Freitag, 7. Juli 2017

Das dunkle Haus

Anfang der achtziger Jahre hielt Arthur F. Burns, der damalige US-Botschafter in Bonn, eine Rede vor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik. Darin fiel folgender Satz: „Die Ziegel des atlantischen Gebäudes waren Geld, Technologie und Waffen; der Mörtel aber, der sie zusammenhielt, waren das gemeinsame Erbe und die gemeinsamen Werte der abendländischen Kultur.“
Das Haus ist ziemlich runtergerockt. 2017 spricht Angela Merkel nur noch von einem Wertefundament. Von Fenstern, durch die man in die Welt schaut, oder von Türen, durch die man andere Kulturen hereinbittet, war ohnehin noch nie die Rede, wenn die Metapher vom Haus bemüht wird. Da geht es um betonharte Fakten, um die Steine, aus denen dieser Wehrturm namens „Westen“ geschaffen wurde.
So wirkt auch das aktuelle G 20-Treffen der selbsternannten Weltregierung. Man kann keinen Blick hinter die Fassade werfen. Das Haus ist von hohen Mauern umgeben, die von einer Armee bewacht werden. Steht das Haus in einer Stadt oder kann man die Nachbarhäuser von dort aus gar nicht sehen? Brennt überhaupt noch Licht? Ohne Fenster ist es schwer zu sagen. Vielleicht ist es auch ein Hochbunker oder eine Festung?
Warten wir die Reden der beteiligten Politiker ab. Wir dürfen uns auf „zentrale Bausteine“ freuen, auf „Säulen“ und „Eckpfeiler“ sowie diverse „Ebenen“. Schließlich muss das Haus ja vor dem Einsturz bewahrt werden – falls es nicht ohnehin auf Sand gebaut wurde. „Baumeister“ werden sie sich nennen und von einer „neuen Architektur“ sprechen, als wäre es das Jahrestreffen der Freimaurer. Jedes Gebäude teilt die Welt in ein Innen und ein Außen. Aber um das zu erkennen, braucht man Licht.

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