.

„Gottverdammte Scheiße“, fluchte er.

Der Schaufelmann hob den Kopf und schaute aus der Grube. Er sah den Eimermann in der Scheiße liegen und schüttelte den Kopf.

„Aus dir wird nie ein Schaufelmann.“

Dazu muss man wissen, dass der Schaufelmann dreißig der fünfzig Euro bekam, der Eimermann aber nur zwanzig. Jeder Eimermann träumte davon, eines Tages zum Schaufelmann aufzusteigen, wenn er lange genug mit dem Eimer gearbeitet hatte.

„Irgendwann gehst du in Rente und dann bin ich der Schaufelmann“, sagte der Eimermann.

Der Schaufelmann kletterte aus der Grube und schaufelte die Scheiße wieder in den Eimer.

Dann sagte er: „Immerhin habe ich früher mal in die Rentenkasse eingezahlt. Im Gegensatz zu dir bekomme ich vierhundert Euro im Monat, wenn ich siebzig bin. Du kommst als Scheinselbständiger doch nie mehr aus der Scheiße raus.“

„Ich lebe doch jetzt schon in einem Zelt auf dem Campingplatz. Wie schlimm kann es noch werden? Aber du kannst von vierhundert Euro auch nicht leben. Wie willst du denn die Miete zahlen, wo es jetzt schon kaum reicht?“

Der Schaufelmann kratzte sich am Kopf und dachte nach.

„Na ja, ein bisschen nebenher Scheiße schaufeln werde ich schon müssen.“

The Rasmus - In The Shadows (US Version) - YouTube

7 Kommentare:

  1. Was ist denn das schon wieder für ein Gleichnis ? Zuhause alles O.K. ?

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    1. Natürlich ist bei mir alles O.K.

      Ich beschreibe das Leben der anderen. Ich selbst habe zuletzt vor zehn Jahren die Schaufel in der Hand gehabt ;o)

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  2. „Willkommen in der Welt der Scheiße, Liebes.
    Du bist angekommen.“

    — Elton John

    Quelle: https://beruhmte-zitate.de

    ... 🤫💩🥳

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  3. .....aber du hast doch bestimmt damit keine Scheisse geschaufelt...

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  4. Dunkel war's, der Mond schien fahl
    da steigt ein Mann aus dem Kanal.
    Zur Liebsten lenkt er seinen Schritt,
    zwei Eimer Scheiße nimmt er mit
    Die Liebste hatte ihn betrogen,
    drum schüttet er in hohem Bogen
    die Scheiße auf ihr Haupt hernieder
    und draussen blüht der weiße Flieder.
    Still und heimlich zieht er weiter -
    So rächt sich ein Kanalarbeiter!

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