Dienstag, 14. September 2021

Das Museum der vergessenen Wörter

 

Wer ist heute noch mit einem Affenzahn unterwegs, wo der Kraftwagen inzwischen SUV heißt?

Den Bandsalat kennen und fürchten nur wir Alten. Ich habe noch Kassetten und einen Kassettenrekorder. Selbstverständlich auch einen Bleistift zur Lösung des Problems.

Der einst so stolze Bürohengst ist jetzt ein domestizierter Lurch, dessen Chef permanente Erreichbarkeit und Willfährigkeit einfordert – und bekommt.

Der Dreikäsehoch ist ein Knirps, ein Steppke. Heutzutage muss man ja zu den Kindern freundlich sein, obwohl sie es nicht verdient haben.  

Das Gabelfrühstück kenne ich aus Kafkas Romanen. Leider ist diese Mahlzeit dem Zeit- und Leistungsdruck des modernen Kapitalismus zum Opfer gefallen. Es handelt sich um ein reichhaltiges zweites Frühstück, das am späten Vormittag eingenommen wird. Gerne auch warme Speisen, zu denen Alkohol gereicht wird.

Der Hagestolz heißt heute Single. Ein würdeloser Anglizismus für eine Lebenshaltung, die sich der Unabhängigkeit und Kinderlosigkeit verpflichtet sieht.

Das Lichtspielhaus wurde zum Kino eingedampft. Die Poesie dieses magischen Ortes, mit dem man heute nur noch klebrige Fußböden und endlose Werbung verbindet, ging leider verloren.

Der Pfennigfuchser ist der Einführung des Euro zum Opfer gefallen.

Der Ratzefummel ist ein Opfer der Digitalisierung!

Der Schmalhans ist heute nicht mehr Küchenmeister, da wir alle in Saus und Braus leben.

Schnafte bedeutet so viel wie knorke oder dufte, also sehr gut (=> urst). Wurde dem Berliner leider ausgetrieben. So wie die Fisimatenten, Pillepalle und die Scheselong.

Heute ist uns nichts mehr schnuppe, es ist uns einfach scheißegal.

Aus der Sommerfrische, die der Stadtmensch auf dem Land verbrachte, wurde eine Woche Malle all-inclusive.

Ein Springinsfeld ist ein junger Mann, der unerschrocken seine ersten Lebenserfahrungen sammelt. Er wird auch Luftikus oder Grünschnabel genannt und studiert heutzutage unweit vom Hotel Mama BWL oder Germanistik auf Lehramt.

Frauen tragen keine Stöckelschuhe mehr, sondern High Heels. Geändert hat sich nüschte.

Wenn Sie bei Wikipedia „Tausendsassa“ eingeben, sehen Sie ein Foto von Andy Bonetti.

Urst habe ich in den neunziger Jahren noch in Ost-Berlin gehört. Es bedeutet „sehr“ oder „saugeil“. Auch die Plaste, Grilletta (= Hamburger) und Krusta (= Pizza) gingen nach der Wende verloren. Neue Wortschöpfungen wie Wendehals sind auch schon wieder verschwunden. Der Opportunismus ist den Deutschen aber erhalten geblieben.

Der große Zampano macht einen auf dicke Hose. War auch als Prahlhans bekannt, nennt sich jetzt Poser.

8 Kommentare:

  1. +++ LIVE +++ TICKER +++

    14. September 2021

    DIE NACHRICHTEN
    Frankfurt am Main

    Neues Romantik-Museum ERÖFFNET ❣️

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  2. -Hackengas-

    Gib mal Hackengas => Beeil dich !

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  3. Scenesprache, die ausgestorben ist:
    Broada ( schwäb.), also gebraten, means bekifft, berauscht im weitesten Sinne.
    s´ Geggele sei. Also das Brathuhn ( Gockel ) sein dito siehe broada.
    Kahlen : wegfressen, schnell essen oder einfach nur essen mit Appetit.
    gute Scheibe : gute Schallplatte
    Beatschuppen ( das war vor meiner Zeit, so 50er/60er ) : Club
    Gassenhauer ( noch später, 30er ) : Hit
    Und dann noch high tech : Floppy disc oder einfach nur floppy : digitales Speichermedium

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  4. Einen langen Schuh machen => abhauen, weglaufen

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