Freitag, 4. März 2016

Der Cliffhanger

„Beschäftigte Leser sind selten gute Leser. Bald gefällt ihnen alles, bald nichts; bald verstehen sie uns halb, bald gar nicht, bald (was noch schlimmer ist) unrecht. Wer mit Vergnügen und Nutzen lesen will, muss gerade sonst nichts andres zu tun noch zu denken haben.“ (Christoph Martin Wieland: Geschichte der Abderiten)
Der Cliffhanger wurde nicht 1873 vom englischen Thomas Hardy erfunden, wie man es bei Wikipedia nachlesen kann. Das Prinzip geht auf die chinesischen Geschichtenerzähler zurück, die in den vergangenen Jahrtausenden an den Straßenecken des Kaiserreichs zu finden waren. Es ist eine alte Tradition, dass eine Geschichte an einem spannenden Punkt unterbrochen wird. So kommen die Zuhörer am nächsten Abend gerne wieder vorbei, um die Fortsetzung zu hören. Die Geschichtenerzähler wurden von ihren Zuhörern immer am Ende der abendlichen Erzählung bezahlt. Dann wurde eine Schale herumgereicht, in die jeder Zuhörer eine Kupfermünze legte. Am nächsten Abend kamen sie wieder, um zu hören, wie die Geschichte weiterging. Besonders beliebt waren übrigens Kriminalromane, die seit über tausend Jahren in China existieren – lange bevor sich europäische Leser für dieses Genre interessierten (Robert van Gulik (Hg.): Merkwürdige Kriminalfälle des Richters Di, Diogenes Verlag 1998; Nachwort, S. 335f. + 369).
Sister Sledge - Lost In Music. https://www.youtube.com/watch?v=O6ZNcIJmn5I

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen